Also ich halte mich ganz sicher nicht für ein Genie, aber Selbstzweifel habe ich eigentlich auch nicht - andernfalls würde ich mein Hobby irgendwann an den Nagel hängen.
Musik machen am Computer war bereits in den 90er Jahren ein interessantes Feld, allerdings damals Spielerei. Beispielsweise habe ich versucht, "Another brick in the wall" von Pink Floyd mit einem 4-Spur-Sequencer (der AMIGA 500 hatte nicht mehr Spuren) nachzuspielen - naja
Mit den heutigen PC's sind ja die Möglichkeiten beinahe unbegrenzt.
Musik komponieren ist für mich gleichbedeutend mit programmieren (ich komme halt aus der EDV-Ecke) und das macht schon derbe Spaß. Ich weiß gar nicht, ob ich als echter Musiker mit einem echten Instrument das
gleiche Ausmaß an Freude und Motivation erleben würde, da ich einen völlig anderen Beruf habe und das musizieren (genau so wie das schreiben oder zeichnen) als Hobby betreibe.
Die Corona-Zeit, in der ich hier faktisch eingesperrt war, habe ich genutzt, um mich intensiver mit selbstgebastelter Musik zu beschäftigen.
Ich möchte meinen, dass ich im letzten halben Jahr eine Menge gelernt habe und irgendwie ist das sehr befriedigend - zumindest für mich fühlt es sich gut an
Mut zum Schrott, Teil 1:
Was ich inzwischen mache: alles aufnehmen, immer. Jede noch so abstruse Idee festhalten und archivieren. Fehler: egal! Es geht um die Idee (die war ja immerhin für ein paar Minuten oder Stunden "gut") und die kommt zumeist auch nicht wieder. Löschen kann man den Kram auch in einem Jahr noch. Aus 100 Ideen werden so bei mir 10 - 20 grobe Songs. 80% sind und bleiben Schrott-Ideen, aber ein paar Perlen bleiben immer. Nur mal zur Größenordnung: ich habe in knapp zwei Jahren jetzt ca. 250 Ideen wirklich festgehalten, habe 50 weitere schnelle iPhone-Aufnahmen (Gesang und Gitarre), Textschnipsel in diversen College-Heften und aufm Rechner etc. Ihr wisst schon....viel Material.
Auf jeden Fall! Bei mir liegen aber eher jede Menge (tw. unvollendete) Texte herum, weil ich eben auch gern Gedichte schreibe. Musik-Schnipsel gibt es nur wenige.
Das iPhone als "Audio-Notizzettel" hab ich auch oft dabei, aber nicht immer - manche Songideen kommen halt tatsächlich unter der Dusche
Einen Song hab ich tatsächlich geträumt (und mich am nächsten Tag an den Traum erinnert), besser gesagt hat sich im Traum mein Cousin ein spezielles Geburtstagslied gewünscht - et voila
Meine Schrott-Quote würde ich etwa bei 50% einschätzen. Die andere Hälfte wird früher oder später verwurstet, auch wenn es etwas länger dauert und einen tw. recht experimentellen Charakter hat
Texte:
Ha, ganz schwierig. Oft habe ich eine Hook/eine Zeile/einen Reim oder wenigstens ein Thema, welches sich aber eigentlich immer aus der Musik generiert. So in etwa wie: "das fühlt sich nach XYZ an", dies aber zumeist ganz unbewusst, das kommt einfach so hoch als Gefühl, als Assoziation.
Ich schreibe ganz selten Texte ohne Musik. Und wenn ich drüber nachdenke: daraus werden auch nie Songs.
Und halb-ernst: ich texte eigentlich nur, weil ich muss! Wie sonst sollte ich meine Songs fertigstellen können?
Bei mir ist es eigentlich genau umgekehrt, das Gedicht kommt fast immer vor der Melodie. Manchmal muss es noch etwas umgeschrieben werden, damit es zum Rhytmus passt, aber grundsätzlich ist das Texten
für mich der einfachere Part an der Komposition.
Wenn Du keinen Spaß am Texten hast, kannst Du ja auch Instrumentalstücke erstellen
Wenn Du verzweifelt nach Reimen suchst
http://www.2rhyme.ch/
und für Englisch
https://www.rhymezone.com/
Mixing-Schmixing, Mastering-Schmastering:
Mixen und Mastern machen für mich gefühlt 10% aus, maximal. Ok, mag eine steile These sein, aber ich achte inzwischen sehr darauf, dass die einzelnen Spuren klanglich und spieltechnisch wirklich passen. Nach der musikalischen Idee kommt zunächst mal die Produktion mit Arrangement, Instrumentierung, Soundauswahl, Einsingen (oha!) und allem anderen, was man so braucht. Klar, ich packe da am Ende auch schon im ersten Stadium Effekte, Kompressor, Limiter etc. drauf, aber als Mix würde ich das mal nicht bezeichnen. Hier sind wir erst bei einer relativ statischen Darstellung des Songs. Und die muss passen!
