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Tieftonsüchtiger
Registrierter Benutzer
Hallo!
Nach einem Jahr Besitz und mehr als ein Dutzend überstandenen Gigs möchte ich mal eine kleine Doku von meinem geliebten Verstärker anfertigen, von Erfahrungen und ein paar Eindrücke von der Wertigkeit dieses Geräts vermitteln.
Vorgeschichte
Zugegeben, ich bin oftmals einer von denen, die Vintage-Freunde oder Opfer von geschicktem Firmenmarketing etwas belächeln, aber da ich auch nur ein Mensch bin, bin ich natürlich auch nicht davor gefeit. Kurzum: Ich bin ein großer Fan von TOOL und von Justin Chancellor, welcher seines Zeichens Gallien-Krueger-User ist. Ich verehre seinen Sound und vor allem gefiel mir auch das Design seiner Verstärker, schmuckes Grauschwarz, moderner Style und viele Knöpfchen und ein Name, der einmal an zaubertrank-trinkende Zöpfeträger und andererseits an Instant-Milchkaffee erinnert: Gallien-Krueger nunmal.
Selbstverständlich wäre es absolut naiv zu glauben, auch nur ansatzweise an den TOOL-Sound zu kommen, nicht mit der Billigserie der Firma, auch nicht mit einem Warwick Corvette und eigentlich hatte ich das auch nie vor. Nichtsdestotrotz kaufte ich mir nach Recherchen über Leistung und Features blind diesen Verstärker und der Preis von 240 Euro bei Ebay kam mir als damals siebzehnjährigen Schüler sehr zugegen - und ich habe es nichtmal eine einzige Sekunde bereut.
Daten:
Leistung: 300 Watt / 4 Ohm
Elektronik: aktiver 4-Band EQ, 2 Kanal Vorstufe mit Clean und Distortion Kanal, Contour Regler, regelbarer Boost
Anschlüsse: Direct Out XLR, Tuner out, Effekt Loop, 2x Klinkenlautsprecherausgang
Gewicht: 6 Kg
Maße: 19" mit Rackwinkel, 2HE, Tiefe ca. 20cm
Nanu, 6 Kilo? Ja, der Verstärker ist extrem leicht und einfach zu transportieren. Mit 300 Watt an 4 Ohm ist er ideal bemessen und Reserven sind immer vorhanden. Egal wo oder wann, in welchem Genre, ob Zuhaus oder auf einer Bühne so breit wie ein Fußballfeld.
Die Kiste ist sehr kurz gebaut, man kann also das Rack komplett zustopfen und hat auf der Rückseite immer noch Luft für Kleinkram wie Kabel, Stimmknochen und anderes Zeug.
Hardware:
Das Gerät kommt mit einem Tragegriff an der Seite, der flach anliegt und beweglich befestigt ist, sodass man den Verstärker ins Rack bauen kann, ohne den Griff abmontieren zu müssen. Wirklich viel Spiel hat er nicht, man bekommt höchsten Zeige- und Mittelfinger drunter. Mehr braucht man auch nicht, bei dem Fliegengewicht.
Unten befinden sich Gummifüßchen, die man beim Rackeinbau auch dranlassen kann, sie dienen dann als Abstandshalter für Kabel, die man von der Vorderseite nach hinten durchs Rack schleifen möchte, dazu später mehr.
Racköhrchen sind nicht dabei. Und sie kosten was. 39 (Neununddreißig!) Euro! Und das für zwei Winkel mit Haltebügel und Bohrungen!
Für jemanden der sich mit solchen Brocken ein bisschen auskennt (Metalltechnische Ausbildung mit Fachabitur) eine bodenlose Frechheit, die
kaum mit Worten zu fassen ist! Der Material- und Herstellungsaufwand beläuft sich auf geschätzte 18 Euro. Das würde es auch kosten, wäre es kein "Spezielles Musiker-Bauteil" wie ich es ausdrücken würde. Natürlich bekommt man für den Preis richtige Heavy-Duty-Rackwinkel, an die man eine Sau dranhängen kann, die aber z.B. durch vollkommen unötige Biegeradien der Haltegriffe nach außen nochmal im Preis hochgepusht werden. Wie dem auch sei, mangels Bearbeitungswerkzeug habe ich zähneknirschend diesen Wucherpreis trotzdem gezahlt, es ist schließlich eine einmalige Ausgabe. Seufz.
