Akustikgitarre um 3000€: Von Instrumentbauer bauen lassen oder doch eine Martin/Gibson?

konkret jetzt eine Hannika für um die 1.000 €, zu welchem Preis (und Stundenaufwand) würde ein Gitarrenbauer qualitativ entsprechende Gitarre bauen?

Die Frage lässt sich recht leicht beantworten: Gar nicht.
Kein Gitarrenbauer in Deutschland würde eine Gitarre für 1000€ verkaufen. Das lohnt einfach nicht. Selbst wenn man eine Gitarre per Hand in 60 Stunden bauen könnte und nur 100€ Materialeinsatz hätte (was absurd ist, das kosten meist schon vernünftige Mechaniken alleine), plus 100€ für Werkzeuge, Strom, Miete etc.. dann läge der Stundenlohn bei 13€.. Realistischer sind 80 Stunden und mindestens 400€ Materialeinsatz. Dann bist du bei nem Stundenlohn von 7,50€..
Daher kosten selbst "günstige" Gitarre vom Gitarrenbauer einfach über 3000€. Auch bei noch wirklich günstigen Hölzern und Mechaniken. Die Arbeitszeit ist einfach der preistreibende Faktor. 80 Stunden mal 30€ (was für einen Handwerks-Meister immer noch nicht viel ist) sind halt einfach schon 2400€.

Alles was ein Gitarrenbauer baut, ist generell einfach auf einem ganz anderen Niveau, als eine 1000€ Hanika. Hanika baut ja selbst auch Meisterstücke. Die kosten dann halt auch über 3000€.

Die Nische für die Gitarrenbaumeister beginnt dort, wo die in "Fabriken" produzierten Gitarren aufhören. Man kann natürlich Glück haben und einen jungen aufstrebenden Gitarrenbauer finden, der seine Gitarren noch unter Wert verkaufen muss, weil er oder sie (vollkommen korrekt, dass es da durchaus gar nicht so wenig Frauen gibt..) sich noch einen Namen machen muss. So wie Jakob Poljakoff vor Jahren: Er kam aus England zurück, niemand kannte ihn hier, entsprechend wenig nachgefragt waren seine Gitarren, entsprechend niedrig musste er den Preis ansetzen.
Da muss man halt rumgucken. Ich verlinke immer gerne diese Liste, aber so langsam ist die nicht mehr so richtig aktuell, glaube ich: http://www.4allmusic.com/selection-...8-liste-der-gitarre-gitarrenbauer-deutschland

Aber ich würde mich dem generellen Tenor hier anschließen: Einfach soviel anspielen wie möglich. Irgendwann findet man "seine" Gitarre.
Ich erzähle immer gerne die Geschichte, wie ich meine erste Western gekauft hab: Da bin ich über ein halbes Jahr quasi jede Woche irgendwo in NRW hingefahren und hab Gitarren angespielt. Und wenn man dann so 500 Dinger in den Händen hatte, weiß man, was einem gefällt und was nicht.
Und mit den Leuten reden hilft auch viel. Die meisten Gitarrenbauer haben ja auch eine gewisse Philosophie und man lernt so viel über das Handwerk dahinter und Prozesse und Hölzer. Und es ist unheimlich schade, dass diese Berufszweig so schwierig zu beschreiten ist. Ich fürchte, dass da nicht mehr viele junge Gitarrenbauer nachkommen (liegt an der Ausbildungssituation).

So ähm... zurück zum Thema und so ;-)
 
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Hi,
ich rate dir zum Kauf eines bereits existierenden Instruments. Es gibt so großartige Instrumente - gerade auf dem Gebrauchtmarkt.

Ein paar Beispiele:

Meine LOWDEN beispielsweise habe ich 11 Jahre lang gesucht. Meine Tante hatte eine S-5. Diese Gitarre hat mich total geflasht! Bei einem Wassereinbruch in deren Keller ging das wertvolle Instrument 2009 kaputt. Ich war untröstlich. Was mich rettete war eine TAYLOR 310, die zwar der LOWDEN nicht das Wasser reichen konnte, dennoch unglaublich dynamisch und dabei kraftvoll klang. Ich spiele sie bis heute.

11 Jahre später tauchte das erste Mal wieder eine LOWDEN S-5 in Deutschland bei EBAY-Kleinanzeigen auf. Ich fuhr 400 km weit und kaufte die Gute mit zerstörter Brücke. Mein Gitarrenbauer des Vertrauens (Armin Dreier / dreier-guitars) hat sie liebevoll instandgesetzt. Beide nebeneinander gespielt sind sehr unterschiedliche Gitarren und ergänzen sich sehr gut!

