Lampenfieber die Xte

SAW
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Hi zusammen,

ich weiß, das Thema wurde schon rauf und runter diskutiert, hab ich auch alles gelesen aber ich will einfach nur mal meinen Frust los werden.

Gestern war Schülervorspiel in der Hochschule an der mein Lehrer unterrichtet mit Bühne und ca. 50 Zuhörern.
Das letzte Vorspiel hab ich so richtig versemmelt. Komplett raus geflogen, mehrfach angesetzt... zwischendrin hab ich kurz überlegt ob ich einfach aufhöre.
Das sollte mir diesmal nicht passieren. Also brav Blattspiel geübt, diesmal auch Noten beim Vorspiel dabei gehabt. Ich konnte an jeder Stelle beim Üben einsteigen, Hände getrennt oder zusammen - egal. Noch nie konnte ich ein Stück so gut. Ich gab sogar davon geträumt :oops:

Um meine Nervosität in den Griff zu bekommen hab ich mehrfach einzelnen Personen vorgespielt, um das zu üben (ich bin schon im Unterricht mega nervös wenn ich spielen soll). Mit sowas hab ich nur beim musizieren zu tun. Prüfungen, Workshops leiten, Vorträge halten - alles kein Problem für mich. Beim Vorsielen kommt bei mir aber der Kaninchen-vor-Schlange-Modus und ich kann kaum klar denken und mir zittern die Hände ohne Ende

Gestern dann drei dicke Verspieler. Einziger Trost ist, dass ich es geschafft habe, drüber zu spielen und nicht raus zu fliegen.

Mich frustriert so, dass ich mein Können in so einer Situation nicht abrufen kann. Und ich weiß nicht, was ich noch mehr in der Vorbereitung hätte machen können.
Beim letzten Mal war das im Grunde keine Überraschung. Das Stück war eigentlich zu schwer, ich hatte es nicht gut drauf und es war schon unter optimalen Bedingungen eine 50/50 Chance. Aber das habe ich als Tritt in den Hintern verstanden und viel geändert. Und trotzdem wieder so eine Enttäuschung.

Mein Lehrer hat gestern aus Zeitgründen nur kurz Feedbach gegeben, er fand es gar nicht so schlimm und ich weiß ja auch, dass ich da eindach eine hohe Erwartungshaltung an mich habe. Aber irgendwie habe ich das Gefühl oder die Sorge, dass ich das nie in den Griff bekomme, egal wie sehr ich mich anstrenge.

Sorry, das musste mal raus. Ich weiß, ihr habt auch keine Lösung dafür aber danke für's lesen :) Jetzt geh ich mal mein Krönchen wieder zurecht rücken...
 
Ich kann das gut nachvollziehen. Aber scheinbar hast du in dem Jahr einen großen Schritt nach vorne gemacht. Warum also so skeptisch? Ansonsten hilft da halt nur Übung und Routine.

Mir geht es ähnlich. Und trotzdem, oder gerade deswegen bin ich in eine Band eingestiegen. Da hat man solche Vorspielsituationen in den Proben und bei Auftritten regelmäßig, wenn aber mal was schief geht, steht man nicht ganz blank da. Das war natürlich nicht der einzige Grund. Es macht mir einfach Spaß, mit anderen Musik zu machen. Und so eine Band und Auftritte motivieren nochmal extra...

Gruß,
glombi
 
Ich kann das alles sehr gut nachvollziehen, weil es mir selbst so ergangen ist.

Einen Tipp kann ich dir geben: Dranbleiben, weitermachen! Unbedingt.

Sonst ergeht es dir wie mir.

Ich hatte vor rd. 30 Jahren in mehreren Vorspielen, davon 2 Konzerte, solche Schnitzer drin, dass ich mich danach vermeintlich zu keinem weiteren öffentlichen Vorspiel mehr fähig sah und in der Folge die Musik und mein Lernen komplett eingestellt habe. 29 Jahre lang!

Ich kann heute nicht mal vor meiner Frau fehlerfrei spielen vor lauter Nervosität.
 
