Review: Orville Les Paul 59er

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Armin H.
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Orville Les Paul 59er

Zur Gitarre:

Bei der hier vorliegenden Gitarre handelt es sich um eine Mainstream Orville Les Paul, keine von den etwas teureren Orville by Gibson Instrumenten, die allesamt in den 80er und 90er Jahre unter Lizenz von Gibson USA in verschiedenen Werken in Japan gebaut wurden. Entgegen anders lautenden Gerüchten wurde keine Orville, im Gegensatz zu Ephiphone oder auch Tokai, jemals in Korea oder China gebaut. "Orville" und "Orville by Gibson" wurden von 1988 bis 1998 in Japan gebaut. Dieses Les Paul Modell ist laut Seriennummer eine der letzten gebauten Orville Les Paul und ist aus dem Jahr 1998.

Alle "Orville" Modelle wurden mit Japanesse Replica PAF Pickups ausgeliefert, während die "by Gibson" Modelle mit ´57 PAF Classic, Bill Lawrence HB/R/HB/L oder Gibson 490s gerüstet wurden. Gelegentlich sind die "Orville by Gibson" auch noch mit US Hardware, wie z.B. Grover Tuner, bestückt. Das waren die Unterschiede aber auch schon …

Meine Orville ist ein Les Paul Modell mit einem recht kräftigen 59er Hals. Der Body ist komplett massiv und mit 3,9 kg ein absolutes Leichtgewicht, was auf gutes, leichtes Mahagoni tippen lässt. Der Body ist nicht "Chambered", was nicht generell schlecht sein muss, wenn beim fräsen der Kammern die Akustik berücksichtigt wird. Der Mahagonihals wurde mit "long tennon neck" bis weit unter den Halstonabnehmer eingepasst, eine Ausführung wie sie Gibson USA nur noch seinen Custom Shop Kunden zugute kommen lässt. Die Vorteile dieser Bauweise liegen auf der Hand und sind unbestritten. Die Decke hat eine leichte Wölbung und ist aus etwa 15 mm starken Ahorn (siehe Bild). Die Bridge ist, wie die gesamte Hardware, vergoldet (bereits mit einer leichten Patina besetzt) und direkt in die Ahorndecke eingeschraubt.

Das Binding, das inzwischen leicht vergilbt den Body und Hals einschließt, sieht zusammen mit den trapezförmigen Mother of Pearl Halsinlays richtig edel aus. Das Open Book Headstock mit der dezenten Les Paul Model Aufschrift und den schlichten Kluson Type Tunern lassen die Orville wiederum puristisch erscheinen. Der Sattel ist aus Knochen, die mittelstarken Bundstäbchen haben noch reichlich Futter, die Gurthalterschrauben wurden nachträglich geringfügig nach unten gelegt, das Schlagbrett war entfernt und außer kleineren Dings und Dongs konnte ich keine Macken feststellen. Bisher sah ich keine Notwendigkeit die mit vergoldeten Chromkappen versehenen japanischen P.A.F. gegen andere Pickups einzutauschen. Sie klingen sehr nach den alten Seth Lover, Alnico II Magneten, Bodenplatte und Kappen sind aus Nickel (kein Messing) weder Spulen noch Kappen sind wachsgebadet, Volume- und Tone Potis arbeiten gut. Man muss nicht immer gleich in die Replacementabteilung laufen.

Klang und Handling:

Ich mich ist es jedes Mal eine Tortur den Klang einer Gitarre zu beschreiben, da eine solche Beschreibung immer nur so objektiv sein kann, wie die Spielkunst, der Geschmack und das eigene Gehör des Schreibers. Trotzdem geben ich mir immer Mühe meinen Eindruck zu vermitteln, sodass man das Geschriebene auch nachvollziehen kann. Mit unterschiedlichen Erfolg. Hier mein Eindruck der Orville Les Paul:

Liebhaber von Ibanez Wizard Filzehälsen sind hier völlig falsch, den bei dieser Orville Les Paul hat man schon ein anständiges Stück Holz (Mahagoni) in der Hand. Und obwohl ich wahrlich kein Fan von dicken Hälsen bin, könnte ich die Orville nicht besser im Griff haben.
Ich kann es nicht erklären, aber bei LP Modellen war meine erste Frage immer die nach 60´s Slim Taper, da ich irgendwann einmal eine negative Erfahrungen mit einem dickem LP Custom Hals hatte. Die Saitenlage bei der Orville ist mit "genial" nur unzureichend beschrieben, es ist vielmehr so, dass ich noch nie eine Les Paul mit vergleichbarer Saitenlage in der Hand hatte und das waren nicht wenige. Nun, ich habe wirklich keine langen Finger, aber durch die optimale Saitenlage geht hier wirklich viel und die Orville macht durch ihr ausgeglichenes Gewicht und eine fantastische Bespielbarkeit in hohen Lagen, alles mit.