Design
man sieht es schon auf dem Bild oben: Ein eher schlichter Kasten mit silbernen Zierstreifen und großem Lüftungsschacht oben. Und viele Knöpfe. Ich finde, das sieht alles richtig modern, up-to-date und doch etwas extravagant aus. Irgendwie passen auch Sound und Design des Verstärkers perfekt zusammen, das ist allerdings schwer zu definieren und ist wohl eher eine esoterische Ansicht.
Der Lüftungsschlitz vorne ist der Lufteinlass, während der Luftauslass sich nicht hinten, sondern oben befindet. Genau dahinter sitzt der Lüfter. Nur Bob Gallien weiß, warum. Man kann nämlich kein Gerät mehr direkt über den Verstärker setzen, da sonst die Entlüftung blockiert ist. Man könnte ein Gerät, das nicht so tief ist darüber setzen, aber bis auf Racktuner oder Stromverteiler gibts da kaum welche, jeder Rackkompressor würde schon zu weit nach hinten reichen.
Nach dem Öffnen des Verstärkers kann man die Frontplatine vorne und die Endstufenplatine sowie Ringkerntrafo hinten sehen - und dazwischen locker 6-7 cm Platz. Einfach Luft, mehr nicht. Es wäre also kein Problem gewesen, die hintere Platine etwas nach vorne zu setzen und den Lüfter auf die Rückseite, wie so ziemlich alle anderen Firmen auch. Diese Extravaganzie zieht sich durch die komplette Produktreihe bis auf den Vintageamp der GK-Familie (GK 800RB) sowie das Flaggschiff (GK 2001RB). Alle anderen haben den Lüfter auch oben.
Ausstattung:
So, kommen wir zu den tollen Funktionen dieses Verstärkers, die folgenden Sektionen sind von links nach rechts geordnet:
Inputsektion
Nun, hier haben wir die Eingangsbuchse, sowie einen Aktiv/Passiv-Knopf, eine LED welche eine Übersteuerrung des Eingangssignals anzeigt, Mute-Schalter sowie Kanalwechsel (A/B)-schalter.
Overdrive (Kanal B)
Warum sich Kanal B vor Kanal A befindet (wir lesen schließlich von links nach rechts), weiß man nicht.
Der Overdive setzt sich aus dem Eingangspegel (LEVEL-B) und Zerrgrad (GAIN) zusammen, wobei sich beide Regler gegenseitig beeinflussen. Damit umzugehen ist relativ fummelig, denn man kann eine ordentliche Zerre entweder mit viel GAIN und wenig LEVEL oder auch umgekehrt erhalten. Je weniger GAIN, desto mehr LEVEL muss hochgezogen werden, damit das Signal nicht zu leise wird, sprich: ein einfaches einpegeln mit LEVEL und anschliesendes Anzerren mit GAIN is nich. Will man zwischen Kanal A und B hin- und herschalten, passt dann meistens auch der Pegel nicht zusammen, der B-Kanal ist meist wesentlich leiser als der A-Kanal, sodass man sich doch lieber einen Bodenzerrer kauft als sich damit noch länger herumzuplagen.
Zur Zerre an sich kann ich sagen, dass sie eigentlich gar nicht so übel ist, aber an Bassfundament missen lässt. Der Reißer ist der B-Kanal nicht so wirklich, wobei ich schätze, dass beim 2001RB mit "vernünftigem" Overdrivekanal, welcher Bass- und Trebleregler hat, der Spaßfaktor wesentlich höher ist. Wir reden aber immerhin noch von der "Billigserie" von GK, sehen wir also geflissentlich darüber hinweg.
