Akkordeon und Midlife-Crisis

Bernnt
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Vor ein paar Tagen hat man mir gesagt: "Eigentlich hast du es ganz gut. Dein Akkordeon hilft Dir bestimmt durch die Midlife-Crisis hindurch." :gruebel:Ich habe das zunächst nicht so sehr ernst genommen, aber jetzt auf den zweiten Blick...

In der Tat: Das Akkordeon ist ein guter Begleiter. Man spielt etwas, was man früher schon einmal gespielt hat. So kehren Erinnerungen, Gefühle und Gedanken wieder. Es gibt Identität, und vermittelt Zufriedenheit. Es stellt Ansprüche und weitet den eigenen kulturellen Blick, indem man sich nun mit anderer Literatur und Biographien aus anderen Zeiten beschäftigt. Es macht einem eigene Wünsche und Beschränkungen klar. Ein Akkordeon ist nicht nur ein Instrument, es ist eine Brücke zwischen den musikalischen Welten, in denen man vor Urzeiten beheimatet war und den neuen Welten, die man in seinen Repertoireträumen bereisen will. Welches Instrument hat schon so einen weiten Horizont wie ein Akkordeon? Einerseits Schlager und Seemannslieder, andererseits Blues, Birdland und Bourées?

Gefühle von einst kommunizieren mit Gefühlen von heute. Das Akkordeon ist ein wertvoller Freund neben Familie, Freundeskreis und den Bekannten von der Arbeit. Akkordeonspielen stabilisiert mich. Wahrscheinlich hat meine Bekannte also recht. Wir können uns glücklich schätzen, weil wir uns nicht komplett an das Leben oder an uns selber verlieren müssen.:cool::)
 
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Sei froh, dass Du kein E-Gitarrist bist. Bei uns führt die Midlife-Crisis eigentlich nur dazu, dass wir mehr Gitarren, Amps und Effekte kaufen:)
 
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Bei uns führt die Midlife-Crisis eigentlich nur dazu, dass wir mehr Gitarren, Amps und Effekte kaufen:)

ah! Jetzt wird mir einiges klarer!

... bei mir hat sich das Zeug auch angesammelt... und ich sollte mal schauen, dass ich ein paar von den Dingern wieder loswerde...


So kehren Erinnerungen, Gefühle und Gedanken wieder. Es gibt Identität, und vermittelt Zufriedenheit.

den ersten Teil kann ich bestätigen: es kommt auch jetzt noch ab und zu vor, dass ich das Ding am liebsten zum Fenster rausschmeißen wollte! (legt sich aber zum Glück schnell wieder:))

...deswegen kann ich den zweiten Teil nicht unbedingt und uneingeschränkt bestätigen - ich hab da bisweilen schon ein ambivalentes Verhältnis zu dem Teil.
 
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@Bernnt

Schön geschrieben und treffend!

Was Du oben beschreibst gilt uneingeschränkt und ich finde, es gilt für jedes Instrument, inklusive Vocals. Ich hatte eine sehr lange Pause, in der ich zwar ab und zu mal ne Akustik-Gitarre in die Hand genommen habe, aber nicht ernsthaft gespielt oder gar geübt habe. Vor einigen Jahren hab ich dann wieder richtig Gas gegeben, erst gesanglich, dann auch wieder am Klavier, habe mir sogar ein Klavier gekauft (nach jahrelanger E-Piano Zeit), jetzt mehr und mehr an der E-Gitarre. Man beginnt natürlich damit, Altes wieder hervorzuholen. Dabei kommen Gefühle, Erinnerungen und so hoch (nicht immer angenehm). Bis hierhin Midlife-Crisis (ich bin jetzt 49 Jahre alt).

Dann allerdings kommst Du an einen Punkt, an dem Du merkst, dass all die Erfahrungen und Erinnerungen Dir helfen, auf die nächste Stufe zu kommen. Und ab da wird es spannend und Du merkst, dass Du über die Midlife Crisis hinaus bist :)

Und nicht nur das Akkordeon deckt einen weiten Bereich ab. Das gilt in direkter Übertragung auch für Gesang, Gitarre, Klavier, Trompete und alle anderen Instrumente, die eine gewisse Historie haben. Einige sind stehen geblieben und gehören zu einer bestimmten Zeit (Cembalo z.B.), andere sind aus einer neueren Zeit und haben weniger lange Entwicklungen durchgemacht (Saxofon), andere sind transformiert worden (Gitarre zu E-Gitarre und so).
 
