AA-Bandoneon: Wo "Carlsfeld" draufsteht, ist auch "Carlsfeld" drin...?

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clownine
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Hallo,

ich habe mir neulich ein Bandoneon auf ebay gekauft und bin davon ausgegangen, dass es im Erzgebirge hergestellt wurde, weil auf dem Instrument eine Plakette zu sehen war "Alfred Arnold, Bandoneonfabrik Carlsfeld/Erzgeb.".
Es handelt sich aber höchstwahrscheinlich um ein Instrument aus der Nachkriegszeit (dem Design und den Alu-Platten nach zu urteilen), also müßte es aus der Produktion von Arno Arnold stammen - und die war ja nicht mehr im Erzgebirge sondern in der BRD. :gruebel:
Weiss jemand, bis wann Bandoneons mit Zinkplatten hergestellt wurden und ob/woran man Vorkriegsmodelle aus dem Erzgebirge erkennnen und von den Nachkriegsmodellen unterscheiden kann, ohne sie auseinander geschraubt zu haben? Wurden auch schon in Carlsfeld "Alu-Bandoneons" hergestellt?
Und: inwiefern unterscheiden sich die Zink-Bandoneons von den Alu-Bandoneons klanglich? Ist die Klangqualität wirklich so unterschiedlich?

Vielen Dank für Eure Antworten im Voraus!
 
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Hallo Clownine,

zuerst einmal: Wenn die Plakette drauf ist, daß es von Alfred Arnold ist, dann kann man meist auch davon ausgehen. Es mag aber auch Fälschungen geben.
Die Firma wurde etwa 1948 enteignet. Dann war auf den Plaketen VEB Bandoneonwerke, ehem. Alfred Arnold (oder so ähnlich) zu lesen. Ob die Qualität nach dem Krieg derart gelitten habe, weiß ich nicht. Die Firma Alfred Arnold wurde in den 60er Jahren aufgegeben, weil die Nachfrage an Bandoneons immer kleiner geworden war.

Die Firma Arno Arnold war eine von AA unabhängige Firma (genauso wie ELA). Nach dem Krieg ging Arno nach Frankfurt und produzierte dort Bandoneons mit anderen Platten etc.

Innendrin sind meist Stempel und auch ein Prüfdatum. So ist meines am 16.12.1938 fertiggestellt worden.

http://yfrog.com/e4dsc02483customj

http://imageshack.us/photo/my-images/508/dsc02483custom.jpg/ (Du kannst Dich da durchklicken und Dir mal die ganzen Photos anschauen - hoffe ich zumindest, daß das klappt.).

Setze doch mal bitte ein paar Bilder ein, dann kann man mehr sagen. V.a. mache auch Bilder vom Innenleben!

Zu den Platten: Es gab die billigeren Zinkplatten und die teueren Aluminiumplatten. Beim Kauf konnte man aussuchen, welche man haben wollte. Manche schwören auf die Zinkplatten, ich höre keinen Unterschied und mir ist das egal, weil mir der Klang von meinem Bandoneon ganz gut gefällt. Zudem kann ich mich daran erfreuen, daß meine Platten Nietköpfe mit 3-Punkt-Nietung haben, was besonders fein ist.

Zu Arno Arnold: Er hatte in der Anfangszeit genau so wie Alfred produziert, stieg aber nach dem Krieg auf Bandoneons um, die nicht mehr die durchgehenden Platten, sondern Einzelplatten hatte. Meist haben diese Bandoneons auch mehrere Register, um die Chöre zu schalten.

Bei den Bandoneons kristallisierten sich zwei Knopfanordnungen heraus: Die rheinische (Argentinien) und die deutsche (alle anderen mal außen vor gelassen). Man kann mit der deutschen ebenso gut Piazzolla etc. spielen, nur sind die Bandoneons in einem viel besseren Zustand und kosten aufgrund geringerer Nachfrage viel weniger. Ich verstehe auch nicht, wieso Leute für total abgespielte und heruntergekommene Bandoneons, bei denen die Zungen verrostet sind, wenn da nicht Dreck und Modder überall draufklebt, für ein paar tausend Euros kaufen sollen/wollen.

