Armin H.
NP Custom Guitars
Orville Les Paul 59er
Zur Gitarre:
Bei der hier vorliegenden Gitarre handelt es sich um eine Mainstream Orville Les Paul, keine von den etwas teureren Orville by Gibson Instrumenten, die allesamt in den 80er und 90er Jahre unter Lizenz von Gibson USA in verschiedenen Werken in Japan gebaut wurden. Entgegen anders lautenden Gerüchten wurde keine Orville, im Gegensatz zu Ephiphone oder auch Tokai, jemals in Korea oder China gebaut. "Orville" und "Orville by Gibson" wurden von 1988 bis 1998 in Japan gebaut. Dieses Les Paul Modell ist laut Seriennummer eine der letzten gebauten Orville Les Paul und ist aus dem Jahr 1998.
Alle "Orville" Modelle wurden mit Japanesse Replica PAF Pickups ausgeliefert, während die "by Gibson" Modelle mit ´57 PAF Classic, Bill Lawrence HB/R/HB/L oder Gibson 490s gerüstet wurden. Gelegentlich sind die "Orville by Gibson" auch noch mit US Hardware, wie z.B. Grover Tuner, bestückt. Das waren die Unterschiede aber auch schon …
Meine Orville ist ein Les Paul Modell mit einem recht kräftigen 59er Hals. Der Body ist komplett massiv und mit 3,9 kg ein absolutes Leichtgewicht, was auf gutes, leichtes Mahagoni tippen lässt. Der Body ist nicht "Chambered", was nicht generell schlecht sein muss, wenn beim fräsen der Kammern die Akustik berücksichtigt wird. Der Mahagonihals wurde mit "long tennon neck" bis weit unter den Halstonabnehmer eingepasst, eine Ausführung wie sie Gibson USA nur noch seinen Custom Shop Kunden zugute kommen lässt. Die Vorteile dieser Bauweise liegen auf der Hand und sind unbestritten. Die Decke hat eine leichte Wölbung und ist aus etwa 15 mm starken Ahorn (siehe Bild). Die Bridge ist, wie die gesamte Hardware, vergoldet (bereits mit einer leichten Patina besetzt) und direkt in die Ahorndecke eingeschraubt.
Das Binding, das inzwischen leicht vergilbt den Body und Hals einschließt, sieht zusammen mit den trapezförmigen Mother of Pearl Halsinlays richtig edel aus. Das Open Book Headstock mit der dezenten Les Paul Model Aufschrift und den schlichten Kluson Type Tunern lassen die Orville wiederum puristisch erscheinen. Der Sattel ist aus Knochen, die mittelstarken Bundstäbchen haben noch reichlich Futter, die Gurthalterschrauben wurden nachträglich geringfügig nach unten gelegt, das Schlagbrett war entfernt und außer kleineren Dings und Dongs konnte ich keine Macken feststellen. Bisher sah ich keine Notwendigkeit die mit vergoldeten Chromkappen versehenen japanischen P.A.F. gegen andere Pickups einzutauschen. Sie klingen sehr nach den alten Seth Lover, Alnico II Magneten, Bodenplatte und Kappen sind aus Nickel (kein Messing) weder Spulen noch Kappen sind wachsgebadet, Volume- und Tone Potis arbeiten gut. Man muss nicht immer gleich in die Replacementabteilung laufen.
Klang und Handling:
Ich mich ist es jedes Mal eine Tortur den Klang einer Gitarre zu beschreiben, da eine solche Beschreibung immer nur so objektiv sein kann, wie die Spielkunst, der Geschmack und das eigene Gehör des Schreibers. Trotzdem geben ich mir immer Mühe meinen Eindruck zu vermitteln, sodass man das Geschriebene auch nachvollziehen kann. Mit unterschiedlichen Erfolg. Hier mein Eindruck der Orville Les Paul:
Liebhaber von Ibanez Wizard Filzehälsen sind hier völlig falsch, den bei dieser Orville Les Paul hat man schon ein anständiges Stück Holz (Mahagoni) in der Hand. Und obwohl ich wahrlich kein Fan von dicken Hälsen bin, könnte ich die Orville nicht besser im Griff haben.
Ich kann es nicht erklären, aber bei LP Modellen war meine erste Frage immer die nach 60´s Slim Taper, da ich irgendwann einmal eine negative Erfahrungen mit einem dickem LP Custom Hals hatte. Die Saitenlage bei der Orville ist mit "genial" nur unzureichend beschrieben, es ist vielmehr so, dass ich noch nie eine Les Paul mit vergleichbarer Saitenlage in der Hand hatte und das waren nicht wenige. Nun, ich habe wirklich keine langen Finger, aber durch die optimale Saitenlage geht hier wirklich viel und die Orville macht durch ihr ausgeglichenes Gewicht und eine fantastische Bespielbarkeit in hohen Lagen, alles mit.
Schon beim "Trockenspielen" zeigt sich, dass hier gutes resonantes Holz verbaut wurde. Akkorde klingen voll und harmonisch und Singlenotes haben ein ungewöhnlich langes Sustain mit kräftigen Mitten und knackigen Bässen. Ich habe einem 0.10er D´Angelico Saitensatz aufgezogen, der sich sehr komfortabel spielen lässt. Die Gitarre spricht auch trocken schnell an, ist außergewöhnlich laut und klingt auch bei schnellerem Spiel immer direkt und differenziert.
Zusammen mit meinem Engl Thunder zeigt sich die Orville LP von ihrer rockigen Seite. Clean, ist hier nicht so die absolute Stärke, eben P.A.F. und V30 Celestion. Ein fenderartiges Clean in größerer Lautstärke setzt schon einiges an Schrauberei bei Gitarre und Amp voraus, bis das Ergebnis befriedigend ist. Aber im Crunch und Leadbereich ist auch ohne vorgeschaltete Zerre der Teufel los. Mich wundert es immer wieder wie differenziert die japanischen Humbucker klingen. Ich habe später einen DC von 7,7 kOhm am Neck bzw. 8,9 kOhm am Bidge PU gemessen. Das entspricht in etwa den Gibson Humbucker der Mitte 50er Jahre. Wie bei den Dicky Betts und Peter Green P.A.F. Sets sind Spulen und Kappen völlig ungewachst und sind unter anderem die höhenreichsten P.A.F. Humbucker. Was mit dem Engl gut geht sind Hard Rock Sachen wie Steve Perry oder auch Rock Blues a la Jimmy Page oder Garry Moore. Hier rockt das House, die Orville setzt sich auch in der Band bei allen Lautstärken gut durch, klingt brillant ohne aufdringlich zu tönen, mit lang anhaltendem Sustain, aber das können andere Gitarren auch recht gut. Und was die Orville betrifft ist das auch nur die halbe Miete.
Als erstes wurde sie mit einem Marshall Top 1959 SLP mit 1960er 4x12" Box mit Greenbacks von unseren anderen Gitarristen verkabelt. Trotzdem ich so einige Erwartungen in das Halfstack hatte wurden diese schlichtweg multipliziert. Ich hatte lediglich das Fullton Fulldrive Mosfet und ein Boss Delay meines Kollegen vorgeschaltet und schon ging die Post ab. Obwohl die PU´s ungewachst sind, habe ich praktisch keine mikrophonischen Störungen. Auch auf alle Arten von Bodentretern reagiert die Orville, ohne ihren eigenen Klangcharakter zu verlieren. Mit dem Marshall geht die gesamte Rockschiene. Powerchords, Singlenotes, aber auch auch richtige Brachialsounds klingen herrlich rund und fett. Metalfans kommen allerdings nur ganz am Rande auf ihre Kosten. Da eignen sich andere Gitarren, bzw. andere Equipments wesentlich besser.
