Ab wann kann man RICHTIG Klavierspielen?

  • Ersteller McMolli
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Ich woll mich hier nochmal kurz einschalten, denn ich seh mich vom Können etwa so in der Mitte zwischen Euch beiden.

Ich habe leider kein so gutes Gehör, und auch meine Fähigkeit Noten zu lesen ist nicht die aller beste. Ich habe mir also damit geholfen, dass ich mir - bin eher im Rock/Pop und Jazz Bereich unterwegs - bestimmte Routinen erschließe. Das fängt mit einfachen Sachen an. ZB: Stufenakkorde. Ich bin kein Profi auf dem Gebiet, aber ich weiß, dass ich nahezu jedes Kinderlied mit den drei gleichen Akkorden begleiten kann - klar mit fünf klingts spannender - aber wenn mich jemand fragt, kannste mal gerade Happy Birthday begleiten, dann bin ich mir ziemlich sicher, dass ich mit C, F und G - Dur aus kommen werde.

Will heißen: das Gehör ist wichtig, aber für mich ist es auch wichtig, dass ich das gehörte mit einem theoretischen Konzept verbinden kann - so nach dem Motto: ok, klingt richtig...und ich weiß auch warum..

Mein Tipp wäre an dieser Stelle daher wirklich, mit diesen ganz einfachen Begleitungen anzufangen. Das denke ich solltest Du wirklich von Deinem Lehrer einfodern. Das befreit Dich aber leider nicht vom Notenlesen, Gehörbildung und auch Fingerübungen. Aber es erhöht aus meiner Erfahrung den Spaßfaktor...
 
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Ich möchte mich hier nur mal kurz einklinken:
Spiele erst seit etwas über 2 Jahren wieder Klavier, bin zwar noch ein paar Jahre jünger als du, McMolli, aber ich denke das macht nicht sooo viel aus.
Ich hatte vor über 20 Jahren schonmal ein paar Jahre Klavierunterricht, aber damals ging es nur darum, irgendetwas (zumeist klassisches) vom Blatt abzuspielen. Im Kontrast dazu geht es mir jetzt eigentlich nur darum, ohne Noten "frei" Blues o.ä. spielen [improvisieren] zu können.
Etwas Harmonielehre, Akkorde und zugehörige Pentatonik-Tonleitern rauf und runter üben und spielen spielen spielen.... Ich denke mit diesem Programm kämest du bedeutend schneller an dein Ziel. Wenn ich mich jetzt an das Piano setze und zu klimpern anfange dann klingt das für meine Begriffe (und für anwesende Nicht-Musiker) schon relativ gut. Mit dem alten Unterricht hätte ich ganz ohne Noten allenfalls ein paar Fetzen, die mir noch eingefallen sind, reproduzieren können. Es ist in etwa so, wie der Unterschied "Malen nach Zahlen" vs. "Kunst erschaffen". ;)

Also wie mein Vorposter schon schieb solltest du dir auf jeden Fall etwas den theoretischen Background aneignen und meiner Meinung nach bringt es nicht unbedingt etwas, Sachen vom Blatt "reproduzieren" zu lernen wenn du Blues spielen oder zu Pop-Songs a'la Elton John auf dem Klavier einfach "rum-compen" willst....
 
Es ist total normal, dass man nach einiger Zeit vergisst, wie man einige Stücke spielt, ohne dabei auf die Notenblätter zu gucken, natürlich gibt es auch diese Genies, die so was nie vergessen.

Aber ab wann man "richtig" Klavierspielen kann ist eine interessante Frage, die man nicht wirklich beantworten kann, dazugehören sicherlich ganz viele verschiedene Faktoren. Ich selber spiele kaum Klavier, sondern ich bin ein Gitarrist und ich finde es ist eine super Fähigkeit, wenn man Akkorde und Strummings selbst heraushören kann bzw. wenn man eigenständig feststellt, dass man die total falschen Akkorde spielt ohne dabei aufs Notenblatt zu gucken.
 
Das geht mir beim Klavier auch so. Wenn ich den falschen Akkord spiele, dann höre ich das auf jeden Fall. Aber das hört bestimmt jeder, weil es einfach schief klingt. Oder?

@wini und @pdthegreat: Ja ihr habt natürlich recht. Ich werde jetzt einfach versuchen, dass irgendwie parallel zu machen. Stücke komplett nach Noten einüben hat bestimmt auch Vorteile. Z. B. habe ich jetzt beim Üben des aktuellen Stücks endlich in meinem Hirn fest verankert, welche Noten das mit dem Hals und den vielen Fähnchen sind. Das vergess ich nun auch nicht. Mehr.