Ich habe in Ebay nun zwei Bandoneons gesehen, die in Frage kämen, weil Du wohl kaum eines für ein paar tausend Euros gekauft haben wirst.
Das für 311 Euro ist ein originales AA, das von seinen Ziermustern in die Kriegszeit oder Nachkriegszeit fällt.

Das andere für für 257,56 Euro ist ein 116-töniges, ich dachte ELA, bei dem nachträglich die runde Plakette eingeklebt worden sei. Scheinbar ist es doch ein AA, obwohl es sehr merkwürdig ist.

Viele Grüße

Andreas
 
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Hallo Clownine,

der Unterschied zwischen Zink und Aluplatten sind vor allem im Gewicht zu sehen. Und zwar hier weniger um das Gewicht, das man dann rumschleifen muss, sondern in Form von Masse, das der Stimmzunge ein solides schwingungssteifes Fundament bietet. Denn je schwerer eine Stimmplatte ist, desto besser und stabiler ist eine Stimmzunge darin gelagert und desto mehr Energie wiederum bleibt übrig um als Schallenergie abgestrahlt zu werden.

Das ist auch der Grund, warum bei Verbundstimmplatten (bei Bandoneons und Bayankkordeonen öfters zu finden) meist ein starker Klang mit verbunden ist. Allerdings sind die dann durch ihre schiere Größe schon meist alleine so schwer, dass es dort keine wesentliche Verbesserung mehr bringt, wenn man anstelle des Leichtmetalls Aluminium dann das fast 3x so schwere Zink verwendet.
Bei Einzelstimmplatten sieht die Sache anders aus - da hat Zink noch Vorteile. Allerdings macht das heutzutage eigentlich niemand mehr, da man mit entsprechender Technik im Kanzellenaufbau auch fast die gleiche Wirkung mit Aluminium erreichen kann, bzw. mit einer Aluverbundplatte bei insgesamt weniger Gewicht mehr rausholen kann, als mit Zinkeinzelplatten.

Auf den eigentlichen Klang und dessen Frequenzspektrum hat das Plattenmaterial, wie Ippenstein schon sagte an sich keinen Einfluss - eben weil die platte gerade nicht mitschwingt!

Bei den Bandoneons war es etwas einfacher mit Verbundplatten zu arbeiten, als beim Akkordeon, weshalb tendentiell die früheren Bandoneone fast durchweg mit Verbundplatten aufgebaut wurden.
Heutzutage wird sehr häufig hier ebenfalls mit Einzelplatten gearbeitet, da die Teile einfach in sehr guter Qualität einfach zu beziehen sind und die Verbundplatten mit deutlich mehr Aufwand in der Fertigung verbunden sind.

Drum wird es wohl nach wie vor viel einfacher sein, das Alter aufgrund des Innenlebens abzuschätzen, als von außen - iss so, leider.:redface:
Und grade in Verbindung mit dem auf diesem Sektor sehr bekannten Namen Alfred Arnold wird eben auch gerne unerlaubt geworben!

Gruß, maxito
 
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Hallo Andreas und maxito,

danke für Eure schnelle Antworten.
Ich habe tatsächlich das Bandoneon für 311 Euro gekauft und warte nun ungeduldig auf die Lieferung.
Da ich mich erst vor kurzem sehr heftig in dieses Instrument verliebt habe, kenne ich mich noch nicht so richtig aus und sauge gerade alles an Informationen ein, was ich kriegen kann. Ich hoffe, dass das Instrument, das ich bei ebay ersteigert hab, in Ordnung ist und ich sofort darauf spielen kann. Auf den Fotos jedenfalls sah die Mechanik und generell das "Innenleben" recht gut aus. Es wurde in den 80ern generalüberholt und gestimmt.
Hier mal der Link: http://cgi.ebay.at/ws/eBayISAPI.dll...785458&ssPageName=STRK:MEWAX:IT#ht_500wt_1156

Liebe Grüße,
C.
 