Zur Krönung hatte ich außerdem noch die Gelegenheit die Orville Les Paul über einen Fender PTP verdrahteten 40 Watt Tweed 2x10" Combo m. Reverb zu spielen und hier zeigte sich die Gitarre plötzlich von einer ganz anderen Seite. Hier klingt der Sound, als hätte man plötzlich eine Decke weggezogen, die vorher über dem Amp lag. Abgesehen davon dass der Tweed knapp dreimal so teuer wie ein Engl Thunder ist, scheiden sich doch hier von Anfang an ganz klar die Geister. Die Les Paul klingt in den Mitten freier, nicht mehr so muffig, der Bass klingt knackiger, hier verwandelt sich die Rockaxt schnell in eine Bluesmaschine. Und in was für eine. Es ist schon verblüffend, wenn man im Cleanmodus ein bisschen mehr Bässe raus nimmt, klingt die Orville über den Bridge PU fast wie eine Strat. Dem Halspickup lassen sich richtig smoothige Jazztöne entlocken, wie ich sie nur von ES Modellen kenne. Hier merke ich auch noch einmal den Unterschied zu meinem 1x12" Camp Redknob, obwohl ich ihn mit seinen 12 Watt schneller in die Verzerrung bringe, klingt ein 12er LS mit Hunbuckern niemals so differenziert wie 2x10" LS.
Fazit und Empfehlung:
Bonamassa, Robben Ford, Jeff Beck, Peter Green, Dicky Betts und, und, und lassen grüßen. Die Gitarre klingt an jedem Verstärker anders, bleibt aber immer eine Les Paul mit dem für eine Gibson typischen Sound. Ich kann nichts über eine Historic R9 sagen, ich habe noch keine gespielt, würde zu Vergleich aber schon gerne mal eine antesten. Obwohl ich in den letzten 35 Jahren nicht viel anderes als mehrere Stratocaster mit einem immer ähnlichen Equipment spielte, hat sich mein Stil in den letzten Monaten doch stark verändert. Ich spiele mehr Les Paul und habe mir in diesem Sinne vier ältere Les Paul Modelle in Japan bestellt. Eine Greco EG 500 LP Bj.78, eine Tokai LS-50 Bj.85, eine Burny Super Grade mit VH-1 PU´s und eben diese Orville Les Paul. Nacheinander teste ich diese Gitarren, die alle in sehr gutem Zustand sind, aber völlig unterschiedlich klingen und behalte die, die mir am besten zusagt, bzw. am besten zu meinem Sound passt. Der Preis für die Orville LP betrug mit Lieferkosten, MWSt. + Zoll ca. 520 Euro. Mir ist in zur Zeit keine gleichwertige Gitarre bekannt, die in Qualität, Authentizität und spielerischen Eigenschaften zu diesem Preis mit der Orville Les Paul mithalten kann. Schon gar keine Epiphone LP unterhalb der Elitist Serie, die kenne ich und finde sie absolut überbewertet. Das ist natürlich nur meine persönliche Meinung, aber wie es aussieht wird die Orville in mein Equipment einziehen. Die anderen werden wieder gehen müssen.
Nachtrag:
Obwohl ich vor sechs Monaten sehr euphorisch über den Erwerb meines Engl Thunder 320 war, hat sich diese Euphorie aufgrund meiner etwas veränderten Spielweise relativiert. Ich finde den Engl als Rockamp weiterhin Top in seiner Preisklasse, aber Spieler von Blues und Old School macht er nicht wirklich glücklich. Er ist zwar kein High Gain Amp wie der Screamer, bringt aber auch nicht das glockige Clean und den differenzierte Klang eines Fender Vibroverb oder anderer Blackface. Aus diesem Grund wird der Engl mit Flightcase zum nächst günstigen Zeitpunkt veräußert und ein Fender wird Einzug halten. In diesem Sinn, hoffe ich, dass das Review gefallen hat und neue Anstöße gibt. Leider ist der japanische Markt von Schnäppchen wie dieser Orville Les Paul oder alten Tokai fast leergefegt und man benötigt sowohl Glück als auch gute Beziehungen, um so was noch günstig zu erhaschen.
