Besonders interessant finde ich den Gedanken mit dem Mikro vor der PA. Analyzer-Lösungen wären bei meinen Jobs leider zu aufwändig.
Vielleicht darf ich da nochmal einhaken, denn der entscheidende Punkt fehlte leider noch:
Ich benutze, sofern möglich, auf einer Bühne fast immer nur einen Typ Gesangsmikrofone (Beta 87, AE5400 oder e935) für alle Stimmen, was mir viel EQing erspart.
Das "Geheimnis" am Einpfeifen mittels Gesangsmikro:
Nimm eines der Mikrofone, die Du nachher auch auf der Bühne stehen hast, stell es irgendwo halbwegs mittig in den zu beschallenden Raum, verursache langsam ein paar Feedbacks und filter sie am EQ aus.
Vorteil dieser Lösung gegenüber Analyzer mit Messmikro: Man filtert dabei nicht nur Raum und PA, sondern auch gleich feedbackanfällige Frequenzen des verwendeten Mikrofons aus.
Für Monitore kann man das auch machen: Helfer vor Mikrofon stellen (Gehörschutz nicht vergessen!), Feedback generieren und ausfiltern, bis bei geschätztem maximal nötigem Gain am entsprechenden Kanal ca. 6-10dB Platz für das Monitorsignal vor Feedback erreicht sind.
Damit schafft man sich Reserve für den Ernstfall und bekommt einen wesentlich klareren (Monitor-)Mix. Faustregel: Ca. 6dB vor Feedback wirds bereits matschig.
c) Die Musiker haben, je länger sie im Geschäft sind immer weniger Lust auf Soundcheck,
obwohl sie wissen, wie wichtig er ist.
Man könnte (aus meiner Sicht) auch sagen: Soundchecks vor leerer Halle sind drastisch überbewertet.
a) klingt die Bude mit Publikum eh völlig anders
b) kostet das Zeit, die ich lieber bei einer Tasse Kaffee im Catering verbringe
c) kostet es Nerven, die ich anderweitig besser brauchen kann
d) brauche ich ihn nur in den seltensten Fällen.
Aber mal im Ernst: kann man eine Band wirklich in 5 Minuten checken?
Selbst wenn die PA komplett gecheckt und voreingestellt ist?
Natürlich.
Zugegeben: Es setzt eine brauchbare PA (und einen brauchbaren Systemtechniker) sowie ein wenig Erfahrung voraus.
Wenn es einen Systemer gibt, taugt der auch meist (zumindest bei größeren Jobs), ansonsten bin ich häufig Systemer und FoHler in Personalunion, kann mir das System also bereits beim Aufbau so hinbiegen, wie ich das gerne hätte.
Die Systementzerrung läuft eh am Controller, den Rest schiebe ich mir nachdem die Anlage hängt eben am EQ zurecht und habe so schonmal alles gezogen was nervt (zumindest vor leerer Bude, das kann sich im Laufe des Gigs noch ändern).
Dann kommt der Vorteil einer gewissen Standardmikrofonie zum Tragen:
In der Regel verwende ich fast immer die gleichen Mikrofone, bei denen ich genau weiß wo ich hin muß.
Während die Kapelle aufbaut, werden schonmal grobe Settings vor-EQed, insbesondere für Drums, Gitarren und Gesänge. Da entwickelt man mit der Zeit so seine Vorlieben und weiß wo man mit welchem Mikrofon hin muß.
Wenn ich damit fertig bin, schmeiße ich die (bereits vorbereiteten) Mikrofone auf die Bühne - damit bin ich meist schneller als der Trommler seine Stöcke gefunden hat.
Kurz einzeln anchecken und während die Drums gecheckt werden gibt es (sofern aus der Front erledigt) auch gleich den Monitormix für den Trommler.
Standard-Drums (BD, SD, HH, 3 Toms, 2x OVH) dauern so keine 2 Minuten.
Drums und Bass einmal kurz anspielen lassen, dabei Bass EQen und ggfls. komprimieren, gleichzeitig Bass auf Monitore, wo gewünscht.
Gitarren (vor-EQed) dazu, nochmal kurz hohe Mitten durchsweepen um den richtigen Punkt zu finden, evtl. Tasten (jeweils Monitore gleich mitchecken), zum Schluß Gesang dazu und nach maximal 5 Minuten sind Front und Monitor fertig.
In den ersten 2-3 Nummern kommt dann noch Feinjustierung von Gates, Kompressoren, Hall und EQ sowie evtl. nötige Änderungen am Monitor und gut.
Viele Kollegen halten sich ewig an Gates für BD, Snare und Toms auf - ich benutze sie in den seltensten Fällen (z.B. wenn ich tiefmittige Toms haben _muß_, da aber was nachschwingt).
Für BD und Snare brauche ich sie eigentlich nie, auch wenn sie am Insert hängen...
Interessant find ich auch die Meinungen, die in die Richtung gehen, dass die meisten Menschen einen guten Sound nicht von einem schlechten unterscheiden können:
Da bin ich skeptisch. Auch wenn viele die Soundqualität nicht beschreiben könnten oder sie nicht einmal bewusst wahrnehmen, denke ich, dass sie dennoch genauso ausschlaggebend ist für das Gesamtergebnis bzw. -erlebnis eines Konzertes wie die Qualität der Musiker. Die wird ja auch oft eher unbewusst wahrgenommen.
Das sehe ich ähnlich. Zumindest fällt auf, dass große Teile des Publikums guten Sound zu schätzen wissen - auch wenn sie nicht sagen können, was gut und was weniger gut ist - und das auch durchaus lobend erwähnen.
Das gleiche gilt übrigens auch für die Musiker an sich. Es kommt durchaus vor, dass eine Band, die ich nicht kenne, der Meinung ist, 45 Minuten Soundcheck machen zu wollen.
Der Zahn wird von mir idR. sehr schnell gezogen, was im ersten Moment durchaus mal für etwas böses Blut oder Verunsicherung sorgen kann.
Wenn dann Mikrofonieren und Soundcheck in <10 Minuten durch sind und mal einer vorne hören war, hat sich das Thema meist schnell erledigt und es wird wesentlich entspannter
Ach ja, bevor ich das vergesse:
Eine gute PA und die besten verfügbaren Mikrofone machen das Leben _ungemein_ leichter.
Damit spart man sich nämlich, am EQ Dinge filtern zu müssen, die nicht an Raum oder Quellsignal haken, sondern an Anlage oder Mikrofon.
Merke: Kritischster Punkt jeder Beschallung ist die Wandlung von Luftschall in ein elektrisches Signal und andersrum. Wenn es da schon hängt, kann man sich den EQ eigentlich gleich sparen, insbesondere wenn man verschiedene Mikrofone mit unterschiedlichen Unzulänglichkeiten verwendet. Da filtert man dann nämlich haufenweise Macken der Mikrofone aus und verbiegt ein System, das man bei richtiger Mikrofonwahl garnicht anfassen müsste.