Hallo Clownine,

da sollte das Risiko dann klein sein. Es sieht alles sehr gut aus.
Ich habe auch ein 3/2-Bandoneon. Ich wünsche Dir jetzt schon viel Spaß und noch mehr Durchhaltevermögen beim Erlernen.

Viele Grüße

Ippenstein
 
Hallo,
als Bandonionbauer meine ich das es keine schlechtes Instrument ist. Allerding sollten m.E. "echte" Bandonion nur 2 Chöre und keine Zelluloid haben. So wie das aussieht ist das mit Tremolo. Das ist gut für Volksmusik aber Tango... ich weiß nicht vielleicht Geschmackssache.

Ralf
 
Hallo Ralf,

gerade die 3 Chöre im Diskant klingen bei einer Null-Schwebung sehr streichend melancholisch. Ich finde dadurch den Klang noch viel schöner als wenn es nur 2-chörig wäre. Ich habe es ausprobiert, indem ich den 3. Chor stillgelegt hatte. Da war der Klang nur noch pfurztrocken. Das Zelluloid finde ich nicht schlimm - im Falle meines Bandoneons sogar sehr schön. Man darf nicht nur das "argentinische" vor Augen haben, bzw. wenn man das vor Augen hat, sieht man meist nur heruntergekommene Wracks, die notdürftig mit irgendeinem schwarzen Lack übermalt worden sind, damit es nicht ganz so schlimm aussieht...

Magst Du sagen, welche Firma zu Dir gehört?

Viele Grüße

Ippenstein
 
Mit dem Zelluloid ist sicher Geschmacksache... ich würde mir persönlich nie eins mit Zelluloid zulegen. Ich finde ein furniertes oder lackiertes einfach schöner, das bring irgendwie den Scham der Blütezeit den Bandonions rüber.

Zum Thema Chöre: Ich hatte schon 3 chörige in den Händen wo zweimal die Grundreihe vorhanden war und beide auf null gestimmt... meine Meinung nach war da 2x Grundreihe zu viel und die hohe Oktave zu schwach... im Versuch eine Grundrh. abzustecken kam der Bandonionklang wieder so wie ich mir den vorstelle... aber die Klangempfindung ist m.E. sehr Subjektive... Hab schon oft erlebt, das ein Bandonion mit Louny CZ Stimmplatten gefertigt, von Spielern als "Super Klang" und andere "klingt wie Akkordeon" bezeichnet werden.
Ich möchte keine Werbung machen ist eine Firma in Klingenthal... Genauer Name gern per PN

Ralf
 
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Hallo Ralf,

Du würdest ja erst Werbung machen, wenn Du Werbung machst.

Wir könnten hier jetzt lange über Geschmack diskutieren. Wenn wir aber bedenken, daß vermutlich ab Mitte der 20er Jahre die Bandoneons auch mit Zelluloid zu haben waren und gerade beim Einheitsbandoneon vornehmlich mit Zelluloid gearbeitet worden ist, während die Argentinier mehr auf den schwarzen Lack standen... dann sollten wir es bei "Geschmack ist Geschmack" belassen. Ansonsten verfranzen wir uns völlig unnötig.

Ebenso sieht es beim Klang aus.

Hier noch eines, bei dem ich richtig schwach werde: http://www.bando-bando.de/fr_instrumente.html ---> Verkauf ---> 3. von unten (Einheitsbandoneon)

Viele Grüße

Ippenstein
 
dann sollten wir es bei "Geschmack ist Geschmack" belassen. Ansonsten verfranzen wir uns völlig unnötig.