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Bei uns führt die Midlife-Crisis eigentlich nur dazu, dass wir mehr Gitarren, Amps und Effekte kaufen:)
Ja, aber das kenne ich aus meiner E-Gitarren-Zeit auch. Man kann aber auch mehrere Akkordeons kaufen. Ein Forumsteilnehmer hat es zu mehr Akkordeons gebracht als er alt ist...

dass ich das Ding am liebsten zum Fenster rausschmeißen wollte
Ja, da tauchen Gefühle auf - den Drang hatte ich auch immer wieder... Ist aber sehr therapeutisch und integrativ. Weltlust und Weltschmerz gehören zusammen. Ohne das eine gibt es das andere nicht.

Und nicht nur das Akkordeon deckt einen weiten Bereich ab. Das gilt in direkter Übertragung auch für Gesang, Gitarre, Klavier, Trompete und alle anderen Instrumente, die eine gewisse Historie haben. Einige sind stehen geblieben und gehören zu einer bestimmten Zeit (Cembalo z.B.), andere sind aus einer neueren Zeit und haben weniger lange Entwicklungen durchgemacht (Saxofon), andere sind transformiert worden (Gitarre zu E-Gitarre und so).
Hallo @scenarnick, willkommen im Akko-Forum. Du scheinst Multi-Instrumentalist zu sein und eine große Bandbreite zu haben. Toll.:) Ich spiele Akko, Keyboard, Orgel und ein bisschen Gitarre. Wenn ich meine Instrumente benutze, stelle ich fest, dass ich sie alle in einem bestimmten Milieu spiele. Sitze ich am Klavier, gibt es Jazz oder Klassik. Auf der Orgel wird Kirchenmusik serviert. Auf der Gitarre klampfe ich, wenn meine Rockband einen zweiten Gitarristen braucht. Nur das Akko bringt mich in Kontakt mit Musik, die ich gespielt habe bzw. musste, aber nicht mehr spiele oder nicht mehr spielen will. Auf dem Akko-Notenstapel liegen alpenländische Volksmusik, Tango, Musette, Barock, Schlager, Jazz, Klassik und konzertane Musik ... wild durcheinander. Irgendwie total verrückt. Eigentlich macht ja nach den Statistiken jeder sein Ding - die eine spielt Volksmusik, der andere halt Jazz etc. pp. Aber auf dem Akkordeon mache ich nicht mein Ding. Vielmehr macht das Akko sein Ding - und das ist ziemlich universell und für meine Familienangehörigen manchmal ziemlich herausfordernd.:D Aber vielleicht ist das einfach eine Konsequenz des musikalischen Lebenslaufs.:gruebel:
 
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Hallo @scenarnick, willkommen im Akko-Forum.
Hi und danke. Ich bin einfach über den ansprechenden Titel unter "neue Threads" gestolpert. Sonst hab ich mit Akkordeon nicht viel am Hut, auch wenn ich gern Tango und Tango Nuevo höre.
Du scheinst Multi-Instrumentalist zu sein
Halbwissen auf einigen Gebieten ;) Begonnen habe ich mit Klavier im Selbststudium. Der einzig "ernste" Unterricht war Gesang im klassischen Fach und jahrelang Singen in Oratorienchören und Kammerchören. An der Gitarre taugt's für ein Lagerfeuer
Nur das Akko bringt mich in Kontakt mit Musik, die ich gespielt habe bzw. musste, aber nicht mehr spiele oder nicht mehr spielen will. Auf dem Akko-Notenstapel liegen alpenländische Volksmusik, Tango, Musette, Barock, Schlager, Jazz, Klassik und konzertane Musik ... wild durcheinander. Irgendwie total verrückt. Eigentlich macht ja nach den Statistiken jeder sein Ding - die eine spielt Volksmusik, der andere halt Jazz etc. pp. Aber auf dem Akkordeon mache ich nicht mein Ding. Vielmehr macht das Akko sein Ding - und das ist ziemlich universell und für meine Familienangehörigen manchmal ziemlich herausfordernd.:D Aber vielleicht ist das einfach eine Konsequenz des musikalischen Lebenslaufs.:gruebel:
Da sagst Du was - so intensiv hab ich nicht darüber nachgedacht, habe mir aber nach Deinem Post mal eine Lose-Blatt-Sammlung von meinen Klavierstücken angeschaut. Da liegt Schumann's "Träumerei" direkt auf Alan Parson's "Turn of a Friendly Card" und das wiederum auf einem Klavierauszug aus "Don Giovanni". Ja, musikalischer Lebenslauf trifft's sehr gut :D
 
