12 Saitige Gitarre in der Irischen Musik

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Hallo zusammen!

Da ich selber gerne irische Musik spiele und auch naturgemäß höre stellt sich mir folgende Frage: Warum wird so selten eine 12 saitige Gitarre in der irischen Musik verwendet? Durch die oktavierten bzw. doppelchörigen Saiten kann doch gerade diese Gitarre vom Klang her dort eigentlich glänzen. Vermutlich auch in DADGAD.
Vielleicht kenne ich auch einfach zu wenige Bands aber ich habe bewusst eigentlich noch nie eine 12 saitige auf der Bühne gesehen. Das kann natürlich Zufall sein.
Weiß da jemand mehr oder hat vielleicht Beispiele? Ich möchte demnächst mit einer Harfenistin ein neues Projekt starten und ich dachte dass die 12 saitige da gut harmonieren könnte.

Beste Grüße
Rata
 
Eigenschaft
 
Die 12 ist fuer die irische Musik eher wenig geeignet.
Zum Einen spielen die Iren die Musik in einem derartigen Affentempo, dass man bei der Gitarre eh' schon Schwierigkeiten hat, da mitzuhalten. Die Geigenstimmung erlaubt da doch etwas mehr Speed.
Zum Anderen ist eine Trad Session eine Session vieler Musikanten und die 12 ist zu Flächig, da spielen noch Bouzoukis, Banjos, Fiddles, Mandolins, Spoons, Akkordeon/Bandoneon.... mit. Als Soloinstrument oder in einer kleinen Umgebung ist eine 12 ok, aber im Kontext einer Session ist eine 12 zu flächig.
 
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Danke Corkonian,

auf eine Antwort von Dir hatte ich gehofft, da Du ja direkt im Geschehen bist. Deine Erklärung ist einleuchtend. Ich würde sie gerne mal als reine Begleitung zu einem Melodieinstrument einsetzen. Mal schauen was passiert. Wir waren immer sehr kleine Besetzungen bis Dato. Gesang, Flute oder Fiddle und dann Bodhran und eben ich als Gitarre im Rhythmus. Da dachte ich oft " irgendwie müsste ich mal die 12 saitige mitnehmen und schauen".
 
Meine persönliche Einschätzung:

Die Schwebungen, die du durch die Doppelsaiten reinbekommst, ist bei einer Begleitung eher kontraproduktiv.
Es klingt schon immer bescheiden, wenn 2 oder mehr Gitarristen mit ihren - Räusper - "gut" gestimmten Instrumenten bei einer Session begleiten.
Und wenn eine Hafe dabei ist, dann ist die Gitarre eher entbehrlich, schon gar keine 12er.
Doppelchöre machen Melodieinstrumente durch den natürlichen Chorusseffekt kräftiger. Du wirst aber bei Irish Tunes selten in die Verlegenheit kommen, die flotte Melodie mitspielen zu können.

Was du auch bedenken musst:
Ein viel gehörter Kritikpunkt von Leuten, die die Musik nicht so kennen, sind die Worte:
"Klingt ja alles gleich"
Das wird noch schlimmer, wenn du mit einer 12er einen Klangteppich unterlegst, der die Melodien undeutlicher macht. Du hast die Melodie nämlich besser im Ohr als der Hörer, der das Tune nicht kennt.
 
aber bei ner Irish Bouzouki die als Begleitung gespielt wird? Ist das nicht auch dann ein fetter untergelegter Klangteppich?
 
Jein, sind ja nur 8 Saiten und die guten Spieler machen meist eine Kompination aus Melodiepicking und Anschlag, nicht unbedingt volle Akkorde.



Kommt auch drauf an wie viele bzw. wie laute Melodieinstrumente du hast.
 
Okay, bei der Harfe ist es in der Tat kritisch außer man würde wirklich ein reines Melodiespiel im Wechsel spielen, da würde ich aber auch eher die Zouk bevorzugen.
Ich dachte auch nicht an wildes Geschrammel als Begleitung sondern eher unterlegte Pickingmuster. Also eher bei langsameren Stücken. Ich könnte mir schon vorstellen dass ne Flöte und ne gepickte 12 saitige schon passen würde. Ich denke Versuch macht klug. :)
 
Ich denke Versuch macht klug. :)
Das auf jeden Fall ... lass dich nicht von unseren Einschätzungen abhalten, die Iren waren auch nie darum verlegen, was das Einführen "femder" Instrumente in ihre Musik angeht.
Ich kann nur den Tipp geben, dass du darauf achtest, dass die Melodie noch durchkommt, auch für Leute, die das Stück nicht aus dem Effeff kennen.
 
Danke für die guten Antworten. Ich steh musikalisch noch weit am Anfang und leider spiele ich viel zu selten mit anderen. Aber ihr habt Recht was alleine zu Hause für einen gut klingen mag, das kann in einer größeren Besetzung für den Zuhörer schwierig werden. Ich finde das Thema generell spannend verschiedene Instrumente zusammen zu bringen. Gerne auch mal Sachen neu zu interpretieren. Leider bin ich in der Vergangenheit da immer auf taube Ohren gestoßen - das waren eher alles Traditionalisten :) Vielleicht zu Recht, wer weiß.
 