Die Liedbegleitung übe ich einfach zu Hause für mich und frage halt immer mal bei meinem Lehrer nach, ob es so richtig ist. Das müsste doch auch funktionieren.

Was mir auf jeden Fall sehr hilft, sind seine Tipps zur Sitzhaltung, Handhaltung etc. halt die technischen Dinge.

Na dann ich wünsche Euch allen schöne Ostern. Wir fahren weg und ich habe 5 Tage kein Klavier. Vielleicht nehme ich ja die Gitarre mit...
 
Hast Du Dich schon mal mit Akkord-Symbolen beschäftigt? z.B. C7/9+ usw.
Wenn Du das ein wenig beherrst, vor allen in der linken Hand -mit Umkehrungen sowie Weglassungen von Tönen; enge und weite Lagen etc., kannst Du zumindest von den entsprechenden Blättern - mit einfacher Melodie-Notierung und Akkord-Symbolen darüber - schnell halbwegs etwas zusammenbasteln, mit viel eigenen Freiräumen.
Da gibt es die sogenannten Real-Books.
Oft gibt es auch die Texte mit den Akkord-Symbolen darüber - auch viel im Internet zu finden -
Im Internet findest Du ebenfalls auf etlichen Seiten Übersichten der Akkord-Symbole mit den dazu gehörigen Tönen.
Das kriegt man drauf, weil logisch.
Selbst wenn ich Blätter mit ausnotierten Akkorden habe, schreib ich mir meist die Symbile drüber, dann muss ich die Noten nicht mehr lesen, weil ich das eben auch in der Jugend total vernachlässigt habe.
Darum denke ich, das wäre die beste Methode auch für Dich - nicht übertrieben Noten lesen und durch die Akkord-Symbole kommt auch etwas theoretischer Hintergrund mit hinein (z.B. was ist ein Dominant-Sept-Aklkord oder was ist eine Moll-Parallele oder warum klingt ein Akkord manchmal geil, wenn man nur die Terz und die kl. Septime spielt etc.)
LG
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo McMolly! Um die Begleitung von Liedern besser in den Griff zu bekommen, möchte ich Dir 2 Bücher empfehlen: Michael Gundlach: PopPiano in der Praxis in 2 Bänden (Migu-Music). In ihnen wird ausführlich erklärt, wie man Melodien mit Akkordsymbolen (sogenannte Leadsheats) in eine wohlklingende Klavierbegleitung umsetzt. Es giebt viele Liederbücher, die nur aus Melodie und beigefügten Akkordsymbolen bestehen. Viel Spaß beim Üben!
MfG
habadawi
 
Ich weiß nicht ist gibt außerhalb von Europa genug Kulturen wo die Menschen top Musik machen, ohne je ein Notenblatt gesehen zu haben. Sie machen einfach das nach was der Lehrer ihnen vormacht. Das ist imho der viel natürlichere Weg. Zusammen mit dem Üben der Begleitakkorde würde ich wirklich einfach den Lehrer vormachen lassen und das dann nachspielen, vertrau einfach deinem Gehör. Und beim Üben zu hause kannst du am besten noch mitsingen während du spielst. Hier ist Musik machen so eine cerebrale Angelegenheit geworden. Vielleicht wenn es bei dir geht mach doch in einer Band mit, es gibt ja auch Gruppenunterricht als Band. Das klingt alles für mich jedenfalls sehr trocken wie man dir versucht Musik beizubringen oder fast schon abzugewöhnen.
 
Ich schließe mich goepli an. Für mich waren Leadsheets der schnelle weg etwas spielen zu können, ohne gleich starres Lernen einzusetzen. Das hält den Spaßfaktor oben. Nimm dir einen Song den du gerne hörst und besorge dir das Leadsheet. Dort hast du nur Akkordsymbole und die Melodie grob umrissen. Erster Vorteil ist sicherlich das lesen von nur noch einer Notenlinie und der zweite ist die Improvisation. Wenn du das Lied kennst und gerne hast, übst du auch gerne. Und schnell kommt man dazu kleinere "Verbesserungen" einzubauen und freier zu spielen. Sozusagen seine eigene Version des Liedes zu bauen. Das spornt meistens extrem an.