Mein Lehrer hat gestern aus Zeitgründen nur kurz Feedbach gegeben, er fand es gar nicht so schlimm und ich weiß ja auch, dass ich da eindach eine hohe Erwartungshaltung an mich habe.
Das will ich einfach nochmal hervorheben!

Aber irgendwie habe ich das Gefühl oder die Sorge, dass ich das nie in den Griff bekomme, egal wie sehr ich mich anstrenge.
... je mehr Du Dich anstrengst.... Watzlawick würde das das "Mehr-des-selben-Problem" (o.ä.) nennen.


"Unter einer Straßenlaterne steht ein Betrunkener und sucht und sucht. Ein Polizist kommt daher, fragt ihn, was er verloren habe, und der Mann antwortet: “Meinen Schlüssel.“ Nun suchen beide. Schließlich will der Polizist wissen, ob der Mann sicher ist, den Schlüssel gerade hier verloren zu haben, und jener antwortet: “Nein, nicht hier, sondern dort hinten — aber dort ist es viel zu finster.“
 
Aber scheinbar hast du in dem Jahr einen großen Schritt nach vorne gemacht
Und genau das ist das Problem. Ich habe sogar den Eindruck, ich mache gar keine Fortschritte mehr.
Das letzte Stück war Brahms 119, 1.
Gestern habe ich Mozart 332, 2. Satz gespielt. Den Mozart finde ich deulich leichter als den Brahms und den dann trotzdem nicht souverän präsentieren zu können lässt mich massiv an mir Zweifeln. Immerhin liegt ein Jahr dazwischen. Wenn der Schwierigkeitsgrad wenigstens gleich geblieben wäre, würde ich ja noch gar nichts sagen.
Mein Lehrer sagt, der Mozart ist musikalisch schwer. Das empfinde ich allerdings gar nicht so. Ich habe voel an dem Mozart gelernt und ich konnte mich wirklich mal mit musikalischen Feinheiten auseinandersetzen aber die sind beim Vorspiel nicht mein Problem, sondern das "grobe".

Dranbleiben, weitermachen! Unbedingt
Danke, das werde ich auf jeden Fall. Aufgeben ist keine Option für mich.
Ich glaube ich muss nur langsam der Tatsache ins Auge sehen, was als ü40 Anfänger möglich ist.
 
Einziger Trost ist, dass ich es geschafft habe, drüber zu spielen und nicht raus zu fliegen.
Das ist doch schon mal sehr positiv.
Ist jetzt die Frage, wodurch die Unsicherheit und die Ängste entstehen. Mangelnde Vorbereitung kann es in diesem Fall nicht sein, auch scheinst du selbstbewußt zu sein. Kann es sein, dass bei Dir ein gewisser Perfektionismus vorherrscht und du die Zuhörer als Kontrollinstanz wahrnimmst?
Ich würde dir raten mit deinen Fehlern auf eine gesunde Art und Weise umzugehen, sprich Dir selber Deine Fehler zu verzeihen. Und wichtig ist auch eine gewisse Flexibilität zu erreichen, sprich, dass du übst und akzeptierst, dass du nach Fehlern wieder einsteigen und weitermachen kannst.
 
je mehr Du Dich anstrengst.... Watzlawick würde das das "Mehr-des-selben-Problem" (o.ä.) nennen
😂 Da ist was wahres dran. Vielleicht doch nächstes Mal ein Schnäppschen zum relaxen (Scherz! mit Alkohol geht bei mir gar nichts)
Ich hab nur noch keinen Weg gefunden den inneren Kontrolleur mal abzustellen und einfach nur den Musiker sprechen zu lassen
Beitrag automatisch zusammengefügt:

dass bei Dir ein gewisser Perfektionismus vorherrscht und du die Zuhörer als Kontrollinstanz wahrnimmst?
Voll ins Schwarze.
Und das ist mir auch alles bewusst aber in der Situation kann ich das nicht abstellen (jetzt wollte ich tatsächlich kontrollieren schreiben...)
Fehler sind grundsätzlich sogar ok, solange ich in der Lage bin, sie auszubügeln. Bei Workshops z.B. passiert immer mal irgendwas oder ich vergesse was etc. Da weiß ich aber was ich tun kann, um wieder auf Kurs zu kommen. Die Sicherheit habe ich einfach nicht am Klavier. Und das Erlebnis letztes Jahr hat das nicht gerade besser gemacht. Da war der worst-case für mich eingetreten.
 
