Afrikaner klatschen anders?

  • Ersteller wishless
  • Erstellt am
Hi,

der "Deutsche" klatscht - imho - wie er "marschiert" und da ist die Betonung halt nun mal auf der eins (Links, zwei, drei, vier ...)

Greetz :)
 
Was hat das Tempo denn mit dem Takt zu tun?
Gemeint war: Zähl mal nicht "1 - 2 - 3 - 4" sondern "1 - 1+ - 2 - 2+", sprich: Lass das Metronom mal "halftime" laufen.

So zählen die Leute das Ding übrigens auch rein gefühlsmäßig an.
 
Gemeint war: Zähl mal nicht "1 - 2 - 3 - 4" sondern "1 - 1+ - 2 - 2+", sprich: Lass das Metronom mal "halftime" laufen.

So zählen die Leute das Ding übrigens auch rein gefühlsmäßig an.
Ich will wirklich nur bedingt meckern, aber für mich ist das einfach gefühlsmäßig ein stinknormaler 4/4 - und wenn man die hihat dazu spielt, dann spielt man 4 auf einen Takt und nicht 8. Und das Metronom würde ich auch über 4 laufen lassen und nicht über 8.
 
Ich will wirklich nur bedingt meckern, aber für mich ist das einfach gefühlsmäßig ein stinknormaler 4/4 - und wenn man die hihat dazu spielt, dann spielt man 4 auf einen Takt und nicht 8. Und das Metronom würde ich auch über 4 laufen lassen und nicht über 8.
Klar ist das ein stinknormaler 4/4-Takt. Und die meisten Menschen zählen die drei Schläge ("bumm-bumm-tschack!") gefühlsmäßig als Achtel.
 
MDas klatschen auf 2 und 4 ist dazu quasi ein Gegengewicht zu den schweren Taktzeiten. Durch dieses Gegengewicht (Gegeneinander) entsteht der Groove doch erst. So ist zu mindest mein Empfinden.

Rhythmus ist doch nicht, wenn man auf die sogenannten schweren Taktteile entweder mit Bass oder Snare draufhaut und man nur ein für alle Mal herausfinden muss, welche das sind. Könnte es sein, dass das nur in Deutschland zu einer solchen Diskussion führen kann ;) ?

In der westlichen Musiktradition haben die einzelnen Zählzeiten folgende Schwere (in abnehmender Reihenfolge): 1 - 3 - 2 - 4. Das betrifft aber in erster Linie die Melodieführung. Dem gegenüber übernimmt Rhythmus nun eine bestimmte Aufgabe.

Beats sind die Zählzeiten, bei der die Energie nach unten gerichtet ist, d. h. wo wir, wenn wir tanzen, unser Gewicht auf einen Fuss verlagern. Offs (oder Off-Beats) sind die Zeiten, in denen wir sozusagen im Schwebezustand zwischen den Gewichtsverlagerungen sind. Wird der Beat akzentuiert, unterstützt das das Gefühl des "Runter" beim Tanzen. Wird ein Akzent zwischen die Beats gesetzt, richtet sich die Energie nach oben. Von Synkopen werden wir beispielsweise oben "erwischt" und über eine schwere Zählzeit gehoben (vielleicht auch irgendwie geschubst) oder auch sanft abgesetzt. Dabei spielen auch noch die Energierichtungen von Trommeln eine Rolle. Ein dumpfer Bass-Kick geht eindeutig nach unten, ein offener Surdo-Schlag, obwohl tief, kann auch nach oben gehen. Eine klare Glocke steigt in den Kopf, d.h. wenn auf den Zählzeiten eine straighte Cowbell (oder die Glocke eines schweren Ridebeckens) liegt, bleiben wir irgendwie "oben".

Bei "We Will Rock You" bringt uns die Energie der Snare nach den beiden Bass-Kicks nach oben, wo wir während der 4 bleiben, um danach umso schwerer auf die neue 1 zu fallen.

Vielleicht kann man die 2 und 4 der Snare eben auch als das Gegengewicht zur melodie-betonten 1 und 3 sehen, denn alles lebendige pulsiert eben. Wenn also auf 1 und 3 geklatscht wird, bleibt die Energie unten.

In kubanischen Rhythmen wird manchmal die 1 weder von Bass noch von Bassdrum unterstützt, was uns die Gewichtsverlagerung beim Tanzen behutsamer vornehmen läßt. Wenn demgegenüber – wie im Reggae – die Offs sehr spitz akzentuiert werden, kehrt sich auch die Tanzenergie nach oben. Ich habe mal von afrikanischen Tänzern gehört, dass bei ihnen im Unterschied zu uns (Europäern?) weniger der Schritt, also das Absetzen des Fusses im Fokus ist, sondern vielmehr die Loslösung von der Erde. Einer gebrauchte das Bild eines Gummibandes, von dem wir uns vorstellen sollten, es bände uns zusätzlich zur Schwerkraft eng an die Erde, weshalb es für den Schritt eines heftigeren Impulses nach oben bedarf als es das bloße Eigengewicht erfordern würde. Über diese (Vorstellungs-) Energie kommt es dann zu euphorischen Zuständen (und vielleicht auch zu so etwas wie Trance).