@Bernnt - ich glaube Du bist in einer besonderen Situation, denn nicht jeder nimmt sich im entsprechenden Alter gerade das Akkordeon neu vor, wie Du es seit einiger Zeit tust. Dadurch bekommst Du natürlich viel frischen Wind (im doppelten Sinne) als ohne Wechsel. (Vielleicht bist Du auch in den Wechseljahren?)

Diejenigen, die schon immer Akkordeon gespielt haben, werden das nicht mit ihrer MC in Verbindung bringen, höchstens einen Instrumentenwechsel in Richtung kleiner und leichter in Erwägung ziehen.


Andererseits - ich weiß nicht ob das Akkordeon eine besondere Anziehungskraft für in die Jahre gekommene Abbrecher ist. Ich höre so oft den Satz von unzähligen Leuten aus dem Publikum, "ich habe früher auch mal Akkordeon gespielt." Und nicht selten gibt es im entsprechenden Alter wieder eine Initialzündung, damit anzufangen.
Nur weiß ich eben nicht, ob das bei Posaunen oder Celli nicht genauso ist...
 
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Vielleicht bist Du auch in den Wechseljahren?
Ja klar, @Klangbutter, weißt Du doch. Ich wechsele von Tasten auf Knöpfe...

Nur weiß ich eben nicht, ob das bei Posaunen oder Celli nicht genauso ist...
Da kenne ich zwei Beispiele von Cellisten, die das in ihrer Kindheit und Jugend nicht gelernt haben. Beides Frauen. Ihre Geschichte begann in ihren Anfang 30ern, als die Kinder aus dem Gröbsten raus sind und sie beschließen, ihren Traum zu verwirklichen, den sie schon immer hatten. Also nicht in der Midlife-Crisis, sondern davor. Weiß aber auch nicht, ob das jetzt typisch ist. In mein Midlife-Crisis-Beuteschema passt aber die Geschichte eines Jazz- und Klassikliebhabers, der in den späten 50ern beschließt, in die örtliche Musikschule zu gehen und Kontrabass zu lernen. Das kam sogar in der Zeitung, scheint also auch nicht gewöhnlich zu sein.
 
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na gut ... Kontrabass! ... :rolleyes:

Mein lieber @Klangbutter, sei mal vorsichtig mit dem Smiley hinter dem Kontrabass. Kontrabassisten würden Dir in der Subkontra-Oktave eins brummen. Aber ich halte Dir zugute, daß Du Dich beim Smiley nur verdaddelt hast.

Ich frage mich, in welcher Lebensabschnitts-Krise ich mich befinde, indem ich nach und auch parallel zum Akkordeon Kontrabass gelernt und gespielt, zuletzt im studentischen Sinfonieorchester, und jetzt mich wieder etwas mehr dem Akkordeon zugewandt habe.

Kurz: Akkordeon (und ähnliches wie Klavier, ...) -> Kontrabass -> Pause, Pause, Pause, ... -> AKKORDEON.

Der Herr hat in seinem Garten einen Reichtum an seltsamen Geschöpfen erschaffen. Ob er auch musikalische Lebensabschnitts-Krisen geschaffen hat, hat er mir noch nicht erleuchtet.