Schon beim "Trockenspielen" zeigt sich, dass hier gutes resonantes Holz verbaut wurde. Akkorde klingen voll und harmonisch und Singlenotes haben ein ungewöhnlich langes Sustain mit kräftigen Mitten und knackigen Bässen. Ich habe einem 0.10er D´Angelico Saitensatz aufgezogen, der sich sehr komfortabel spielen lässt. Die Gitarre spricht auch trocken schnell an, ist außergewöhnlich laut und klingt auch bei schnellerem Spiel immer direkt und differenziert.

Zusammen mit meinem Engl Thunder zeigt sich die Orville LP von ihrer rockigen Seite. Clean, ist hier nicht so die absolute Stärke, eben P.A.F. und V30 Celestion. Ein fenderartiges Clean in größerer Lautstärke setzt schon einiges an Schrauberei bei Gitarre und Amp voraus, bis das Ergebnis befriedigend ist. Aber im Crunch und Leadbereich ist auch ohne vorgeschaltete Zerre der Teufel los. Mich wundert es immer wieder wie differenziert die japanischen Humbucker klingen. Ich habe später einen DC von 7,7 kOhm am Neck bzw. 8,9 kOhm am Bidge PU gemessen. Das entspricht in etwa den Gibson Humbucker der Mitte 50er Jahre. Wie bei den Dicky Betts und Peter Green P.A.F. Sets sind Spulen und Kappen völlig ungewachst und sind unter anderem die höhenreichsten P.A.F. Humbucker. Was mit dem Engl gut geht sind Hard Rock Sachen wie Steve Perry oder auch Rock Blues a la Jimmy Page oder Garry Moore. Hier rockt das House, die Orville setzt sich auch in der Band bei allen Lautstärken gut durch, klingt brillant ohne aufdringlich zu tönen, mit lang anhaltendem Sustain, aber das können andere Gitarren auch recht gut. Und was die Orville betrifft ist das auch nur die halbe Miete.

Als erstes wurde sie mit einem Marshall Top 1959 SLP mit 1960er 4x12" Box mit Greenbacks von unseren anderen Gitarristen verkabelt. Trotzdem ich so einige Erwartungen in das Halfstack hatte wurden diese schlichtweg multipliziert. Ich hatte lediglich das Fullton Fulldrive Mosfet und ein Boss Delay meines Kollegen vorgeschaltet und schon ging die Post ab. Obwohl die PU´s ungewachst sind, habe ich praktisch keine mikrophonischen Störungen. Auch auf alle Arten von Bodentretern reagiert die Orville, ohne ihren eigenen Klangcharakter zu verlieren. Mit dem Marshall geht die gesamte Rockschiene. Powerchords, Singlenotes, aber auch auch richtige Brachialsounds klingen herrlich rund und fett. Metalfans kommen allerdings nur ganz am Rande auf ihre Kosten. Da eignen sich andere Gitarren, bzw. andere Equipments wesentlich besser.

Zur Krönung hatte ich außerdem noch die Gelegenheit die Orville Les Paul über einen Fender PTP verdrahteten 40 Watt Tweed 2x10" Combo m. Reverb zu spielen und hier zeigte sich die Gitarre plötzlich von einer ganz anderen Seite. Hier klingt der Sound, als hätte man plötzlich eine Decke weggezogen, die vorher über dem Amp lag. Abgesehen davon dass der Tweed knapp dreimal so teuer wie ein Engl Thunder ist, scheiden sich doch hier von Anfang an ganz klar die Geister. Die Les Paul klingt in den Mitten freier, nicht mehr so muffig, der Bass klingt knackiger, hier verwandelt sich die Rockaxt schnell in eine Bluesmaschine. Und in was für eine. Es ist schon verblüffend, wenn man im Cleanmodus ein bisschen mehr Bässe raus nimmt, klingt die Orville über den Bridge PU fast wie eine Strat. Dem Halspickup lassen sich richtig smoothige Jazztöne entlocken, wie ich sie nur von ES Modellen kenne. Hier merke ich auch noch einmal den Unterschied zu meinem 1x12" Camp Redknob, obwohl ich ihn mit seinen 12 Watt schneller in die Verzerrung bringe, klingt ein 12er LS mit Hunbuckern niemals so differenziert wie 2x10" LS.

Fazit und Empfehlung:

Bonamassa, Robben Ford, Jeff Beck, Peter Green, Dicky Betts und, und, und lassen grüßen. Die Gitarre klingt an jedem Verstärker anders, bleibt aber immer eine Les Paul mit dem für eine Gibson typischen Sound. Ich kann nichts über eine Historic R9 sagen, ich habe noch keine gespielt, würde zu Vergleich aber schon gerne mal eine antesten. Obwohl ich in den letzten 35 Jahren nicht viel anderes als mehrere Stratocaster mit einem immer ähnlichen Equipment spielte, hat sich mein Stil in den letzten Monaten doch stark verändert. Ich spiele mehr Les Paul und habe mir in diesem Sinne vier ältere Les Paul Modelle in Japan bestellt. Eine Greco EG 500 LP Bj.78, eine Tokai LS-50 Bj.85, eine Burny Super Grade mit VH-1 PU´s und eben diese Orville Les Paul. Nacheinander teste ich diese Gitarren, die alle in sehr gutem Zustand sind, aber völlig unterschiedlich klingen und behalte die, die mir am besten zusagt, bzw. am besten zu meinem Sound passt. Der Preis für die Orville LP betrug mit Lieferkosten, MWSt. + Zoll ca. 520 Euro. Mir ist in zur Zeit keine gleichwertige Gitarre bekannt, die in Qualität, Authentizität und spielerischen Eigenschaften zu diesem Preis mit der Orville Les Paul mithalten kann. Schon gar keine Epiphone LP unterhalb der Elitist Serie, die kenne ich und finde sie absolut überbewertet. Das ist natürlich nur meine persönliche Meinung, aber wie es aussieht wird die Orville in mein Equipment einziehen. Die anderen werden wieder gehen müssen.

