Improvisation am Klavier, freies Spiel

  • Ersteller Bjoerni
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Bei Barpiano könnte man eigentlich meistens von Solopiano ausgehen.
Im Zusammenhang vielleicht von Interesse, wird im folgenden Video in den ersten 5 Minuten der Turnaround mit Basstönen und Akkorden in der linken Hand behandelt. Ich hatte zum Stichwort "Cocktail" in der Suchfunktion auf dem Kanal unter anderem auch einen Quick Tip gesehen, der akkordisches Spielen in der rechten Hand behandelt.
3 Exercises to Master Cocktail Jazz Piano
Nachfolgend noch der Link zu einem Quick Tip, der trotz der Kürze des Videos einen Einblick in Möglichkeiten zum Arrangement der Akkorde für Solo Piano gibt.
Play Heart And Soul on Piano: 5 Levels from Beginner to Pro

Gruß Claus
 
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Jedes Lied oder Thema, das mir gefällt, auf dem Klavier ohne Notenblatt nachzuspielen. Diesen Traum werde ich nie realisieren können,
Jedes? Das ist natürich ein hoher Anspruch ... ;)

Die Schritte dazu würde ich so sehen

1. Melodie spielen
2. Harmonien raussuchen (erstmal so einfach wie möglich)
3. Melodie mit Bass spielen
4. Töne für Harmonien hinzufügen

Das "Problem" auf dem Klavier ist halt immer, dass man Melodie, Bass und Akkorde spielen muss, also drei Dinge, aber nur zwei Hände hat.
Wie man das aufteilt, dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, je nach Stilistik und pianistischem Anspruch sehr verschieden möglich.

5. kann man das Ganze beliebig verfeinern - Reharmonisieren, Durchgangstöne / -harmonien, Arpeggien, Verzierungen usw. hinzufügen.

So würde ich grundsätzlich erstmal rangehen.

Bei Üben würde ich erstmal die Melodie alleine lernen, dann nur die Akkorde - also Bass links, Akkorde rechts -, dann die Melodie mit dem Bass, und dann alles zusammen.
Das ist eigentlich gleich ob Jazzstandard oder Volkslied. Hat man einen Bassspieler, kann man den natürlich weglassen und kommt links bei rootless voicings raus.
Hat man das einigermaßen verinnerlicht, lohnt es sich, mal ein bisschen zu schauen, ob man Arrangements findet. Dann kann man vergleichen, wie es die Profis gemacht haben, und jedesmal ein paar Tricks und Kniffe lernen.
 
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Vermutlich gehörst Du zu den Glücklichen, die ihre Phantasie über die Tasten spazieren lassen, und die Hände schnappen sich ihre Tonfolgen und spielen. Das ist ein Geschenk. Und ich bewundere alle Musiker, die sich einfach ans Klavier setzen und wirklich frei spielen.
Die bittere Wahrheit ist: Die Musiker, die sich "einfach ans Klavier setzen und wirklich frei spielen", haben das in der Regele vorher mitunter jahre- bis jahrzehntelang täglich stundenlang geübt.

Das "Problem" auf dem Klavier ist halt immer, dass man Melodie, Bass und Akkorde spielen muss, also drei Dinge, aber nur zwei Hände hat.
Das kann man nicht oft genug wiederholen: Gerade Jazzpiano Solo ist die Königsdisziplin! Der Pianist ersetzt den Saxophonisten, den Gitarristen, den Bassisten und de Drummer und muß das alles alleine gleichzeitig machen. Das ganze Ding ist viiiieeel einfacher, wenn man das mit mehreren Leuten zusammen macht.

Viele Grüße,
McCoy
 
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(… des Jazz)
ließ mich lachen.

Und ich kann die Vermutung, dass es sich bei mir um einen solchen Virtuosen handelt, @Bjoerni , leider und auch gerne nicht bestätigen.

Mittlerweile habe ich ein recht präzises Gehör, was Ton/-Melodie-Ermittlung angeht - da hört es aber auch schon auf. Auch ist es für einen trägen Romantiker wie mich einfacher, ein melancholisches und langsames Thema zu extemporieren, als einen schmissigen Boogie-Woogie. Es hängt also auch davon ab, was und wie es gespielt wird - Einfach, weil es die Natur der Sache so gebietet und unterscheidet, dass etwas Langsames und Bedächtiges der Geschwindigkeit genügsamer gegenübersteht, als zügig etwas Wohlklingendes aus dem Ärmel zu schütteln. Das erfordert, wie bereits gesagt, jahrelange Übung und stellt insofern auch gar nicht mehr Improvisation dar, als einen eingeübten Umgang mit stimmigen Mustern; schließlich ist das freie Nachspiel von bereits vorgegebenen Arrangements eine Kenntnis und beherrschte Enträtselung gängiger Harmoniefolgen.
Als Freund von Dissonanzen kann ich mich letztlich auch nicht damit brüsten, dass mein Spiel für Zuhörende spaziergängerisch wirkt. Eher Bergsteigerei, wenn man so will..
 
