Hallo Leute,
erst mal vielen vielen Dank für die Zeit die ihr euch nehmt und für die Tipps und alles.
Gern, keine Ursache
Da steckt viel Experimentieren dahinter... auch wenn ich das bei meinem Zeitmangel mir nicht eingestehen wollte.
In der Tat - eine sehr wichtige Erkenntnis. Die gesamte Tontechnik, wie wir sie heute kennen, ist zu großen Teilen
durch Experimentieren entstanden. Nicht nur die Tontechnik, auch die gesamte Popularmusik.
Und Zeit braucht es dafür, ohne Ende, leider. Als ich (so richtig) angefangen habe aufzunehmen habe ich mich
16 Stunden am Tag mit nichts anderem beschäftigt, alles aufgesogen was es über Recording gab oder was
mein Meister von sich gab. Und wir haben _ständig_ rumexperimentiert, während Produktionen und
auch zwischendurch, andauernd "wie klingt es denn, wenn wir... lass ma hören mit die Öhren..."
Der Meister von meinem Meister hat übrigens den Gitarrensound der Band "Queen" erfunden - nicht
dadurch, dass ihm jemand gesagt hat "so macht man..." sondern durch stunden- und nächtelanges
Experimentieren zusammen mit Brian May.
Erst mal was mach ich damit...
Ahh, jetzt kommt die wichtige Info
- Akustisch und Elektrisch,
- alleine aber auch mit Freunden.
- spontane Jamsession ist.
- Vocals- ... nicht sooo
- Eierlegende Wollmilchsau...
- hat mir ein Großmembran empfohlen
- total cool
Ok.
Alles zusammen bedeutet das, daß das Mikro eher neutral und dabei so gut wie möglich
klingen sollte, um für Instrumente immer gut zu funktionieren.
Da sollte man beim Probehören aufpassen, sich nicht von den "frischer klingenden"
höhengehypeten Micros täuschen zu lassen; wenn Höhen nicht wirklich seidig klingen,
nervt das nach kurzer Zeit.
"Elektrisch" heisst für mich, daß das Mikro einigermaßen pegelfest sein sollte.
Das heisst, daß die interne Elektronik des Mikros bei lauten Signalen nicht übersteuern sollte.
Laute Signale sind: Bassdrums, Sängerinnen, Elektrogitarren, Trompeten, ... jeweils aus kurzem
Abstand (50cm oder weniger). Die Pegelfestigkeit wird auf den Herstellerseiten als dB SPL angegeben
(mit einem positiven(!) Wert) - je höher desto pegelfester, und viele Micros haben einen "Pad" Schalter,
um nochmal 10 oder 20 dB mehr Lärm zu vertragen.
"alleine aber auch mit Freunden" heisst für mich: entweder man kauft 1 Mikro mit dem man dann
Mono Aufnahmen machen kann. Das stellt man zwischen die Musiker und findet durch experimentieren
den Platz, an dem es ausgewogen klingt. Das Ergebnis ist aber immer eine Monoaufnahme.
Für dieses Vorgehen ist es von Vorteil, wenn ein Micro mehrere Richtcharakteristiken hat, also
Kugel (nimmt rundum alles auf), Niere (Aufnahme nach vorne) und evtl sogar noch 8 (Aufnahme
vorn und hinten, seitlich ist es taub).
Oder man kauft 2 Mikrofone, und kann dann Stereo aufnehmen. Dafür sollten die Mikros identisch
sein. Je nachdem welche Richtcharakteristik man wählt, kann man bestimmte Aufnahmeverfahren
damit machen.
Dies war der Grund, warum ich zu 2 Kleinmembranern geraten habe: Im Bereich Kleinmembraner
bekommt man schon für wesentlich weniger Geld vernünftige Mikros, und kann damit sowohl
eine Akustikgitarre in "12.Bund+Korpus hinter Schalloch" abnehmen, als auch eine echte Stereoaufnahme
in Äquivalenz- oder Laufzeitstereophonie (oder den Mischungen davon) machen, je nachdem ob
man Kugeln (OM-1) oder Nieren (CM-3) zur Verfügung hat.
