12-Bar-Blues "Times gettin' hard"

  • Ersteller Bamalam
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Komisch, von Möpse richten hatte ich im Liedtext gar nichts gesehen.. aber das Prinzip scheint verstanden... ;)
 
So Ladys, so ungefähr hab ich mir das vorgestellt (Nur vom Prinzip her mal, ohne Solo und drumherum jetzt):

http://soundcloud.com/b4m2006/times-gettin-hard
 
Blues ist manchmal diskriminierend und darf das nach Meinung des Moderatoren auch sein? Ein doppeltes Nein!

Zitate zu kürzen, zu schneiden, neu zu kombinieren. dann noch verändert in eigenen Worten wiederzugeben, um eine (gewünschte?) Quintessenz herauszustellen ist ein extrem populistisches Werkzeug, von dem ich insgeheim gehofft hätte, es sei Deiner nicht würdig. Besonders von jemandem, der sich vor Kurzem erst für weniger Ironie und mehr Klarheit in Forendiskussionen ausgesprochen hatte, hätte ich das nicht erwartet.

@Bamalam
da sieht mans doch wieder: manchmal ist der Text dann auch wumpe, wenn der Song okay ist. :great:
 
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Sag ich doch, so fetzt das. Von mir auch Daumen hoch; eine tolle Basis:great:
Und gut gesungen ists auch noch.......
 
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Hallo Andy,

Hast du gut gesungen und gut gespielt :) - mit Musik musste ich beim Text sogar manchmal schmunzeln.

Grüße
 
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Dankeschön! Irgendwoher muss ich jetzt noch nen Hut herbekommen...
 
@Bamalam

Naja, klassischer;) wäre natürlich noch ne Subdominante... zB auf Takt 5 und 6.
Aber es macht wirklich Spaß, Dir zu zu hören:) Du klingst für mich wie einer, der etwas zu sagen hat:great:

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@antipasti,

....Besonders von jemandem, der sich vor Kurzem erst für weniger Ironie und mehr Klarheit in Forendiskussionen ausgesprochen hatte, hätte ich das nicht erwartet.

Eben!

Hier der komplette Wortlaut. Die Hervorhebungen stammen von mir:

antipasti schrieb:
Bluestexte, besonders ältere, sind machmal flach und simpel, gern auch mal klischeebeladen oder sexistisch und dürfen das auch sein. Vermutlich kann aber ein alter Bluesman auf Memphis die Ironie etwas besser rüberbringen.
Ich zitierte:
Jongleur (antipasti gekürzt) schrieb:
Bluetexte sind manchmal....sexistisch und dürfen das auch sein?

und hätte nach Zitatenregeln wohl präzise zitieren müssen:

Jongleur (antipasti gekürzt) schrieb:
Bluestexte... sind machmal ... sexistisch und dürfen das auch sein.. .

So, wenn Dir damit geholfen ist. Du wirfst mir vor (Fettschrift von mir)

...Zitate zu kürzen, zu schneiden, neu zu kombinieren....

Kürzungen -oder besser gesagt Auslassungen - sind doch völlig legitim beim Zitieren. Neukombinationen, auch nach meiner Meinung, hingegen nicht. Wo habe ich neu kombiniert?

Das ich der Meinung bin, dass Bluestexte nicht einfach so sexistisch "sein dürfen" ist ja wohl mein gutes Recht.

Antipasti, ich hatte von DIR erwartet, dass Du schreibst, dass man ja mal in der Hitze des Gefechtes etwas schreibt, was bei einigen Leserinnen oder Lesern leicht missverstanden werden kann.

Gut, ich nehme zur Kenntnis, dass Dir 3 fehlende Punkte wichtiger sind als eine inhaltliche Klarstellung. - Sollte ich nun auch enttäuscht sein?:nix:

Davon geht die Welt nicht unter. Von mir aus könnten wir es bei dieser Meinungsverschiedenheit belassen.

Gruss
 
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@ Jongleur:

Auf 5 und 6 hab ich doch ne Subdominante? Oder verdreh ich grad irgendwas...?

MfG, Andy
 
Nein! Sorry! Habe mir deinen Song über mein blechernes Ipad angehört und da hört man natürlich die Basslinie von dem C7/9 nicht gerade optimal . Klang seltsamer Weise eher wie ein Gm6...Du hast natürlich Recht. War mein Fehler!

Lg
 
Da ich mich auch dabei ertappe - nicht kompatibel zum Schreiben klassischer Bluestexte zu sein, würde ich gerne mal die Frage in den Raum stellen ...