- das waren eher alles Traditionalisten
Traditionell ist bei irischer Musik ein ganz, ganz schweres Thema.
Bodhrán, Gitarre und irische Bouzouki gibt es ja erst seit dem Folkrevival in den 60er Jahren, also alle überhaupt gar nicht traditionell (inzwischen aber gut eingebürgert).
Bei dieser Konzertreihe "Pure Irish Drops" gibt es deshalb meist nur Fiddle, Pipes, Whistles, Harfe und Akkordenon (weiß aber nicht, ob das immer noch so ist).
Hab machmal auch den Eindruck, dass deutsche Musiker da größere Traditionalisten als die Iren selbst sind. :tongue:
 
Ist zwar nicht irisch und auch nicht so schnell, aber da bei Dir noch Vieles offen ist, kann ein Blick auf das, was Roger Tallroth mit seiner 12-string macht, nicht schaden:


Soweit ich weiss, spielt er i.d.R. in einer offenen Stimmung.
 
gefällt mir sehr gut! Ich finde ja Nyckelharpa an sich schon super. Und die Gitarre kommt ja sehr akzentuiert rüber. Ich finde die Gitarre auch nicht aufdringlich - im Gegenteil - gerade die Fülle gibt dem gesamten Klang ja etwas.
Interessant wäre es hier auch zu wissen, wie jemand der Geige spielt es im Zusammenspiel mit der Nyckelharpa so findet. Denn die legt ja auch nen ziemlichen Teppich drunter.
Ist bei manchen Stücken wirklich den Versuch wert in ner kleinen Besetzung.
 
Hab machmal auch den Eindruck, dass deutsche Musiker da größere Traditionalisten als die Iren selbst sind. :tongue:
Unbedingt. Wir Deutschen sind da ganz groß. Wenn ich an die Indianer-Hobbyisten denke...:D
 
Bodhran gibt's doch ein bissl laenger....
 
Hallo zusammen!
Warum wird so selten eine 12 saitige Gitarre in der irischen Musik verwendet?
Rata

Hallo Ratatosk,

ich habe jahrelang eine 12-Saitige zur Begleitung in der irischen Musik gespielt. Es klingt auch wirklich schön. Hier ist eine ältere Aufnahme davon:



Der Grund warum ich es nicht mehr so oft mache ist, dass es ein riesen Aufwand ist, die Gitarre zu stimmen. Die Gitarre ist kein billiger Schrott, es ist wirklich eine gute Gitarre von Stevens Custom Guitars. Aber da ich regelmäßig zwischen den Liedern ein Kapo verwende, müsste ich fast jedes Mal nachstimmen. Und das dauert einfach zu lang.
 
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Der Grund warum ich es nicht mehr so oft mache ist, dass es ein riesen Aufwand ist, die Gitarre zu stimmen. Die Gitarre ist kein billiger Schrott, es ist wirklich eine gute Gitarre von Stevens Custom Guitars. Aber da ich regelmäßig zwischen den Liedern ein Kapo verwende, müsste ich fast jedes Mal nachstimmen. Und das dauert einfach zu lang.
Nachvollziehbares Argument. ;)

ich habe jahrelang eine 12-Saitige zur Begleitung in der irischen Musik gespielt. Es klingt auch wirklich schön. Hier ist eine ältere Aufnahme davon:
Hmm, ist bei der Aufnahme leider nicht wirklich vor- oder nachteilhaft zu hören, das Publikum ist einfach zu laut mit drauf.
Klatschen natürlich wie immer ihren eigenen Rhythmus ... :tongue:
Na, Hauptsache die Stimmung ist gut!
 
Also erstens spielt ihr kein "irisches" Tempo.
Komm' mal zu einem Ceili hier auf die Insel. Da geht dann die Post ab.
Zweitens hast Du da eine uebersichtliche Truppe am Start. Hier auf der Insel hast Du bei den ueblichen Pub-Sessions/open Sessions noch ein Akkordeon, eine Tin Whistle, ein Banjo, eine Zouk und ggf. noch Mehrfachbesetzungen. Da geht die 12 sowas von unter, das klappt nicht. Ich war lange in einer wirklich lauten Session und habe mir deswegen extra eine Gitarre bauen lassen. Weil selbst eine Martin D41 - Bluegrass-Kanone!- war da selbst fuer mich als Spieler nicht mehr hoerbar. Da hat mir Binh dan was extralautes gebaut....
Aber sonst ... klar, kleine Truppe, elektrisch verstaerkt, das geht schon. Aber nur so. Alles andere ist eher ... naja...
 
@Corkonian: ja ich kenne das Problem mit der Gitarre, die nicht durchdringt, ich spiele hin und wieder auf Sessions, auch in Irland. Dort aber meistens mit dem Tenor Banjo. Mit einer normalen Gitarre hat man keine Chance - egal ob 6 oder 12 Saiten.

Da hat mir Binh dan was extralautes gebaut....

Was hat er denn gebaut? Ich könnte mir vorstellen, dass eine Resonatorgitarre durchdringt. Aber ich könnte mir ebenso gut vorstellen, dass man damit verjagt wird ;-)
 
Resonator wollte ich nicht. Also hat er eine Decke einer Guild D50 mit den Zargen und Boden einer D60 und dem Hals einer Guild D55 kombiniert und dann so lange daran herumgefeilt, bis es LAUT war. Richtig LAUT. Ich kenne keine andere Gitarre, die vergleichbar laut ist oder die vergleichbar gut klingt. Die Gitarre wird sogar von Fiddle-Spielern gehört. Das Ding frisst Banjos zum Frühstück und furzt Akkordeons. Geradezu unglaublich.
 
naja, gibt doch auch jede menge langsames melodiöses irisches zeugs. molly melone kann man sehr schön auf ner 12-saiter spielen. gepickt oder gestrummt, geht beides und auch viel altes, mir meist durch die dubliners bekannt gewordenes, geht sehr gut. walzing mathilda (nein, nicht das von rod steward), seven drunken nights (später von torfrock rockig kloniert), oder auch black valvet band und fairytale of new york von de pogues. spielen wir alles und ich mache das fast immer mit der FG412 von yamaha.

keep on irish` folkin`
 

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