REVIEW 12" Subwoofer Behringer B1200D-PRO

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Vorab: Ich wollte eigentlich potentere 12" Subs testen. Allerdings war der Behringer Eurolive B1200D zum Test zu haben. Da habe ich nicht nein gesagt.

Was ich auch noch festgestellt habe: genau dieser Subwoofer ist in der Kategorie "Aktive Bassboxen" bei Thomann derzeit auf Verkaufsrang 1 jetzt vor dem hauseigenen TA18. Da müssten doch einige im Umlauf sein. Vermutlich gibt es eine größere Interessentengruppe.

Unboxing:
Der Subwoofer kommt in einem kompakten Karton. Die Verpackung ist professionell gemacht mit Styroporecken, die ausreichend federn und genügend Abstand zwischen Karton und Gerät lassen. Bei mir waren die Ecken der Styroporträger gebrochen. Offensichtlich hatte der Karton schon mehrere Transporte hinter sich, denn es gab einige Stellen, bei denen ein früheres Label entfernt wurde. Der Lautsprecher ist aber unversehrt und sieht auch eher so aus, als ob er was vertragen könnte.
B1200_Unboxing.jpg


Ausgepackt:
Der ist schön leicht (knapp 20 kg) und schön klein!
Ich hab mal mein Cajon als Größenvergleich daneben gestellt. Streicholzschachtel oder Euro-Münze waren nicht passend ;)
B1200_VergleichCajon.jpg


Verarbeitung:
Die Verarbeitung ist tadellos. Kein billig- China- Gestank. Der Subwoofer lässt sich an den bequemen Griffen gut tragen, wobei ein zentraler Griff oben vermutlich noch komfortabler gewesen wäre.
Die Griffschalen sind auch so angebracht, dass man sie notfalls von oben mit 3 Fingern erreicht, um das Teil aus einer engen Verpackung (z.B. im Kofferaum) erst mal hochzuhieven. Sehr praktisch.
B1200_Griffmulde.jpg


Das Frontgitter ist leicht gebogen und hat aufgrund der Wölbung und der Materialstärke eine gute Stabilität. Das wird nicht so schnell eingedrückt.
Oben gibt es ein Aufnahmeloch für eine Distanzstange. Da ich keine hier habe kann ich die nicht beurteilen, aber so wie es aussieht, kann man da ohne Probleme alle passenden Tops draufsetzen. Diejenigen, die zu schwer wären (mit über 20 kg) würden das ohnehin so kippelig machen (der Sub wiegt ja auch nur 20 kg), dass man das so nicht aufstellen könnte. Ein umgekehrt reingestecktes Lautsprecherstativ wird sicher gehalten ohne zu wacken.
Die Bedienelemente auf der Rückseite sind versenkt eingelassen. Es ragt kein Element darüber hinaus, so dass nichts beschädigt wird, wenn es Plan irgendwo gegen eine Fläche drückt.
B1200_Anschluesse.jpg

Bei den XLR Steckern habe ich mich zunächst über die Orientierung gewundert, da die untere Reihe quasi auf dem Kopf steht. Das ist aber intelligent, denn so sind die Entriegelungen gut von oben bzw. von unten gut erreichbar.
Die Schiebeschalter sind ok. Die Potis sind etwas wackelig, was davon herrührt, dass die eigentlichen Potontiometer innen auf einer Platine sitzen und die Welle nur durch ein Loch mit Spiel durch die "Front" äh- Rückplatte geführt sind. Das fühlt sich etwas wackelig an, ist aber gut zu bedienen und auch kein Mangel, denn die Stabilität ist nicht gefährdet. Das ist eine durchaus gebräuchliche Montagetechnik (sagt ein Ingenieur vom Fach).

Der Netzanschluss ist ein Standard- Kaltgerätestecker. Das passt zur Leistung und Kaltgerätekabel gibt es überall. Dazu gibt es einen Netzschalter. Aber halt - Leistung: daneben steht eine Angabe zur Leistungsaufnahme: 110W :gruebel:... da kommt man schon ins Grübeln, denn es sind ja maximal 500W für die Kiste angegeben.