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Gestern dann drei dicke Verspieler. Einziger Trost ist, dass ich es geschafft habe, drüber zu spielen und nicht raus zu fliegen.
Eigentlich alles richtig gemacht, wenn die Stücke diesmal nicht "zu schwere Stück mit 50/50 Chance" waren.
Meines Erachtens sollten Vorspielstücke überaus sicher sitzen. Das bedeutet, dass sie zu Hause beim Üben selbst in einem höheren als dem Vorspieltempo komplett und sicher auswendig gespielt werden können. Wenn Du beim Vorspiel Noten auflegst (zur Sicherheit), wäre es gut, wenn auch jemand zum Umbättern assistiert, die/der die Stücke natürlich kennen muss.
Ist dir sicher schon aufgefallen, ein Großteil der öffentlich spielenden Musiker spielt nicht "Querbeet", sondern über geraume Zeit oder sogar zeitlebens ein Repertoire und das auswendig - wenn das 'mal nicht "im Schlaf spielen können" bedeutet. :D

Es wurde nicht so konkret beschrieben: ich hoffe, Du merkst beim Spielen richtig gut beherrschter Stücke, wie sich die Konzentration weitgehend auf den musikalischen Ausdruck richtet. Die Spieltechnik, schwere Stellen usw. benötigen durch das gründliche Lernen viel weniger Aufmerksamkeit und stehen beim Spielen mehr im Hintergrund.
Das ermöglicht, beim (Vor-)Spielen mit diesen Stücken bereits (zu Hause, vor Freunden) erlebte gute Gefühle wie Freude und Befriedigung zu haben. Wenn so etwas spontan empfunden wird, wäre sofortiges Ankern eine gute Idee.

Gruß Claus
 
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Als Jugendlicher hatte ich auch massive Probleme. Habe mich trotz jahrelangen Musikunterrichts einfach nicht als 'Musiker' gefühlt. Das ist inzwischen anders: Technisch bin ich wesentlich schlechter geworden, aber das Selbstbewusstsein auf diesem Gebiet ist gestiegen. Und witzigerweise genießen es die Leute, da trotz einiger Verspieler immer noch ein gewisser Schwung drin steckt.

Ich glaube, es hat auch etwas mit Hören zu tun, wie ich da hingekommen bin.
 
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Vielen Dank an alle für die netten und konstruktiven Antworten!
Mir geht es auch schon wieder besser. Morgen ist Unterricht, da werde ich mit meinem Lehrer auch nochmal drauf schauen.


wie sich die Konzentration weitgehend auf den musikalischen Ausdruck richtet.
Das merke ich wenn ich für mich alleine spiele. In der Stressituation hab ich dann das Gefühl überhaupt keine Konzentration zu haben.
Es braucht wahrscheinlich einfach noch Zeit. Geduld gehört leider nicht zu keinen Tugenden.
Und ich werde versuchen öfter anderen vorzuspielen.
 
Sorry, das war spontan assoziiert.
Eine sicher funktionierende Anleitung für autodidaktische Zwecke kann ich nicht schreiben, aber vielleicht ist es trotzdem interessant.
Ich sehe Ankern als eine Technik der operanten Konditionierung und den Anker als Token. Das kann ein zweckgebunden verfügbaren Gegenstand sein, aber es gibt noch weitere Möglichkeiten.