Ebenso sieht es beim Klang aus.
...ganz deiner Meinung

Das Einheitsbandonion sieht wirklich gut aus.
Kannst du Bandonion spielen?

Ralf
 
Ich bin am mühelvollem Lernen, was immer wieder durch andere Verpflichtungen unterbrochen wird... :(
 
na dann viel Erfolg und Durchhaltevermögen.. ich habs bis heute nicht geschafft
 
Kann ich gut verstehen. Man braucht sehr viel Zeit und JEDEN TAG Übung, sonst vergißt man sehr schnell wieder die Griffe. Wenn ich ab Herbst arbeiten werde, werde ich wahrscheinlich auch noch kaum Zeit finden. :(

Viele Grüße

Ippenstein
 
Bei den Bandoneons kristallisierten sich zwei Knopfanordnungen heraus: Die rheinische (Argentinien) und die deutsche (alle anderen mal außen vor gelassen). Man kann mit der deutschen ebenso gut Piazzolla etc. spielen, nur sind die Bandoneons in einem viel besseren Zustand und kosten aufgrund geringerer Nachfrage viel weniger. Ich verstehe auch nicht, wieso Leute für total abgespielte und heruntergekommene Bandoneons, bei denen die Zungen verrostet sind, wenn da nicht Dreck und Modder überall draufklebt, für ein paar tausend Euros kaufen sollen/wollen.

Lieber Andreas

Ich lese deine Beiträge zu Bandoneon-Themen immer gerne, du scheinst dich ähnlich intensiv damit zu beschäftigen wie ich. In dem oben zitierten Punkt muss ich dir jedoch widersprechen. Viele Leute (ich zähle mich auch dazu) verbinden mit dem Bandoneon nun mal den klassichen Tangosound und Okatvstimmung und eben gerade nicht ein Instrument mit Schwebeton. Wie die dreichörigen Vorkriegs-AAs klingen (evtl auch mit stillgelegtem dritten Chor), weiss ich nicht, doch weshalb es Leute gibt, die für ein altes AA II/II tief in die Tasche greifen, kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich habe mittlerweile zwei Bandoneons, ein Neuinstrument der Bandonionfabrik (die meiner Meinung nach die besten Neuinstrumente baut) und seit einiger Zeit ein altes "argentinisches" AA aus den zwanziger Jahren. Ich hab für beide viel Geld bezahlt, aber..... was soll ich sagen, ich spiele fast nur noch auf dieser alten Kiste, trotz etlichen verstimmten Tönen ;-) Ich hab mich verliebt... es gibt nichts schöneres und ich bereue keinen einzigen Cent, den ich dafür ausgegeben habe. Ich werde es noch vollständig herrichten lassen, um das ganze Potenzial, das drin steckt, herauszuholen. Warum sollte man für das Instrument seiner Träume nicht das entsprechende Geld locker machen? Ein gutes Akkordeon kostet schnell mal ein paar Tausend Euro oder geht sogar in den fünfstelligen Bereich, von Klavieren oder Flügeln ganz zu schweigen. Einmal in Stand gesetzt bereiten diese alten Instrumente einem noch viele Jahre viel Freude.

Ich hätte es selbst nicht für möglich gehalten, aber die alten Instrumente haben eine Klangfarbe, die keine Fabrik der Welt heutzutage mehr hinkriegt... ist das nicht unglaublich? M.E. ist es nicht bloss ein Hype, der die Preise der alten Instrumente so nach oben treibt, sie klingen wirklich total anders, und auch die Nachkriegsinstrumente, die ich gehört habe, klingen nicht gleich. Ich habe jemand ohne weiteren Kommentar auf beiden Instrumenten vorgespielt und die Reaktion war eindeutig. Mein Neuinstrument ist super, unglaublich kraftvoll, definierter Ton, gute Ansprache, perfekt gestimmt. Aber die Seele.... die steckt in dieser alten Kiste! Klar könnte man einwenden, dass die neuen Instrumente auch erst mal ein paar Jahrzehnte alt werden müssen, um einen echten Vergleich zu haben. Doch ich denke eher nicht, dass sich die Bandoneons nach der Einspielzeit klanglich im Laufe der Zeit noch stark verändern, so dass dass sie auch später nicht an die Vorkriegsinstrumente herankommen.