Vor einigen Jahren besuchte ich einen Freund, der A-Gitarren sammelt und das Beste vom Besten rumstehen hat. Dort spielte ich eine Gibson SJ 200...und war total verliebt! So hatte ich noch keine Gibson Akustik erlebt. Wow. Die ganze Heimfahrt quasselte ich meiner Frau die Ohren voll. Die Suche begann. Nur leider sind die Teile echt teuer! Es wurde zwei Jahre später eine GUILD JF-30, das Schwestermodell, leider reparaturbedürftig (...und auch hier leistete Armin Dreier großartige Arbeit). Während sie in seiner Werkstatt eine neue Decke und ein neues Griffbrett bekam, lief mir unverhofft eine SJ 200 über den Weg und ich kaufte sie nach gründlichem Anspielen. Nun habe ich vier geniale Akustikgitarren - alle von der Stange, aber dennoch mit ganz persönlichen Geschichten.

Die GUILD und die GIBSON sind auf dem Papier baugleich: Ahornkorpus, Fichtendecke, Ahornhals, Palisandergriffbrett. Made in USA.
Klanglich sind sie unterschiedlich...die GIBSON drahtiger, die GUILD massiger. Beide transparent, klar, kraftvoll.

Für mich beginnt die Freude auf ein Instrument mit der Suche...und das geht dank AHA auch während Corona.

Ich mache dir MUT zum Entdecken einer Traumgitarre...bei dem Budget wird das möglich sein!
 
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(...) Daher kosten selbst "günstige" Gitarre vom Gitarrenbauer einfach über 3000€. (...)

Ja, das meine ich auch, doch einige Beiträge weckten in mir den Eindruck, man könne in Deutschland, zumindest regional, handgefertigte Gitarren für das angesetzte Budget (3.000 €) bekommen.

Doch, um bei dem Thema zu bleiben, selbst die günstigsten Gitarren, lassen wir die 3.000 € als realen Preis, von einem Gitarrenbauer wären Ware von der Stange; eine nach Wunsch und Maß gefertigte Traumgitarre läge preislich weit, weit darüber, und darum ging es.
Bei diesem Budget ist es für den Käufer besser, eine gute Fabrikgitarre, die ihm gefällt, zu kaufen.

Gruß, Bert
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei diesem Budget ist es für den Käufer besser, eine gute Fabrikgitarre, die ihm gefällt, zu kaufen.

"Besser".. weiß ich nicht. Ich glaube man kann mit beidem glücklich werden.
Auch mit gebrauchten Gitarren. Das ist auch gerade aktuell glaube ich gar nicht schlecht. Vielen Musikern geht es bedauerlicherweise finanziell aufgrund der Situation ohne Auftritte nicht wirklich gut und gefühlt gibt es da doch ein paar interessante Gitarren, die auf den Markt geworfen werden, einfach weil sich Leute von weniger gespielten Instrumenten trennen um die Miete zu zahlen.

3000€ ist halt so ein Grenzbereich: Gehobener Bereich von "Stangengitarren" und unterster Bereich an handgebauten Gitarren.

Was man letztlich bevorzugt ist auch irgendwie eine Typfrage. Ich mag z.B. auch individuelle Dinge sehr gerne und das Wissen, dass es diese Gitarre nur einmal so gibt (oder zumindest nur in sehr kleiner Auflage) ist für mich auf jeden Fall auch ein Argument für einen Kauf. Ich hab einen Prototyp eines Nachbaus einer "Renaissance"-Gitarre, die ist einmalig, da ist nichtmal ein Label drin. Es wäre quasi eine Jellinghaus. Meine Rössler Meistergitarre gibt es vmtl vllt ein Dutzend Mal in ähnlicher Ausführung. Ich habe eine elektrische Shark-Guitar von Andreas, einem schweizer Gitarrenbauer, da gibt es auch höchstens eine Handvoll von. Ich finde sowas toll. Ich schiele auch stark in Richtung vintage Gitarren und die Wahrscheinlichkeit, dass ich eine Gitarre von der Stange kaufe ist relativ gering, mit der einen Ausnahme von Lowden, da kann ich schnell schwach werden.. Das muss aber irgendwie jeder für sich entscheiden. Finde da kann man nicht wirklich tolle Tipps geben.
 
