Dr. PAF
Vintage Inspired Pickups
Okay, sind wir doch mal ehrlich - irgendwann fragt sich fast jeder Gitarrenspieler mal, ob und wie man seine geliebte 6-saitige Liaison vielleicht doch noch ein bisschen optimieren könnte. Vielleicht ein bisschen weniger davon hier, ein bisschen mehr davon dort, etc.
Klar, dass dann oft ein Forum bemüht wird, um von allwissenden und alteingesessenen Forum-Gurus den einen wegweisenden Ratschlag zu bekommen. Immer wieder stellt sich aber heraus, dass auch der Rat der Weisen oft relativ schnell mit dem geistreichen Gedankenanstoß: "Tausch doch mal die Pickups aus!"; daherkommt. Am besten mit einem Satz PAF Humbucker - die sagenumwobenen Doppelspuler, die Seth Lover 1956-57 für Gibson entworfen hat. Der Auftrag war, einen Pickup für Gitarren zu entwickeln, der wie ein P90 (also ein Singlecoil) klingt, aber das lästige Rauschen unterdrückt. Herausgekommen ist der uns allen bekannte Sound, der auf unzähligen Alben aus den 60ern bis heute zu finden ist (Hörbeispiele sind hier das "Beano"; Album von John Mayall and the Bluesbreakers with Eric Clapton, Super Session von Mike Bloomfield, Led Zeppelin, Joe Bonamassas neuen CDs und DVDs, Fleetwood Mac mit Peter Green, etc.).
Tausch doch mal die Pickups aus … toll. Ich kann mich erinnern, dass in der Zeit in der mich ans elektrifizierte Musizieren gemacht habe, so was doch eher selten war. Hatte man eine Gibson, war das super und alles was drin war, war automatisch auch super und wurde erst dann ausgewechselt, wenn es kaputt war. "Humbucker tauschen? Bissu blöd? Klingt doch geil!"; Da es mittlerweile auch Marken wie Ibanez, Kramer, Jackson, etc. gab, musste noch nicht mal mehr der ambitionierte Fender Stratocaster-Fan die Fräse schwingen, um eine Strat mit Humbuckern zu besitzen.
Tja, die Zeiten ändern sich und mittlerweile sind Pickups tatsächlich ein gang- und gäbliches Tauschgut. Dementsprechend ist auch die Zahl der Austausch-Pickup Hersteller in den letzten Jahren explosionsartig angewachsen. Was mit Larry Dimarzio und Seymour Duncan anfing, ist dermaßen ausgeartet, dass fast jedes Kuhdorf in den Staaten mindestens einen Boutique Pickup-Wickler hat.
Da ich ein Gibson/Les Paul-Maniac bin, konzentriere ich mich hier auf dieses Gebiet: der Fenderaner möge mir verzeihen.
Einen solchen Pickup-Test durchzuführen ist kein besonders großes Unterfangen, wenn man für ein großes Magazin schreibt - da bekommt man sicherlich eher zu viele als zu wenige Pickups for free zum Testen zugeschickt. Für diesen Test hier war die Sache nicht ganz so einfach und bis auf den Satz von Faber und beiden Golden Age Pärchen habe ich alle Modelle selbst kaufen müssen. Zusammen mit dem Fakt, dass ich für jeden Satz die Saiten komplett neu gewechselt habe, um möglichst vergleichbare Ergebnisse zu erhalten, hat sich das ganze zu einem teuren Spaß entwickelt. Spaß hat's trotzdem gemacht und ich hoffe, dass meine Erfahrungen dem ein oder anderen vielleicht ein bisschen helfen.
Zum Versuchsaufbau: Alle Pickups wurden in meiner extra für diesen Test aus einem günstigen Bausatz von Ebay gebauten Les Paul getestet. Obwohl ich anfänglich alle Pärchen mit absolut gleichem Abstand zu den Saiten einstellen wollte, habe ich mich dann doch dazu entschieden, die Minuten (bis Stunden) zu investieren und die optimale Einstellung für jeden Pickup zu finden. Denn schlussendlich will ja jeder das beste aus dem Tongenerator herausholen. Für den puren Amp-Sound wurde die Gitarre direkt in meinen Laney Lionheart LH20 mit der dazugehörigen 2x12er Lionheart Box mit Celestion Heritage Speakern eingestöpselt und mit einem einfachen Handheld-Recorder von Tascam aufgenommen. Die Qualität ist nicht himmelhochjauchzend, aber ehrlich und ausreichend, um Unterschiede hören zu können. Um zu sehen, wie sich die Pickups im Mix schlagen, habe ich sie durch den Roland GRX über ein USB-Interface mit Garage Band aufgenommen. Jedes Set habe ich ca. 1 Woche in der Gitarre gelassen und immer wieder getestet, so dass ich mir ein gutes Bild machen konnte.
Die Aufnahmen (roh und mit Band) fangen immer auf dem Hals-PU an, dann die Mittelstellung und dann den Stegtonabnehmer alleine. In jeder Position habe ich mit einem etwas zurückgenommenen Volumen-Poti (~ 7) begonnen und dann im Laufe der Aufnahme das Poti voll aufgerissen.
Zu dem Test haben sich dann doch ein Haufen Pickups aus (fast) allen Preisklassen auf meinem Tisch breit gemacht. Darunter stellten das Wolfetone Marshallhead MkII/Dr. Vintage Set, Seymour Duncan Antiquities und die Sheptone Tribute Humbucker mit einem Preisschild von mehr als $250 pro Paar die Modelle aus der sogenannten Boutique-Klasse. Die Faber Concerto Grosso gehören auch eher zu der Luxusklasse, während preisliche Mittelklasse mit den DiMarzio 36th Anniversary, Gibson Humbucker aus meiner 2002 R8, JS Moore H1/2 und Dominger Whiskeysippi gefahren wurde. Diese Sets liegen im Preis bei ca. $200. Die Golden Age Parson Street Alnico 2 und 5 Sets waren mit $110 die günstigsten Humbucker Paare in dem Test.
Lollar hatte einen Satz Imperials versprochen, aber nie geschickt. Ich hatte mit Amber, Häussel und Kloppmann auch deutsche Boutique-Hersteller angeschrieben aber nicht eine Antwort bekommen. Im Gegensatz dazu hat mir Gottfried von Faber innerhalb weniger Tage einen Satz der Faber Concerto Grosso Humbucker zum Testen geschickt. Wie immer hervorragender Service von Faber.
Starten wir den Test mit der Überraschung des Tests, den Dominger Whiskeysippi Humbuckern. Ein Bekannter aus LA hat mich voll des Lobes auf diese Humbucker hingewiesen. Es handelt sich um ein Start-Up Wickler, der versucht, im Haifischbecken der Boutique-Winder Fuß zu fassen. Anders als viele andere in diesem Business versucht er erst gar nicht, seine Pickups nach dem hypergenauen Vorbild alter PAFs zu bauen. Denn außer dem 42PE Draht und dem gemessenen Widerstand stimmt hier eigentlich fast gar nichts. Die Verkabelung erfolgt 4-adrig, die Baseplate ist aus Messing, die Spulen sind gewachst, und, und, und. Nee, da hebt die Vintage Polizei erbost den Zeige- (oder war's der Mittel-)finger!
Mit knapp $200 pro Set (plus Aufpreis für Kappen) ist man hier dabei und kann seine Pickups dank direkten Austauschs mit Joce "customizen"; (Bobbinfarbe, Anschlusskabel, etc.). Das mir zur Verfügung stehende Set hat AlNiCo 2 Magnete verbaut.