Und noch was zu Afrikanern: Beim Kpanlogo aus Ghana klatscht das Publikum die 4 und die 1. Weil´s da nämlich beim Kpanlogo hingehört und alle das wissen (und vor allen Dingen auch können). Inzwischen soll es in Deutschland Schlagzeuger geben, die auf 1 und 3 schon gar nicht mehr klatschen könnten :eek: .
 
Ich durfte letztes Jahr einem Workshop vom weltberühmten (?) Percussionisten "Nana Vasconcelos" beiwohnen ... stellt Euch vor: der hat kaum ein Percussioninstrument in die Hand genommen, sondern nur mit allerhand Körperteilen irgendwelche Naturereignisse nachgeahmt... da war von 1 und 3 überhaupt nichts zu spüren!

Zieht Euch mal diesen interaktiven Link rein...

...fahrt mit der Maus auf die verschiedenen Gestalten und hört was Nana so macht...

danach diskutiert's sich direkt ganz anders... :great:

http://www.nanavasconcelos.com.br/
 
Um auf die erste Frage, ob ein Schwarzer 2 und 4 betont klatscht und Europäer 1 und drei, einzugehen: grundsätzlich ja.

Wer den Song "car wash" kennt oder gespielt hat der weiß das viele Coverbands und Sänger den Anfang falsch klatschen 1 + 3 betont deswegen klingts dann so wie auf dem Fußballplatz . Es ist aber 2 und 4 betont. eben black music.

Die 2+4 Betonung rührt von dem rythmischen 3 gegen 2 Grundkonzept der Afrikaner her und ist letztendlich dafür verantworlich das die Snare auf 2 und 4 fällt. Die Entsthehung des Ganzen wird von Steve Smith auf seiner DVD erschöpfend und anschaulich erklärt und ist nicht nur für Schlagzeuger lehrreich.

Ach ja da fällt mir noch ein, kommt immer aufs Feel an. Reggae ist 2 und 4 betont - ja. Aber wenn man es alla breve spielt oder empfindet, dann kommt die Betonung auf 1 + 3.

Steward Copeland empfindet Reggae alla breve.

Reggae ist gut um die 2+4 Empfindung (des 1+3 betonungsgeplagten Europäers), zu schulen.
 
Also ums mal auf den Punkt zu bringen. Betonung auf 1+3 ist Klassik, auf 2+4 ist Popularmusik (Manche nennens auch Tanzmusik :eek: ). Wer 1 und 3 betont spielt klassisch. :cool:

Okay. We will rock you fängt mit ´ner starken Bass an. Doch das klatschen ist viel intensiver als die Bassdrum. Bei Another one bites the dust ist auch so ein Klatschen zu hören. Das kommt auf 2 und 4. Oder hört euch mal beim Jazz die High Heat an. Das wird immer die 2 und die 4 betont. Oder auch bei Eye of the tiger betont der Drummer ganz klar auf der High Heat die 2 und die 4.
Hört mal die anderen Instrumente die legen auch ihre Schwerpunkt auf 2 und 4. Spielen sie nicht immer 2 und 4. Das ist ja nun von Rhythmus abhänig. Oft kommt es auch vor, daß man dies mal ´n achtel vorzieht. Also ´ne Synkope gespielt wird. Das wär dann halt Off Beat.

Die Übung mit Metronom auf eins und vier kenn ich. Die habe ich von jemandem aus ´nem Workshop mitgebracht, der in Boston studiert hat. Christian Röver. Und der Sinn der Übung ist genau der, daß man lernt die 2 und 4 zu betonen. Probiert das mal. Das bringt ein völlig anderes Feeling in den Song. :rock:

Ach im übrigen ist es nicht auf jeden Konzert so. Ich habe schon des öfteren erlebt, daß auch in good old Germany auf 2 und 4 geklatscht wird. War gestern auf ´n Splash-Festival. Also da haben eigentlich alle auf der 2 und 4 geklatscht. Da kann man sich nicht aufregen. Allerdings sind die auch alle recht jung da. Die ältere Generation, die halt Schlager und Volksmusik hört wird darauf geprägt sein. Auch die ganzen Anhänger des Pop haben es nicht wirklich drauf. Zumindest in Europa. Wir sind nun mal klassisch geprägt. Das ist ja auch an sich nicht schlimmes. Klassik is gute Musik. Wir müssen uns dann halt nur etwas intensiver mit der verschobenen Betonung beschäftigen als ein Ami oder Afrikaner.

Gruß
 
am besten ist es, wenn die eine hälfte beschließt auf 1/3 zu klatschen und die andere auf 2/4

das klingt immer lustig .. so.. wie.. dolby sorround oder so..

da krieg ich immerein väterlich verstehendes grinsen :D
 
und wer klatscht eigentlich auf die -unds? die asisaten?
 

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