Nachtrag:

Obwohl ich vor sechs Monaten sehr euphorisch über den Erwerb meines Engl Thunder 320 war, hat sich diese Euphorie aufgrund meiner etwas veränderten Spielweise relativiert. Ich finde den Engl als Rockamp weiterhin Top in seiner Preisklasse, aber Spieler von Blues und Old School macht er nicht wirklich glücklich. Er ist zwar kein High Gain Amp wie der Screamer, bringt aber auch nicht das glockige Clean und den differenzierte Klang eines Fender Vibroverb oder anderer Blackface. Aus diesem Grund wird der Engl mit Flightcase zum nächst günstigen Zeitpunkt veräußert und ein Fender wird Einzug halten. In diesem Sinn, hoffe ich, dass das Review gefallen hat und neue Anstöße gibt. Leider ist der japanische Markt von Schnäppchen wie dieser Orville Les Paul oder alten Tokai fast leergefegt und man benötigt sowohl Glück als auch gute Beziehungen, um so was noch günstig zu erhaschen.
 
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Superschönes Review - und Glückwunsch zur Gitarre.

Ich möchte noch mal folgenden Teil hervorheben, weil alle Details dieser Beschreibung beispielhaft auf eigentlich alle wirklich guten Gitarren zutreffen:

Schon beim „Trockenspielen“ zeigt sich, dass hier gutes resonantes Holz verbaut wurde. Akkorde klingen voll und harmonisch und Singlenotes haben ein ungewöhnlich langes Sustain mit kräftigen Mitten und knackigen Bässen. (...) spricht schnell an, ist außergewöhnlich laut und klingt auch bei schnellerem Spiel immer direkt und differenziert.
 
Ich kann mich nur anschließen - echt schönes Review! :) :great:
 
Was ich noch sagen wollte, und ich glaube, dass ich das bis zu einem gewissen Grad beurteilen kann: Ich hatte bisher selten eine Gibson, oder auch Copies, in der Hand hatte, die soviel Spielkomfort hatten und dermaßen nach Les Paul klangen :great:. Sieht man sich dann noch das Preis/Leistungsverhältnis, die saubere Verarbeitung und die verwendeten Materialien an, hinterfragt man automatisch die Preispolitik von Gibson USA. Sind die amerikanischen Gitarrenbauer wirklich so viel Geld wert, oder sieht man das Gibson Decal als eine Lizenz zum Gelddrucken.

Bei diesen 58er und 59er Hälsen muss man sich zuerst einmal an mehr Holz gewöhnen als bei 60´s Slim Taper oder SG Hälsen, aber ich empfinde es inzwischen als komfortabel und es ist auch nicht richtig, dass kräfige Hälse kein schnelles Spiel zulassen. Auf alle Fälle gibt es, nicht nur bei Paulas, unbestritten einen Zusammenhang zwischen langen und gleichmäßig ausklingenden Tönen und dem Aufbau, bzw. Einbau des Halses. Bei den dünnhalsigen Wizardhälsen ala Ibanez machen die hochohmigen Pickups den Ton, weniger das Holz. Die hier verbauten Pickups sind echte P.A.F. Clone mit kleinem DC Widerstandund zweiadrigen Kabeln, also nicht splittbar. Das waren die 50er Gibson P.A.F. auch nicht.

Ausserdem waren die Unterschiede, was die DC Werte anging, damals so gross, dass man praktisch keine zwei gleich klingende P.A.F. Hunbucker finden konnte. Gibson baut zweifellos großartige Gitarren, aber mit ein bisschen Glück und Hintergrundwissen kann man sich immer noch eine schöne und authentisch klingende Les Paul zulegen, ohne gleich eine Hypothek aufzunehmen oder die Frau ins Pfandhaus zu bringen. Hier muss man wirklich abwägen, wenn man drei- bis viertausend Euro für ein Instrument ausgeben will und kann. Pickups, Tuner sowie Bridge & Steg kann man im Nachhinein dem eigenen Geschmack anpassen und wer nicht unbedingt auf das "magische Decal" fixiert ist, kann hier sicher auch anderswo fündig werden. Mich persönlich stört das Orville Decal in keinster Weise. Und zugegebenermaßen, eine gute Portion Glück gehört natürlich auch dazu.
 