Als nächstes kommt der "richtige Kanal, nämlich...
Normal Voicing (Kanal A)
Hier haben wir einen LEVEL und den Contourregler, ein Feature, auf das GK ganz stolz und eines der wichtigsten Gimmicks des typischen GK-Sounds ist, sozusagen der Nachfolger der drei Voicing-Knöpfe des GK800RB.
LEVEL dient zum Einpegeln.
Contour ist der Regler zum Beeinflussen der Mitten im Signalbild. Ganz nach links gedreht kommt ein "Flat"- Signal an, welcher alle Frequenzen so herausgibt , wie sie ankommen. Das Basssignal wird also (durch den Vorverstärker etwas verändert) direkt an den Equalizer weiter gegeben. Je weiter man jedoch nach rechts dreht, desto mehr Mitten werden abgesenkt, bis hin zur typischen Badewanne, welcher diesen smoothen, aalglatten, aber auch etwas chatakterlosen Sound ergibt, bei Slappern aber wohl genau das richtige ist. da diese Funktion stufenlos ist, kann man sich da zig verschiedene Sounds herausarbeiten, denn schlussendlich wird das Signal natürlich noch vom EQ bearbeitet, man ist da kaum eingeschränkt.
Ich selbst handhabe es so, dass ich einen Grundsound am EQ einstelle und den Contourregler dann je nach Bedarf einstelle. Die Sache ist auch stark vom Instrument abhängig, ein Warwick verliert sein Knurren bei zuviel Contour nach rechts, während ein Rock-mit-Precision-Spieler am liebsten den Contourregler einmal um die Achse drehen möchte - nach rechts, versteht sich.
Equalizer
Der EQ ist vierbandig und liest sich von Treble nach Bass, meistens gehst es ja von Bass nach Treble.
Wir haben
-Treble (7Khz)
-High Mid (1Khz)
- Low Mid (250Hz)
- Bass (60Kz)
Schade, dass es keinen Mittenwahlregler gibt, dann wäre der EQ perfekt gewesen, denn er arbeitet absolut hervorragend. Vor allem beim Bassregler muss man sehr vorsichtig sein, denn es werden keine Dröhnbasse, sondern die richtig magendrückenden, leistungsfresenden Bässe angehoben - und genau das ist das, was mir am GK gefällt. Die Bassverstärkung ist einfach superb. Und wie gesagt - deswegen werden diese 300 Watt auch gebraucht, denn auch die Low Mids vermitteln viel Fleisch und Power, wenn hochgezogen.
Die restlichen Frequenzen sind auch sehr intelligent gewählt und arbeiten immer wunderbar musikalisch.
Perfekt wären wie gesagt wählbare mitten gewesen, so ein band zwischen sagen wir 100-800 Hz wäre ideal gewesen. Gibts aber auch bei keinem GK, dafür eben eine ausgezeichnete Contourregelung.
By the Way: Gerüchte besagen, dass sich der Equalizer im prinzip garnicht von den EQs der Artist-Serie unterscheidet. Man hat also schon bem Backline eine Ahnung, in welche Richtung es geht, wenn man GK treu bleibt.
Outputsektion
Hier haben wir den selbsterklärenden Masterregler (Der schätzungsweise auf keiner Bühne der Welt auf mehr wie 2 Uhr aufgerissen werden muss) und einen BOOST-Regler, welcher wieder ein Gallien-Krueger-Spezialregler ist.
Laut Handbuch fügt er dem Signal "Growl" und "Dreck" hinzu und erhöht den Ausgangspegel geringfügig.
So, was heißt jetzt "Growl"? Eine Beschreibung habe ich noch nie gelesen, aber mir kommt es vor, dass gewisse Höhen- und auch Mittenanteile hervorgehoben werden (kurz: je mehr BOOST, desto mehr Zähne und mehr Biss), auf jeden Fall ist diese Funktion perfekt für Rocksounds und sollte dort nicht fehlen.
