jahrelange Übung und stellt insofern auch gar nicht mehr Improvisation dar
Wer natürlich nur eingelernte Licks abruft, improvisiert nicht in Deinem Sinne.
Der Normalfall ist aber doch, dass man sich Dinge, die man gut findet, durch Hören, ggf. Transkribieren, Erfassen, Anwenden und Verändern zu Eigen macht. Dann gehen sie gewissermaßen ins Unterbewusstsein, in den "Wortschatz" über.
Die "reine Lehre", dass Improvisation nur aus dem unberührten Geist schaffe, gibt es ja gar nicht - irgendwas muss man vorher üben. Es gibt also jede Menge Abstufungen.
Wenn jemand "live" spielt, kann man natürlich nicht im Einzelnen sagen, ob es aus 100% "freier" Impro besteht - oder aus Licks, die die Spielerin in allen Tonarten flexibel kann oder vielleicht nur in dieser einen Tonart für dieses Stück trainiert hat. Aber wenn Du die Großen des Jazz mit verschiedenen Aufnahmen zum gleichen Stück hörst, spielen sie jedesmal was anderes. Gewisse "Muster" erkennt man natürlich trotzdem auch bei Oscar Peterson oder Bill Evans.
Ich persönlich bin a) viel zu faul, um Soli zu üben und b) macht mir Impro Spaß, besonders mit anderen. Natürlich merke ich auch, dass ich gewisse Dinge in den Fingern habe. Da muss man eben aufpassen, dass man die nicht allzu oft bringt; fürs Publikum ist das egal, aber sonst langweilt es die Mitmusiker.

Feste "Licks" habe ich persönlich fast nie geübt. Standard-Patterns kann man sich für kritische Situationen aufheben, wenn das Tempo ungewöhnlich hoch ist oder einem grade gar nichts einfällt

So ist das jedenfalls bei mir. Zu lernen gibt es da für mich noch Unendlich viel ...
Wenn Du mal Impro-Theater gesehen hast, da ist es ja ähnlich. Die Schauspieler haben auch jede Menge Text, Bewegung und Mimik verinnerlicht. Das Spannende ist ja, wie dieses Unbewusste in Sekundenbruchteilen abgerufen und vom Gehirn neu kombiniert wird, und wie man mit den anderen auf der Bühne kommuniziert.