Übrigens konnte ich den Unterscheid zwischen Alu und Zink sehr wohl wahrnehmen. Was einem besser gefällt, ist wohl Geschmackssache. Buchstäblich eher ins Gewicht fällt das Gesamtgewicht des Instruments, das sich im Falle von Alu für die meisten Bandoneonisten tendenziell als zu leicht anfühlt. Ein zweichöriges Zinkbandoneon hat ca. 5kg, immer noch leicht genug, um damit alle nötigen Bewegungen durchführen zu können und trotzdem so schwer, dass die Gehäuseteile beim Spiel auf Zug fast von alleine nach unten gleiten.

Liebe Grüsse

Robi
 
Hallo Robi,

die Gefahr ist, daß Dein altes Bandoneon nach dem Stimmen seine "Seele" verlieren wird. Ich konnte anhand des Akkordeons beobachten, daß den Leuten subjektiv das leicht verstimmte und damit leicht schwebende Akkordeon besser gefällt. Durch diese Schwebungen wirkt es lebendiger. Den selben Effekt hast Du auch beim Bandoneon. Wenn es sauber gestimmt ist, klingt es trocken und steril (gerade das 2-chörige). Das 3-chörige ermöglicht durch die beiden 8-er die bei meinem tendenziell auf 0 Cent Abweichung gestimmt sind, dennoch eine interessante Note. Aber das sind Geschmackssachen, über die man nicht streiten soll. Viel wichtiger wäre doch, sich gegenseitig vorzuspielen und gemeinsam musizierend den Abend bei Wein ausklingen zu lassen.

Zum Klang an sich: Soweit mir bekannt ist, müssten inzwischen auch die letzten Geheimnisse des Bandoneonbaus gelüftet sein, so daß es sehr gut möglich ist, das Bandoneon klanglich originalgetreu nachzubauen. Allerdings stehen die Bauer vor dem Problem, daß sie entweder ein leistungsstarkes Bandoneon bauen oder eines, das aufgrund des Zungenspaltes etc. halt größere Verluste hat, aber dafür eben den gesuchten Klang produziert. Aber da kann auch Ralf82 mehr dazu sagen.

Viele Grüße

Andreas
 
Zum Klang an sich: Soweit mir bekannt ist, müssten inzwischen auch die letzten Geheimnisse des Bandoneonbaus gelüftet sein, so daß es sehr gut möglich ist, das Bandoneon klanglich originalgetreu nachzubauen. Allerdings stehen die Bauer vor dem Problem, daß sie entweder ein leistungsstarkes Bandoneon bauen oder eines, das aufgrund des Zungenspaltes etc. halt größere Verluste hat, aber dafür eben den gesuchten Klang produziert.

m.E. nicht ganz... wir sind nach dran... aber ich denke man kann die neuen Instrumente so akzeptiern... man darf natürlich auch nicht vergessen, dass die alten Tonzungen schon 70 Jahre und länger in bewegung sind d.h. die Materialspannung die bei den neuen drin sind, sind bei den alten alle raus.
 
Hallo Andreas


Hallo Robi,
die Gefahr ist, daß Dein altes Bandoneon nach dem Stimmen seine "Seele" verlieren wird. Ich konnte anhand des Akkordeons beobachten, daß den Leuten subjektiv das leicht verstimmte und damit leicht schwebende Akkordeon besser gefällt. Durch diese Schwebungen wirkt es lebendiger. Den selben Effekt hast Du auch beim Bandoneon. Wenn es sauber gestimmt ist, klingt es trocken und steril (gerade das 2-chörige).
Zum Klang an sich: Soweit mir bekannt ist, müssten inzwischen auch die letzten Geheimnisse des Bandoneonbaus gelüftet sein, so daß es sehr gut möglich ist, das Bandoneon klanglich originalgetreu nachzubauen. Allerdings stehen die Bauer vor dem Problem, daß sie entweder ein leistungsstarkes Bandoneon bauen oder eines, das aufgrund des Zungenspaltes etc. halt größere Verluste hat, aber dafür eben den gesuchten Klang produziert. Aber da kann auch Ralf82 mehr dazu sagen.