"Geht das überhaupt noch ?? Sind die Zeiten des Drecks, der wenigen Bucks, der Plantagen ... nicht für uns vorüber um die nötige Selbsterfahrung zu machen ??" Die meisten von uns haben doch eine "Sorgenlosigkeit" erreicht, wo der tägliche Blues sich eher auf dem Niveau abspielt .. "Mami in ihrem großen SUV hat auf dem Weg ihre Kinder in die Privatschule zu bringen feststellen müssen, dass der Liter Benzin schon wieder um ein Cent gestiegen ist ... "

Und Probleme dieser Art, finden sich ja auch im aktuellen Text wieder ... Das klassische Zitat finde ich dann in der Umsetzung durch Phrasierung und Gitarre - was mich an eine gemütliche Veranda erinnert, auf der singender Weise die aktuellen Gedankengänge verarbeitet werden ...

Und für den Mittelteil dürft ihr mir gerne den Kopf abreissen ... aber ich kann auch nicht anders als Blues mit einem Schmunzeln zu kombinieren. Alles andere wäre nicht ich und damit wäre es nicht authentisch.

Gruß
Martin
 
"Geht das überhaupt noch ?? Sind die Zeiten des Drecks, der wenigen Bucks, der Plantagen ... nicht für uns vorüber um die nötige Selbsterfahrung zu machen ??"

Du gehst davon aus, dass klassische Bluestexte die Sklaverei abhandelten. Ich nicht. Ich verstehe Bluestexte als sehr verdichtete Reaktionen auf Stress. Sie spielen für mich in der Popmuisik eine ähnliche Rolle wie die ebenfalls sehr komprimierten Haikus in der Lyrik.
Ein Haiku besteht aus drei Zeilen. Die erste darf nur 5 Silben, die zeite 7 und die dritte wieder nur 5 Silben haben. Ansonsten ist ein gewisser Naturbezug vorgegeben. Es ist verrückt. Durch diese strenge Reglementierung entstehen fast automatisch Texte von seltsam bizarrer Schönheit.

Noch ein Argument für das Zeitlose von Bluestexten. Bob Dylan und Randy Newman gehören zu den kreativsten Poptextern der Gegenwart. Gerade Bluessongs sind für beide sehr charakteristisch.

Deshalb schrieb ich ja in einem früheren Beitrag, dass leider viele oberflächliche Betrachter (sorry) des Phänomens "Bluestexte"... dem Blues als typischen Ausdruck Traurigkeit, Ohnmachtsgefuhle oder gar Sexismus andichten. Und gar keine Ahnung von den subtilen Möglichkeiten haben, welche gerade die Bluesformel mit ihren charakteristischen Wiederholungen bietet. Kaum eine andere Musikform hat eine so starre Form. Und jetzt kommt das Verrückte: völlig frei kann jeder Dilettant musizieren oder texten - innerhalb einer starren Form hingegen trennt sich schnell das Spreu vom Weizen.
 
Und die "fehlenden" Widerholungen wären auch der Teil gewesen, der mir beim Text am meisten aufgefallen ist....

Und, nein, ich habe mit Dreck und Co. nicht auf Inhalte abgestellt, sondern auf die Grundstimmung und das Umfeld des Autors als er die Zeilen geschrieben hat. Ich bin völlig bei dir, wenn du sagst "viel passiert zwischen den Zeilen", aber auch dafür gilt, das Zuhörer und Vortragender leidlich auf Augenhöhe sind, was ihren Erfahrungsschatz anbelangt. Und viele Themen sind - zumindest für mich - heute einfach zu weit weg (in der Vergangenheit) und es fehlt mir der persönliche Bezug um über den guten Text hinaus auch die Emotionen die er transportiert voll und ganz zu erfassen. Da du Dylan angesprochen hast - wer von uns kann denn noch in vollem Umfang einen Bezug zu "Heimkehrern aus Vietnam - gebrochene, seelische Wracks" herstellen. Ein toller Text, der jederzeit als Warnung dienen sollte, aber ich habe nicht am Bahnsteig gestanden und ohne ausreichend Information auf Angehörige gewartet. Ich kann mich da rein Denken, aber die letzten 20 % persönliche Betroffenheit fehlen auf jeden Fall.

Der Reiz bei Blues Texten ist für mich immer der persönliche Bezug, der weitaus stärker ausgeprägt ist als in anderen Richtungen, daher aber auch eine Anpassung der Inhalte bedingen. Times are Changin ...