Der Sound ist dann zwar vintage angehaucht, in dem beide PUs schön transparent klingen. In jeder Schalterposition ist auch bei heftigerem Gain jede Saite zu hören. Es gibt keine Frequenz, die beim Hören besonders heraus sticht, das klingt alles sehr ausgewogen. Untenrum gibt besonders der Halspickup dem Sound einen schönen Schmatz mit auf den Weg. Auch bei zurückgenommenem Volumen Poti bleibt dieser Charakter erhalten, genau wie die vorzügliche Anschlagsdynamik.
Ein toller, vintage angehauchter Allround Humbucker Set mit gemäßigtem Output, das sich in jeder Gitarre wohl fühlen wird. Daumen ganz weit hoch. Link
Dominger Whiskeyssipi
Dominger Whiskeyssipi mit Band
Auch der DiMarzio 36th Anniversary Humbucker wird gerne als Allround PAF-style Humbucker bezeichnet. Kein Wunder, soll er doch eine Replik der Humbucker in Larrys eigener Burst darstellen. Das Set besteht aus dem DP223 (Bridge) und dem DP103 (Neck). Beide Humbucker sind gewachst, der DP103 mit geflochtenem und der DP223 mit 4-adrigem Anschluss versehen. Das sind aber Optionen, die man wählen kann. Die Spulen sind maschinell gleichmäßig mit 42PE Draht gewunden, als Magneten wurden AlNiCo 5 Barren verwendet.
Im Vergleich zu den Dominger fällt auf, dass die DiMarzio ein deutlich engeres Frequenzband aufweisen. Die Betonung liegt ganz klar auf den Mitten bis Hochmitten. Der Ton ist gut definiert, Schmatz ist allerdings kaum vorhanden. Diese Charaktereigenschaften verleihen beiden Pickups ein gutes Durchsetzungsvermögen im Bandkontext, lassen alleine gespielt aber vielleicht etwas die Wärme vermissen. Beide Humbucker reagieren sensibel auf das Volumenpoti, die Dynamik des Anschlags wird relativ gut übertragen.
Meiner Meinung ist das 36th Anniversary Set eine gute Wahl für Rock-Gitarristen, die mit gemäßigtem bis drückendem Overdrive spielen. Mir persönlich fehlt tatsächlich etwas Transparenz (besonders beim DP103) und Wärme, so dass die DiMarzios im Low Gain Bereich etwas flach klingen. Link
DiMarzio 36th Anniversary
DiMarzio 36th Anniversary mit Band
Dieses "Problem"; haben die JS Moore H1/2 Humbucker nicht. Jon S Moore ist sozusagen der Jason Lollar Kanadas, während er außerhalb Kanadas eher als Geheimtipp gilt. Ich habe über Wolfe von Wolfetone von Jon gehört und wollte eines seiner Sets ausprobieren. Zu der Zeit hatte ich eine 2002 R9, die ganz dringend nach neuen Humbuckern verlangt hat. Jon bietet einen perfekten Service, antwortet sofort und freundlich auf E-Mails und die Humbucker, die dann auf meiner Arbeitsfläche gelandet sind, waren auch einwandfrei verarbeitet. Doch das alles hilft ja herzlich wenig, wenn die Teile nicht klingen. Beide Humbucker haben AlNiCo 3 Magnete verbaut und beide Spulen jeweils eines Pickups sind ungewachst und identisch gewickelt. Jon bietet diese Pickups auch mit mismatched Coils an (V1/2). Die Anschlusskabel sind ganz klassisch umflochten.
Die Moores klingen durch die Bank extrem ausgewogen. Die Bässe sind schön straff, die Mitten präsent aber nicht überbetont und die Höhen scharf aber nicht schneidend. Beide Aggregate liefern eine schöne, wenn auch nicht übermäßige Anschlagsdynamik. Die einzelnen Töne bleiben schön klar gezeichnet, egal ob leicht angezerrt oder mit voll aufgerissenem Amp. Die H1/2 zeigen sich im übrigen auch sehr gutmütig, was das Einstellen der Saitenabstände angeht. Während manche Pickups (z.B. die Wolfetones) da doch sehr empfindlich waren, haben die JS Moore eigentlich unabhängig der Einstellung gut geklungen.
Das einzige, was mir bei diesen Pickups etwas abging, war der Charakter. Der perfekt ausgewogene Klang wirkt neutral, ein bisschen unspannend im Bandkontext. Trotzdem sind die Moores definitiv eine gute Alternative zu höherpreisigen Boutique-Pickups. Link
JS Moore H1/2
JS Moore H1/2 mit Band
Die preisliche Mittelklasse schließt hier ein Satz Gibson Burstbucker ab. Zum Zeitpunkt des Tests hatte ich keine anderen Gibson Humbucker zur Hand als die beiden Humbucker, die ursprünglich in einer R8 von 2002 verbaut waren. Es handelt sich - laut Gibson Auskunft - um einen Burstbucker #3 an der Brücke und einen Burstbucker #2 am Hals - die Bonamassa Kombination also. Beide BBs besitzen unterschiedlich heiß mit 42PE Wire gewickelte Spulen, laut Gibson, um den Sound originaler PAFs zu reproduzieren, bei denen die Spulen ja einzeln gewickelt wurden und durch manuelles Stoppen des Wicklungsprozesses auch gerne mal unterschiedliche Werte aufweisen. Die BB sind im Gegensatz zu den Dominger und DiMarzio nicht gewachst und sind mit geflochtenem 1-adrigem Kabel versehen. Als Magneten werden AlNiCo 5 verwendet.
Die BB waren die PUs mit dem gefühlt höchsten Output im Testfeld. Das macht sich dann auch im Ton bemerkbar. Bei voll aufgedrehten Volumenpoti drückt der Sound aus den Speakern, die Mitten schieben von unten - Hardrock Riffs sind eine wahre Freude am High Gain Amp. Bei niedrigeren Gain Einstellungen ist mir jedoch aufgefallen, dass beide Pickups irgendwie belegt klingen. Tiefmitten bestimmen das Klangbild, knackige Bässe und gesunde Höhen treten zurück. Das fällt besonders auf, wenn am das Volumenpoti zurück nimmt - die Mitten treten immer mehr in den Vordergrund und "schlucken"; alles andere. So klingen die BB immer etwas verwaschen, worunter auch die Anschlagsdynamik leidet. Gerade im Bandkontext wirkt das gerne mal etwas "quackig";.
Die BB 2 & 3 sind brauchbare Tonabnehmer, wenn man hauptsächlich mit Gain spielt. Für den clean oder low Gain Bereich gehen diesen Aggregaten die Feinheiten ab, da gibt es bessere Alternativen in diesem Test. Link
Gibson Burstbucker
Gibson Bustbucker mit Band
Und damit finden wir uns in der Mercedes-Klasse der Gitarren Pickups, zu denen die Burstbucker mit einem MSRP von knapp $180 pro Pickup (!) eigentlich locker gehören. Da diese gebraucht aber für deutlich weniger Besitzer wechseln, laufen sie in der "Mittelklasse";.
Steigen wir also ein in die Welt des Voodoos! Denn der wird jedem Boutique-Wickler schnell unterstellt, wenn ein neuer, (sau-)teurer Wunderpickup auftaucht. Es sei angemerkt, dass die hier vorgestellten Pickups noch nicht mal zu den teuersten ihrer Zunft gehören. Für einen Satz Tom Holmes oder Throbaks kann man gut und gerne auch mal $600 bis $800 ausgeben.
Sheptone stammt aus der 2. Generation der Boutique-Winder. Mit der gleichen Geschichte wie fast alle anderen Hersteller von teuren Pickups (blabla … selbst Gitarre in einer Band gespielt … nie den Sound gefunden, der mir vorschwebte … selbst probiert einen Pickup zu wickeln und der Sound war der Hammer … ein bisschen mehr Forschung betrieben und am Ende den Pickup gewickelt, der eigentlich besser als jeder andere ist … blablabla). Ob man dafür zu einer gewissen Mondphase den Wickler anschmeissen muss, bleibt leider unbeantwortet.