Ich finde den Grundklang des zweichörigen Bandos nicht steril, und es ist nicht das Kriterium "verstimmt oder nicht", das für mich den Unterschied ausmacht. Ich weiss zwar, was du meinst, wenn du von "Lebendigkeit" sprichst, und für mich muss ein Instrument auch nicht hundert Prozent clean sein. Es ist jedoch vielmehr die Klangfarbe des einzelnen Tons, die anders wirkt bei den alten Instrumenten... eine andere Mischung von Obertönen... ich weiss es nicht genau, woran es liegt. Der Unterschied ist auch bei den Tönen festzustellen, die bei meinem Instrument noch in sich richtig gestimmt sind. Insofern glaube ich nicht, dass die letzten Geheimnisse in dieser Frage gelüftet sind. Würde man wirklich den identischen Klang hinbekommen, hätten die Hersteller das ja schon längst gemacht, denn diese Unterschiedlichkeit ist es ja gerade, die viele Tango-Bandoneonisten nach wie vor davon abhält, ein Neuinstrument zu kaufen. Grosse Unterschiede bezüglich Luftverlust kann ich bei meinen Instrumenten nicht feststellen, ausser dass das Neuinstrument aufgrund des Alters natürlich absolut dicht ist, während dem die Abdichtungsleder und Ventile beim alten Bando nicht mehr voll abdichten, was beim Spielen aber kaum ins Gewicht fällt.

Das 3-chörige ermöglicht durch die beiden 8-er die bei meinem tendenziell auf 0 Cent Abweichung gestimmt sind, dennoch eine interessante Note. Aber das sind Geschmackssachen, über die man nicht streiten soll. Viel wichtiger wäre doch, sich gegenseitig vorzuspielen und gemeinsam musizierend den Abend bei Wein ausklingen zu lassen.

Sehe ich auch so. Wir streiten ja auch nicht, wir debattieren :)

Liebe Grüsse

Robi
 
Hallo Robi,

falls Du Interesse hast, kann ich Dir mal eine Aufnahme von meinem 3-Chor schicken. :)

Viele Grüße

Andreas
 
Tja...... wenn schon dann bitte mal richtig (auch wenn Nachträglich) :)

1.
Die "doble A" (= AA = Alfred Arnold) Bandoneons, wie auch die Einheitsbandoneons, würde damals handgefertigt!! Deshalb sind sie bis Heute, das GOLA des Bandoneon: Jeder Stimmplatte würde hand gefertigt. Um das noch klarer zu machen - man kann nicht mal eine Platte von einer 142 Bando in der Andere (auch wenn die gleiche System), einbauen, dann es passt nicht!!
Also, jeder Instrument ist ein Unikat!!
2.
Von beiden Systeme, würde nur die Bandos mit das Rheinische/Argentinische System, sich als DAS Bandoneon schlecht hin, durchgesetzt. Die Gründe dafür waren: Das Oktavstimmung, mit sein Sonderklang, UND das Schema/Platzierung des Tasten, der auch KLANGLICH vom Bedeutung ist (da die Tone auf etwa andere Stelle unter die Haube sitzen, klinge sie auch anderes !!!!!!!!).
3.
Für der Tango Spieler, sind Zink-Platten von alle höchste Bedeutung!!!!! Gerade diese Gewicht erlaubt ihm denn das typische STACCATTISSIMO, zu spielen, und das Bando auf dem Fuss zu "schmettern", und zwar, um das scharfe und kürze Tone, zu produzieren.
Das ist mit Alluminium nicht möglich!!!!!!!!!! Deshalb haben die Argentinier es abgelehnt, Aluminium ins Bando zu haben!!! Ein Instrument mit Aluminium Platten (meistens von ELA) sind vom nieder gestuft.