Gruß
Martin

Als Beispiel füge ich mal eine Strophe und einen Break ein ... Als "Martin" kann ich mir das Wortspiel erlauben ...

Woke up this morning,
had the Martin blues so bad ...

Woke up this morning,
had the Martin blues so bad ...

Have a Fender have a Gibson,
but without a Martin I feel so sad ...

_____________________________

If you say "Gear is my drug" ...
yes, I ́ll have to agree ...
You can call me "gear addicted" ...
I ́ll say yes ... but the rest is drug free
 
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Davon geht die Welt nicht unter. Von mir aus könnten wir es bei dieser Meinungsverschiedenheit belassen.

So verschieden sind unsere Meinungen nicht. Davon ausgehend, dass ich mich überwiegend auf "ältere Bluestexte" beziehe (ein Punkt, der durchaus eine Rolle spielt - denn durch das Streichen wird daraus eine allgemeingültige Aussage) : Die alten originären Songs wurden nicht für einen großen Absatzmarkt geschrieben, sondern sind sicher oft aus einer Laune heraus entstanden. Sie können lustig sein, traurig, kämperisch oder auch mal frivol. Mal direkt, mal ironischer, In der Regel aber meist recht schlicht gehalten.

Dass diese alten Texte nicht immer unseren heutigen Anforderungen an sexual oder political Correctness entsprechen, da sie eben nicht ausschließlich klagvoll von sozialer Ungerechtigkeit erzählen, finde ich persönlich tolerabel. Davon ausgehend, dass Blues - losgelöst von seinem eigentlichen kulturellen afro-amerikanischen Ursprung - auch eine einfache Beschreibung der eigenen Erlebniswelt, der Wunschträume (welcher Art auch immer) und / oder des Mileus des Erzählers ist, können Bluestexte von allem Möglichen handeln und sehr unterschiedliche Attribute aufweisen. Ob ich die Texte dann gut finden muss, steht auf einem anderen Blatt und hängt am Ende auch davon ab, wieviele gemeinsame Berührungspunkte ich mit der Erlebniswelt des Erzählers habe.

Um das mal konkreter zu machen:

Nehmen wir einen modernen "weißen" Blues von Gary Moore und als Vergleich "Hootchie Cootchie Man" von Willie Dixon / Muddy Waters. Die haben inhaltlich nicht viel miteinander gemein. Moore trauert gemäßigt und mengenkompatibel seiner Ex hinterher, um die Zeit zwischen den Gitarrensoli zu überbrücken. Dixon lässt einige Interpretationen zu:

Wikipedia schrieb:
Über die Herkunft des Wortes "Hoochie Coochie" gibt es verschiedene Meinungen. So könnte das Wort auf den Tanz, der um 1870 in den USA aufkam und einen Vorläufer des Striptease darstellte.[2] Andere meinen, dass "Coochie" die Vagina der Frau bezeichnet und "Hoochie" auf einen umgangssprachlichen Ausdruck für illegalen Alkohol zurückgeht, also "Hoochie Choochie" nichts anderes als Genuss von Sex und Alkohol bezeichnet. Der Text lässt offen, welche Version die richtige ist.

Fazit: mir ist persönlich egal, welche Deutung Dixon dabei im Kopf hatte. Inhaltlich geht es um einen gesegneten, omnipotenten Schlawiner, dem natürlich die schönen Frauen dieser Welt nach der Pfeife tanzen. Die Zeit und das Milieu, in der der Song geschrieben wurde, rechtfertigt für mich alle Auslegungen. Das heißt: er hat meinen Segen, auch wenn er beim Schreiben des Songs nur an Saufen, Striptease, M....s und V....ln gedacht hatte.
 
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Hi Martín,

freut mich, dass unsere Ansichten zu Bluestexten nicht generell auseinander triften. :)

Zum unterschiedlichen Erfahrungsschatz. Ja, es ist ein Unterschied, ob ich meinen Blues in Berlin oder New York spiele. Oder gar in irgendeinem Südstaat der USA. - Ich habe farbige Verwandtschaft in den USA. Nachdem ich einige Monate in ihrem Umfeld gelebt habe, entwickelte ich eine völlig neue Sicht auf den Blues. Dieses entspannte "Laid back" gilt nicht nur für die Musik, sondern auch für die Texte. Ich konnte förmlich spüren, wie ich von Woche zu Woche etwas cooler wurde... Ich würde sagen, mein Gang und Zeitgefühl wurde immer langsamer und schwerer...

