Simples Hochregeln des Signals in der DAW statt Mic-Preamp?

  • Ersteller Mick Rütter
  • Erstellt am
Mick Rütter
Mick Rütter
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
21.08.24
Registriert
18.09.11
Beiträge
217
Kekse
830
Moin,

ich wunderte mich unlängst darüber, daß meine neue RME-AiO mein Mikrofon nur sehr leise aufnimmt. Ein Musikalienhändler erklärte mir, das sei völlig normal, man benötige hierfür generell einen analogen Mikrofon-Vorverstärker oder ein analoges Mischpult mit Mic-Preamp. Ein Mikrofon-Vorverstärker verstärkt, wenn ich nicht irre, das Eingangssignal aus dem Mikrofon.

Meine Fragen:

- Könnte ich ähnliche Ergebnisse erzielen, indem ich das (zu leise) in der DAW aufgenommene Material direkt dort einfach "normalisiere" auf z. B. -6 dB oder den "Gain" hochregele?
- ...oder hat die Aufnahme mit einem Mikrofon-Vorverstärker gewisse Vorteile, die ich anschließend in der DAW nicht durch "Hochregeln" simulieren kann?

Beste Grüße
Mick
 
Eigenschaft
 
Um Himmels Willen, nein, das geht natürlich nicht. Ich bin gerade etwas verstört, Du bist seit 2,5 Jahren hier angemeldet, hast RME-Hardware am Start und dann kommt so eine Frage. :(

Die Verwendung eines Mikrophon-Vorverstärkers hat nicht "irgendwelche Vorteile" sie ist einfach absolut notwendig.

Das Thema hat auch übrigens nichts mit Cubase zu tun und gehört eher in den Recording-Starter-Bereich.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 6 Benutzer
Ich musste ehrlich gesagt ein wenig Schmunzeln als ich den Titel gesehen habe. Ich muss Signalschwarz mal wieder zustimmen.

Um einen Vorverstärker kommst du bei einer Mikrofonaufnahme einfach nicht herum.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 6 Benutzer
Signalschwarz, hab vielen Dank für Deine Antwort. Ich bin ja immer gewillt, Lehre anzunehmen, aber wärst Du vielleicht so nett, noch kurz zu begründen, warum ich den Einsatz eines Mic-Preamps nicht durch simples Hochregeln des Signals in der DAW substituieren sollte?
 
In erster Linie weil du mit dem Mikrofonsignal auch das Rauschen des Eingangs extrem mit hochverstärkst. Wir reden hier von ca. 40 bis 70dB Verstärkung, die Du bräuchtest. Und um soviel wird auch das Eingangsrauschen lauter.

In zweiter Linie, weil ein Line-Eingang von der Impedanz nicht zu einem Mikrofon passt und auch keine Phantomspeisung für Kondensatormikros zur Verfügung stellt, die diese zum Betrieb brauchen.

Banjo
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Banjo, vielen Dank für Deine Antwort, aber mal abgesehen von der Phantomspeisung, die ich in Ermangelung eines Kondensatormikrophons eh nicht benötige: was ist - als virtuelle, DAW-gestützte Variante - denn z. B. hiervon zu halten?
 
Der simuliert nur das Klangverhalten eines Preamps. Um echte Hardware zur Verstärkung des mickrigen Mikrofonsignal kommst Du damit nicht herum.

Gib's auf;)

Wenn du's nicht glaubst, Versuch macht kluch. Du hast doch laut Eingangspost "sehr leise" Aufnahmen, normalisier die und hör sie dir an.

Banjo
 
Anderer Erklärungsansatz:
Dein Interface hat einen bestimmten Signalhub, den es am Eingang erwartet um anständig arbeiten zu können.
Der Preamp verstärkt das sehr kleine Mic Signal, bis es passend für das Interface ist.
Der virtuelle Tube "Preamp" verstärkt nur etwas, was noch gar nicht richtig digitalisiert wurde.
 
Hier mal eine schrecklich technische Antwort: Angenommen man hat einen Signaleingang, der für max. 100 mV ausgelegt ist und das Signal dann digital umsetzt. Mache ich das mit 16 Bit Auflösung (24 Bit und mehr sind üblich), so wird aus:
100mV = digital 65536
0mV = digital 0

Wenn ich an so einen Eingang ein Mikro anschließe, was max. 10 mV liefert, so nutze ich nur den digitalen Wertebereich zwischen 0 und 6553, um mein Tonsignal digital abzubilden. Verstärke ich das um den Faktor 10 bzw 20 dB, multipliziere also jeden Binärwert entsprechend mit 10 und möchte 100mV nach der abschließenden Rückwandlung haben, so habe ich mein ursprünglich sauberes, fein aufgelöstes Signal in grobe dicke 10er Stufen verwandelt, die auch bei der Wiedergabe als Störung wahrnehmbar sein kann, auch wenn man da noch etwas per Algorithmus angleichen oder interpolieren kann.