Normalerweise machen wir jetzt auf der Rückseite weiter, aber nicht bei GK, die ja ihre Verstärker wie schon bemerkt ja "etwas anders" bauen.
Patch-Bay
Ungewohnt auf der Front, haben wir hier den (seriellen) Effektweg, den Stimmgeräteausgang und den Fußschalter-Eingang zum Kanalwechsel per Fußtritt.
Anfangs habe ich mich fürchterlich darüber aufgeregt, dass man bei mehreren Rackgeräten im Effektweg die Kabel von der Front auf die Rückseite durchschleifen muss - immerhin sehen solche eingequetschte Kabel etwas bekloppt aus. Schlussendlich gewöhnt man sich aber dran.
Zuletzt haben wir noch...
Der DI ist ebenfalls vorne. So unpraktisch wie der Effektweg vorne ist, desto praktischer ist der DI-ASnschluss frontseitig. Man muss nicht mehr mit dem XLR-Kabel im Rackinnern blind die DI-Buchse suchen, sondern hat die Sache gleich frontseitig erledigt.
Der obligatorische Ground-Lift ist auch vorhanden und ein Pre/Post-Knopf, um gegebenfalls dem MIscher ein vom EQ unberührtes Signal zu liefern, je nach bedarf.
Leider ist der DI nicht regelbar und wird auch nicht stummgeschalten, wenn man "Mute" drückt! Ein heimliches Nachstimmen des Instruments ohne Publikumsbeteiligung is also nich! Warum das so ist weiß ich nicht, es nervt aber en wenig. Probleme mit Übersteuerung hatte ich bzw. die Mischer noch nie.
Außerdem gibts noch den Power-Schalter, beim Betätigen springt die LED daneben erst auf Rot, nach freischalten der Endstufe auf Grün. Mehr gibts dazu nichts zu sagen. Bei einem Fehler im Verstärker (z.b. zu geringe Impedanz) schaltet die Endstufe ab und die LED springt wieder auf Rot. Ein Hoch auf die Transistortechnik!
Rückseite
Da erspare ich mir ein Bild davon. Wir haben auf der Rückseite ein Kaltgeräteanschluss plus Sicherung und zwei Klinkenbuchsen für die Boxen. Speakon ist heute State of the Art, allerdings akzeptabel für die "Backline" Serie. Jedoch hat auch der kleinste "richtige" GK, der 400RBII, nur zwei Klinkenbuchsen. Dort würde es mich schon eher aufregen.
Klang
Viel möchte ich über den Klang nicht verlieren, das ist immer so eine Sache die von zuvielen Faktoren abhängt. Auf jeden Fall ist der Verstärker enorm vielseitig und produziert einen modernen, smoothen Klang, der mittels BOOST und passender Contoureinstellung einen idealen Rocksound abgibt. Für Vintage eher nichts, mit passendem Instrumentarium ist jedoch so ziemlich alles möglich was das Herz begehrt.
Resümee
Bei einem Ausflig zur Artist-Serie kann man sehen, was mit GK alles möglich ist - Justin Chancellor von TOOL ist die eine Sache, Duff McKagan von Guns 'n Roses/Velvet Revolver eine andere. Viel weniger vielseitig ist die Backline Serie auch nicht. Was fehlt ist Bi-Amping, Presence-Regler im Kanal A, Speakons, 4/5-Saiter-Schalter und Regelbarer DI. Ansonsten ist die Backline-Serie der perfekte Köder für die Artist-Serie. Ich selbst habe ihn wohl sofort verschlungen, denn mein nächster Amp wird der 700RBII sein und ich freue mich schon wahnsinnig darauf.
Für das was man bekommt ist der Neupreis von z.Zt. 319 Euro absolut unschlagbar. Ich kenne keinen Einsteiger/Untere-Mittelklasse-Verstärker, der mehr für dieses Geld bietet und dazu noch sehr zuverlässig und stabil ist.