Andererseits bin ich mir sicher, dass dieses "Laid back" Spuren in meiner Dichterei hinterlassen hat. Manchmal krame ich sehr bewusst in diesen Erinnerungen, um etwas gelassener, gewichtiger schreiben zu können.

Und geht es in der kreativen Kunst nicht darum? Dass sich die Lebensstile vermischen? Geh ich durch Berlin, treff ich überall auf die Spur ausländischer Architekten. DAS macht es auch aus: mein Berlin, mein Heimatgefühl.

"John Brown" ist einer meiner Lieblingstexte. Natürlich sehe ich einen heimischen Bahnhof, auf dem die entsetzte Mutter in das verstümmelte Gesicht ihre Sohnes starren muss. Diese Mutter, die überall mit ihrem heldenhaften Soldatensohn geprahlt hat. Und die jetzt neben seinem Aussehen auch noch mit seiner Verachtung leben muss. - Stell ich mir diese Geschichte im national gesinnten Texas vor, bekommt es eine bestimmte Farbe. In New York eine andere. In Berlin eine dritte. Und so weiter. Aber genau DAS macht doch den Reiz eines guten Textes aus.

Abstrakte oder klischierte Texte wirken demgegenüber scheinbar überall gleich. Das mache ich ihnen aber eher zum Vorwurf...
 
Ich muss zustimmen, John Brown ist ein beeindruckendes Werk. Zeigt uns aber meiner Meinung nach das größte Problem der modernen Dichtung, das heck_meck schon indirekt angesprochen hat. Die Menschen haben nichts mehr zu sagen, nichts, was sie bewegt und schon gar nichts, gegen das sie sich auflehnen möchten. In den 60ern kämpften sie für die sexuelle Revolution, in den 70ern und 80ern gegen den Krieg und Atomkraft, in den 90ern begann der reiche weiße Mann allerdings allmählich, wie er mit den Medien, die Meinung und die Demonstrationslust des Volkes in den Griff kriegt. Das empörendste Ereignis des Tages ist für die meisten tatsächlich der schon wieder gestiegene Spritpreis.

Nicht dass es schlecht wäre, das die Obama-Regierung nicht permanent neue Öl-Kriege startet und die Sklaverei im letzten Jahrhundert beendet wurde.
Aber wie gerne würde ich den Menschen Musik liefern, die ihnen die Augen für aktuelle Probleme liefert, nur hört niemand mehr zu.
Vielleicht werd ich den ein oder anderen Text verfassen, der davon handelt, dass China Universitäten mit 30-50000 Studenten nur zur Waffenforschung baut und die USA eine Milliarden-Dollar Kampfdrone im Testflug versenkt hat, während der halbe Globus noch immer hungert.
Vielleicht singen wir auch eines Tages gegen die Pharma-Industrie, die die Menschen mehr krank macht als heilt.

Aber im Ernst, unsere echten Probleme sind so komplex, dass ich
1. Wirklich (noch) nicht weiß, wie ich das geschickt verpacken könnte und
2. 90% unserer Gesellschaft schlichtweg scheißegal, solange nach Feierabend der Flachbildfernseher Bauer sucht Frau in HD überträgt.

(Ich hoffe ich verliere das bisschen verbliebenen Freigeist nicht auch eines Tages)


Und jetzt bin ich gespannt was ihr zu meiner Ansicht des ganzen sagt..

MfG, Andy
 
Hi antipasti,

deinen letzten Beitrag hab ich mit großem Vergnügen gelesen. Unter andern auch deshalb, weil auch mir neben " got my mojo working" sofort der " hoochie choochie man" einfiel.:) Ich stimme dir in jedem Wort zu.

Vor allem, weil wir vermutlich beide von sexuellen Anspielungen sprechen und eher nicht von Sexismus. Dabei habe ich im Grunde keine feministischen Motive, so zu unterscheiden. Es geht mir HIER vor allem um den Sprach-Effekt jeder Anspielung, die eben zur Folge hat, das "Ding" geradezu doppelt groß erscheinen lassen.;) - Außerdem wirkt der Text so gespenstisch schön, weil er von der ersten Zeile an in die Welt magischer Amulette führt und diese auch nicht wieder verlässt.