Die genannte Software macht aber noch eine Menge mehr mit dem digitalisierten Signal, zB kann die Verstärkung mit variablem Faktor, abhängig von der Signalstärke, und als Abbildung einer Röhrenkennlinie durchgeführt werden, zB um gewollte Verzerrungen zu erreichen. Man kann über mathematische Funktionen Frequenzfilter aktivieren usw. In wieweit die eingebauten Softwarefunktionen dem Sound den genannten analogen Vorlagen entsprechen, da wäre ich mal sehr vorsichtig:

"Bass Contour Control to sweep the value of the cathode bypass capacitor which controls the low frequency and dynamic saturation responses of the preamp! "

Die Beschreibung klingt, als ob die Software quasi die Hardware eines Amps nachvollzieht. Das möchte ich etwas bezweifeln.

Wichtig bleibt, das Eingangssignal so optimal wie möglich anzupassen...
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 6 Benutzer
Mick Rütter;6933441 schrieb:
... Könnte ich ähnliche Ergebnisse erzielen, indem ich das (zu leise) in der DAW aufgenommene Material direkt dort einfach "normalisiere" auf z. B. -6 dB oder den "Gain" hochregele?
- ...oder hat die Aufnahme mit einem Mikrofon-Vorverstärker gewisse Vorteile, die ich anschließend in der DAW nicht durch "Hochregeln" simulieren kann?
die erste Frage kannst du dir doch leicht beantworten, indem du es einfach mal machst ;)
(um es selbst zu hören - das Ergebnis wurde ja bereits genannt: ein stark erhöhtes Grundrauschen)
echte Mikrofon-Vorverstärker sind extrem rauscharm (in Relation zu 'normalen' Vorstufen)
das ist Design-Prinzip, weil das Nutzsignal so 'klein' ist
(bei einen Line-Eingang ist der Nutzpegel viel höher, das Grundrauschen der Schaltung ist im Verhältnis niedriger)

man macht sich das ua zu Nutze, wenn ein Interface keine besonders guten Mikrofonvorstufen hat
dann hängt man vor den (weniger rauschenden) Line-Eingang einfach einen guten Vorverstärker
(den 'sensiblen' Teil des Signal übernimmt ein Spezialtisten)
das normale Line-Signal vom Ausgang des Vorverstärkers macht dann dem Interface keine Probleme mehr

so würde man auch bei der RME AIO vorgehen
mein Budget Tip: der 70er Jahre hifi Mixer Vivanco 9600 - hat 2 gute, diskrete(!) Mikrofon-Vorstufen mit DIN Buchsen
(dh man kann jede Menge 'alter' Tonband-Mikros ohne Adapter einsetzen, nur für den Ausgang einen 5-pol DIN auf cinch)

bevor jemand lästert und abwinkt... das ist der Mixer (15€) mit einem 10€ TD26
https://soundcloud.com/anshoragg/balaya-wav

der zweite Punkt den Banjo angesprochen hat ist die Impedanz
(die Angabe in Ohm hat aber mit dem bekannten Gleichstrom Widerstand nichts zu tun - es geht um Wechselspannungen)
die Bezeichnung ist daher recht unglücklich, Ersatz-Widerstand macht es vielleicht deutlicher
Kondensator Mikros sind da relativ unempfindlich, bei dynamischen Typen (Spule/Bändchen) schlägt es aber voll durch
ein und dasselbe Mikros kann sich dramatisch 'anders' anhören
man sollte sich dabei nicht zu sehr auf den Wert fixieren, tatsächlich ist es das Schaltungs-Design was da wirkt

cheers, Tom
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
biosolix und Telefunky, vielen Dank für Euere wirklich lehrreichen Antworten, insbesondere die von biosolix fand ich gar nicht "schrecklich technisch", sondern überaus anschaulich und verständlich. Telefunky, Dank Dir auch für die beeindruckend gute, klare und "crispe" Gitarrenaufnahme.

Beste Grüße
Mick
 
ich muss zugeben, dass mich das selbst auch überrascht hat - ich habe das Mikro noch nicht so lange
das TD26 hat Nieren Richtcharakteristik, die Kugel-Version TD21 klingt ganz anders
(äusserlich sind die bis auf die Farbe gleich)
die Gitarre ist sehr genau 'getroffen', die ist etwas 'hölzern', hat viel attack im Ton, die Saiten sind ein wenig matt
(vom Gebrauch, aber eben auch nicht tot)
es ist etwas Dröhn reduziert, eine leichte Höhenahebung für den 'dunklen Raum' plus 16% Valahalla-Room
Wandler war ein ioDock für's iPad - aber für'n 10er klingt das Mic echt nicht verkehrt :D

cheers, Tom
 
... ist halt Sennheiser Wertarbeit der 60/70er Jahre (hier stehen beide mal nebeneinander)
die Konstruktion war halt schlichtes 'einweg' für die Telefunken Magnetophon Tonband-Geräte

cheers, Tom
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben