So, ich hab mir mal mit der Reaktion bis zum sonnigen Sonntag Mittag Zeit gelassen, der meine Reaktion vielleicht auch ein wenig dämpft. Hier war zwar gerade Ruhe eingekehrt, aber so einige Dinge will ich nicht ungeklärt lassen.
Sorry schon mal für die Wall of Text.
Andreas Scheinhütte von dem oft empfohlenen Buch "Schule der Rockgitarre Bd 1" ist da aber anderer Meinung.
Das mag sein. Und jetzt? Der Fehler den du machst ist: du zeigst mir erst, dass ein Profi oder Fortgeschrittener nicht mehr den Einblick hat, was für einen Anfänger problematisch ist und ich würde als Fortgeschrittener garnicht mehr einschätzen können wie viel Kraft man braucht:
Und ich behaupte noch immer das Anfänger - Anfänger in vielerlei Hinsicht sogar besser helfen können weil für Profis so manch eines mittlerweile selbstverständlich ist das sie da keinerlei Erfahrungswerte mehr haben.
Und um dein Argument zu stützen zitierst du aber dann einen Profi.
Müsstest du nach deiner Logik nicht einen Anfänger zitieren der es deiner Meinung nach ja besser wissen muss als ein Profi? Oder bist du der Meinung, dass jetzt doch derjenige mit mehr Expertise, in diesem Falle der Buchautor, den entscheidenden Tip geben sollte? Das würdest du deine eigene Argumentation aber heftigst konterkarieren.
Du machst einen entscheidenden Fehler. Dem Anfänger zu unterstellen das er grundsätzlich so blauäugig ist jeden Tip aufzusogen / befolgen selbst wenn er falsch ist.
Du hingegen machst einen noch viel schwerwiegenderen Fehler - denn du schließt von dir auf andere. und zwar genau hier:
Ich bin knapp 40 und spiele seit etwas mehr als 1 Jahr. Ich masse mir schon an richtige von falschen Tips zu unterscheiden zu können. Das gleiche muss man ebenso tun bei ganz normalen Antworten auf Fragen.
Ja. Du. Du kannst das vielleicht auch. Du bist ein 40 jähriger Gitarreneinsteiger mit einem Jahr Spielerfahrung. Du unterschätzt völlig, dass du dem durchschnittlichen Gitarrenanfänger einiges voraus hast - und das ist in erster Linie Lebenserfahrung. Du hast in anderer Bereichen des Lebens vermutlich sehr viel Erfahrung gesammelt die du auch auf das Gitarrespiel übertragen kannst, so ist es dir möglich, einen schlechten Tip von einem guten vermutlich in 85%der Fälle selbst zu unterscheiden.
Und jetzt geh mal ins Fitnessstudio und guck dir die 14jährigen jungs an die sich da aufpumpen wollen. Die sind a) Einsteiger in ihrem GEbiet und b) sehr jung. Und du glaubst garnicht was für einen Schwachsinn die glauben und welchem Halbwissen die aufgesessen sind. Was ich schon alles mitbekommen habe was die so erzählen. Dann guck dir die kleinen Mädels an die sich reihenweise ins Delirium fasten weil sie glauben dass alles was sie nach halb neun uhr morgens essen ansetzt. Schau dir einfach mal an wie viel halbwissen gerade unter Jugendlichen verbreitet ist und wieviel falschen Rat die sich gegenseitig abnehmen. Und was meinst du wie viel übles Zeug ich von Einsteigern mit denen ich gearbeitet habe gehört habe, mit dem sie sich bei nicht-Eingriff nachhaltig hätten schädigen können. Und jetzt kommst du und sagst dass jeder mit einem gesunden Menschenverstand das von ganz allein auseinanderhalten kann. bravo. Dann sind also 90% der Jugendlichen für dich schwachsinnige Menschen bzw. ohne gesunden Menschenverstand geboren.
Und bevor du widersprechen möchtest - Achtung: Denn ich könnte dir damit begegnen dass du mit 40 (also fortgeschrittenem) Alter zu weit weg bist von den Problemen der Jugendlichen und jemand, der selbst jünger ist als du, das deutlich besser einschätzen kann. Ich kann nicht versprechen dass ich diese Karte nicht ziehe ;-)
Die Gitarre ob gut oder schlecht am Anfang ist etwas das jeder für sich entscheidet, ganz gleich was einem geraten wird.
falsch. Einfach nur falsch. Gerade der Einstieg und den ersten Kauf da gehen extrem viele Anfänger nach Hörensagen und irgendeinem Kumpel der mal irgendwas erzählt hat. Ich weiß nicht warum du sowas sagst, dir scheinen da die Daten zu fehlen.
