Zum Beitrag weiter vorn: Es wäre in der Tat interessant, einmal echte Messungen zu machen und Parameter zu bestimmen und sei es nur für das Thema Qualitätsschwankung. Im Bezug auf Gitarren-Signal-PUs kann ich da nicht mehr konkretes liefern, werfe aber meine Erfahrungen im Bereich Magnetik und Spulen ein, die ich bei zwei Herstellern solcher Bauteile (Magnetsensoren und Stromsensoren) machen konnte, für die ich tätig war:
Es macht einen durchaus großen Unterschied, wie schnell man eine Spule wickelt, wie man die Drahtspannung steuert und wie genau der Rohdraht gefertigt wurde, z.B. wie gleichmäßig dick die Isolationsschicht ist, was die letztlichen Werte des Widerstandes und vor allem Induktivität angeht. Hinzu kommen Unterschiede in den Kernmaterialien, die je nach Prozess (Sinterung) mal homogener sind und mal nicht. Ich habe seinerzeit u.a. Spicemodelle gemacht und dazu Übertrager vermessen und auf u.a. Audiotauglichkeit geprüft und Abweichungen im zweistelligen Prozentbereich gefunden, gerade was Dämpfungen angeht. Ein weiterer Punkt sind die Lötverbindungen der Drähte in der Elektronik.
Der Knackpunkt in Sachen Klang ist dabei nun, dass so ein Bauteil nicht einfach eine Spule ist, sondern aufgrund der 3-D-Form eine Kombination aus mehreren R-L-C-Elementen darstellt. D.h. das Verhalten der Phasen- von Strömen und Spannungen ist da stark frequenzabhängig und jede Ungleichmäßigkeit in der Geometrie und der Wicklung führt sofort zu anderen Dämpfung- und Resonanzwerten. Von daher ist das absolut plausibel, das scheinbar ähnlich aussehende Bauteile unterschiedliche responses haben und folglich "anders klingen" wie das weit vorn beschrieben wird.
Wir sind damals nicht so weit gegangen, das alles zu berücksichtigen, sondern man beschränkte sich auf einen range innerhalb derer die Sensoren und Übertrager arbeiten musten, (im Wesentlichen das U-Übertragungsverhältnis und Induktivät bei einer Nennfrequenz) und warf nur die schlechten außerhalb der SPEC raus. Der Rest wurde dann durch die Elektronik und Kalibrierung erledigt. Für die Nutzfrequenz und den Nutzbereich hatte das Gesamtsysteme eng tolerierte Werte - was die Oberwellen machten, interessierte nicht.
Meine Schlussfolgerung daraus ist, dass man bei der Produktion von Tonabnehmern sehr viel genauer und homogener bauen muss und auch mehr selektrieren werden muss, um eine durchgängige gleichbleibende Qualität in einer Charge zu haben. Auch die Materialauswahl spielt da eine Rolle: Wenn ich mir schon vorstelle, dass Drähte nicht wirklich exakt überall gleich dick sind, sondern schwanken, kann man sich schon ausrechnen, was da passiert, wenn eine Sinusschwingung magnetisch daher kommt und darauf hofft, an jeder Stelle im Draht die gleiche differenzieller Spannung erzeugen zu können. Das ist ungefähr so, wenn auf einem langen Fluss überall konstant viel Regen fällt, er aber unterschiedlich breit und tief ist: Das gibt auch Wellen wo keine sein sollten.