Das "Problem" auf dem Klavier ist halt immer, dass man Melodie, Bass und Akkorde spielen muss, also drei Dinge, aber nur zwei Hände hat.

Das ist kein Problem, ich habe ja zwei Instrumente - das Klavier und meine Stimme. Die Linke spielt Baß, die Rechte die Akkorde, die Stimme singt die Melodie. Je nach Gestaltung gibt die Stimme einige Töne an die Rechte ab, so daß auch ohne Gesang zu erkennen ist, welches Lied ich spiele.

Auch ist es für einen trägen Romantiker wie mich einfacher, ein melancholisches und langsames Thema zu extemporieren, als einen schmissigen Boogie-Woogie.

Dieser Schwierigkeitsgrad hat sich bei mir schon in der frühen Kindheit von selbst "erledigt", mein Ohr hört eher langsam. Schnelle Musik konnte ich noch nie in mich aufnehmen. Wenn ich jetzt zurückblicke, habe ich noch kein schnelles Stück "freiwillig" gespielt.
In der Musikschule habe ich zwar auch einige schnelle Stücke (aus dem Notenblatt) fleißig geübt und gelernt, aber dann auch bald wieder vergessen. Geblieben sind mir nur noch schnelle Läufe als Füll- und Verzierungsmaterial für meine langsamen Stücke.
So würde ich mich mit Deinen Worten als trägen Romantiker bezeichnen, zumal über 90% der Musik, die ich regelmäßig höre (und mein ganzes Leben gehört hatte), von den Romantikern komponiert wurde.

@Synteresis

Habe ich es richtig verstanden, daß Du Klavier ganz und gar ohne Noten spielst? Alles nach dem Gehör und aus dem Kopf?

Gruß, Bjoern
 
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jahrelange Übung und stellt insofern auch gar nicht mehr Improvisation dar

Wer natürlich nur eingelernte Licks abruft, improvisiert nicht in Deinem Sinne.

Der Normalfall ist aber doch, dass man sich Dinge, die man gut findet, durch Hören, ggf. Transkribieren, Erfassen, Anwenden und Verändern zu Eigen macht. Dann gehen sie gewissermaßen ins Unterbewusstsein, in den "Wortschatz" über.

Die "reine Lehre", dass Improvisation nur aus dem unberührten Geist schaffe, gibt es ja gar nicht - irgendwas muss man vorher üben. Es gibt also jede Menge Abstufungen.

Wenn jemand "live" spielt, kann man natürlich nicht im Einzelnen sagen, ob es aus 100% "freier" Impro besteht - oder aus Licks, die die Spielerin in allen Tonarten flexibel kann oder vielleicht nur in dieser einen Tonart für dieses Stück trainiert hat. Aber wenn Du die Großen des Jazz mit verschiedenen Aufnahmen zum gleichen Stück hörst, spielen sie jedesmal was anderes. Gewisse "Muster" erkennt man natürlich trotzdem auch bei Oscar Peterson oder Bill Evans.

Ich persönlich bin a) viel zu faul, um Soli zu üben und b) macht mir Impro Spaß, besonders mit anderen. Natürlich merke ich auch, dass ich gewisse Dinge in den Fingern habe. Da muss man eben aufpassen, dass man die nicht allzu oft bringt; fürs Publikum ist das egal, aber sonst langweilt es die Mitmusiker. :censored: Feste "Licks" habe ich persönlich fast nie geübt. Standard-Patterns kann man sich für kritische Situationen aufheben, wenn das Tempo ungewöhnlich hoch ist oder einem grade gar nichts einfällt ;) So ist das jedenfalls bei mir. Zu lernen gibt es da für mich noch Unendlich viel ...

Wenn Du mal Impro-Theater gesehen hast, da ist es ja ähnlich. Die Schauspieler haben auch jede Menge Text, Bewegung und Mimik verinnerlicht. Das Spannende ist ja, wie dieses Unbewusste in Sekundenbruchteilen abgerufen und vom Gehirn neu kombiniert wird, und wie man mit den anderen auf der Bühne kommuniziert.
 
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@bjoern, dann verfällt ja zumindest schon einmal der Anspruch, schnelle und dementsprechend anforderndere Stücke spielen zu wollen. 🙂

Kompositionen, die ich nachspielen möchte, sehe ich mir schon auf dem Blatt an; dies wird dann zu einem Wechselspiel aus Gehör und Notation. Bisweilen aber wundere ich mich über „stumme Noten“, die mir so auditiv nicht weiter aufgefallen wären bzw. wichtig sind, aber faktisch auf dem Papier stehen. Insbesondere bei Bartók.