Und gern stimme ich Dir in einem weiteren Punkt zu. Die Welt hat sich weiter gedreht. Das junge schwarze Amerika äussert sich zum Teil härter und vordergründiger. Aus meiner Sicht teilweise nun auch offen sexistisch. Und gerade das stößt mich noch immer ab. - Momentan zieh ich mir gerade süchtig die Serie "the wire" rein. Werde rein gezogen in die Drogenwelt Baltimores. Und beginne, nun auch diese Sprache vom Gefühl zu...ähm... erahnen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier... Yo man...:cool:

gruss
 
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@ Bamalam

Du hast schon Recht, es gibt nicht mehr diese Gesellschaftlichen Bewegungen wie in den 60ern, 70ern, irgendwann in den 90ern war ja noch die indie - Bewegung; die wussten ja gar nicht so genau wogegen sie waren, aber es war wenigstens irgendeine Bewegung....(bin großer fan)

Mit deinem HD TV Bauer sucht Frau Kommentar hast du auch nicht unrecht.

Ich hab da ja so meine eigenen Theorien. Vieles lässt sich auf unser Welt Wirtschaftssystem runterbrechen (ohoh - jetzt wirds dann aber schon übel OT, sorry)
Also: "Man muss ja irgendwie partizipieren" wer aussteigt oder sich verweigert, der muss halt auf den ganzen Konsumapparat verzichten, und das Zeug wird einem doch nach Feierabend so schön angeboten...

Viele bands - jedenfalls die, die ich mag - greifen ja das Thema Wirtschaftswachstum, economic growth, damit einhergehende Umweltverschmutzung, Konsumgesellschaft auf.

Aber es ist schon richtig, moderne Gesellschaftskritik ist sehr sehr kompliziert.

Dug
 
...und leider meine Lieblingsbeschäftigung, weil mich der Pöbel (verzeiht mir die Überheblichkeit) täglich mit seinem abgestumpften Desinteresse enttäuscht.
Ich würde mir wieder mehr Künstler wünschen, die sich damit beschäftigen, anstatt mit Pitbull und David Guetta Lieder übers Wettsaufen zu publizieren..
 
@Bamalam

hab mich lange mit dem Thema (unter anderem während eines VWL Studiums) beschäftigt; mein Fazit lautet:

"don't blame the actor, blame the system"

jetzt aber genug OT - sonst steigt uns der gute Antipasti noch auf's Dach ;)
 
@ dug

wieso OT?

Wir sind mMn in dieser Phase näher an den Problemen moderner Texterei dran als in den meisten anderen threads.

Es gibt mMn nur 2 Möglichkeiten, übers Leben zu schreiben: abstrakt und bildlich konkret. Abstraktionen sind für mich intellektuelle Versuche, die Welt zu strukturieren. Ohne Bilder aber sind viele Abstraktionen unverständlich und zu dem mMn auch oft nur dümmlicher Wortschwulst.

Erst Bilder öffnen unser Herz. Das Wort "Weltwirtschaft" ist abstrakt. So abstrakt wie "Sex". Aber das Wort Sex spricht meine Gefühle bereits stärker an als Weltwirtschaft. Sex mit E. spricht mich noch stärker an. Ein Bild der Beine von E. - und mir stockt der Atem.

so sehe ich das auch mit der Weltwirtschaft. Das Wort begegnet mir ständig und bereitet mir immer ungute Gefühle. Aber ich kann ES nicht sehen. Bob Dylan geht in "Dignity" auf die Suche nach der Würde. Er reist durch die Welt und fragt die Leute, ob sie die Würde gesehen haben. Er personifiziert also. Personifikation - schon Aristoteles benannte dieses Stilmittel...

Leute, Texten ist ein Handwerk. Da lernt man vor allem Tricks, seinen skeptischen Geist zurück zu drängen. Zu Gunsten seiner verrückten Gefühle, seiner wild wuchernden Phantasie. - Handwerk ist es aber auch, all zu offensichtliche Texte zu Andeutungen zu verdichten.

So lange ein Mensch lebt, lebt er in Geschichten. Wenn er diese Geschichten nicht spannend erzählen kann, ist er kein Dichter. Oder wenigstens noch nicht.

Brecht sprach von gereimten Journalismus und meinte damit Holzhammerpoesie
Ich hab mir das gut gemerkt und seither garantiert kein politisches Thema aufgenommen, wenn ich keine persönliche Bilder dafür gefunden habe. Und ich sehe mich durchaus als politisch denkenden Dichter. Aber Journalismus will im besten Falle lebendig informieren. Ich will mir lediglich Druck von der Seele schreiben. Noch eine Parrallele zum Sex:D

und so gesehen ist mir egal was Andere von meiner Art Spannungsabfuhr halten. Aber ich habe das beruhigende Gefühl, das die Welt nix gegen spannende Geschichten hat. Und nix gegen Leute, die sich allen Unkenrufen zum Trotz daran versuchen:)

- - - Aktualisiert - - -
 
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