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Daher kosten selbst "günstige" Gitarre vom Gitarrenbauer einfach über 3000€.

Nicht überall. Ich kenne den Workshop von Mike Sanden. Das ist schon Handarbeit pur. Allerdings hat er Tanglewood lange Zeit beraten und dabei wohl zumindest gelernt Zeit zu "Organisieren". Er baut in der Roots Serie immer "Batches" der gleichen Gitarre um seine Abläufe zu optimieren. Ein Teil der verwendeten Zeit ist halt auch "Rüstzeit" (also Werkzeuge auf das Projekt einrichten). 10x das gleiche Format schneiden spart 9 mal das Format an der Maschine einstellen. ...

Natürlich kann er auch für 3000 aufwärts bauen, aber die Roots Serie gibt es für +/-2000 EUR. (je nachdem was die Schwedische Krone SEK so macht)

https://www.sandenguitars.com/r42

Am Holz oder den Anbauteilen wird da nicht gespart - ich habe 2 Gitarren von ihm.

Gruß
Martin
 
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@hack_meck Ich dachte jetzt mehr an Deutschland.
Du bekommst ja auch problemlos handgebaute Gitarren in Polen und anderes osteuropäischen Ländern oder Thailand oder whatever für deutlich günstiger.
Und klar: Wenn es solche "Serien"-Gitarren sind, kommt man da günstiger bei weg. Ich weiß aber nicht, was bei Sanden ist, wenn du mit speziellen Wünschen ankommst.. Denke das wird dann auch schnell teurer.
 
Hallo, hier mal einige Infos von/über unserem lokalem Gitarren-Hero Peter Finger (kein Witz, der heißt wirklich so). Vielleicht clickst du dich da mal durch. Einen online-Shop und ein Ladengeschäft gibt es auch.

https://www.acoustic-music.de/

Und was auch immer der Peter schreibt, vorstellt oder verkauft. Du kannst dir ziemlich sicher sein, dass er einen nicht übers Ohr haut und weiß, wovon er spricht.

Grüße aus Niedersachsen
 
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Mich würde interessieren ob ihr bei einem Budget von 3000 Euro eure Traumgitarre bauen lassen würdet oder zu einem Standardmodell von Martin oder Gibson greifen würdet?

Eindeutig letzteres, wobei ich die Auswahl nicht auf die zwei Marken beschränken würde. Bei wirklich guten Gitarrenbauern mit überregionaler Reputation bekommt man nicht ansatzweise ein Instrument für den Preis. Ab ca. dem doppelten Budget wird es mMn langsam interessant, sodass man tatsächlich langsam von "Traumgitarre" sprechen kann.
 
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Hallo, 3000 € ist so ein Budget zwischen gut und böse für eine Traumgitarre. Ich habe sehr gute Erfahrungen gemacht mit Lakewood (habe mittlerweile drei Stück, eine zu verkaufen). Hier kann man sich ein Modell von der Stange als Custom Modell bauen lassen mit zusätzlichen Features (z.B. anderes Holz, breiteren Hals (war für mich wichtig) usw). Dann kannst Du in die einschlägigen Läden gehen, die Lakewood führen, und die (fast) genauen Gitarren ausprobieren, die Du Dir dann bestellen willst. Und für 3000€ bekommst Du bei Lakewood (halb Factory / halb Handarbeit) wirklich sehr ordentliche Gitarren. Die haben natürlich ihren eigenen Sound, wie alle Gitarren, aber als ich mir meine habe bauen lassen (eine Fichte / Mahagoni Dreadnought für ein wenig über 2000€) habe ich viele Gitarren ausprobiert, und die Build Qualität bei Lakewood war besser (mehr konsistent) als bei den Martin oder Gibson Gitarren, wo mal eine gut und die nächste unsauber verarbeitet war. Das wäre mein Tipp. Ansonsten spare bis Du so 5000€ zusammen hast, und dann wende Dich an den Gitarrenbauer Deines Vertrauens. Und noch ein Tipp aus meiner eigenen Erfahrung: Im Jahre X ist dies Deine Traumgitarre, im Jahre Y jene. Man verändert sich. Der gebrauchte Markt ist auch voller toller Gitarren, heute weiß ich grundsätzlich, was ich suche (12 Fret Dreadnoughts, je größer, desto besser - ich habe lange Arme) und ich würde immer wieder gebraucht kaufen. Viel Erfolg!
 
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