Das Sheptone Tribute Set kommt als sehr ausgeglichenes Set daher, bei dem beide Pickups fast identische Ausgangsleistung aufweisen. Die Spulen sind bei dem getesteten Set leicht gewachst gewesen (Option), als Magneten wurden AlNiCo 5 Barren verwendet. Als Option kamen die Pickups mit einem sehr nett und authentisch aussehendem PAF Decal auf der Baseplate.
Schon bei den ersten klaren Tönen wird klar, was hier Programm ist: Die Sheptones sind unglaublich klar, transparent und feinauflösend. Sie klingen fast akustisch. Sehr cool! Selbst heftigere Verzerrung kann diesen Charakter nicht verbiegen. Die Dynamik ist über alle Zweifel erhaben, gleiches gilt für die Anschlagswiedergabe. Ich habe mich dabei erwischt, immer wieder auf den Halspickup zurück zu schalten. Das Teil schmatzt, dass es eine Freude ist. Beide Pickups reagieren hervorragend auf das Volumen Poti und setzen sich aufgrund ihrer Transparenz auch gut im Bandkontext durch. Ganz klar ein tolles Set, dass den aufgerufenen Preis durchaus wert ist. Einziger Nachteil bei Sheptone ist die lange Lieferzeit, die sich schon mal auf 2 Monate hinziehen kann. Link
Sheptone Tribute
Sheptone Tribute mit Band
Die Seymour Duncan Antiquities sind mit Sicherheit die bekanntesten High-End Humbucker auf dem Markt und meistens die erste Anlaufstelle für Boutique-Einsteiger. Ich selbst hatte einen dieser Sätze für Jahre in einer Bingenheimer & Kortmann Les Paul, bevor ich die Gitarre verkauft habe. Klar, dass diese Teile bei so einem Test dann auch nicht fehlen dürfen. Optisch machen sie ganz schön was her, die Duncans. Herr Duncan persönlich hat es sich nicht nehmen lassen, beide Pickups sowie beigelegte Zettelchen zu signieren. Da ist wohl jemand stolz auf sein Produkt. Klar ist auch hier der heilige PAF sound- und optisches Vorbild. AlNiCo 2 Magnete und der klassische 42PE Draht sind angeblich geaged, um dem PAF Ton so nahe wie möglich zu kommen. Das kann ich nicht beurteilen, da ich die Kappe nicht abnehmen wollte. Diese ist jedoch - wie die Polepieces, die Baseplate und die umflochtenen Anschlüsse geschmackvoll auf alt getrimmt. Die Verpackung macht von allen Verpackungen des Testfelds eindeutig am meisten her! So werden die Tonabnehmern mit gealterten Schrauben in schicken Rähmchen in einem schnuckeligen Jutesäckchen geliefert. Soll das ganze Drumherum mit Jute und Unterschriften von unzulänglichen Leistungen ablenken?
Anders als die Sheptones konzentrieren sich die Antiquities auf das Mittenspektrum. Während beide Pickups sehr schön aufklaren, wenn man das Volumenpoti zurück nimmt, nehmen die Mitten schnell das Heft in die Hand, wenn man etwas mehr Gas gibt. Es passiert im Prinzip ein bisschen, was auch bei den Burstbuckern passiert. Und zwar, dass die Töne ein verwaschen und darunter die Definition leidet. Auf der anderen Seite klingen die Duncans sehr organisch und warm. Im Singlenote Spiel steht der Ton auf gesundem Fundament und bringt eine gehörige Portion Autorität mit. Bei komplexeren Akkorden allerdings strecken die Antiquitäten doch die Waffen und verlieren sich merklich im Sumpf.
Es bleibt aber zu sagen, dass mir bei dem selben Modell in meiner Kortmann nie Probleme mit fehlender Transparenz aufgefallen sind. Entweder sind die Duncans nicht konstant in ihrer Herstellung oder die Pickups sind sehr empfindlich was die akustische Grundlage angeht. Hier hilft wohl nur der Test unter den eigenen sechs Saiten. Link
Seymour Duncan Antiquities
Seymour Duncan Antiquities mit Band
Aber müssen denn alle tollen Pickups unbedingt aus den USA kommen? Das hat sich Gottfried von Tokai/Faber Deutschland auch gedacht und eine eigene Reihe PAF-orientierter Humbucker auf den Markt gebracht. Ob die Faber Concerto Grosso dann auch im Konzert der Großen mitspielen können, werden wir uns jetzt anschauen.
Gottfried hat mir einen Satz mit kunstvoll künstlich gealterten Kappen zum Testen geschickt. Eine Sache, die mir bei den "normalen"; Concerto Grosso nicht gefällt, ist der "Faber Germany"; Schriftzug auf den Nickelkappen. Das sieht einfach seltsam aus. In der geaged-ten Version fällt der gravierte Schriftzug kaum noch auf. Sehr gut! Ich weiß leider nicht, welche Magneten in die CG verbaut werden (meine Vermutung ist AlNiCo 5), die Spulen sind jedoch gewachst und die Anschlussleitung klassisch umflochten.
Der Klang ist auch hier etwas auf die Mitten fokussiert. Aber anders als bei z.B. den Duncans ist der Anschlag sehr perkussiv. Die Bässe kommen mit einem schönen Knack rüber. Was bei den CG auffällt, sind die schönen Obertöne, in die angeschlagene Tone schnell und gut steuerbar übergehen. Da ist dieses Set tatsächlich im Spitzenfeld in dieser Runde. Bei aufgerissenem Volumen entwickeln beiden Pickups, besonders jedoch der Bridge-Humbucker einen mächtigen, druckvollen Sound, der auch stets prägnant und transparent bleibt. Der Satz liegt quasi zwischen den Antiquties und den Tributes. Die Faber sind hervorragende Allround-Pickups, die problemlos alles abdecken, was auf sie losgelassen wird. Der Knack im Anschlag erinnert ein wenig an einen Tele-Brückentonabnehmer. Ein bisschen fehlt mir die "special ingredient"; … das spezielle Salz in der Suppe, oder einfach Charakter. Das ist schwer zu erklären, aber beim Spielen hat man wenige "Wooooooaaaaah, was ein geiler Sound!"; Momente. Dafür denkt man am Ende, beim Nachhören dann "Okay, das klingt wirklich super."; Und darauf kommt's am Ende ja an. Link
Faber Concerto Grosso
Faber Concerto Grosso mit Band
Die Concerto Grossos sind eines der wenigen Paare in diesem Test, die ich immer noch besitze. Sie werkeln jetzt in der Stratocaster meiner besseren Hälfte und verrichten auch da einen super Job.
Für viele dieser "Woooooooaaaah!";-Momente sorgt dafür das letzte Set der Luxusklasse - ein Satz bestehend aus einem Wolfetone Marshallhead MkII und einem der legendären Dr. Vintage am Hals. Dieses Setup ist meine persönliche Lieblingskombination. Der Marshallhead MkII ist etwas heißer gewickelt als der Dr. Vintage Bridge-Humbucker, aber nicht so laut wie der "normale"; Marshallhead, da Wolfe für die MkII Variante leicht entmagnetisierte AlNiCo 5 Magnete (im Gegensatz zu voll geladenen AlNiCo 5 bei den Standard Marshallheads) verwendet. Beide Marshallheads sind im übrigen nicht hand-, sondern computergesteuert gewickelt. Der Dr. Vintage hingegen ist handgewickelt - was bedeutet, das der Draht von Hand auf die Spule geführt wird - und hat einen AlNiCo 2 Magneten verbaut. Beide Pickups sind nicht gewachst und mit klassischen umwickelten Anschlusskabeln versehen.