Sehr angenehm: Ein- und Ausschalten geht ohne Knackser, auch die Ausgänge Richtung Tops bekommen keine Knackser ab (wenn die noch an sind, während man den Sub schaltet).
Ebenfalls ausgezeichnet: Der Subwoofer gibt keine Nebengeräusche ab durch Lüfter oder Eigenrauschen. Das Niveau ist sogar wohnzimmertauglich. Gerade bei leiseren Veranstaltungen ist das oft störend, wenn die PA durch Rauschen oder surrende Lüfter auf sich aufmerksam macht. Der Sub hier ist es jedenfals nicht, der ist leise.
Soweit alles bestens.

Jetzt kommen aber die Fragen auf. Wenn ich nun die Tops anschließe, wie sieht es dann mit der Frequenzweiche aus?
Immerhin - es gibt eine Stereo - Frequenzweiche. Das war für mich Voraussetzung für alle meine Kandidaten. Subs mit nur eingebautem Tiefpass können nur mit passenden Tops mit dem genau dazu passenden Hochpass betreiben werden. Dieser Sub hat eine vollständige Weiche. Einer 2.1 Anlage mit quasi beliebigen Tops steht also nichts im Wege.
Bei den Ausgängen zu den Tops ist ein Symbol, das einen 100 Hz Hochpass symbolisiert. Ein Drehknopf ist für die Trennfrequenz des Tiefpassfilters für den Subwoofer vorgesehen, durchstimmbar von 70 - 150 Hz.
Das Handbuch verrät immerhin die Daten. Es sind jeweils Butterworth Filter, allerdings der Hochpass für die Tops mit fester Frequenz von 100 Hz und einer Flanke von 18dB/Oktave also 3. Ordnung während der Tiefpass für den Sub (durchstimmbar) eine Steilheit von 24 dB/Oktave hat, also 4. Ordnung. Leider gibt es außer den Randwerten keine Beschriftung an der Skala. Man muss die Frequenz also schätzen.
Damit kann man sich dann seinen Übergang so hinprobieren. In der Bedienungsanleitung gibt es eine kleine Anweisung dazu. Man muss sowohl Lautstärken von Top und sub sowie den Tiefpass des Subwoofers einstellen.

Als weitere Funktion gibt es einen zuschaltbaren (glücklicherweise abschaltbaren) Bass Boost, mit dem man eine Frequenz um 10 dB anheben kann, durchstimmbar von 40 Hz - 90 Hz. Wenn man will kann man sich damit einen dröhnenden Bass basteln, wie man den so von dahinwummernden Autos kennt. Wer's braucht ... Nix für mich. Am ehesten könnte ich mir vorstellen, den auf 40 Hz zu stellen, um - falls benötigt- etwas mehr Low End rauszukitzeln.

Dann gibt es noch den Lautstärkeregler für den Sub und einen Phasenschalter (korrekterweise müsste das Invertierer heißen). Diese Elemente sind quasi Standard an jedem Sub.
Bei der Frequenzweiche hätte ich mir eine definierte Frequenzweiche gewünscht, z.B. eine Linkwitz-Riley-Frequenzweiche mit 24dB/Oktave und gerne bei 100 Hz. Ein Bass Boost wäre sicher auch nicht schlecht, aber der sollte eher den Abfall zwischen 60 und 45 Hz einstellbar kompensieren (Angegeben 45Hz -10dB, 60Hz -3dB als untere Grenzfrequenz).

Wie sieht das mit der Einstellung in der Praxis aus? Als erstes habe ich den Subwoofer in meine existierende Anlage im Musikraum eingeschleift. Da sind 2 JBL Control5 an einem Samson Servo 260 (2x130W) angeschlossen. Also den Subwoofer ans Mischpult angeschlossen und weiter zum Verstärker.
Grundsätzlich funktionierte alles sofort auf Anhieb, aber der Abgleich der Trennfrequenz und der Lautstärken von tops und Sub war doch fummelig. Vorurteil zunächst bestätigt. Sonstiger Eindruck: der geht vom Höreindruck weiter runter als die spezifizierten 45Hz bei -10dB erwarten lassen.

