Brückengleichrichter ohne Kondensator ergibt einen Faktor x 1,4
Brückengleichrichter mit Kondensator ergibt einen Faktor x 0,9
Die 0,9 ist der Mittelwert der Ausgangsspannung, duch eine Glättung mittels Kondensator wird diese auf den Spitzenwert von 1,4 angehoben.
Sorry, dass ich auch dich abwatschen muss, aber das ist einfach
FALSCH.
Richtig ist: Eine Gleichrichtungsschaltung mit optimalen Bauteilen und einem Ladekondensator bedingt immer (!), dass dieser im unbelasteten Zustand (!) auf die Spitzenspannung der Eingangsspannung aufgeladen wird. Und das ist eben Us = Ueff * Wurzel (2). Das Us (Spitzenspannung) ist das, was in dem von dir gezeigten Artikel also Û (sprich "U dach") geschrieben wurde.
Welche Art von Gleichrichtungsschaltung dafür benutzt wird, das ist irrelevant. Der Mittelwert der periodischen Gleichspannung interessiert nicht, denn dafür haben wir ja den Ladekondensator, der mit seiner Spannung immer in der Nähe von Up bleibt; der Mittelwert der gleichgerichteten Spannung ist daher nur für Anwendungen OHNE Ladekondensator interessant und die wird man in einem Gitarrenverstärker nicht finden. Sowas hätte man beispielsweise, wenn man eine Glühbirne an Drehstrom betreiben will und den dazu gleichrichtet.
Die im belasteten Zustand am Ladekondensator anliegende Spannung ist dann wieder eine andere Sache, denn die liegt unter der Up, die man im unbelasteten Zustand antreffen wird. Der Grund dafür ist, dass das Stromnetz (vernachlässigbar) sowie der Trafo einen Innenwiderstand hat und über diesem fällt durch den fließenden Laststrom (der ist bei DC und AC nicht gleich...) eben eine Spannung ab => Die Ausgangsspanung am Kondensator bricht ein.
Dadurch verringert sich praktisch die Gleichspannung am Ladekondensator um einen gewissen Betrag. Bei Röhrenendstufen nennt man das dann Endstufenkompression oder "SAG".
Dazu wird in den Zeiten, in denen die Trafospannung kleiner ist als die Spannung am Ladekondensator, eben der Strom aus diesem "gezogen" und der Kondensator dabei zu einem Teil entladen.
Diese Entladung und Wiederaufladung des Ladekondensators ist das, was man als "Brumm" kennt. Wenn man den Kondensator ausreichend groß macht, dann ist der periodische Spannungseinbruch und somit der Brumm eben relativ gering. Wenn der Kondensator klein ist, dann kann er weniger Ladung speichern und wird somit tiefer entladen, wodurch das Ganze mehr brummt. Beliebig groß machen kann man den Kondensator aber auch nicht, denn dann wird das Ganze groß und teuer sowie gefährlich im Kurzschlussfall und außerdem fließt dann zum Nachladen nur in den Spitzen der Eingangsspannung Strom. Der Ladestrom wird dadurch sehr groß (viel Ladung in kurzer Zeit = viel Strom, da I = dQ/dt) und dadurch werden die Dioden sowie der Netztrafo und der Kondensator stärker belastet und die Störungen werden auch schlimmer.
Im hier gezeigten Fall mit dem gezeigten Trafo hätte man also eine Sekundärwicklung von 220-0-220 V, die man entweder mit Ueff = 220 V benutzen und als Mittelpunktgleichrichter verwenden kann oder eben mit einem Brückengleichrichter und dann die außeren beiden Anschlüsse benutzen kann => Ueff = 440 V.
Im ersteren Fall ergäbe sich eine Gleichspannung von rechnerisch 311 V, im zweiten Fall eben doppelt so viel, also 622 V.
Da die Trafospannungen normalerweise bei Nennlast angegeben werden, ist mit diesen Spannungen allerdings unter LAST zu rechnen und die Leerlaufspannung ist höher. Anderseits ist die Gleichspannung unter Last wahrscheinlich etwas kleiner als die hier angegebenen Werte, da die Netzspannung nicht sinusförmig sondern oben abgeplattet ist.
Man sieht aber: Das Ganze ist nicht so einfach, wie es immer wieder gerne dargestellt wird...
Meiner Meinung nach sollte jemand, der das nicht verstanden hat, keinen Verstärker bauen bzw mit was kleinem anfangen. Wenn man das richtig macht, dann kann man da belibig erweitern oder eben später einen neuen, größeren Verstärker bauen. Die Chassis, Potis und die Fassungen usw sind ja nicht so teuer und die Trafos muss man sowieso passend zum Verstärkerprojekt kaufen.
Nebenbei sieht man aber auch, dass das hier geplante Projekt nicht ordentlich funktionieren wird, denn mit 300V Anodenspannung machen EL34 keinen Spaß (außer in Klasse A) und für 600V taugt der Ausgangsübertrager nicht. Abgesehen davon müsste man dann eine extra Wicklung für die Ug2 haben oder da eine Stabilierungsschaltung einbauen...alles nicht so einfach
MfG Stephan