Ich habe mir für diesen Test die Aufnahmen immer und immer wieder "blind"; angehört und mir ist aufgefallen, dass ich am häufigsten bei den Wolfetone den iPod aus der Tasche genommen habe, um nachzusehen, welches Set mich gerade so begeistert. Es ist relativ einfach zu beschreiben, dass die Wolfetones eine gute Transparenz mit ausdrucksstarkem Anschlag-Knack aufweisen. Bei beiden Pickups erscheinen die tiefen Mitten etwas reduziert, dafür sind die Hochmitten absolut präsent. Die Bässe bleiben bei beiden Pickups stets definiert und knackig, während die Höhen sahnig über dem ganzen stehen.
Was nicht zu erklären ist, ist das Gefühl, dass diese Pickups einfach die Musikalischsten in dem breiten Testfeld sind. Die einzelnen Töne in Akkorden verlafuen einfach wunderbar harmonisch ineinander, ohne jedoch zu verwaschen. Irgendwie klingen alle Töne glockig, reich an Obertönen. Und alles lässt sich wunderbar mit dem Volumenregler und Anschlag regeln. Ein tolles Set, dass alles abdeckt, aber trotzdem einen ganz besonderen musikalischen, eigenen Charakter hat. Schwer zu empfehlen! Link
Wolfetone Marshallhead MkII & Dr. Vintage
Wolfetone Marshallhead MkII & Dr. Vintage mit Band
Am anderen Ende der Skala finden sich die Golden Age Parsons Street Pickups. Mit $110 pro Set kosten sie weniger als so mancher Einzelpickup der oben beschriebenen Testteilnehmer. Dementsprechend skeptisch war ich auch, als ich bei Stewart MacDonald bezüglich eines Testes angefragt hatte. Die Jungs um Jayme haben mir gleich zwei Sätze geschickt. Eines mit AlNiCo 5 (A5) und eines mit AlNiCo 2 (A2) Magneten. Zu erst musste ich feststellen, dass die Fertigungsqualität beeindruckend ist. Es werden nur augenscheinlich hochwertige Materialien verwendet (es würde mich nicht wundern, wenn nicht einige Teile der oben vorgestellten Boutique-Pickups von StewMac kommen) und die Verarbeitung ist über alle Zweifel erhaben.
Natürlich klingen beide Varianten grundsätzlich ähnlich, die AlNiCo 5 Variante hat etwas stärker projizierte Hochmitten und etwas fokussiertere Bässe. Die AlNiCo 2 Version klingt alles in allem etwas wärmer und weniger schneidend. Mit zurückgenommenen Volumen tönen die A2 sehr schön akustisch mit brauchbarer Dynamik im Anschlag. Dreht man das Volumen jedoch auf, wird klar, wo der Unterschied zu z.B. den Sheptones liegt. Während Erstgenannte immer transparent bleiben, verschwimmen bei den A2 die Einzeltöne etwas. Außerdem nimmt die Dynamik ab, der Sound wirkt komprimierter und atmet nicht, wie zum Beispiel bei den Wolfetones. Auch der Bridge-Pickup klingt voll aufgerissen etwas bedeckt und flach. Das A5 Set fokussiert stark auf die oberen Mitten, was für beide Pickups gleichermaßen gilt. Dementsprechend setzen sich beide Tonabnehmer auch gut im Bandkontext durch. Losgelöst von den vorherigen Testhumbuckern klingen die Aufnahmen des A2 und A5 Sets dann auch erstaunlich brauchbar. Nur im direkten Vergleich fällt auf, dass beide Sätze Tiefgang und Dynamik vermissen lassen. Die Töne sind weniger fein aufgelöst, der Attack ist nicht ganz so musikalisch. Alleine gespielt gefallen mir persönlich die A5 besser, im Mix allerdings haben meiner Meinung nach die A2 durch ihre etwas wärmere und organischere Wiedergabe etwas die Nase vorne - trotz der höheren Durchsetzungsfaehigkeit des A5 Sets. Link
Golden Age Parsons Street AlNiCo 2
Golden Age Parsons Street AlNiCo 2 mit Band
Golden Age Parsons Street AlNiCo 5
Golden Age Parsons Street AlNiCo 5 mit Band
Das Zusammenfassen eines solchen Tests ist wahrlich schwer. Gibt es einen Sieger? Für mich gibt es mehrere Sieger. Sieger im Peis/Leistung Verhältnis ist meiner Meinung nach das Whiskeyssipi Set von Dominger. Diese Pickups liefern Sounds mit PAF-Charakter, sind allerdings vielseitig einsetzbar und trotzdem - für einen in den USA handgefertigten Pickup - bezahlbar. Der Service ist schnell und sehr euphorisch. Ein weiterer Sieger ist das Faber Set, da es durchaus zeigt, dass man auch in Deutschland hochwertige Pickups kaufen kann, die nicht von Amber stammen und eine Monatsmiete kosten.
Dürfte ich mir einen Satz aus dem Testfeld aussuchen, wäre das das Wolfetone Set nach einem Kopf an Kopf Rennen mit den Sheptones.
Seit ich diesen Test vor fast zwei Jahren (Asche auf mein Haupt) angefangen habe, sind noch einige andere Pickups durch meine Hände gewandert. Unter anderem besass ich kurz einen Satz PAFs, das ich ausgiebig mit den aktuellen Gibson Custombuckern verglichen habe. Momentan habe ich wieder einen Satz originaler 1960 PAFs in meiner Gibson Les Paul, welches das vorherige Set um Längen schlägt. Gerne hätte ich diese Pickups in diesen Test eingeflochten, doch leider besitze ich die Testgitarre nicht mehr, so dass das nicht mehr möglich war.
Wie auch immer, das Wolfetone Set hat - genau wie meine momentanen PAFs - einfach etwas spezielles, das man nicht in Worte fassen kann. "Musikalität im Ton" kommt dem wohl am nächsten. Es ist eine feine Mischung aus Obertönen, die über dem eigentlichen Ton glitzern, in Kombination mit einem kurzen Einsacken des Tons direkt nach dem Anschlag mit anschliessender Entfaltung - dem sogenannten Bloom. Und genau diese Eigenschaften weisen eben die Wolfetone und Sheptones auf. Die Faber, JS Moore und Dominger haben auch eine Prise davon abgekommen, reichen aber nicht ganz an die beiden anderen Sets heran. Die Duncans sind wundervoll musikalische Tonabnehmer - in der richtigen Gitarre. In Kombination mit der hier verwendeten Testgitarre blieben sie etwas blass. Die DiMarzios und Gibson Burstbucker sind keine schlechten Humbucker und es gibt sicherlich viele, die mit beiden Sätzen absolut glücklich werden können. Beide Sets sind eher im Overdrive zu Hause, da sie bei low gain Einstellungen etwas die Komplexität vermissen lassen. Eine Überraschung sind die Parsons Street von Steward MacDonalds Hausmarke Golden Age. Diese Humbucker lösen komplexe Akkorde zwar nicht so schön auf wie die anderen Testkandidaten und klingen im direkten Vergleich etwas bedeckt, was ihr Frequenzspektrum und Dynamik angeht. Trotzdem liefern sie sehr brauchbare, vintage angehauchte Sounds und würden sicherlich jede Gitarre aus Fernost merklich aufwerten. Auch, wem seine Gibson mit den gängigen 490R & 498T Humbuckern zu modern klingt, kann mit dieser relativ kleinen Investition sein Glück versuchen. Ganz abgesehen davon sind die Parsons Street entweder in AlNiCo 2 oder 5 Sets oder aber bunt durchgemischt bestellbar und auf Boutique-Niveau gefertigt.
So kann jeder seinen eigenen passenden Sound finden. Denn was für Hans gut ist, muss für Joachim nicht unbedingt auch gut sein. Es gibt unendlich viele Optionen im Pickup-Dschungel und wie hier gesehen kann man in fast jeder Preisklasse fündig werden. In diesem Sinne - frohes Lötfest! Bei Fragen, Anmerkungen, Beschwerden bin ich jederzeit zu erreichen
PS: Ich werde später oder morgen noch eine Liste mit den gemessenen Widerständen einstellen.
