Nö, da mag ich dir gar nicht folgen. "FS" steht nun Mal für "full scale", also den obere Anschlag des Wertebereichs. Es kann natürlich sein, wäre sogar sinnvoll, wenn eine DAW ihren "0 dB"-Punkt weit unterhalb von 0 dBFS setzt. Das sind dann aber eben nicht "dBFS", sondern unspezifizierte dB.
Da sehe ich keinen Widerspruch, weder theoretisch, noch praktisch. Alle Peakmeter in der digitalen Audiotechnik, die sich auf die Eingänge von Wandlern beziehen,
müssen per Definition die Norm "0 dBFS=maximaler Wert des Wertebereichs" einhalten. Denn der Wandler
kann nicht darüber hinaus angesteuert werden.
So funktionieren alle Peakmeter in digitalen Mischpulten, aber auch z.B. die Peakmeter im "Totalmix" von RME. Die Vollaussteuerung bei -9 dBFS anzusetzen ist mehr als sinnvoll, denn die Peakanzeigen dieser Aussteuerunsanzeigen leuchten immer schon unterhalb des 0dBFS-Punktes auf und darüber gibt es keine Anzegesegmente mehr.
Eine DAW kann dank des größeren 32-bit-float-Werteraumes faktisch aber auch Übersteuerungen über den 0dBFS-Punkt hinaus anzeigen wie weiland die Pegelanzeigen bei Tonbandgeräten - und Samplitudes Master-Pekameter tut das auch (mit exakter Angabe des über 0 hinaus gehenden dB-Wertes).
ABER: die 0dB-Marke dieses Master-Peakmeters
entspricht dem 0dBFS-Punkt der normalen digitalen Peakmeter - ist also kein unspezifizierter Wert
in Bezug auf die Ausgabe an den Wandler (wie der Punkt
intern im Wertebereich definiert wurde, weiß ich nicht und es ist mir auch egal, solange er praxisgerecht ist).
Anders ergäbe es auch keinen Sinn, denn ich brauche als Anwender ja den
präzisen Hinweis darauf, wo meine abschließend generierte Master-Datei bzw. die gebrannte CD übersteuert werden würde, so dass ich vorher entsprechende Anpassungen des Pegels vornehmen kann (sei es durch herab ziehen des Master-Faders, Limiter im Master-Weg oder manuellen Schnitt im Audio-Objekt oder was sonst noch möglich ist).
deine 96dB Dynamik müssen aber doch erstmal nach dem Mikro überhaupt vorhanden sein!
Wenn man, wie allgemein üblich, für Schallpegel die Hörschwelle mit 0dB ansetzt, so erzeugt ein normales Mikro schon ein Ersatzgeräusch von um die 10 bis 20dB.
Ein Orchester müsste nun, um deine Dynamik von 96db überhaupt auszunutzen, an seinen lautesten Stellen um die 110dB Schallpegel machen.
Hat man z.B. eine Musik, die nur Schallpegel bis um die 80dB erreicht, so kann die Aufnahme nur eine Dynamik um die 60-70dB
Richtig, die meiste Musik, die so in den Charts landet oder sonstwie populär ist, dürfte kaum einen Dynamikbereich von 10 dB überscheiten, manche klebt sogar regelrecht an der 0-dB-Marke (und heizt damit den "loudness-war" weiter an).
Selbst große Sinfonieorchester reizen den 96-dB-Umfang der CD kaum aus, mal ganz abgesehen davon, dass zu hause im Wohnzimmer beim Abhören über Lautsprecher bekanntlich 40-50 dB Abhördynamik schon einen sehr guten Wert darstellt der auch meistens nicht erreicht wird.
Für eine gute Studiotechnik sind große Dynamikumfänge kein Problem. Das Neumann TLM103 [
https://www.neumann.com/?lang=de&id=current_microphones&cid=tlm103_data] mit 7 dB-A Ersatzgeräuschpegel und 138 dB Grenzschalldruckpegel (bei 0,5% Klirr) schafft es locker, 131 dB reale Dynamik einzufangen! Mindestens 120 dB schaffen aber eigentlich alle halbwegs guten Studiomikrofone - und können damit den Dynamikumfang eines sehr guten Wandlers tatsächlich voll ausreizen. Gute Preamps schaffen diesen Umfang im übrigen auch.
Und so große Dynamikumfänge kann es wirklich geben. Wenn ich einem sehr guten Trompeter das Mikro vor den Schalltrichter stelle (wirklich nah!) und dieser (in einem ruhigen Raum) sowohl ein leises Atem-Hauch-Geräusch (ca. 30 dB) als auch ein sattes "sforzato" produziert (ca. 130 dB), dann haben wir
real 100 dB Dynamikumfang vorliegen die auch adäquat eingefangen werden wollen. Da braucht es also durchaus 24 bit.
Ich habe mal ein Solostück für die "kleine Trommel" (Snare) aufgenommen wo die leisesten Stellen ein sanftes Streicheln des Fells mit dem Finger und die lautesten Stelln sog. "Rim Shots" (harter Schlag auf die Ring-Kante der Trommel) waren. An den genauen Dynamikumfang kann ich mich nicht mehr erinnern, aber so um 100 dB werden es schon gewesen sein. Natürlich musste ich diese Aufnahme für die Wiedergabe entsprechend komprimieren, mehr als 50 dB konnte ich nicht übrig lassen, sonst hätten viele die Aufnahme später nicht abhören können ohne zwischendurch den Laustärkesteller bemühen zu müssen.
Gruß, Jürgen