Nach einem Jahr Besitz und mehr als ein Dutzend überstandenen Gigs möchte ich mal eine kleine Doku von meinem geliebten Verstärker anfertigen, von Erfahrungen und ein paar Eindrücke von der Wertigkeit dieses Geräts vermitteln.
Vorgeschichte
Zugegeben, ich bin oftmals einer von denen, die Vintage-Freunde oder Opfer von geschicktem Firmenmarketing etwas belächeln, aber da ich auch nur ein Mensch bin, bin ich natürlich auch nicht davor gefeit. Kurzum: Ich bin ein großer Fan von TOOL und von Justin Chancellor, welcher seines Zeichens Gallien-Krueger-User ist. Ich verehre seinen Sound und vor allem gefiel mir auch das Design seiner Verstärker, schmuckes Grauschwarz, moderner Style und viele Knöpfchen und ein Name, der einmal an zaubertrank-trinkende Zöpfeträger und andererseits an Instant-Milchkaffee erinnert: Gallien-Krueger nunmal.
Selbstverständlich wäre es absolut naiv zu glauben, auch nur ansatzweise an den TOOL-Sound zu kommen, nicht mit der Billigserie der Firma, auch nicht mit einem Warwick Corvette und eigentlich hatte ich das auch nie vor. Nichtsdestotrotz kaufte ich mir nach Recherchen über Leistung und Features blind diesen Verstärker und der Preis von 240 Euro bei Ebay kam mir als damals siebzehnjährigen Schüler sehr zugegen - und ich habe es nichtmal eine einzige Sekunde bereut.
Daten:
Leistung: 300 Watt / 4 Ohm
Elektronik: aktiver 4-Band EQ, 2 Kanal Vorstufe mit Clean und Distortion Kanal, Contour Regler, regelbarer Boost
Anschlüsse: Direct Out XLR, Tuner out, Effekt Loop, 2x Klinkenlautsprecherausgang
Gewicht: 6 Kg
Maße: 19" mit Rackwinkel, 2HE, Tiefe ca. 20cm
Nanu, 6 Kilo? Ja, der Verstärker ist extrem leicht und einfach zu transportieren. Mit 300 Watt an 4 Ohm ist er ideal bemessen und Reserven sind immer vorhanden. Egal wo oder wann, in welchem Genre, ob Zuhaus oder auf einer Bühne so breit wie ein Fußballfeld.
Die Kiste ist sehr kurz gebaut, man kann also das Rack komplett zustopfen und hat auf der Rückseite immer noch Luft für Kleinkram wie Kabel, Stimmknochen und anderes Zeug.
Hardware:
Das Gerät kommt mit einem Tragegriff an der Seite, der flach anliegt und beweglich befestigt ist, sodass man den Verstärker ins Rack bauen kann, ohne den Griff abmontieren zu müssen. Wirklich viel Spiel hat er nicht, man bekommt höchsten Zeige- und Mittelfinger drunter. Mehr braucht man auch nicht, bei dem Fliegengewicht.
Unten befinden sich Gummifüßchen, die man beim Rackeinbau auch dranlassen kann, sie dienen dann als Abstandshalter für Kabel, die man von der Vorderseite nach hinten durchs Rack schleifen möchte, dazu später mehr.
Racköhrchen sind nicht dabei. Und sie kosten was. 39 (Neununddreißig!) Euro! Und das für zwei Winkel mit Haltebügel und Bohrungen!
Für jemanden der sich mit solchen Brocken ein bisschen auskennt (Metalltechnische Ausbildung mit Fachabitur) eine bodenlose Frechheit, die
kaum mit Worten zu fassen ist! Der Material- und Herstellungsaufwand beläuft sich auf geschätzte 18 Euro. Das würde es auch kosten, wäre es kein "Spezielles Musiker-Bauteil" wie ich es ausdrücken würde. Natürlich bekommt man für den Preis richtige Heavy-Duty-Rackwinkel, an die man eine Sau dranhängen kann, die aber z.B. durch vollkommen unötige Biegeradien der Haltegriffe nach außen nochmal im Preis hochgepusht werden. Wie dem auch sei, mangels Bearbeitungswerkzeug habe ich zähneknirschend diesen Wucherpreis trotzdem gezahlt, es ist schließlich eine einmalige Ausgabe. Seufz.