Die Situation im Beispiel wäre also zu Hause und Klavierspielen eines gut geübten Stücks, das so gut läuft, dass ein spontanes Glücksgefühl eintritt.
Nun hat Jeder eine eigene Art des Erlebens, herausfinden kann man die eigene durch Vergegenwärtigen der erlebten Situation. Dazu lässt sich der äußere Ablauf so intensiv wie möglich vorstellen. Das ist so, als würde man einen spannenden Film mit sich in der Hauptrolle sehen. Diese "Außenansicht" auf das Erleben soll so gut es geht ausgemalt und dabei ins Gedächtsnis geschrieben werden.
Die dazugehörende "Innenansicht" oder genauer gesagt, die körperliche Wahrnehmung des Gefühls kann man sich über Fragen erschließen; woran genau wurde die Empfindung bemerkt, was machten der Atem, Puls, Blick auf etwas, das Hören, was gab es zu Riechen oder Schmecken, wie fühlten sich Haltung und Tonus an (Sitzen, Stehen, Füße, Hände, Rücken, Nacken, weitere Muskelempfindungen...), womit war es gedanklich verbunden usw.

Es kann ohne kompetenten Partner etwas dauern, bis eine solche Intensivierung gelingt, im Grunde erlebt man dabei eine Art Trance. Wenn der zunächst spontan eingetretene Zustand gut nacherfahrbar trainiert wurde und möglicherweise um weitere dieser Art erweitert wurde, kommt der Anker ins Spiel. Man vergegenwärtigt sich den "besten" der Top-Zustände und schnappt sich den Token, wenn die Empfindung voll eingetreten ist - das ist "Ankern" und wenn man schon weiß, worauf es ankommt, kann man auch eine spontane Glücksempfindung im Moment des Erlebens mit einem Anker zusammenbringen.

Der Nutzen solcher Übung liegt in der Unvereinbarkeit sich widerstreitender Gefühle als physiologischen Zuständen begründet.
Das Lampenfieber bringt "negative" Empfindungen und Gedanken mit sich und die jetzt über der Anker abrufbare "Glücks"-Zustand ist voller "positiver" Empfindungen und Gedanken.
Treten beide zusammen auf ertgibt sich eine Mischung, der Stress wird deutlich gemindert und man beruhigt sich. Anders ausgedrückt, eine als unangehm und dabei kaum kontrollierbar erlebte Situation des Vorspielen wird normalisiert und mit Übung sogar reizvoll, so wie sie das für ein freundliches Publiklum oder einen erfahrenen Musiker auch ist.

Methodisch ist es keine Schnellschuss-Option, eher ein Lernprozess, der mit persönlicher Anleitung sicher leichter fällt.

Gruß Claus
 
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Seit eineinhalb Jahren nehme ich wöchentlich im Musikverein, Konzerthaus und Radiokulturhaus mit die besten Orchester auf. Philharmoniker, Symphoniker, RSO, internationale Orchester. Sicher schon 100+ Konzerte. Ich hab noch keines erlebt, wo der Aufnahmeleiter keine Fehler entdeckt hätte. Alle machen Fehler, immer. Als Solist ist man natürlich etwas mehr im Rampenlicht, aber nur zur Einordnung von Fehlern generell.

Viel wichtiger ist WIE man etwas spielt. Ein Stück perfekt, aber leblos und belanglos, gespielt gibt einem nichts. Ein Stück wunderbar zu interpretieren und dabei einen Fehler einbauen, heißt es geschafft zu haben. :)

Ich habe mich, wenn ich vor einem Auftritt nervös wurde, immer selbst die Frage gestellt, was im schlimmsten Fall passieren könnte. Sterbe ich? Gehe ich Pleite? Werde ich geköpft? Nein, ich hab einfach nur einen Fehler gemacht, aber alles was ich an Emotion und Ausdruck fühle und drauf habe raus geschmissen und DARAUF kommts für mich an. :)

Es ist dir wichtig, das merkt man, also lass nicht locker und mach weiter!
 
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Ich weiß, ihr habt auch keine Lösung dafür

Außer einer Menge Übetips - nein, da habe ich auch keine ultimative Lösung.