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Hi,

schöner Beitrag und so ausführlich mit ordentlichen Bildern. Schön zu sehen das auch die orville einen Long Tennon Neck hat und nicht nur, wie in einem anderen beitrag behauptet wird, dies die orville by Gibson hätten.

Darf man fragen von wo Du diese Gitarre bezogen hast? Hätte auch starkes Interesse an so ner paula.

Viel Spaß bei spielen!
 
Schöne Vorstellung, da sind aber keine orginalen Orville PU´s. Sind das Burstbucker?
 
aber mit ein bisschen Glück und Hintergrundwissen kann man sich immer noch eine schöne und authentisch klingende Les Paul zulegen, ohne gleich eine Hypothek aufzunehmen oder die Frau ins Pfandhaus zu bringen.

hi armin!!!!
jetzt muß ich doch mal nachfragen. wenn überhaupt, wieviel würde es im pfandhaus für eine frau geben? :D:D:D
viele grüße
manny
 
ot: kommt wohl stark auf die frau und die jeweilige gesellschaftliche struktur an, oder?

sehr schönes review! sehr schöne gitarre! respekt...

gruss,
andy
 
... und wer nicht unbedingt auf das "magische Decal" fixiert ist, kann hier sicher auch anderswo fündig werden. Mich persönlich stört das Orville Decal in keinster Weise. ....

Schönes review (abgesehen vom störenden Fettdruck).

Viele sind auf das "magische Decal" fixiert und/oder haben keine Ahnung und vertrauen halt darauf, dass ein Gibson-Logo eine Gitarre imer und quasi automatisch zu einem gutem Kauf macht ...

Ja, viele Gibsons klingen gut, und ja, etliche sind auch annehmbar verarbeitet.
Nur: das Gleiche (inkl. höherer Wahrscheinlichkeit einer sauberen Verarbeitung), das bekommt man auch von anderen Herstellern.
Und das nicht selten für weniger Geld.

Aber ich bin fast froh dass (zu) viele dem magischen Decal hinterherjagen.
Das hält die Preise für Orvilles, neue Tokais, Edwards & Co. auf vernünftigem Level, denn wenn alle jetzt ne Orville oder Edwards wollten, würden da die Preise auch deutlich steigen ... ;)

Band-O-Lero
 
hi armin!!!!
jetzt muß ich doch mal nachfragen. wenn überhaupt, wieviel würde es im pfandhaus für eine frau geben? :D:D:D
viele grüße
manny

Ich denke, die Preise richten wie bei Gitarren auch nach dem jeweiligen Trend, dem Zustand und dem Alter. Allerdings wäre keine Frau so dumm sich freiwillig agen zu lassen, oder? :rolleyes:
 
Ja, viele Gibsons klingen gut, und ja, etliche sind auch annehmbar verarbeitet.
Nur: das Gleiche (inkl. höherer Wahrscheinlichkeit einer sauberen Verarbeitung), das bekommt man auch von anderen Herstellern.
Und das nicht selten für weniger Geld.

Nein, das Gleiche bekommt man sicherlich nicht, weder für weniger noch für mehr Geld. Und du kannst Dir auch ziemlich sicher sein dass die Leute nicht dem Decal nachrennen.
 
Ich denke, die Preise richten wie bei Gitarren auch nach dem jeweiligen Trend, dem Zustand und dem Alter. Allerdings wäre keine Frau so dumm sich freiwillig agen zu lassen, oder? :rolleyes:

einige frauen sind sehr früh schon "vintage" :D :D
 
Nein, das Gleiche bekommt man sicherlich nicht,...


OK, hast ja Recht. Meisten bekommt man Besseres bzw. aufwendiger Verarbeitetes, und dieses oft auch kostengünstiger.

Und du kannst Dir auch ziemlich sicher sein dass die Leute nicht dem Decal nachrennen.

Ich bin mir recht sicher dass es das Decal ist, oder der (Irr-)Glaube, dass Decal bzw. der damit verbundene Preis zwangsläufig auch eine dem Preis angmessene Qualität mit sich bringt ...

Werch ein Illtum ... ;)
 
Schönes review (abgesehen vom störenden Fettdruck).

Viele sind auf das "magische Decal" fixiert und/oder haben keine Ahnung und vertrauen halt darauf, dass ein Gibson-Logo eine Gitarre imer und quasi automatisch zu einem gutem Kauf macht ...

Ja, viele Gibsons klingen gut, und ja, etliche sind auch annehmbar verarbeitet.
Nur: das Gleiche (inkl. höherer Wahrscheinlichkeit einer sauberen Verarbeitung), das bekommt man auch von anderen Herstellern.
Und das nicht selten für weniger Geld.