Design
man sieht es schon auf dem Bild oben: Ein eher schlichter Kasten mit silbernen Zierstreifen und großem Lüftungsschacht oben. Und viele Knöpfe. Ich finde, das sieht alles richtig modern, up-to-date und doch etwas extravagant aus. Irgendwie passen auch Sound und Design des Verstärkers perfekt zusammen, das ist allerdings schwer zu definieren und ist wohl eher eine esoterische Ansicht.
Der Lüftungsschlitz vorne ist der Lufteinlass, während der Luftauslass sich nicht hinten, sondern oben befindet. Genau dahinter sitzt der Lüfter. Nur Bob Gallien weiß, warum. Man kann nämlich kein Gerät mehr direkt über den Verstärker setzen, da sonst die Entlüftung blockiert ist. Man könnte ein Gerät, das nicht so tief ist darüber setzen, aber bis auf Racktuner oder Stromverteiler gibts da kaum welche, jeder Rackkompressor würde schon zu weit nach hinten reichen.
Nach dem Öffnen des Verstärkers kann man die Frontplatine vorne und die Endstufenplatine sowie Ringkerntrafo hinten sehen - und dazwischen locker 6-7 cm Platz. Einfach Luft, mehr nicht. Es wäre also kein Problem gewesen, die hintere Platine etwas nach vorne zu setzen und den Lüfter auf die Rückseite, wie so ziemlich alle anderen Firmen auch. Diese Extravaganzie zieht sich durch die komplette Produktreihe bis auf den Vintageamp der GK-Familie (GK 800RB) sowie das Flaggschiff (GK 2001RB). Alle anderen haben den Lüfter auch oben.
Ausstattung:
So, kommen wir zu den tollen Funktionen dieses Verstärkers, die folgenden Sektionen sind von links nach rechts geordnet:
Inputsektion
Nun, hier haben wir die Eingangsbuchse, sowie einen Aktiv/Passiv-Knopf, eine LED welche eine Übersteuerrung des Eingangssignals anzeigt, Mute-Schalter sowie Kanalwechsel (A/B)-schalter.
Overdrive (Kanal B)
Warum sich Kanal B vor Kanal A befindet (wir lesen schließlich von links nach rechts), weiß man nicht.
Der Overdive setzt sich aus dem Eingangspegel (LEVEL-B) und Zerrgrad (GAIN) zusammen, wobei sich beide Regler gegenseitig beeinflussen. Damit umzugehen ist relativ fummelig, denn man kann eine ordentliche Zerre entweder mit viel GAIN und wenig LEVEL oder auch umgekehrt erhalten. Je weniger GAIN, desto mehr LEVEL muss hochgezogen werden, damit das Signal nicht zu leise wird, sprich: ein einfaches einpegeln mit LEVEL und anschliesendes Anzerren mit GAIN is nich. Will man zwischen Kanal A und B hin- und herschalten, passt dann meistens auch der Pegel nicht zusammen, der B-Kanal ist meist wesentlich leiser als der A-Kanal, sodass man sich doch lieber einen Bodenzerrer kauft als sich damit noch länger herumzuplagen.
Zur Zerre an sich kann ich sagen, dass sie eigentlich gar nicht so übel ist, aber an Bassfundament missen lässt. Der Reißer ist der B-Kanal nicht so wirklich, wobei ich schätze, dass beim 2001RB mit "vernünftigem" Overdrivekanal, welcher Bass- und Trebleregler hat, der Spaßfaktor wesentlich höher ist. Wir reden aber immerhin noch von der "Billigserie" von GK, sehen wir also geflissentlich darüber hinweg.