Zur Gitarre:
Bei der hier vorliegenden Gitarre handelt es sich um eine Mainstream Orville Les Paul, keine von den etwas teureren Orville by Gibson Instrumenten, die allesamt in den 80er und 90er Jahre unter Lizenz von Gibson USA in verschiedenen Werken in Japan gebaut wurden. Entgegen anders lautenden Gerüchten wurde keine Orville, im Gegensatz zu Ephiphone oder auch Tokai, jemals in Korea oder China gebaut. "Orville" und "Orville by Gibson" wurden von 1988 bis 1998 in Japan gebaut. Dieses Les Paul Modell ist laut Seriennummer eine der letzten gebauten Orville Les Paul und ist aus dem Jahr 1998.
Alle "Orville" Modelle wurden mit Japanesse Replica PAF Pickups ausgeliefert, während die "by Gibson" Modelle mit ´57 PAF Classic, Bill Lawrence HB/R/HB/L oder Gibson 490s gerüstet wurden. Gelegentlich sind die "Orville by Gibson" auch noch mit US Hardware, wie z.B. Grover Tuner, bestückt. Das waren die Unterschiede aber auch schon …
Meine Orville ist ein Les Paul Modell mit einem recht kräftigen 59er Hals. Der Body ist komplett massiv und mit 3,9 kg ein absolutes Leichtgewicht, was auf gutes, leichtes Mahagoni tippen lässt. Der Body ist nicht "Chambered", was nicht generell schlecht sein muss, wenn beim fräsen der Kammern die Akustik berücksichtigt wird. Der Mahagonihals wurde mit "long tennon neck" bis weit unter den Halstonabnehmer eingepasst, eine Ausführung wie sie Gibson USA nur noch seinen Custom Shop Kunden zugute kommen lässt. Die Vorteile dieser Bauweise liegen auf der Hand und sind unbestritten. Die Decke hat eine leichte Wölbung und ist aus etwa 15 mm starken Ahorn (siehe Bild). Die Bridge ist, wie die gesamte Hardware, vergoldet (bereits mit einer leichten Patina besetzt) und direkt in die Ahorndecke eingeschraubt.
Das Binding, das inzwischen leicht vergilbt den Body und Hals einschließt, sieht zusammen mit den trapezförmigen Mother of Pearl Halsinlays richtig edel aus. Das Open Book Headstock mit der dezenten Les Paul Model Aufschrift und den schlichten Kluson Type Tunern lassen die Orville wiederum puristisch erscheinen. Der Sattel ist aus Knochen, die mittelstarken Bundstäbchen haben noch reichlich Futter, die Gurthalterschrauben wurden nachträglich geringfügig nach unten gelegt, das Schlagbrett war entfernt und außer kleineren Dings und Dongs konnte ich keine Macken feststellen. Bisher sah ich keine Notwendigkeit die mit vergoldeten Chromkappen versehenen japanischen P.A.F. gegen andere Pickups einzutauschen. Sie klingen sehr nach den alten Seth Lover, Alnico II Magneten, Bodenplatte und Kappen sind aus Nickel (kein Messing) weder Spulen noch Kappen sind wachsgebadet, Volume- und Tone Potis arbeiten gut. Man muss nicht immer gleich in die Replacementabteilung laufen.
Klang und Handling:
Ich mich ist es jedes Mal eine Tortur den Klang einer Gitarre zu beschreiben, da eine solche Beschreibung immer nur so objektiv sein kann, wie die Spielkunst, der Geschmack und das eigene Gehör des Schreibers. Trotzdem geben ich mir immer Mühe meinen Eindruck zu vermitteln, sodass man das Geschriebene auch nachvollziehen kann. Mit unterschiedlichen Erfolg. Hier mein Eindruck der Orville Les Paul:
Liebhaber von Ibanez Wizard Filzehälsen sind hier völlig falsch, den bei dieser Orville Les Paul hat man schon ein anständiges Stück Holz (Mahagoni) in der Hand. Und obwohl ich wahrlich kein Fan von dicken Hälsen bin, könnte ich die Orville nicht besser im Griff haben.