Klar, dass dann oft ein Forum bemüht wird, um von allwissenden und alteingesessenen Forum-Gurus den einen wegweisenden Ratschlag zu bekommen. Immer wieder stellt sich aber heraus, dass auch der Rat der Weisen oft relativ schnell mit dem geistreichen Gedankenanstoß: "Tausch doch mal die Pickups aus!"; daherkommt. Am besten mit einem Satz PAF Humbucker - die sagenumwobenen Doppelspuler, die Seth Lover 1956-57 für Gibson entworfen hat. Der Auftrag war, einen Pickup für Gitarren zu entwickeln, der wie ein P90 (also ein Singlecoil) klingt, aber das lästige Rauschen unterdrückt. Herausgekommen ist der uns allen bekannte Sound, der auf unzähligen Alben aus den 60ern bis heute zu finden ist (Hörbeispiele sind hier das "Beano"; Album von John Mayall and the Bluesbreakers with Eric Clapton, Super Session von Mike Bloomfield, Led Zeppelin, Joe Bonamassas neuen CDs und DVDs, Fleetwood Mac mit Peter Green, etc.).
Tausch doch mal die Pickups aus … toll. Ich kann mich erinnern, dass in der Zeit in der mich ans elektrifizierte Musizieren gemacht habe, so was doch eher selten war. Hatte man eine Gibson, war das super und alles was drin war, war automatisch auch super und wurde erst dann ausgewechselt, wenn es kaputt war. "Humbucker tauschen? Bissu blöd? Klingt doch geil!"; Da es mittlerweile auch Marken wie Ibanez, Kramer, Jackson, etc. gab, musste noch nicht mal mehr der ambitionierte Fender Stratocaster-Fan die Fräse schwingen, um eine Strat mit Humbuckern zu besitzen.
Tja, die Zeiten ändern sich und mittlerweile sind Pickups tatsächlich ein gang- und gäbliches Tauschgut. Dementsprechend ist auch die Zahl der Austausch-Pickup Hersteller in den letzten Jahren explosionsartig angewachsen. Was mit Larry Dimarzio und Seymour Duncan anfing, ist dermaßen ausgeartet, dass fast jedes Kuhdorf in den Staaten mindestens einen Boutique Pickup-Wickler hat.
Da ich ein Gibson/Les Paul-Maniac bin, konzentriere ich mich hier auf dieses Gebiet: der Fenderaner möge mir verzeihen.
Einen solchen Pickup-Test durchzuführen ist kein besonders großes Unterfangen, wenn man für ein großes Magazin schreibt - da bekommt man sicherlich eher zu viele als zu wenige Pickups for free zum Testen zugeschickt. Für diesen Test hier war die Sache nicht ganz so einfach und bis auf den Satz von Faber und beiden Golden Age Pärchen habe ich alle Modelle selbst kaufen müssen. Zusammen mit dem Fakt, dass ich für jeden Satz die Saiten komplett neu gewechselt habe, um möglichst vergleichbare Ergebnisse zu erhalten, hat sich das ganze zu einem teuren Spaß entwickelt. Spaß hat's trotzdem gemacht und ich hoffe, dass meine Erfahrungen dem ein oder anderen vielleicht ein bisschen helfen.
Zum Versuchsaufbau: Alle Pickups wurden in meiner extra für diesen Test aus einem günstigen Bausatz von Ebay gebauten Les Paul getestet. Obwohl ich anfänglich alle Pärchen mit absolut gleichem Abstand zu den Saiten einstellen wollte, habe ich mich dann doch dazu entschieden, die Minuten (bis Stunden) zu investieren und die optimale Einstellung für jeden Pickup zu finden. Denn schlussendlich will ja jeder das beste aus dem Tongenerator herausholen. Für den puren Amp-Sound wurde die Gitarre direkt in meinen Laney Lionheart LH20 mit der dazugehörigen 2x12er Lionheart Box mit Celestion Heritage Speakern eingestöpselt und mit einem einfachen Handheld-Recorder von Tascam aufgenommen. Die Qualität ist nicht himmelhochjauchzend, aber ehrlich und ausreichend, um Unterschiede hören zu können. Um zu sehen, wie sich die Pickups im Mix schlagen, habe ich sie durch den Roland GRX über ein USB-Interface mit Garage Band aufgenommen. Jedes Set habe ich ca. 1 Woche in der Gitarre gelassen und immer wieder getestet, so dass ich mir ein gutes Bild machen konnte.
Die Aufnahmen (roh und mit Band) fangen immer auf dem Hals-PU an, dann die Mittelstellung und dann den Stegtonabnehmer alleine. In jeder Position habe ich mit einem etwas zurückgenommenen Volumen-Poti (~ 7) begonnen und dann im Laufe der Aufnahme das Poti voll aufgerissen.
Zu dem Test haben sich dann doch ein Haufen Pickups aus (fast) allen Preisklassen auf meinem Tisch breit gemacht. Darunter stellten das Wolfetone Marshallhead MkII/Dr. Vintage Set, Seymour Duncan Antiquities und die Sheptone Tribute Humbucker mit einem Preisschild von mehr als $250 pro Paar die Modelle aus der sogenannten Boutique-Klasse. Die Faber Concerto Grosso gehören auch eher zu der Luxusklasse, während preisliche Mittelklasse mit den DiMarzio 36th Anniversary, Gibson Humbucker aus meiner 2002 R8, JS Moore H1/2 und Dominger Whiskeysippi gefahren wurde. Diese Sets liegen im Preis bei ca. $200. Die Golden Age Parson Street Alnico 2 und 5 Sets waren mit $110 die günstigsten Humbucker Paare in dem Test.
Lollar hatte einen Satz Imperials versprochen, aber nie geschickt. Ich hatte mit Amber, Häussel und Kloppmann auch deutsche Boutique-Hersteller angeschrieben aber nicht eine Antwort bekommen. Im Gegensatz dazu hat mir Gottfried von Faber innerhalb weniger Tage einen Satz der Faber Concerto Grosso Humbucker zum Testen geschickt. Wie immer hervorragender Service von Faber.
Starten wir den Test mit der Überraschung des Tests, den Dominger Whiskeysippi Humbuckern. Ein Bekannter aus LA hat mich voll des Lobes auf diese Humbucker hingewiesen. Es handelt sich um ein Start-Up Wickler, der versucht, im Haifischbecken der Boutique-Winder Fuß zu fassen. Anders als viele andere in diesem Business versucht er erst gar nicht, seine Pickups nach dem hypergenauen Vorbild alter PAFs zu bauen. Denn außer dem 42PE Draht und dem gemessenen Widerstand stimmt hier eigentlich fast gar nichts. Die Verkabelung erfolgt 4-adrig, die Baseplate ist aus Messing, die Spulen sind gewachst, und, und, und. Nee, da hebt die Vintage Polizei erbost den Zeige- (oder war's der Mittel-)finger!
Mit knapp $200 pro Set (plus Aufpreis für Kappen) ist man hier dabei und kann seine Pickups dank direkten Austauschs mit Joce "customizen"; (Bobbinfarbe, Anschlusskabel, etc.). Das mir zur Verfügung stehende Set hat AlNiCo 2 Magnete verbaut.
Der Sound ist dann zwar vintage angehaucht, in dem beide PUs schön transparent klingen. In jeder Schalterposition ist auch bei heftigerem Gain jede Saite zu hören. Es gibt keine Frequenz, die beim Hören besonders heraus sticht, das klingt alles sehr ausgewogen. Untenrum gibt besonders der Halspickup dem Sound einen schönen Schmatz mit auf den Weg. Auch bei zurückgenommenem Volumen Poti bleibt dieser Charakter erhalten, genau wie die vorzügliche Anschlagsdynamik.