Als nächstes kommt der "richtige Kanal, nämlich...
Normal Voicing (Kanal A)
Hier haben wir einen LEVEL und den Contourregler, ein Feature, auf das GK ganz stolz und eines der wichtigsten Gimmicks des typischen GK-Sounds ist, sozusagen der Nachfolger der drei Voicing-Knöpfe des GK800RB.
LEVEL dient zum Einpegeln.
Contour ist der Regler zum Beeinflussen der Mitten im Signalbild. Ganz nach links gedreht kommt ein "Flat"- Signal an, welcher alle Frequenzen so herausgibt , wie sie ankommen. Das Basssignal wird also (durch den Vorverstärker etwas verändert) direkt an den Equalizer weiter gegeben. Je weiter man jedoch nach rechts dreht, desto mehr Mitten werden abgesenkt, bis hin zur typischen Badewanne, welcher diesen smoothen, aalglatten, aber auch etwas chatakterlosen Sound ergibt, bei Slappern aber wohl genau das richtige ist. da diese Funktion stufenlos ist, kann man sich da zig verschiedene Sounds herausarbeiten, denn schlussendlich wird das Signal natürlich noch vom EQ bearbeitet, man ist da kaum eingeschränkt.
Ich selbst handhabe es so, dass ich einen Grundsound am EQ einstelle und den Contourregler dann je nach Bedarf einstelle. Die Sache ist auch stark vom Instrument abhängig, ein Warwick verliert sein Knurren bei zuviel Contour nach rechts, während ein Rock-mit-Precision-Spieler am liebsten den Contourregler einmal um die Achse drehen möchte - nach rechts, versteht sich.
Equalizer
Der EQ ist vierbandig und liest sich von Treble nach Bass, meistens gehst es ja von Bass nach Treble.
Wir haben
-Treble (7Khz)
-High Mid (1Khz)
- Low Mid (250Hz)
- Bass (60Kz)
Schade, dass es keinen Mittenwahlregler gibt, dann wäre der EQ perfekt gewesen, denn er arbeitet absolut hervorragend. Vor allem beim Bassregler muss man sehr vorsichtig sein, denn es werden keine Dröhnbasse, sondern die richtig magendrückenden, leistungsfresenden Bässe angehoben - und genau das ist das, was mir am GK gefällt. Die Bassverstärkung ist einfach superb. Und wie gesagt - deswegen werden diese 300 Watt auch gebraucht, denn auch die Low Mids vermitteln viel Fleisch und Power, wenn hochgezogen.
Die restlichen Frequenzen sind auch sehr intelligent gewählt und arbeiten immer wunderbar musikalisch.
Perfekt wären wie gesagt wählbare mitten gewesen, so ein band zwischen sagen wir 100-800 Hz wäre ideal gewesen. Gibts aber auch bei keinem GK, dafür eben eine ausgezeichnete Contourregelung.
By the Way: Gerüchte besagen, dass sich der Equalizer im prinzip garnicht von den EQs der Artist-Serie unterscheidet. Man hat also schon bem Backline eine Ahnung, in welche Richtung es geht, wenn man GK treu bleibt.
Outputsektion
Hier haben wir den selbsterklärenden Masterregler (Der schätzungsweise auf keiner Bühne der Welt auf mehr wie 2 Uhr aufgerissen werden muss) und einen BOOST-Regler, welcher wieder ein Gallien-Krueger-Spezialregler ist.
Laut Handbuch fügt er dem Signal "Growl" und "Dreck" hinzu und erhöht den Ausgangspegel geringfügig.
So, was heißt jetzt "Growl"? Eine Beschreibung habe ich noch nie gelesen, aber mir kommt es vor, dass gewisse Höhen- und auch Mittenanteile hervorgehoben werden (kurz: je mehr BOOST, desto mehr Zähne und mehr Biss), auf jeden Fall ist diese Funktion perfekt für Rocksounds und sollte dort nicht fehlen.