Ich übe beispielsweise seit Langem Debussys „Doctor Gradus ad parnassum“ und wüsste nicht, ob ich, zumal zügiges Stück, alle Noten ohne Dokument so lokalisieren könnte. Aus dem Kopf spiele ich eigene Kompositionen und wenn es dem Anspruch genügt bisweilen Lieder und slawische Volksweisen, die ich nicht zwangsläufig aufgefächert vor mir zu haben brauche, damit sie „klingen“: beispielsweise „Lied der Wolgaschlepper“, „Polyushka polye“, „Moorsoldaten“ oder auch amerikanische Spirituals.
 
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und wüsste nicht, ob ich, zumal zügiges Stück, alle Noten ohne Dokument so lokalisieren könnte.

Ja, so ging es mir auch - ich wußte (ganz sicher), daß ich nicht alle Noten heraushören kann (z.B. ein Nocturne von Chopin). Der Wunsch, solche Stücke dennoch spielen zu können, trieb mich dann in die Musikschule.

Wechselspiel aus Gehör und Notation

Strebe ich auch an, allerdings merke ich, daß meine Ansprüche gestiegen sind - einmal nach Noten gespielt, setzt die Erwartungslatte sehr hoch, und diese Niveau kann ich nicht erreichen.

Gruß, Bjoern
 
daß ich nicht alle Noten heraushören kann (z.B. ein Nocturne von Chopin)
Gibt ja auch keinen Grund, sowas rauszuhören - das wäre zwar schönes Gehörtraining, aber für uns "Normalbürger" Zeitverschwendung.

Wechselspiel aus Gehör und Notation.
Man kann Stücke sehr gut im Wechsel nach Noten und auswendig üben und dabei sein Gehör und musikalisches Wissen trainieren.

Ich probiere bei Klassik auch schon auswendig, wenn ich es technisch noch nicht richtig kann. Egal wie holprig es geht. Natürlich in kleinen Abschnitten, einen Takt oder so.
Dh. erstmal nur die Melodie auswendig versuchen, oder Melodie und Bass/Harmonie. Dann wieder auf die Noten schauen und korrigieren. Nebenbei analysieren, was da an Akkorden, Akkordverbindungen usw. verarbeitet ist.
Durch das Probieren und Noten checken lernst Du, wie Intervalle und Akkorde klingen, wie sie arrangiert sind, Stimmführungen von Mittelstimmen, Bass usw.

Das geht natürlich um so besser, je fitter man in Theorie ist (Akkorde erkennen, Kadenzen u.ä.)
 
Das geht natürlich um so besser, je fitter man in Theorie ist (Akkorde erkennen, Kadenzen u.ä.)

Zweifellos! Eben darin besteht der von mir genannte Nachteil der Unterrichtslosigkeit.

Um aber nicht nur zu lamentieren, schätze ich mich glücklich, dazumal eine sehr unbescholtene und innige Bekanntschaft mit dem Klavier gemacht haben zu dürfen, ohne diesem den etwas fahlen Beigeschmack von pflichtigen Übungen und schulischer Initiation untergeordnet haben zu müssen - nicht, dass dies immer der Fall wäre, allerdings besteht wohl ausstrahlungs- und erinnerungsbedingt ein Unterschied darin, ob etwas einem gelehrt wird oder ein natürliches Interesse wegweisend für den Umgang mit etwas ist; beispielsweise setzt sich ein Schüler im Unterricht anders mit dem Fach der Mathematik oder des Englischen auseinander, wenn dies schon in seiner Vorschul- bzw. unterrichtslosen Zeit ein zwangloses Interesse seines Wesens bildete.
 
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Wohl wahr. Auch eine längertemporäre Unterrichtslosigkeit lässt sich durch Lektionen bei entsprechend bereiten Lehrkräften beenden, will sagen auch im weiter fortgeschrittenen Alter lässt sich auf durch gepflegte Lernfähigkeit auf ein autodidaktisch aufgebautes und gegebenenfalls lückenhaftes dafür aber praktisch erprobtes Wissen aufbauen und dieses gezielt erweitern. Dies beträfe sowohl Praxis als auch Theorie, wobei letztere ja durch die praktische Verwendung erst ihre Berechtigung als nicht "ars pro arte" gesetztes Tätigkeitsfeld erhält.
 
Das klingt anregend und ließ mich gerade ernsthaft über ein Interesse an Klavierunterricht mit meinen mittleren dreißig Jahren sinnieren - jedoch würde dies meinen Finanzen derzeit etwas in die Quere gehen, wo doch (und jetzt verfange ich mich in Widersprüchen) auch noch Gitarre- und Schlagzeugunterricht meines Sohnes finanziert werden müssen. 😃
 
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