Ein toller, vintage angehauchter Allround Humbucker Set mit gemäßigtem Output, das sich in jeder Gitarre wohl fühlen wird. Daumen ganz weit hoch. Link
Dominger Whiskeyssipi
Dominger Whiskeyssipi mit Band
Auch der DiMarzio 36th Anniversary Humbucker wird gerne als Allround PAF-style Humbucker bezeichnet. Kein Wunder, soll er doch eine Replik der Humbucker in Larrys eigener Burst darstellen. Das Set besteht aus dem DP223 (Bridge) und dem DP103 (Neck). Beide Humbucker sind gewachst, der DP103 mit geflochtenem und der DP223 mit 4-adrigem Anschluss versehen. Das sind aber Optionen, die man wählen kann. Die Spulen sind maschinell gleichmäßig mit 42PE Draht gewunden, als Magneten wurden AlNiCo 5 Barren verwendet.
Im Vergleich zu den Dominger fällt auf, dass die DiMarzio ein deutlich engeres Frequenzband aufweisen. Die Betonung liegt ganz klar auf den Mitten bis Hochmitten. Der Ton ist gut definiert, Schmatz ist allerdings kaum vorhanden. Diese Charaktereigenschaften verleihen beiden Pickups ein gutes Durchsetzungsvermögen im Bandkontext, lassen alleine gespielt aber vielleicht etwas die Wärme vermissen. Beide Humbucker reagieren sensibel auf das Volumenpoti, die Dynamik des Anschlags wird relativ gut übertragen.
Meiner Meinung ist das 36th Anniversary Set eine gute Wahl für Rock-Gitarristen, die mit gemäßigtem bis drückendem Overdrive spielen. Mir persönlich fehlt tatsächlich etwas Transparenz (besonders beim DP103) und Wärme, so dass die DiMarzios im Low Gain Bereich etwas flach klingen. Link
DiMarzio 36th Anniversary
DiMarzio 36th Anniversary mit Band
Dieses "Problem"; haben die JS Moore H1/2 Humbucker nicht. Jon S Moore ist sozusagen der Jason Lollar Kanadas, während er außerhalb Kanadas eher als Geheimtipp gilt. Ich habe über Wolfe von Wolfetone von Jon gehört und wollte eines seiner Sets ausprobieren. Zu der Zeit hatte ich eine 2002 R9, die ganz dringend nach neuen Humbuckern verlangt hat. Jon bietet einen perfekten Service, antwortet sofort und freundlich auf E-Mails und die Humbucker, die dann auf meiner Arbeitsfläche gelandet sind, waren auch einwandfrei verarbeitet. Doch das alles hilft ja herzlich wenig, wenn die Teile nicht klingen. Beide Humbucker haben AlNiCo 3 Magnete verbaut und beide Spulen jeweils eines Pickups sind ungewachst und identisch gewickelt. Jon bietet diese Pickups auch mit mismatched Coils an (V1/2). Die Anschlusskabel sind ganz klassisch umflochten.
Die Moores klingen durch die Bank extrem ausgewogen. Die Bässe sind schön straff, die Mitten präsent aber nicht überbetont und die Höhen scharf aber nicht schneidend. Beide Aggregate liefern eine schöne, wenn auch nicht übermäßige Anschlagsdynamik. Die einzelnen Töne bleiben schön klar gezeichnet, egal ob leicht angezerrt oder mit voll aufgerissenem Amp. Die H1/2 zeigen sich im übrigen auch sehr gutmütig, was das Einstellen der Saitenabstände angeht. Während manche Pickups (z.B. die Wolfetones) da doch sehr empfindlich waren, haben die JS Moore eigentlich unabhängig der Einstellung gut geklungen.
Das einzige, was mir bei diesen Pickups etwas abging, war der Charakter. Der perfekt ausgewogene Klang wirkt neutral, ein bisschen unspannend im Bandkontext. Trotzdem sind die Moores definitiv eine gute Alternative zu höherpreisigen Boutique-Pickups. Link
JS Moore H1/2
JS Moore H1/2 mit Band
Die preisliche Mittelklasse schließt hier ein Satz Gibson Burstbucker ab. Zum Zeitpunkt des Tests hatte ich keine anderen Gibson Humbucker zur Hand als die beiden Humbucker, die ursprünglich in einer R8 von 2002 verbaut waren. Es handelt sich - laut Gibson Auskunft - um einen Burstbucker #3 an der Brücke und einen Burstbucker #2 am Hals - die Bonamassa Kombination also. Beide BBs besitzen unterschiedlich heiß mit 42PE Wire gewickelte Spulen, laut Gibson, um den Sound originaler PAFs zu reproduzieren, bei denen die Spulen ja einzeln gewickelt wurden und durch manuelles Stoppen des Wicklungsprozesses auch gerne mal unterschiedliche Werte aufweisen. Die BB sind im Gegensatz zu den Dominger und DiMarzio nicht gewachst und sind mit geflochtenem 1-adrigem Kabel versehen. Als Magneten werden AlNiCo 5 verwendet.
Die BB waren die PUs mit dem gefühlt höchsten Output im Testfeld. Das macht sich dann auch im Ton bemerkbar. Bei voll aufgedrehten Volumenpoti drückt der Sound aus den Speakern, die Mitten schieben von unten - Hardrock Riffs sind eine wahre Freude am High Gain Amp. Bei niedrigeren Gain Einstellungen ist mir jedoch aufgefallen, dass beide Pickups irgendwie belegt klingen. Tiefmitten bestimmen das Klangbild, knackige Bässe und gesunde Höhen treten zurück. Das fällt besonders auf, wenn am das Volumenpoti zurück nimmt - die Mitten treten immer mehr in den Vordergrund und "schlucken"; alles andere. So klingen die BB immer etwas verwaschen, worunter auch die Anschlagsdynamik leidet. Gerade im Bandkontext wirkt das gerne mal etwas "quackig";.
Die BB 2 & 3 sind brauchbare Tonabnehmer, wenn man hauptsächlich mit Gain spielt. Für den clean oder low Gain Bereich gehen diesen Aggregaten die Feinheiten ab, da gibt es bessere Alternativen in diesem Test. Link
Gibson Burstbucker
Gibson Bustbucker mit Band
Und damit finden wir uns in der Mercedes-Klasse der Gitarren Pickups, zu denen die Burstbucker mit einem MSRP von knapp $180 pro Pickup (!) eigentlich locker gehören. Da diese gebraucht aber für deutlich weniger Besitzer wechseln, laufen sie in der "Mittelklasse";.
Steigen wir also ein in die Welt des Voodoos! Denn der wird jedem Boutique-Wickler schnell unterstellt, wenn ein neuer, (sau-)teurer Wunderpickup auftaucht. Es sei angemerkt, dass die hier vorgestellten Pickups noch nicht mal zu den teuersten ihrer Zunft gehören. Für einen Satz Tom Holmes oder Throbaks kann man gut und gerne auch mal $600 bis $800 ausgeben.
Sheptone stammt aus der 2. Generation der Boutique-Winder. Mit der gleichen Geschichte wie fast alle anderen Hersteller von teuren Pickups (blabla … selbst Gitarre in einer Band gespielt … nie den Sound gefunden, der mir vorschwebte … selbst probiert einen Pickup zu wickeln und der Sound war der Hammer … ein bisschen mehr Forschung betrieben und am Ende den Pickup gewickelt, der eigentlich besser als jeder andere ist … blablabla). Ob man dafür zu einer gewissen Mondphase den Wickler anschmeissen muss, bleibt leider unbeantwortet.