Aber ich bin fast froh dass (zu) viele dem magischen Decal hinterherjagen.
Das hält die Preise für Orvilles, neue Tokais, Edwards & Co. auf vernünftigem Level, denn wenn alle jetzt ne Orville oder Edwards wollten, würden da die Preise auch deutlich steigen ... ;)

Band-O-Lero

Das ist aber alles nur die halbe Wahrheit. Sicherlich ist es so, dass die Asiaten unter ihren ganz eigenen Arbeitsbedingungen und der sich daraus ergebenen Preispolitik, identische Produkte günstiger anbieten können. Man kann sich die ganzen Diskussionen Les Paul vg. Love Rock oder Strat vg. Springy sparen, wenn man den Amerikanern zugesteht, diese Gitarren erst einmal erfunden und mit viel Schweiß und wirtschaftlichem Risiko weiter entwickelt haben. Letztendlich haben die Japaner lediglich ausgereifte und fertig entwickelte Gitarren kopieren müssen, während der wirtschaftliche Gegner immer wieder erst weiter entwickeln musste um wenigstens innovativ zu überleben. Natürlich ist es leichter, lediglich große Poduktionszahlen und die damit gegebene Gefahr von Qualitätsverluste im Auge zu behalten, als fortwährend nicht nur gegen die innovative Konkurrenz anzutreten, sondern die Mitarbeiter auch sozial und materiell angemessen zu entlohnen. Ob diese Voraussetzungen in Japan, Korea, Taiwan oder gar China in unserem Sinne gegeben sind, wage ich zu bezweifeln :gruebel:

Auf dieser Seite der Medaille glänzen die Asiaten weder mit großen Erfindungen noch mit wirtschaftssozialer Kompetenzen. Andererseits muss aber auch gesagt werden, dass die amerikanischen Wallstreetkapitalisten in den 70er Jahren scharenweise in Nippon eingefallen sind um hier mit alteingesessenen japanischen Traditionsfirmen wie Yamaha, Tokai oder der Suzuki Instruments Group riesige Joint Ventures und Milliardendeals zu auszuhecken :D:D:D.

Und Last not Least darf man nicht vergessen, dass es die ansässigen, japanischen Fabrikationsanlagen von Fender Japan oder beispielsweise auch Orville waren, die den Mutterkonzernen in den 70er und 80er Jahren dabei halfen, der steigenden Nachfrage nach amerikanischen Gitarrenmodelle im asiatischen und pazifischen Raum nachzukommen. Dazu wären, die in den 70ern durch Ölkrise und fallenden Dollarkurs angeschlagenen nordamerikanischen Konzerne, überhaupt nicht in der Lage gewesen. Somit kam man sagen, dass es nicht erst die Japaner und die anderen Asiaten waren, die aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten mit produktionsperfekten Massenprodukten die Weltmärkte überschwemmen. Sie zeigten den Amis auf Geheiß nur wie es am effektivsten geht ;).

So gesehen liegt die Wahrheit wie immer irgendwo in der Mitte. Ich persönlich versuche die Sache möglichst fatalistisch anzugehen und mich dabei am Besten aus beiden Welten zu bedienen. Romantik oder gar patriotische Motive müssen hier ganz klar wirtschaftlichen Aspekten weichen. Ganz nach dem Motto: was gefällt wird auch gespielt. So habe ich zwar überwiegend alte Japaner, baue aber momentan an eine HSH Tele mit amerikanischem Body und Hals, deutschen Tonabnehmern und einer japanischen Elektronik. Ich schraube Fender USA Hälse auf Tokai Bodys, packe Häussel Pick Ups dazu, umrühren und würzen, fertig ist die Strat. Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Ich will damit nur sagen, dass es nicht mehr zeitgemäß ist nationale Produkte isoliert zu sehen und zu benutzen. Die Großen Firmen und Artists tun das schon lange nicht mehr. Aus der Erkenntnis, dass man gemeinsam kostengünstiger entwickeln und produzieren kann, arbeiten seit Jahrzehnten asiatische Pick Up Hersteller mit amerikanischen Gitarrenbauern, die wiederum deutschen Ampspezialisten die Lautsprecher liefern und so weiter. So gesehen treibt es heutzutage, ob Artist oder Hersteller, jeder mit jedem.

Unter diesem Aspekt sollten wir Endverbraucher uns an das halten, was wir hören und sehen können. Natürlich kann es nur nostalgische Ursachen haben, wenn jemand 2000 Euro und mehr für eine 76er 3-Loch-Strat hinlegt und natürlich ist es Blödsinn, dass jede Love Rock einer US Paula überlegen ist, nur weil die alle einen long tennon haben. Und auch in bei Tokai muss man 3000 Euro und mehr hinlegen, wenn man High End Custom Shop Qualität will. Fazit: wir sind wohl die Einzigen die sich noch die Köpfe einschlagen, wenn es um Herkunft, oder historische Fakten geht. Ich persönlich fühle mich nur mit meiner Musik verbunden und habe festgestellt, dass japanisches Holz genauso nach Blues klingt wie kanadisches. Und ob der Gitarrenbauer nun Sakamoto Ayaka oder John Dope heißt tangiert mich ehrlich gesagt nur peripher. Ich finde diese unendlichen Diskussionen deshalb ziemlich ermüdend, da es hier mehr um persönliche Eitelkeiten geht.