Viele Grüße

morino47
 
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@scenarnick, die Kontrabass-Zeile kenne ich nicht. Vielleicht müsste man diesen Refrain

(also:
Ich war noch niemals in New York, ich war noch niemals auf Hawaii
ging nie durch San Francisco in zerriss'nen Jeans
Ich war noch niemals in New York, ich war noch niemals richtig frei
einmal verrückt sein und aus allen Zwängen flieh'n.
)

so umschreiben:

Ich spielte niemals Kontrabass und rauchte niemals einmal Gras,
gab mich noch nie totalverrückten Hobbys hin,
Ich spielte niemals Kontrabass und rauchte niemals einmal Gras
einmal verrückt sein und aus allen Zwängen flieh'n. :D;)
 
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Mein lieber @Klangbutter, sei mal vorsichtig mit dem Smiley hinter dem Kontrabass. Kontrabassisten würden Dir in der Subkontra-Oktave eins brummen. Aber ich halte Dir zugute, daß Du Dich beim Smiley nur verdaddelt hast.

Ich akzeptiere dass ich mich hier völlig daneben benommen habe, denn dies ist ein politisch sehr korrektes Forum und entschuldige mich bei allen, die jemals einen Kontrabass angefasst haben! :hat: Jawohl.


Kennt ihr den Bassistenwitz ... :D ... Nein lieber nicht. Sonst krieg ich hier noch mehr auf die Mütze.
Und wehe, jemand schreibt ihn jetzt hier hin!!

p.s. mich würde doch schon interessieren, wie Du die Komplexität und den Übeaufwand der beiden Instrumente bewertest. Mit dieser Einschätzung könnte ich mit dem Einsatz eines korrigierten Smileys reagieren. :m_dblbass:
 
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Kennt ihr den Bassistenwitz ... :D ...
Ich kenn nur ein Lied von Fredl Fesl:

Gebn's doch dem Mann am Klavier,
ein frisches Bier,
sagns ihm es wär von mir,
für den Mann am Klavier ein Bier.
Bringens dem Mann am Bass,
auch eine frische Mass,
denn der Mann, der kann nix dafür,
dass er Bass glernt hat und nicht Klavier!
:D


Sehr midlifecrisig. Und das Akko kommt bei Fesl gar nicht vor wie auch in manchen Beiträgen oben, dafür der Kontrabass schon mehrmals. Was würde Sigmund Freud wohl dazu sagen?:gruebel::whistle::D;)
 
Ich spielte niemals Kontrabass und rauchte niemals einmal Gras,
gab mich noch nie totalverrückten Hobbys hin,
Ich spielte niemals Kontrabass und rauchte niemals einmal Gras
einmal verrückt sein und aus allen Zwängen flieh'n.
Den müssen wir aufnehmen :) Mit Akko und was uns sonst noch in die Finger kommt - ach ja, und KONTRABASS :)
 
Ich habe noch nie darüber nachgedacht, aber bin ich etwa auch in den Wechseljahren? Habe mir inzwischen ein Bandoneon zugelegt und tue mir die 4 unterschiedlichen, unlogischen Griffbrettanordnungen an. Bin ich eigentlich völlig PLEMPLEM? In meinem Alter noch??? Jaaaa, mein bester Musikkumpel macht es richtig, der hat sich jetzt ein Motorrad angeschafft :)
 
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Nun ja, wenn’s einen am Akkordeon aus der Kurve trägt, weil die Finger sich verknoten- so what. Wenn einem das mit dem Motorrad passiert - schlimmstenfalls letal. Ich plädiere für die Lösung der Midlife-Crisis durch Musik, Instrument egal, und für alle anderen menschlichen Krisen gleich mit.
LG Tygge
 
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Egal in welchem Alter, es ist ein gute Sache wenn ich meine Gedankenwelt mit Musik fülle, mit (aktiver) Musik schlafen gehe und damit auch wieder aufwache.

Man kann nicht zuviele Instrumente haben, nur zuwenig Platz.
 
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dass ich das Ding am liebsten zum Fenster rausschmeißen wollte!
Das Gola-Ding? Wann, wo genau? Ich hol die Feuerwehr mit Sprungtuch....

Ein Forumsteilnehmer hat es zu mehr Akkordeons gebracht als er alt ist...
Das kann man so nicht sagen. Aber das Auto steht vorm Hotel mit - Moment - 2 Scandallis, 2 Flutinas einer "les trois freres" und einer "Fauconnier"..... wir arbeiten dran......
Und wenn der Maxl noch kräftig schmeißt....:tongue:
 

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