Tieftonsüchtiger;2624710 schrieb:
Aber trotzdem: der Daumen gehört auf die Halsrückseite, und nur auf der Halsrückseite. Auch wenns die großmeister anders machen (oder semi-großmeister wie frusciante :rolleyes): Deren Spiel mag großartig sein, technisch aber eine Katastrophe. Schon Paganini hatte den Daumen hinter dem Hals seiner Darmsaitenklampfe. Und das war vor ein paar hunderten Jahren.
Sry für halben OT, aber ich habe diese Behauptung jetzt schon mehfach von dir gelesen und irgendwann muss ich einfach mal was dazu sagen. Warum also nicht jetzt?
1.) Wie Gitarren oder gar Violinen (Paganini spielte zwar Gitarre, war aber vorwiegend als Violinen-Virtuose berühmt) irgendwann mal gespielt wurden, ist für heutige E-Gitarren wirklich nicht relevant. Das kann man nicht mal 1:1 auf klassische Gitarren übertragen, weil die zu Zeiten Paganinins noch etwas anders aussahen als heutzutage,
Tasache ist: Unterschiedliche Instrumente erfordern unterschiedliche Spieltechniken und demzufolge auch unterschiedliche Handhaltungen. E-Gitarren haben einen deutlich dünneren und schmäleren Hals als klassische Gitarren oder E-Bässe. Deshalb andere Technik.
2.) Ich finde es ein wenig anmaßend, anerkanntermaßen guten Gitarristen zu unterstellen, ihre Technik sei "eine Katastriophe". Steve Morse (das ist jemand mit einer insgesamt SEHR ungewöhnlich aussehenden Technik) ist also sschlecht, nur weil er den von dir definierten Regeln nicht entspricht?
BTW, viele heute als "klassisch" geltenden Techniken waren bei ihrer Einführung hoch umstritten. Bach wurde heftigst kritisiert, weil er es wagte, auf Tasteninstrumenten den Daumen einzusetzen. Das war damals absolut unüblich. Heute ist das die gängige Technik, ohne die übrigens Virtuosität à la Liszt, Chopin, Rachmaninow gar nicht möglich gewesen wäre.
3.) Ich finde es wirklich immer wieder interessant, wie in der Musik versucht wird, allen Musikern ohne Rücksicht auf ihre körperlichen Eigenheiten ein und dieselbe Haltung zu verordnen.
In anderen Bereichen wie zum Beispiel im Sport ist man da gedanklich längst weiter. Es kann eben nicht jeder Radrennfahrer (ob gedopt oder nicht) den "Spinning-Stil" eines Lance Armstrong fahren. Einfach weil die körperlichen Voraussetzungen andere sind. Genausowenig kann jeder Hochspringer genau die Technik des früheren Superstars Sergej Bubka übernehmen. Die Hebel sind halt andere. Trainer im Sport versuchen daher, die jeweils für ihren Schützling optimale Technik zu finden. Viele Musiklehrer dagegen predigen ohne Rücksicht auf Verluste "Schema F für alle"...
Ich will gar nicht bezweifeln, dass die Empfehlung "Daumen hinters Griffbrett" in vielen Fällen eine gute Sache ist. Ich mache das auch oft - am Bass übrigens häufiger als an der Gitarre (aber das sind ja auch zwei unterschiedliche Instrumente
). Mich stört aber deine etwas dogmatische Argumentation nach dem Motto "das war schon immer so..."