Ich kann es nicht erklären, aber bei LP Modellen war meine erste Frage immer die nach 60´s Slim Taper, da ich irgendwann einmal eine negative Erfahrungen mit einem dickem LP Custom Hals hatte. Die Saitenlage bei der Orville ist mit "genial" nur unzureichend beschrieben, es ist vielmehr so, dass ich noch nie eine Les Paul mit vergleichbarer Saitenlage in der Hand hatte und das waren nicht wenige. Nun, ich habe wirklich keine langen Finger, aber durch die optimale Saitenlage geht hier wirklich viel und die Orville macht durch ihr ausgeglichenes Gewicht und eine fantastische Bespielbarkeit in hohen Lagen, alles mit.
Schon beim "Trockenspielen" zeigt sich, dass hier gutes resonantes Holz verbaut wurde. Akkorde klingen voll und harmonisch und Singlenotes haben ein ungewöhnlich langes Sustain mit kräftigen Mitten und knackigen Bässen. Ich habe einem 0.10er D´Angelico Saitensatz aufgezogen, der sich sehr komfortabel spielen lässt. Die Gitarre spricht auch trocken schnell an, ist außergewöhnlich laut und klingt auch bei schnellerem Spiel immer direkt und differenziert.
Zusammen mit meinem Engl Thunder zeigt sich die Orville LP von ihrer rockigen Seite. Clean, ist hier nicht so die absolute Stärke, eben P.A.F. und V30 Celestion. Ein fenderartiges Clean in größerer Lautstärke setzt schon einiges an Schrauberei bei Gitarre und Amp voraus, bis das Ergebnis befriedigend ist. Aber im Crunch und Leadbereich ist auch ohne vorgeschaltete Zerre der Teufel los. Mich wundert es immer wieder wie differenziert die japanischen Humbucker klingen. Ich habe später einen DC von 7,7 kOhm am Neck bzw. 8,9 kOhm am Bidge PU gemessen. Das entspricht in etwa den Gibson Humbucker der Mitte 50er Jahre. Wie bei den Dicky Betts und Peter Green P.A.F. Sets sind Spulen und Kappen völlig ungewachst und sind unter anderem die höhenreichsten P.A.F. Humbucker. Was mit dem Engl gut geht sind Hard Rock Sachen wie Steve Perry oder auch Rock Blues a la Jimmy Page oder Garry Moore. Hier rockt das House, die Orville setzt sich auch in der Band bei allen Lautstärken gut durch, klingt brillant ohne aufdringlich zu tönen, mit lang anhaltendem Sustain, aber das können andere Gitarren auch recht gut. Und was die Orville betrifft ist das auch nur die halbe Miete.
Als erstes wurde sie mit einem Marshall Top 1959 SLP mit 1960er 4x12" Box mit Greenbacks von unseren anderen Gitarristen verkabelt. Trotzdem ich so einige Erwartungen in das Halfstack hatte wurden diese schlichtweg multipliziert. Ich hatte lediglich das Fullton Fulldrive Mosfet und ein Boss Delay meines Kollegen vorgeschaltet und schon ging die Post ab. Obwohl die PU´s ungewachst sind, habe ich praktisch keine mikrophonischen Störungen. Auch auf alle Arten von Bodentretern reagiert die Orville, ohne ihren eigenen Klangcharakter zu verlieren. Mit dem Marshall geht die gesamte Rockschiene. Powerchords, Singlenotes, aber auch auch richtige Brachialsounds klingen herrlich rund und fett. Metalfans kommen allerdings nur ganz am Rande auf ihre Kosten. Da eignen sich andere Gitarren, bzw. andere Equipments wesentlich besser.