Normalerweise machen wir jetzt auf der Rückseite weiter, aber nicht bei GK, die ja ihre Verstärker wie schon bemerkt ja "etwas anders" bauen.
Patch-Bay
Ungewohnt auf der Front, haben wir hier den (seriellen) Effektweg, den Stimmgeräteausgang und den Fußschalter-Eingang zum Kanalwechsel per Fußtritt.
Anfangs habe ich mich fürchterlich darüber aufgeregt, dass man bei mehreren Rackgeräten im Effektweg die Kabel von der Front auf die Rückseite durchschleifen muss - immerhin sehen solche eingequetschte Kabel etwas bekloppt aus. Schlussendlich gewöhnt man sich aber dran.
Zuletzt haben wir noch...
Der DI ist ebenfalls vorne. So unpraktisch wie der Effektweg vorne ist, desto praktischer ist der DI-ASnschluss frontseitig. Man muss nicht mehr mit dem XLR-Kabel im Rackinnern blind die DI-Buchse suchen, sondern hat die Sache gleich frontseitig erledigt.
Der obligatorische Ground-Lift ist auch vorhanden und ein Pre/Post-Knopf, um gegebenfalls dem MIscher ein vom EQ unberührtes Signal zu liefern, je nach bedarf.
Leider ist der DI nicht regelbar und wird auch nicht stummgeschalten, wenn man "Mute" drückt! Ein heimliches Nachstimmen des Instruments ohne Publikumsbeteiligung is also nich! Warum das so ist weiß ich nicht, es nervt aber en wenig. Probleme mit Übersteuerung hatte ich bzw. die Mischer noch nie.
Außerdem gibts noch den Power-Schalter, beim Betätigen springt die LED daneben erst auf Rot, nach freischalten der Endstufe auf Grün. Mehr gibts dazu nichts zu sagen. Bei einem Fehler im Verstärker (z.b. zu geringe Impedanz) schaltet die Endstufe ab und die LED springt wieder auf Rot. Ein Hoch auf die Transistortechnik!
Rückseite
Da erspare ich mir ein Bild davon. Wir haben auf der Rückseite ein Kaltgeräteanschluss plus Sicherung und zwei Klinkenbuchsen für die Boxen. Speakon ist heute State of the Art, allerdings akzeptabel für die "Backline" Serie. Jedoch hat auch der kleinste "richtige" GK, der 400RBII, nur zwei Klinkenbuchsen. Dort würde es mich schon eher aufregen.
Klang
Viel möchte ich über den Klang nicht verlieren, das ist immer so eine Sache die von zuvielen Faktoren abhängt. Auf jeden Fall ist der Verstärker enorm vielseitig und produziert einen modernen, smoothen Klang, der mittels BOOST und passender Contoureinstellung einen idealen Rocksound abgibt. Für Vintage eher nichts, mit passendem Instrumentarium ist jedoch so ziemlich alles möglich was das Herz begehrt.
Resümee
Bei einem Ausflig zur Artist-Serie kann man sehen, was mit GK alles möglich ist - Justin Chancellor von TOOL ist die eine Sache, Duff McKagan von Guns 'n Roses/Velvet Revolver eine andere. Viel weniger vielseitig ist die Backline Serie auch nicht. Was fehlt ist Bi-Amping, Presence-Regler im Kanal A, Speakons, 4/5-Saiter-Schalter und Regelbarer DI. Ansonsten ist die Backline-Serie der perfekte Köder für die Artist-Serie. Ich selbst habe ihn wohl sofort verschlungen, denn mein nächster Amp wird der 700RBII sein und ich freue mich schon wahnsinnig darauf.
Für das was man bekommt ist der Neupreis von z.Zt. 319 Euro absolut unschlagbar. Ich kenne keinen Einsteiger/Untere-Mittelklasse-Verstärker, der mehr für dieses Geld bietet und dazu noch sehr zuverlässig und stabil ist.
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