Das Sheptone Tribute Set kommt als sehr ausgeglichenes Set daher, bei dem beide Pickups fast identische Ausgangsleistung aufweisen. Die Spulen sind bei dem getesteten Set leicht gewachst gewesen (Option), als Magneten wurden AlNiCo 5 Barren verwendet. Als Option kamen die Pickups mit einem sehr nett und authentisch aussehendem PAF Decal auf der Baseplate.
Schon bei den ersten klaren Tönen wird klar, was hier Programm ist: Die Sheptones sind unglaublich klar, transparent und feinauflösend. Sie klingen fast akustisch. Sehr cool! Selbst heftigere Verzerrung kann diesen Charakter nicht verbiegen. Die Dynamik ist über alle Zweifel erhaben, gleiches gilt für die Anschlagswiedergabe. Ich habe mich dabei erwischt, immer wieder auf den Halspickup zurück zu schalten. Das Teil schmatzt, dass es eine Freude ist. Beide Pickups reagieren hervorragend auf das Volumen Poti und setzen sich aufgrund ihrer Transparenz auch gut im Bandkontext durch. Ganz klar ein tolles Set, dass den aufgerufenen Preis durchaus wert ist. Einziger Nachteil bei Sheptone ist die lange Lieferzeit, die sich schon mal auf 2 Monate hinziehen kann. Link
Sheptone Tribute
Sheptone Tribute mit Band
Die Seymour Duncan Antiquities sind mit Sicherheit die bekanntesten High-End Humbucker auf dem Markt und meistens die erste Anlaufstelle für Boutique-Einsteiger. Ich selbst hatte einen dieser Sätze für Jahre in einer Bingenheimer & Kortmann Les Paul, bevor ich die Gitarre verkauft habe. Klar, dass diese Teile bei so einem Test dann auch nicht fehlen dürfen. Optisch machen sie ganz schön was her, die Duncans. Herr Duncan persönlich hat es sich nicht nehmen lassen, beide Pickups sowie beigelegte Zettelchen zu signieren. Da ist wohl jemand stolz auf sein Produkt. Klar ist auch hier der heilige PAF sound- und optisches Vorbild. AlNiCo 2 Magnete und der klassische 42PE Draht sind angeblich geaged, um dem PAF Ton so nahe wie möglich zu kommen. Das kann ich nicht beurteilen, da ich die Kappe nicht abnehmen wollte. Diese ist jedoch - wie die Polepieces, die Baseplate und die umflochtenen Anschlüsse geschmackvoll auf alt getrimmt. Die Verpackung macht von allen Verpackungen des Testfelds eindeutig am meisten her! So werden die Tonabnehmern mit gealterten Schrauben in schicken Rähmchen in einem schnuckeligen Jutesäckchen geliefert. Soll das ganze Drumherum mit Jute und Unterschriften von unzulänglichen Leistungen ablenken?
Anders als die Sheptones konzentrieren sich die Antiquities auf das Mittenspektrum. Während beide Pickups sehr schön aufklaren, wenn man das Volumenpoti zurück nimmt, nehmen die Mitten schnell das Heft in die Hand, wenn man etwas mehr Gas gibt. Es passiert im Prinzip ein bisschen, was auch bei den Burstbuckern passiert. Und zwar, dass die Töne ein verwaschen und darunter die Definition leidet. Auf der anderen Seite klingen die Duncans sehr organisch und warm. Im Singlenote Spiel steht der Ton auf gesundem Fundament und bringt eine gehörige Portion Autorität mit. Bei komplexeren Akkorden allerdings strecken die Antiquitäten doch die Waffen und verlieren sich merklich im Sumpf.
Es bleibt aber zu sagen, dass mir bei dem selben Modell in meiner Kortmann nie Probleme mit fehlender Transparenz aufgefallen sind. Entweder sind die Duncans nicht konstant in ihrer Herstellung oder die Pickups sind sehr empfindlich was die akustische Grundlage angeht. Hier hilft wohl nur der Test unter den eigenen sechs Saiten. Link
Seymour Duncan Antiquities
Seymour Duncan Antiquities mit Band
Aber müssen denn alle tollen Pickups unbedingt aus den USA kommen? Das hat sich Gottfried von Tokai/Faber Deutschland auch gedacht und eine eigene Reihe PAF-orientierter Humbucker auf den Markt gebracht. Ob die Faber Concerto Grosso dann auch im Konzert der Großen mitspielen können, werden wir uns jetzt anschauen.
Gottfried hat mir einen Satz mit kunstvoll künstlich gealterten Kappen zum Testen geschickt. Eine Sache, die mir bei den "normalen"; Concerto Grosso nicht gefällt, ist der "Faber Germany"; Schriftzug auf den Nickelkappen. Das sieht einfach seltsam aus. In der geaged-ten Version fällt der gravierte Schriftzug kaum noch auf. Sehr gut! Ich weiß leider nicht, welche Magneten in die CG verbaut werden (meine Vermutung ist AlNiCo 5), die Spulen sind jedoch gewachst und die Anschlussleitung klassisch umflochten.
Der Klang ist auch hier etwas auf die Mitten fokussiert. Aber anders als bei z.B. den Duncans ist der Anschlag sehr perkussiv. Die Bässe kommen mit einem schönen Knack rüber. Was bei den CG auffällt, sind die schönen Obertöne, in die angeschlagene Tone schnell und gut steuerbar übergehen. Da ist dieses Set tatsächlich im Spitzenfeld in dieser Runde. Bei aufgerissenem Volumen entwickeln beiden Pickups, besonders jedoch der Bridge-Humbucker einen mächtigen, druckvollen Sound, der auch stets prägnant und transparent bleibt. Der Satz liegt quasi zwischen den Antiquties und den Tributes. Die Faber sind hervorragende Allround-Pickups, die problemlos alles abdecken, was auf sie losgelassen wird. Der Knack im Anschlag erinnert ein wenig an einen Tele-Brückentonabnehmer. Ein bisschen fehlt mir die "special ingredient"; … das spezielle Salz in der Suppe, oder einfach Charakter. Das ist schwer zu erklären, aber beim Spielen hat man wenige "Wooooooaaaaah, was ein geiler Sound!"; Momente. Dafür denkt man am Ende, beim Nachhören dann "Okay, das klingt wirklich super."; Und darauf kommt's am Ende ja an. Link
Faber Concerto Grosso
Faber Concerto Grosso mit Band
Die Concerto Grossos sind eines der wenigen Paare in diesem Test, die ich immer noch besitze. Sie werkeln jetzt in der Stratocaster meiner besseren Hälfte und verrichten auch da einen super Job.
Für viele dieser "Woooooooaaaah!";-Momente sorgt dafür das letzte Set der Luxusklasse - ein Satz bestehend aus einem Wolfetone Marshallhead MkII und einem der legendären Dr. Vintage am Hals. Dieses Setup ist meine persönliche Lieblingskombination. Der Marshallhead MkII ist etwas heißer gewickelt als der Dr. Vintage Bridge-Humbucker, aber nicht so laut wie der "normale"; Marshallhead, da Wolfe für die MkII Variante leicht entmagnetisierte AlNiCo 5 Magnete (im Gegensatz zu voll geladenen AlNiCo 5 bei den Standard Marshallheads) verwendet. Beide Marshallheads sind im übrigen nicht hand-, sondern computergesteuert gewickelt. Der Dr. Vintage hingegen ist handgewickelt - was bedeutet, das der Draht von Hand auf die Spule geführt wird - und hat einen AlNiCo 2 Magneten verbaut. Beide Pickups sind nicht gewachst und mit klassischen umwickelten Anschlusskabeln versehen.
Ich habe mir für diesen Test die Aufnahmen immer und immer wieder "blind"; angehört und mir ist aufgefallen, dass ich am häufigsten bei den Wolfetone den iPod aus der Tasche genommen habe, um nachzusehen, welches Set mich gerade so begeistert. Es ist relativ einfach zu beschreiben, dass die Wolfetones eine gute Transparenz mit ausdrucksstarkem Anschlag-Knack aufweisen. Bei beiden Pickups erscheinen die tiefen Mitten etwas reduziert, dafür sind die Hochmitten absolut präsent. Die Bässe bleiben bei beiden Pickups stets definiert und knackig, während die Höhen sahnig über dem ganzen stehen.