Guck dir einfach mal an, wie viele Threads in der Kaufberatung anfangen mit "Ein Freund von mir hat gesagt". Und Kaufberatungsthreads gibts es von Neueinsteigern vielleicht einmal im Tag, vielleicht ein paar Mal die Woche. Die ganzen anderen Gitarreneinsteiger die nicht hier im Forum nach Hilfe suchen werden sich noch mehr davon beeinflussen lassen was ihre Kumpels sagen. Bitte behaupte nicht einfach irgendwelche Dinge die vielleicht für dich stimmen. Ich habe viele LEute bei ihrem erst und Zweitkauf begleitet und man kämpft immer aus einer Kombination zwischen dem was die Eltern bezahlen wollen und dem was die Kumpels aber gesagt haben. Eine freie Entscheidung trifft fast niemand, zumindest nicht im jungen Alter.
Was ich ziemlich schade finde, und was der Grund ist weshalb ich in diesem Thread mitschreibe ist das hier das Gefühl vermittelt wird mann sollte als Anfänger am besten keine Tipps, keine Erfahrungswerte und sonstiges mitteilen und das finde ich für ein Forum extrem gefährlich.
Ich äußere mich jetzt einmal so klar wie ich es kann und zitiere mich dazu aus einem anderen Thread:
Ich habe an sich überhaupt nichts gegen tips in Internet Foren . Auch nicht gegen tips von Anfängern an Anfänger. Nichtmal etwas gegen tips von Anfängern an Profis. Auch nichts gegen ausufernde Diskussionen unter Profis.
Ich habe etwas gegen Unsinn und Halbwissen. Und ich finde es schlimm wenn aus Halbwissen oder Unsinn Gebote, Weisheiten und tatsächlich Handlungsanweisungen formuliert werden.
Einsteiger können sich gegenseitig so viele Tips geben wie sie wollen. Bis sie gründ und blau sind von mir aus. Sie sollen nur nicht behaupten, Einsichten seien grundsätzlich immer weise und auf andere übertragbar. Denn das kann Leute die wirklich nach Weisheiten suchen durchaus aus dem Ruder bringen.
Ich habe oben mein Joggen Beispiel genannt, worauf keiner Eingegangen ist.
Weil dem Vergleich zum hinken noch beide Beine gefehlt haben. Sorry, ich will dich damit nicht angreifen, aber der Vergleich funktioniert einfach nicht. Außerdem - dadurch dass du den Vergleich bringst und mir sagst wie ich auf die 15km jogging reagieren werde zeigst du ja
dass du sehr wohl noch weißt was mein Anfängerproblem ist, obwohl du bereits ein joggingprofi bist. Du hebelst mit deinem Beispiel also wieder nur deine eigene Argumentation aus.
Ich schließe nicht von mir auf andere. Obwohl ich seit 17 Jahren kein Problem mehr mit Barregriffen habe, weiß ich dennoch sehr genau was mein Problem war und wie ich es bewältigt habe.
Ganz im Gegensatz zu jemandem, der das Problem noch nicht bewältigt hat. Aber das ist mir Wurst, trotzdem soll jeder Tips geben und anderen helfen. Wie du sagst, davon lebt das Forum. Selbstverständlich lebt das Forum aber auch davon:
Mann kann als Profi / Fortgeschrittener doch noch immer korrigierend Eingreifen wenn falsche Tipps gegeben werden.
Exakt. Kann er. Aber darf er auch? Denn irgendwie habe ich das blöde Gefühl dass wir hgenau das getan haben. Aber geerntet haben wir eine lückenhafte Argumentationskette dir aufzeigen soll, dass man das als Fortgeschrittener/Profi/wasweißich nicht mehr wissen könne und die Einsteiger besser wissen was man machen muss. Und jetzt haben wir ein Problem. Wenn Einsteiger untereinander Halbwahrheiten verbreiten oder sogar Unsinn -
und dem Eingreifenden Profi wird die Kompetenz abgesprochen - dann haben wir nämlich wieder ein geschlossenes System von Neulingen die sich gegenseitig Unsinn erzählen und keine Expertise von außen zulassen.
Und genau deshalb war die Umbenennung für mich absolut notwendig. Damit jeder Hilfesuchende sofort weiß dass er -unter Umständen- was ganz lustiges oder in Ausnahmefällen hilfreiches findet, aber dass hier jeder Tip von einem Einsteiger kommt, der das Problem möglicherweise noch nicht bewältigt hat, sondern nur seinen aktuellen Versuch schildet, das Problem zu bewältigen. Nochmal - da ist nichts falsches dran. Aber der Weg ist eben noch nicht vollständig erprobt und daher experimentell - er muss nicht unbedingt funktionieren.
Um zum schlimmsten deiner Zitate komme ich jetzt:
Und wer solche Tipps einfach befolgt der hat es ehrlich gesagt fast nicht anders verdient.
Heftig. Einfach nur heftig so etwas zu sagen. Daran erkenne ich jetzt aber auch unseren durchaus unterschiedlichen Anspruch.