SRV hat in den frühen 80ern nicht grundlos Tokai Strats gespielt, genau wie er sich später nicht grundlos wieder für Fender entschieden hat. Ich sehe darin lediglich ein Indiz, dass Fender Ende der 70er einfach grottenschlechte Gitarren gebaut hat und das kann ich persönlich nur bestätigen, da ich in dieser Zeit in einem großen Instrumentenhandel gearbeitet habe und es vorkam, dass 25% der bestellten Fenderware wegen Qualitätsmängeln retour gingen. Das hat sich inzwischen glücklicherweise geändert. Nicht anders verhält es sich mit den Tokai, Orville oder Greco Les Paul Modellen. Es war eben ratsamer eine günstige und gute Love Rock zu erwerben, als eine überteuerte Norlin Gibson. Das hat sich inzwischen allerdings relativiert, die Gibson Modelle sind mit Sicherheit ihr Geld wert und die Japaner fahren weiterhin die Schiene, alles gut zu kopieren (selbst schlechte 3 Loch Strats). Amen.

Ich besitze selbst drei alte Tokai Strats, zwei Fernandes Revival Strats, sowie diverse Tokai, Orville, Burny und Greco Les Pauls, alle Pre 1980 (siehe Album), außerdem besitze ich noch je eine Strat mit Staufferhals, eine US Tele mit 3 PU´s und einen Fender MIJ P-Bass. Alles was mich dabei in den letzten 35 Jahren geleitet hat, waren einzig Klang, Handling und Preis :great:.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist mal ein interessanter Beitrag. Besonders der Hinweis weiter unten im Thread auf die globalisierten Produktionsbedingungen und der Folgen auf das Produktangebot.
 
....wenn man den Amerikanern zugesteht, diese Gitarren erst einmal erfunden und mit viel Schweiß und wirtschaftlichem Risiko weiter entwickelt haben....

Lester Polfus' finanzielles Risko war eher gering, und er, ein Amerikaner, nicht "die Amerikaner" haben die Les Paul erfunden.
Oder noch genauer: viel erfunden hat Polfus gar nicht; er hat nur die Erfindungen vion anderen zusammengebracht.

Auch Leo Fender hat anfangs eher die Erfindungen von anderen neu kombiniert.

. Ob diese Voraussetzungen in Japan, Korea, Taiwan oder gar China in unserem Sinne gegeben sind, wage ich zu bezweifeln ...

Und hier wird dein Posting dann vollends unsinnig.
Japan ist ein Hochlohnland mit einem Lohnniveau knapp unterhalb dem der BRD, Süd-Korea wird gerade zu einem.

Erfindungen:
CD (Sony Japan zusammen mit Philips/Niederlande)
Walkman (Sony Japan)
Buchdruck mit unbeweglichen Lettern (China)
Porzellan, Schießpulver, Raketen (China)
erstes markt- und serienreifes Hybrid-Auto (Toyota, japan; Amis und Europäer hatten auch 5 Jahre nach Toyota nix Vergleichbares im Programm),
Filzstifte (Pentel, Japan),
Video- Einzelbildkamera (Sony, Japan)
Gameboy (Nintendo, Japan)
usw. usw.

Und was Arbeitnehmerrechte anbelangt, könnte sich der Westen auch lange Zeit etwas von Japan abgucken: dort waren Kündigungen von Arbeitnehmern nämlich lange Zeit ein Tabu, so lange die Mitarbeiter sich keines Vergehens schuldig gemacht haben. Die letzten Wirtschaftskrisen in Japan haben dieses Tabu etwas aufgeweicht, aber eine Hire- und Fire-Politik wie in D-Land, in der Unternehmen in Zeiten mit guten gewinnen Leute entlassen (um noch bessere Gewinne zu machen), das gibt es so in Japan bis heute nicht.
Ein japanischer Unternehmer/Manager verliert nach japanischer Sichtweise nämlich sein Gesicht, wenn er (wegen eigenem Versagens oder Profitgier) Leute, die ordentlich gearbeitet haben, entlässt.
Deutsche Unternehmer bzw. Manager kennen da zuweilen weit weniger moralische Bedenken.

Was du schreibst entbehrt insgesamt etwas der Tatsachen und enthält stattdessen viel dumpfe Polemik.
Und klingt recht chauvinistisch.

Auf solchem Niveau muss man hier nicht debattieren.

PS: in einem Land, in dem es z.B. Tariflöhne für ausgebildete Menschen um die 3,50 Euro gibt, sollte man nicht so wild mit dem Finger auf Länder wie Korea, Taiwan oder Japan zeigen ...
 
Trotzdem ist Fakt, dass Tokai, Fernades etc. Letztlich nur fertige Produkte kopieren. Ich denke dass sowohl die Amerikanischen als auch die anderen Gitarrrenbauer ihre existenzberechtigung haben. Und der Vorwurf Gibson sei überteurert ist heute doch einfach nur absurd. Was die Les paul Studio oder Raw Power modellle sind auch nicht teurer als Japanische Les Pauls.
 