"spontane Jamsession" siehe oben; da kommt mein Geschwätz über Stereo besonders zum Tragen.
"Vocals- ... nicht sooo" heisst, wir legen meinen Gedanken das Mikro der Stimme zu matchen gleich mal
beiseite, bevor wir noch eine Baustelle aufmachen. Schliesslich willst du ja auch lernen, wie man
an einem EQ dreht
"Eierlegende Wollmilchsau" ist eigentlich jedes wirklich gute Mikrofon. Es gibt halt einige, die für
bestimmte Dinge ganz besonders gut funktionieren. Das heisst aber keineswegs, daß diese Mics
woanders nicht funktionieren, nur halt manchmal nicht so gut wie ein dafür vorgesehenes (oder
durch experimentieren gefundenes) Spezialmikrofon.
Sowohl das in der Bassdrum und bei Bläsern beliebte EV RE20, als auch das von Rocksängern
geschätzte Shure SM7b wurden als Sprechermikrofone für Radiosprecher entwickelt.
An Toms, Percussion, Elektrogitarren, Gesang, Bläsern, you-name-it liebt man oft das MD421,
über daß bereits in den 60er Jahren allerlei Redner und Sprecher bellten.
"hat mir ein Großmembran empfohlen" .. hat er das sinnvoll begründet? Also es gibt Gründe dafür -
aber auch dagegen.
Der für mich entscheidenste Unterschied von Groß- und Kleinmembranern ist, daß Kleinmembraner
in off-axis Richtung (also seitlich) viel weniger den Sound ändern als Großmembraner.
Damit sind sie für Stereoapplikationen imho viel besser geeignet.
Ein weiteres Argument für Kleinmembraner ist der Formfaktor, man kommt einfach an Stellen hin
wo ein Großmembraner nie und nimmer hinpasst.
Mikros im Flügel bei geschlossenem Deckel? Kein Problem.
Zwei Mikros auf einer Stereoschiene auf einem Mikroständer ohne Gegengewicht?
Zig Mikrofone im Drumkit? Kein Problem.
Andererseits kann man mit einem Großmembraner durchaus mit dem Sound spielen, der
sich durch Off-Axis ergibt, also wenn man es schräg anspricht.
Und meist klingen sie auch nicht ganz so analytisch wie KMs.
Leider ist ein weiterer Unterschied zwischen GM und KM daß die GMs meist deutlich teurer
sind als qualitativ vergleichbare KMs: Deswegen wirst du sicher bei KMs landen, wenn du
im Hinblick auf Stereo zwei brauchst.
- total cool
- ja, das sind Großmembraner in der Tat. KMs auch, nur nicht so offensichtlich.
Und wenn du es bis hier geschafft hast, kommt jetzt der ultimative Tip, der mir beim Schreiben
eingefallen ist - und zwar - (Trommelwirbel) - Kauf dir das hier:
https://www.thomann.de/de/oktava_mk_012_msp6_matched_pair.htm
Die Oktavas sind von Haus aus schon mehr als brauchbar, und wenn deine Ansprüche im Laufe
der Zeit steigen, kannst du sie hier
http://www.rauschenbergstudio.com/Shop/ oder
hier
http://www.oktavamod.com/ zu sehr guten Mikrofonen umbauen lassen.
Das oben empfohlene Set enthält die wichtigen Richtcharakteristiken, ein Pad Modul für
das Aufnehmen sehr lauter Signale, man kann eine 8er Charakteristik nachkaufen, und
es gibt auch eine Großmembrankapsel dafür zu kaufen.
Ich glaube mit dem Set und seiner Erweiterbarkeit kommst du schon sehr weit, und hast
damit lange Zeit auf das nächste Mikro zu sparen
Mich freut es total und wenn ich was aufgenommen hab, dann bekommt ihr Rückmeldung!!!
Schönen Abend !
... na, dann lass ma hören, wir sind gespannt
Guten Rutsch!