Kein Mixen und kein Mastern der Welt kann eine schlampige Produktion retten. Shit in - shit out. Punkt!
Aber Achtung: siehe nächster Punkt!
Sehe ich genau so - letztlich klingt der Song sowieso auf jedem Gerät anders. Ich versuche halt irgendwie, die Mitte zu treffen, damit das Lied sowohl über Profi-Kopfhörer als auch über Handy-Quäker
halbwegs hörbar klingt. Wobei ich der Meinung bin, dass auch echte Musikfans in höherwertiges Equipment investieren sollten. Damit komme ich zwar nie in die Nähe vom mainstream, aber ich hege auch
keine Absichten, selbigen zu bedienen.
Durchhaltevermögen:
Mein persönlich größtes Manko! Nach den 20% Inspiration kommen bekanntlich die 80% Transpiration und naja, die "Arbeit" an der Musik ist nicht gerade meine Stärke. Alles noch einmal üben und einspielen, alles wirklich auf den Punkt bringen, Text fertig schreiben, singen üben, erst dann neu einsingen. Chöre, Mix, Side-Chaining, alles schick machen. Oh, fuck off!
Ergebnis bei mir: ich habe zwar einen ganzen Sack Songs soweit am Start, aber auch locker 25 Songs oder mehr, die "eigentlich" nur mal bearbeitet werden müssten. Das wären dann aber 25 Wochen richtige Arbeit, bäh!
Nein, nein, ich suche lieber jeden Tag den neuen Groove, die neue Melodie, den noch besseren Song. Und die "alten" Songs interessieren mich ganz schnell auch nicht mehr wirklich. Hat wohl etwas mit Belohnungszentren im Gehirn zu tun oder so.
Ich bin trotz meines nicht mehr ganz jungen Alters einfach ein Spielkind...... nur zufrieden bin ich damit leider nicht immer.
Wäre schon geiler, wenn ich zu mehr greifbaren Ergebnisse käme.
Der Computer ist geduldig und das Heimstudio hat den unschlagbaren Vorteil, dass Du unendlich viele Versuche hast.
Außerdem ist es z.B. bei soundcloud möglich, updates hochzuladen, d.h. nachträgliche Modifikationen sind kein Problem. Ich finde das sehr praktisch, weil ich dadurch nicht gezwungen bin, ein Musikstück (womöglich obendrein bis zu einer deadline) fertigzustellen und letztlich ist es ja auch in meiner EDV-Welt so: zu jeder Software gibt es immer wieder Aktualisierungen, die das Produkt verbessern.
Außerdem musst Du ja nicht das komplette Werk verwerfen und bei Null anfangen, wenn z.B. nur die Bass-Spur nicht passt - dann tauschst Du sie halt aus und schwupps, schon klingt das Ganze wieder etwas
besser - oder zumindest anders
Wie gesagt, mache ich Musik nur nebenbei als Hobby. Es kann schon mal vorkommen, dass ein Song eine Weile liegt, bevor er weiter bearbeitet wird, weil ich eben meine Freizeit (vor allem jetzt im Sommer) auch
anderweitig nutze und nebenbei darf ich ja auch ein bisschen arbeiten...
Ich arbeite allerdings nie an mehreren Projekten gleichzeitig - dafür bin ich absolut nicht Multitaskingfähig genug
Immer hübsch der Reihe nach, eines nach dem anderen
Hunderte Sachen gleichzeitig beginnen führt oft eben nur dazu, dass nie etwas fertig wird oder weitergeht.
Das herumspielen finde ich genau so cool, wie Du. Wenn ich das Grundgerüst eines Songs soweit fertig habe, probiere ich oft stundenlang herum, wie wohl die gleiche Melodie klingt, wenn man ein völlig
anderes (manchmal absurdes) Instrument verwendet. Das Resultat ist oft überraschend. Und außerdem finde ich diese Vorgehensweise irre kreativ
Die Frage ist: Für wen machst Du Deine Musik, wer ist Deine Zielgruppe?
Ich mache meine Musik in erster Linie für mich selbst, d.h. ich höre mir meine Kreationen auch später immer wieder gerne an. (weil sie logischerweise meinen musikalischen Geschmack bedienen)
Wenn andere einen Song gut finden, freue ich mich natürlich, aber ich bin auch nicht böse, wenn jemand ein Lied von mir nicht mag.
Vielleicht ist es bei Dir anders? Wünschst Du Dir viele Fans, die Deine Werke lieben (das Belohnungszentrum wird durch positives Feedback von anderen Menschen auch angekurbelt, denke ich)