Dazu sollte aber gesagt sein, dass man Theoriewissen nie ersetzen kann. Die Methode ist halt nur super zur Ergänzung des normalen Unterrichts. Netter Nebeneffekt ist der Fortschritt im Feld Bar Piano. :)
 
interessante Frage. was heißt "richtig" Klavier spielen ?
Perfekt alles direkt vom Blatt, am besten direkt live noch einen Halb- oder Ganzton höher transponiert (Brahms soll das gekonnt haben) ? Diese Leute beneide ich.
Improvisieren können wie die wirklich "Großen": Oscar Peterson, Bill Evans, Chick Corea, Keith Jarrett....???
Ich bin jetzt 53 und spiele seit meinem 7. Lebensjahr Klavier.
Stücke die ich vor 40 Jahren konnte, spiele ich heute noch auswendig.. Manche Beethoven- oder Schubertsonate, die ich damals nur halb eingeübt habe, kann ich heute genauso nur halb und es fällt ziemlich schwer, die mal ganz "richtig" einzuüben.
Ich spiele lieber frei als nach Noten. Hatte auch nie Spaß an Jazztheorie und Scalen üben.
In jungen Jahren hatte ich ein prägendes Erlebnis: wir hatten einen Kirchenorganisten zu Besuch und haben uns zusammen ans Klavier gesetzt: der Mann konnte gnadenlos gut Orgelkonzerte abliefern, aber Null frei spielen: der Versuch, vierhändig in C-Dur auf dem klassischen Bluesschema etwas vierhändig zu improvisieren, scheiterte, weil er ohne Noten aufgeschmissen war, eigentlich unvorstellbar.
Wenn ich Musik mag: und das geht von Klassik über Jazz zu Progressive Rock, dann will ich das spielen, dann arbeite ich daran bis es sitzt. Und dann vergessen meine Hände das nicht mehr. Mein Gedächtnis schon eher: wenn ich anfange, beim Spielen "nachzudenken"... komme ich schon mal raus.

Mein Tipp: frag Dich selbst, was Du erreichen willst, für Dich. Oder auch warum Du einen bestimmten Level erreichen möchtest.
Ich habe -gottseidank- die Zeit überwunden, wo ich an meinem Spiel nur das gesehen habe, was ich noch nicht konnte und bin natürlich im Vergleich mit den Großen immer gescheitert. Musik machen, vor allem mit anderen Musikern ist so faszinierend, da sind letztlich die handwerklichen Fähigkeiten nicht das allerwichtigste.
Wir haben gerade in der Band eine SteelyDan-Nummer einstudieren wollen: das größte Problem hier war der Gesang von Donald Fagen.
Davor haben wir Garden Party von Mezzoforte mit zwei Gastbläserrn eingeprobt: das saß in 2 Proben.

Viel Spar beim Musik machen !

Liebe Grüsse
Rüdiger

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Noch ein Nachtrag:

Ein Album hat mich in den 70ern -wie viele andere Tastenmenschen- geprägt: das KölnKonzert von Keith Jarrett. Insbesondere das Thema von Seite 4: Das habe ich grob rausgehört und nachgespielt (da standen auch die Mädels drauf...ähem)
Jahre später erst habe ich die Transkription von irgendeinem (verrückten) Japaner gekauft, der tatsächlich Ton für Ton, aber auch jede Feinheit rausgeschrieben hat: das war ein AHA-Erlebnis !! Einmal "wie Jarrett im Original" spielen...
Ähnliches habe ich mit meinem ersten Tastengott Keith Emerson erlebt: Pictures at an Exhibition oder auch den Allegro Barbaro von B. Bartok (in der ersten ELP-Scheibe -mit der Taube- im ersten Stück "The Barbarian" versteckt.
 
Hallo,

Wenn Du gerne einfach mal lospielen möchtest ohne vorher viel zu üben, Dir ein Stück zu erarbeiten und es auch noch schön klingen soll, dann hilft auf jeden Fall die Theorie. Ich bin grade im Unterricht für Jazz Piano und habe im Grunde mehr Musikunterricht und weniger Klavier, und mir hilft das ungemein zu wissen, welche Akkorde zu einander stehen, welche Tonleitern dazu passen und mir verschiedene Begleitmuster zu verinnerlichen.
Mit diesem Wissen und dem Training kann ich einfach vor das Instrument setzen und einfach lospielen.



Hallo,

was für eine Schule / Theorie "JazzPiano" ist das genau. Nach "30Jahren" frei improvisieren bin ich uf der Suche, um mal etwas theoretische Gundlagen nachzuholen. Hast Du da Tipps ?

Gruß
Rüdiger
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Rüdiger,

ich bin bei einem Klavierlehrer der sich auf das Jazz Piano spezialisiert hat. Ein "Lehrbuch" benutzen wir da nicht, eher eine lose Blattsammlung. Leider kann ich Dir da auch keine echten Tipps geben. Wenn Du aus Hamburg bist, kannst Du den Lehrer gerne mal für eine Probestunde aufsuchen.
 

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