Trotzdem ist Fakt, dass Tokai, Fernades etc. Letztlich nur fertige Produkte kopieren.....

Nein, das ist kein Fakt, das ist eine glatte Lüge.
Sowohl Tokai als auch Fernandes haben sehr wohl Eigenentwicklungen.

Guckst du da:

http://www.fernandesguitars.de

oder da:
http://en.wikipedia.org/wiki/Tokai_Talbo_Bass_Guitar
http://guitarcollecting.co.uk/2009/07/23/collectable-guitars-pt-31-–-tokai-talbo/

Da sind eigenständige Modelle.

Fernandes waren meins wissens die Ersten, die Sustainer-PUs in nenneswertem Umfang serienmäßig verbaut haben.
http://www.fernandesguitars.de/index.php?option=com_content&view=article&id=60&Itemid=248
Also nix mit "bloß kopieren" ...

So, genug zu dem Unsinn, geboren aus unzutreffenden Vorurteilen, schierem Unwissen (und der Faulheit, google mal anzuwerfen).
Erst informieren, dann posten ;) ...

Band-O-Lero
 
Lester Polfus' finanzielles Risko war eher gering, und er, ein Amerikaner, nicht "die Amerikaner" haben die Les Paul erfunden.
Oder noch genauer: viel erfunden hat Polfus gar nicht; er hat nur die Erfindungen vion anderen zusammengebracht.

Auch Leo Fender hat anfangs eher die Erfindungen von anderen neu kombiniert.



Und hier wird dein Posting dann vollends unsinnig.
Japan ist ein Hochlohnland mit einem Lohnniveau knapp unterhalb dem der BRD, Süd-Korea wird gerade zu einem.

Erfindungen:
CD (Sony Japan zusammen mit Philips/Niederlande)
Walkman (Sony Japan)
Buchdruck mit unbeweglichen Lettern (China)
Porzellan, Schießpulver, Raketen (China)
erstes markt- und serienreifes Hybrid-Auto (Toyota, japan; Amis und Europäer hatten auch 5 Jahre nach Toyota nix Vergleichbares im Programm),
Filzstifte (Pentel, Japan),
Video- Einzelbildkamera (Sony, Japan)
Gameboy (Nintendo, Japan)
usw. usw.

Und was Arbeitnehmerrechte anbelangt, könnte sich der Westen auch lange Zeit etwas von Japan abgucken: dort waren Kündigungen von Arbeitnehmern nämlich lange Zeit ein Tabu, so lange die Mitarbeiter sich keines Vergehens schuldig gemacht haben. Die letzten Wirtschaftskrisen in Japan haben dieses Tabu etwas aufgeweicht, aber eine Hire- und Fire-Politik wie in D-Land, in der Unternehmen in Zeiten mit guten gewinnen Leute entlassen (um noch bessere Gewinne zu machen), das gibt es so in Japan bis heute nicht.
Ein japanischer Unternehmer/Manager verliert nach japanischer Sichtweise nämlich sein Gesicht, wenn er (wegen eigenem Versagens oder Profitgier) Leute, die ordentlich gearbeitet haben, entlässt.
Deutsche Unternehmer bzw. Manager kennen da zuweilen weit weniger moralische Bedenken.

Was du schreibst entbehrt insgesamt etwas der Tatsachen und enthält stattdessen viel dumpfe Polemik.
Und klingt recht chauvinistisch.

Auf solchem Niveau muss man hier nicht debattieren.

PS: in einem Land, in dem es z.B. Tariflöhne für ausgebildete Menschen um die 3,50 Euro gibt, sollte man nicht so wild mit dem Finger auf Länder wie Korea, Taiwan oder Japan zeigen ...

Dieses Statement finde ich nun aber wirklich höchst amüsant. Mein alter Deutschlehrer pflegte Aufsätze dieser Art immer mit einem dicken: "THEMA VERFEHLT" zu kommentieren. Mein Post hat sich eigentlich nur auf die Orville Les Paul und andere 1:1 Kopien japanischer Hersteller bezogen. Was das allerdings mit Gameboys oder chinesischen Schießpulver zu tun haben soll bleibt mir verschlossen.

Um es noch einmal ganz klar zu sagen: es geht hier um nichts anderes als als um Plagiate amerikanischer Fender und Gibson Modelle. So steht auf meiner 78er Tokai Springy Sound geschrieben: "This is the exact Replica of the good Old Strat." Und das ist auch gut so. Ich habe lediglich versucht auch einmal die andere Seite zu sehen. Vielleicht solltest Du Dir meinen Beitrag einfach noch einmal richtig durchlesen. Ich kann da beim besten Willen keine Polemik und schon gar keinen Chauvinismus sehen. Wenn Du schon (inzwischen eingedeutschte) Fremdworte benutzt, solltest Du Dich vorher über deren Bedeutung informieren. Ich habe doch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass ich selbst vier Paulas und sechs Fendermodelle aus japanischer Produktion besitze und bei deren Erwerb weder von patriotischen noch von snobistischen Motiven geleitet war, sondern mich einzig an der Qualität und am Preis orientiert habe (siehe auch: mein Album). Was soll das nun bitte mit Chavinismus zu tun haben :eek:?