Ein weiterer Test (Mist, da habe ich keine Fotos gemacht):
Meine Tops: RCF ART310A (MK I) zusammen mit dem Subwoofer.
Zunächst habe ich ein Top (linker Kanal des Mischpults) alleine full Range angeschlossen und das andere Top über den Subwoofer (Rechter Kanal des Mischpults). So ist durch Überblenden Links-Rechts ein guter Vergleich im Klang möglich. (Top alleine gegen Top + Sub)
Mit Sub klingt das wesentlich voller, die Bässe sind richtig da. Das Top allein, das eigentlich schon ganz gut nach unten spielt - 50 Hz sind gut für einen 10-Zöller- kann im Bassbereich nicht mithalten.

Dann noch als komplette 2.1 Anlage angehört. Klingt sehr voll.

Ich habe bei diesem Test zuhause nicht voll aufgedreht. Das war etwa eine Lautstärke die man für gepflegte Tanzmusik (Ballroom-Dancing - nicht Techno) bei einer Hochzeit oder für akustische Musik in einer Kneipe einstellen würde. Die Tops (und vermutlich der Sub auch) waren natürlich nicht annähernd am Limit - meinen Ohren und unserem Verhältnis zu den Nachbarn zuliebe.
Bis zu dieser Lautstärke wertet der Sub die Gesamtanlage doch deutlich auf.

Ganz grundsätzlich: Ein etwas schwächerer Sub und potentere Tops können schon ganz gut zusammen spielen, solange man das schwächste Glied nicht überlastet. Die Maximallautstärke wird hier eben vom Sub bestimmt. Solange man das beachtet und damit zufrieden ist, ist die Kombi ein Gewinn.

Da leider 2 Termine geplatzt sind, bei denen ich die Subwoofer hätte testen können, konnte ich den B1200D-PRO nicht in die Nähe des Limits bringen. Die höchste Lautstärke, die ich gehört habe war aber immerhin zuhause so weit, wie ich in einem kleinen Club bei akustischer Musik aufdrehen würde. Da war noch kein Limiter am Werk und der Klang immer noch gut.
Aber - keine Aussage möglich, wie er sich denn wohl bei einer lauteren Techno Party schlagen würde.

Wenn ich jetzt nicht auch noch 3 deutlich teurere Vergleichskandidaten da gehabt hätte, wäre ich vollauf begeistert gewesen, vor allem bei dem Preis.
Für viele vor allem kleinere Anwendungen wird der Sub reichen.

Durch den Vergleich ist mir klar geworden, dass ich für meinen speziellen Bedarf höher einsteigen muss (und es inzwischen auch getan habe).

Die Schwachstelle, über die ich mich am meisten geärgert habe, ist die Frequenzweiche. Bei allen anderen Kandidaten hat es gereicht die Lautstärkeverhältnisse von Top zu Sub anzupassen. Bei diesem hier muss man schon hinprobieren, damit es annähernd gut klingt.
Die Boost-Funktion kann und sollte man eigentlich getrost vergessen, am Besten nicht aktivieren.

Liebe Behringer – Ingenieure, wenn ihr eine neuer Version dieser Box baut, baut bitte eine vernünftige Frequenzweiche ein und anstatt der Boost Schaltung eher eine Art “dynymic bass boost” Schaltung, die bei geringerer Lautstärke das Low End anhebt, um mehr Tiefgang zu simulieren. Die natürlich abschaltbar. Bei der Freqeunzweiche wären 2 wählbare Trennfrequenzen schön: 90 Hz und 120 Hz, eben eine tiefe für Tops mit mehr Tiefgang und eine höhere für kleinere Tops. Der Rest kann bleiben, wie er ist. Der Sub ist sonst sehr gut.

Der Sub ist sein Geld wert. Ich kann mir durchaus vorstellen, warum er einen so guten Verkaufsrang hat. Mit einer besseren Frequnzweiche, wäre er in dieser Preisklasse perfekt.


Gruß
Christoph

Oh. P.S. Großen Dank an FACE und @Mario van Helden für die Testmöglichkeit und die Untersützung.
 
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