Was nicht zu erklären ist, ist das Gefühl, dass diese Pickups einfach die Musikalischsten in dem breiten Testfeld sind. Die einzelnen Töne in Akkorden verlafuen einfach wunderbar harmonisch ineinander, ohne jedoch zu verwaschen. Irgendwie klingen alle Töne glockig, reich an Obertönen. Und alles lässt sich wunderbar mit dem Volumenregler und Anschlag regeln. Ein tolles Set, dass alles abdeckt, aber trotzdem einen ganz besonderen musikalischen, eigenen Charakter hat. Schwer zu empfehlen! Link
Wolfetone Marshallhead MkII & Dr. Vintage
Wolfetone Marshallhead MkII & Dr. Vintage mit Band
Am anderen Ende der Skala finden sich die Golden Age Parsons Street Pickups. Mit $110 pro Set kosten sie weniger als so mancher Einzelpickup der oben beschriebenen Testteilnehmer. Dementsprechend skeptisch war ich auch, als ich bei Stewart MacDonald bezüglich eines Testes angefragt hatte. Die Jungs um Jayme haben mir gleich zwei Sätze geschickt. Eines mit AlNiCo 5 (A5) und eines mit AlNiCo 2 (A2) Magneten. Zu erst musste ich feststellen, dass die Fertigungsqualität beeindruckend ist. Es werden nur augenscheinlich hochwertige Materialien verwendet (es würde mich nicht wundern, wenn nicht einige Teile der oben vorgestellten Boutique-Pickups von StewMac kommen) und die Verarbeitung ist über alle Zweifel erhaben.
Natürlich klingen beide Varianten grundsätzlich ähnlich, die AlNiCo 5 Variante hat etwas stärker projizierte Hochmitten und etwas fokussiertere Bässe. Die AlNiCo 2 Version klingt alles in allem etwas wärmer und weniger schneidend. Mit zurückgenommenen Volumen tönen die A2 sehr schön akustisch mit brauchbarer Dynamik im Anschlag. Dreht man das Volumen jedoch auf, wird klar, wo der Unterschied zu z.B. den Sheptones liegt. Während Erstgenannte immer transparent bleiben, verschwimmen bei den A2 die Einzeltöne etwas. Außerdem nimmt die Dynamik ab, der Sound wirkt komprimierter und atmet nicht, wie zum Beispiel bei den Wolfetones. Auch der Bridge-Pickup klingt voll aufgerissen etwas bedeckt und flach. Das A5 Set fokussiert stark auf die oberen Mitten, was für beide Pickups gleichermaßen gilt. Dementsprechend setzen sich beide Tonabnehmer auch gut im Bandkontext durch. Losgelöst von den vorherigen Testhumbuckern klingen die Aufnahmen des A2 und A5 Sets dann auch erstaunlich brauchbar. Nur im direkten Vergleich fällt auf, dass beide Sätze Tiefgang und Dynamik vermissen lassen. Die Töne sind weniger fein aufgelöst, der Attack ist nicht ganz so musikalisch. Alleine gespielt gefallen mir persönlich die A5 besser, im Mix allerdings haben meiner Meinung nach die A2 durch ihre etwas wärmere und organischere Wiedergabe etwas die Nase vorne - trotz der höheren Durchsetzungsfaehigkeit des A5 Sets. Link
Golden Age Parsons Street AlNiCo 2
Golden Age Parsons Street AlNiCo 2 mit Band
Golden Age Parsons Street AlNiCo 5
Golden Age Parsons Street AlNiCo 5 mit Band
Das Zusammenfassen eines solchen Tests ist wahrlich schwer. Gibt es einen Sieger? Für mich gibt es mehrere Sieger. Sieger im Peis/Leistung Verhältnis ist meiner Meinung nach das Whiskeyssipi Set von Dominger. Diese Pickups liefern Sounds mit PAF-Charakter, sind allerdings vielseitig einsetzbar und trotzdem - für einen in den USA handgefertigten Pickup - bezahlbar. Der Service ist schnell und sehr euphorisch. Ein weiterer Sieger ist das Faber Set, da es durchaus zeigt, dass man auch in Deutschland hochwertige Pickups kaufen kann, die nicht von Amber stammen und eine Monatsmiete kosten.
Dürfte ich mir einen Satz aus dem Testfeld aussuchen, wäre das das Wolfetone Set nach einem Kopf an Kopf Rennen mit den Sheptones.
Seit ich diesen Test vor fast zwei Jahren (Asche auf mein Haupt) angefangen habe, sind noch einige andere Pickups durch meine Hände gewandert. Unter anderem besass ich kurz einen Satz PAFs, das ich ausgiebig mit den aktuellen Gibson Custombuckern verglichen habe. Momentan habe ich wieder einen Satz originaler 1960 PAFs in meiner Gibson Les Paul, welches das vorherige Set um Längen schlägt. Gerne hätte ich diese Pickups in diesen Test eingeflochten, doch leider besitze ich die Testgitarre nicht mehr, so dass das nicht mehr möglich war.
Wie auch immer, das Wolfetone Set hat - genau wie meine momentanen PAFs - einfach etwas spezielles, das man nicht in Worte fassen kann. "Musikalität im Ton" kommt dem wohl am nächsten. Es ist eine feine Mischung aus Obertönen, die über dem eigentlichen Ton glitzern, in Kombination mit einem kurzen Einsacken des Tons direkt nach dem Anschlag mit anschliessender Entfaltung - dem sogenannten Bloom. Und genau diese Eigenschaften weisen eben die Wolfetone und Sheptones auf. Die Faber, JS Moore und Dominger haben auch eine Prise davon abgekommen, reichen aber nicht ganz an die beiden anderen Sets heran. Die Duncans sind wundervoll musikalische Tonabnehmer - in der richtigen Gitarre. In Kombination mit der hier verwendeten Testgitarre blieben sie etwas blass. Die DiMarzios und Gibson Burstbucker sind keine schlechten Humbucker und es gibt sicherlich viele, die mit beiden Sätzen absolut glücklich werden können. Beide Sets sind eher im Overdrive zu Hause, da sie bei low gain Einstellungen etwas die Komplexität vermissen lassen. Eine Überraschung sind die Parsons Street von Steward MacDonalds Hausmarke Golden Age. Diese Humbucker lösen komplexe Akkorde zwar nicht so schön auf wie die anderen Testkandidaten und klingen im direkten Vergleich etwas bedeckt, was ihr Frequenzspektrum und Dynamik angeht. Trotzdem liefern sie sehr brauchbare, vintage angehauchte Sounds und würden sicherlich jede Gitarre aus Fernost merklich aufwerten. Auch, wem seine Gibson mit den gängigen 490R & 498T Humbuckern zu modern klingt, kann mit dieser relativ kleinen Investition sein Glück versuchen. Ganz abgesehen davon sind die Parsons Street entweder in AlNiCo 2 oder 5 Sets oder aber bunt durchgemischt bestellbar und auf Boutique-Niveau gefertigt.
So kann jeder seinen eigenen passenden Sound finden. Denn was für Hans gut ist, muss für Joachim nicht unbedingt auch gut sein. Es gibt unendlich viele Optionen im Pickup-Dschungel und wie hier gesehen kann man in fast jeder Preisklasse fündig werden. In diesem Sinne - frohes Lötfest! Bei Fragen, Anmerkungen, Beschwerden bin ich jederzeit zu erreichen
PS: Ich werde später oder morgen noch eine Liste mit den gemessenen Widerständen einstellen.
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