Ich halte diese ganzen Verallgemeinerungen für großen Unsinn. Aber vielleicht brauchen Musiker immer so ein bißchen Mystery & Hype und das ist auch okay so. Fender hatte im Laufe seiner langen Firmengeschichte immer wieder Up and Downs. Sicher gehörten Teile große Teile der 70er Jahre nicht zu den Glanzzeiten, da hier am extremsten rumprobiert wurde, bei gleichzeitiger Qualitätsverschlechterung. Trotzdem gibt es aus den 70ern extrem gute Strats. Nämlich die, bei denen Erneuerungen wie die 3 Punkt Halsverschraubung, handwerklich korrekt ausgeführt wurden. Die Sache steht und fällt mit der Passgenauigkeit von Halstasche und Halsfuß. Ist die Verbindung okay, ziehen die Schrauben den Hals nur noch in die Tasche, seitliche Bewegungen werden von dem Holz verhindert. Es gibt nämlich in Sachen perfekte Halseinstellung nichts Besseres als eine gut gemachte 3-Punkt-Verschraubung mit micro tilt. (Danke MilesSmiles)
Wahr ist, dass Fender in der langen Zeit auch immer wieder mal grottenschlechte Gitarren gebaut hat, gerade in den 70ern. Die erste 4 Schrauben Halsbefestigung gab es erstmals 1979 wieder, bei der 25th Anniversery und war ab den Dan Smith Modellen 1981 wieder serienmäßig. Ob die 1973 Stratocaster zu einem Preis von 1095 Pfund nun der Renner ist, wage ich zu bezweifeln. Die naturfarbene 73er soll 1600 BP kosten und die schwarze 77er kommt auf 1800 Pfund. Das scheint mir für eine gute 70er Jahre Stratocaster schon eher realistisch. Ich hoffe Du weißt, wie man eine ältere Stratocaster überprüfen und einschätzen kann, ansonsten würde ich mir jemanden mitnehmen.
Prinzipell würde ich eine gut gepflegte ältere Stratocaster oder Tele immer einem neuen Modell vorziehen. Unter älter verstehe ich 20 - 30 Jahre und mehr. Ich habe einige Stratocaster aus den 70er und 80ern, allerdings Tokai Reissues von 62er und 64er Modellen, aber auch einige 80er und 90er Jahre US Strats (s. Album & Reviews), die ich alle einer Stratocaster aus den aktuellen Serien vorziehen würde, obwohl die derzeitige Qualität von Fender keinen Grund zum Klagen gibt. Allerdings bin ich auch der Erstbesitzer der meisten meiner Gitarren und muss mir keine Gedanken über das Vorleben machen.
Man muss sich das ähnlich wie bei Schuhen vorstellen. Wenn man einen guten Schuh gut einläuft, wird er immer die Form Deines Fußes annehmen. Hat nun jemand die Schuhe getragen, der - ich sagt jetzt mal leger - krumme Füße hatte, oder einen schlampigen Gang, dann hast Du Schwierigkeiten jemals in diesem Schuh bequem zu Laufen. Alleine das Alter macht noch keine gute Gitarre. Viel wichtiger ist wie sie gepflegt und behandelt wurde.
So Long, Armin