4.
Kein Fabrik kann heute das original AA nachahmen. Heutzutage haben wir nicht mal die selbe Materialen (nicht mal die Zungen kann man nachmachen – denn sogar unsere Metal ist andere!), oder, entfählt das "Spitzegefühl" dafür. Dazu wäre es auch unzahlbar: Damals war es Hunderte von Leute, die die ca. 25-30,000 Bandoneons mit Rheinische/Argentinische System (also die mit den 142 Tone), die nach Argentinien exportiert würde, handgefertigt. Heute kann niemand es leisten.

5.
Alle hierzulande benützte 142-Tone Tango-Instrumente sind von Argentinien zurück gekommen (re-importiert!!!!). Die Deutschen wollte sie damals mit Oktavstimmung nicht haben!
In andere Worte: Damals waren die Oktav-Instrumenten nicht kultiviert genügend (wirklich Wahr!).

6.
Den Prise für ein Einheitsbandoneon (144 Tone) ist viel viel niedriger, da Schwebung drin ist. Fakt! Die Einheits-Bandoneons passen zum Tango nicht. Sie haben nicht diese typische Bando-Klang = die Seele ist nicht drin. Ist einfach so, soll man damit leben.

7.
Mit alle Respekt, kommen die Neu Instrumenten an die alte einfach nicht. ie sind super gemacht, nun, den Klang ist wieder nicht das was man erwarte.

8.
Da diese AA, 142-Tone Instrumenten ca. 70-80 Jahre alt sind, hat man eine große Problem mit dem Wartung. Mehrmals würde die Instrumente sogar zu hoch (z.B. 445-446Hz) in Argentinien gestimmt, und nach mehrmals stimmen, würde die Zunge immer mehr zerbrechlich. Da viele AA nicht gut gewartet waren, gab es mit die Zeit ein Ausfall. Tausender von Instrumente sind nicht mehr spielbar. Auch deshlab sind die gebliebenen Instrumenten teuer.

9.
In Argentinien gibt seit Januar 2011 ein Gesetz, der den Export von Bandoneon streng verbietet! Auch dort würde die wenige Experimenten, ein Neu Bando zu produzieren, gescheitert.

10.
Arno Arnold scheiterte weil er sogar gar kein Stimmplatten nützte, sondern – Akkordeon-Zunge/Platten von Hohner. Das kam beim Bando gar nicht gut an.... Offensichtig SIND die Platten für die Klang Mitverantwortlich!!! (auch deshalb klingt ein Bayan-Bass anderes!!)

10.
Durch den Krieg konnte man fast kein Transport mehr nach Argentinien führen. Dazu würde von die Nazis die Banodion-Klubs verfolgt. Da kam es sehr schwer für Arnold und co. in Carlsfeld. Und noch dazu: Wegen des Krieg waren die notwendige Materialen nicht mehr so leicht zu bekommen. Auch das "Team" musste ins Krieg usw. Und, in der Tat, klingen die Nachkrieg gebaute AA nicht mehr so wie sie waren in ca. 1930 !!


Etwa eine ruhige Schlusswort: Man soll schon einer Argentinische (also in Deutschland gebaut!!!) Instrument, hören, um zu verstehe, warum es überhaupt geht. Bandoneon und Akkordeon - da sind es zwei Welten. Jeder hat was besonderes für sich

Gruß,

Mkl.454
 
Das ist sehr interessant, danke Meisterklasse454.

(Aber klemmt eigentlich Ihre Taste mit dem Ausrufezeichen?)

Gruß,
Igelfeld
 

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