Zur Krönung hatte ich außerdem noch die Gelegenheit die Orville Les Paul über einen Fender PTP verdrahteten 40 Watt Tweed 2x10" Combo m. Reverb zu spielen und hier zeigte sich die Gitarre plötzlich von einer ganz anderen Seite. Hier klingt der Sound, als hätte man plötzlich eine Decke weggezogen, die vorher über dem Amp lag. Abgesehen davon dass der Tweed knapp dreimal so teuer wie ein Engl Thunder ist, scheiden sich doch hier von Anfang an ganz klar die Geister. Die Les Paul klingt in den Mitten freier, nicht mehr so muffig, der Bass klingt knackiger, hier verwandelt sich die Rockaxt schnell in eine Bluesmaschine. Und in was für eine. Es ist schon verblüffend, wenn man im Cleanmodus ein bisschen mehr Bässe raus nimmt, klingt die Orville über den Bridge PU fast wie eine Strat. Dem Halspickup lassen sich richtig smoothige Jazztöne entlocken, wie ich sie nur von ES Modellen kenne. Hier merke ich auch noch einmal den Unterschied zu meinem 1x12" Camp Redknob, obwohl ich ihn mit seinen 12 Watt schneller in die Verzerrung bringe, klingt ein 12er LS mit Hunbuckern niemals so differenziert wie 2x10" LS.
Fazit und Empfehlung:
Bonamassa, Robben Ford, Jeff Beck, Peter Green, Dicky Betts und, und, und lassen grüßen. Die Gitarre klingt an jedem Verstärker anders, bleibt aber immer eine Les Paul mit dem für eine Gibson typischen Sound. Ich kann nichts über eine Historic R9 sagen, ich habe noch keine gespielt, würde zu Vergleich aber schon gerne mal eine antesten. Obwohl ich in den letzten 35 Jahren nicht viel anderes als mehrere Stratocaster mit einem immer ähnlichen Equipment spielte, hat sich mein Stil in den letzten Monaten doch stark verändert. Ich spiele mehr Les Paul und habe mir in diesem Sinne vier ältere Les Paul Modelle in Japan bestellt. Eine Greco EG 500 LP Bj.78, eine Tokai LS-50 Bj.85, eine Burny Super Grade mit VH-1 PU´s und eben diese Orville Les Paul. Nacheinander teste ich diese Gitarren, die alle in sehr gutem Zustand sind, aber völlig unterschiedlich klingen und behalte die, die mir am besten zusagt, bzw. am besten zu meinem Sound passt. Der Preis für die Orville LP betrug mit Lieferkosten, MWSt. + Zoll ca. 520 Euro. Mir ist in zur Zeit keine gleichwertige Gitarre bekannt, die in Qualität, Authentizität und spielerischen Eigenschaften zu diesem Preis mit der Orville Les Paul mithalten kann. Schon gar keine Epiphone LP unterhalb der Elitist Serie, die kenne ich und finde sie absolut überbewertet. Das ist natürlich nur meine persönliche Meinung, aber wie es aussieht wird die Orville in mein Equipment einziehen. Die anderen werden wieder gehen müssen.
Nachtrag:
Obwohl ich vor sechs Monaten sehr euphorisch über den Erwerb meines Engl Thunder 320 war, hat sich diese Euphorie aufgrund meiner etwas veränderten Spielweise relativiert. Ich finde den Engl als Rockamp weiterhin Top in seiner Preisklasse, aber Spieler von Blues und Old School macht er nicht wirklich glücklich. Er ist zwar kein High Gain Amp wie der Screamer, bringt aber auch nicht das glockige Clean und den differenzierte Klang eines Fender Vibroverb oder anderer Blackface. Aus diesem Grund wird der Engl mit Flightcase zum nächst günstigen Zeitpunkt veräußert und ein Fender wird Einzug halten. In diesem Sinn, hoffe ich, dass das Review gefallen hat und neue Anstöße gibt. Leider ist der japanische Markt von Schnäppchen wie dieser Orville Les Paul oder alten Tokai fast leergefegt und man benötigt sowohl Glück als auch gute Beziehungen, um so was noch günstig zu erhaschen.
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