Aber davon abgesehen, ich weiß beim besten Willen nicht in welchem Deutschen Tarifvertrag 3,50 Euro ausgehandelt wurden. Das hast Du doch schlicht und einfach erfunden. Völlig ausgeflippt finde ich es allerdings, uns hier die Menschenrechtssituation in Taiwan, Südkorea oder China als fast vorbildlich zu verkaufen. Ich weiß weder woher Du Deine Informationen hast, noch ob Du jemals in einem dieser Länder warst. Beim einfach "rumgoogeln" trifft man nämlich allzu oft auf die gleichen Userkommentare mit Halbweisheiten wie Du sie hier verbreitest. Seit wie vielen Jahren werden nicht nur chinesische, taiwanesische und auch koreanische Gewerkschafts-, Studenten- und Menschenrechtsgruppierungen mit Polizeigewalt und Terror unterdrückt? Das gilt nicht nur für das kommunistisches China, sondern auch für prowestliche Länder wie Korea, Taiwan, Thailand und einen ganz großen Teil des indonesischen Wirtschaftsraumes.

Ich war in den letzten 30 Jahren etliche Male in Asien und habe auch Nippon besucht. Ein mit mir befreundeter Neuseeländer lebt seit 20 Jahren in Tokio (wo er Gitarren verkauft, was sonst). Er ist mit einer Japanerin verheiratet, sodass ich meine Weisheiten nicht von einem Gaijin habe. Hier gibt es sehr wohl Rechte wie Urlaub und bezahlte Überstunden. Nur dass hier ausser im übelen Krankheitsfall niemand Gebrauch davon macht. Der japanische Arbeiter nimmt sich traditionell 7 Tage Jahresurlaub und "schenkt" seiner Firma den Rest. Nicht aus Liebe zum Chef, sondern aus Angst um den Arbeitsplatz. Auch das Auszahlen lassen von Überstunden ist im Reich der aufgehenden Sonne äußerst verpöhnt. Vielleicht hättest Du Dir anstatt ziellos durch die Welt zu googeln, besser einmal das Standardwerk von Tatsuro Hanata, ein überaus bekannter japanischer Kommunikationswissenschaftler und Universitätsprofessor, über "die Arbeits- und Berufswelt in Japan und das Ende des klassischen japanischen Managment" lesen sollen :gutenmorgen:. Das ist keine Spezial-, sondern eher Standardliteratur für Volkswirtschaftsstudenten und Auszubildente im Aussenhandel und durchaus verständlich.

Ich kenne kein Land, indem es auch nur ein ähnliches Wort wie "Karoshi" gibt. "Karoshi" bedeutet soviel wie "Tod durch Überarbeitung", und ist ein gebräuchliches japanisches Wort. In Japan gibt es alleine 40 Kliniken, die sich auf "Karoshi-Fälle" spezialisiert haben. Da sich der japanische Kapitalismus, anders als der westliche, mit dem Entstehen des Nationalstaates Japan in den 30er Jahren entwichelt hat, bildeten sich schon von Anfang an autokratische Strukturen mit denen Japan noch heute zu kämpfen hat. Das von Dir erwähnte japanische Konzept mit seinen drei Säulen von "Shuhshin-koyoh", "Nenkoh-joretsu" und "Kigyoh-nan-rohdohkumiai" was in etwa soviel bedeutet wie Beschäftigung auf Lebenszeit, Rang nach Dienstalter und Zugehörigkeit in der Betriebsgewerkschaft, ist ein Überbleibsel des faschistischen japanischen Nationalstaates und keine sozialverträgliche, arbeitnehmerfreundliche Errungenschaft. Aber um bei solchen Themen mitreden zu können, muss man das Deckelchen schon ein bisschen höher heben. Da ist es einfach nicht genug nur irgendwas von Hybrid Autos zu nuscheln. Es gibt Dinge, auf die Google auch nur dann eine Antwort weiß, wenn man die richtige Frage eingibt.

Ich weiß selbst nicht, warum ich heute so streng bin, das ist so gar nicht meine Art und Leute die mich persönlich kennen, werden das sicherlich unterstreichen, aber Du willst es ja ganz genau wissen. Und wenn ich etwas auf den Tod nicht ausstehen kann, ist es, wenn sich jemand auf Kosten anderer profilieren will, mit Beleidigungen strahlt und sich dann mit dem Kommentar "das sei alles unter seinem Nivau" verabschiedet. Und das hat nichts mehr mit Unwissenheit und Dummheit zu tun, sondern ist einfach eine Frechheit. Ich nehme das aber auch nicht allzu persönlich, sondern habe vielmehr den Eindruck, dass Du recht orientierungslos durch das Board surfst um jeden Tag 1,58 mal zu posten, was Du für ein schlaues Kerlchen bist.

Armin H.
 

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