Wenn es Dich tröstet - mir geht es ähnlich. Ich glaube mittlerweile, dass das auch eine Typfrage ist. Manche können Stücke einfach viel leichter "fehlerfrei" spielen.
Mir passiert es auch bei Stücken, die ich schon lange spiele und eigentlich sicher drauf habe, dass plötzlich Verspieler vorkommen oder mir einen kurzen Augenblick nicht 100% klar ist, welche Töne jetzt kommen, zack Fehler. Oder man hat es drauf, spielt automatisch und ist dann von irgendwas abgelenkt, ein Huster aus dem Publikum, das Spiegelbild der Hände im hochgeklappten Deckel ... zack, raus. ;)

Wenn ich es richtig verstehe, machst Du Musik ja nicht professionell. Damit stehst Du ja nicht unter Druck.

Das Wichtigste ist, wie schon andere geschrieben haben, musikalisch schön zu spielen. Ein paar falsche Töne toleriert jeder - dafür ist es Live-Musik. Langweilig gespielt ist viel schlimmer!

Zum Üben selbst kann ich nur sagen: Wenn Du "risikofrei" spielen willst, musst wirklich technisch drüber stehen. An der Leistungsgrenze passieren einfach Fehler.
Bei mir war das früher im Unterricht so, dass ich ein Stück gelernt habe und fertig gearbeitet. Dann wurde das ein paar Monate weggelegt und dann wieder aufgenommen. Dann ist man a) technisch weiter und b) ist das deutlich gefestigter. Auch dann noch, wenn Fehler passieren, die Stelle merken, analysieren was los war, langsam 5 mal fehlerfrei, langsam ins Tempo. Immer wieder, keinen Fehler durchgehen lassen.

Sinnvoll ist auch, schwerer zu üben. Also problematische Stellen erstmal immer so langsam und locker, dass zB mindestens 5 mal ohne Fehler gehen. Wenn man es im Tempo hat, dann Sachen wie Augen zu, mit Radio dazu, einen halben Ton höher, nebenbei ein Gedicht aufsagen oder leichte Rechenaufgaben lösen und solche Sachen.

Aber wie gesagt, musikalisch spielen ist das Wichtigste. Es gibt eine Zugabe von Horowitz, als er schon älter war, wo er links tiefe Oktaven so richtig danebenfeuert, aber das Stück ist trotzdem wunderschön.

Natürlich gibt es auch Methoden der Autosuggestion und ähnliches, und bei ganz schlimmem Lampenfieber nehmen manche Profis auch Medikamente. Aber so kritisch ist es bei Dir hoffentlich nicht ;)

Versuch doch mal, beim nächsten Vorspiel ein Stück mit einzubauen, was Du schon länger gespielt hast und was für Dich technisch leicht ist. Und beobachte mal, wie das läuft.

Was auf jeden Fall auch hilft, ist das Stück harmonisch gut zu kennen, welche Akkorde / Akkordfolgen im Stück kommen, die einfach mal durchspielen, und wenn man ein bisschen improvisieren kann, dann kann man sich evtl auch über einen Verspieler hinwegretten und nur die Insider merken es. Das geht bei Mozart gut, bei Bach je nach Stück schwierig...
 
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Wenn ich es richtig verstehe, machst Du Musik ja nicht professionell. Damit stehst Du ja nicht unter Druck.
Nein, nur Hobby. Den Druck mach ich mir selber. Und mein Kopf weiß das alles. Interessant war, dass ich beim Einspielen viel entspannter war. Da waren auch schon ein paar Leute da. Aber da ist bei mir nicht dieser "jetzt gilt es" Gedanke.


wenn Fehler passieren, die Stelle merken, analysieren was los war, langsam 5 mal fehlerfrei, langsam ins Tempo
Das hab ich alles gemacht. Zu Beginn der Übungseinheit Kaltstart mit Aufnahme, dann angehört und markiert wo Fehler oder Wackler waren.
Das fiese ist, ich fliege dann bei Stellen raus, die seit Wochen problemlos laufen.
Das ist für mich so schwer greifbar.
bei ganz schlimmem Lampenfieber nehmen manche Profis auch Medikamente. Aber so kritisch ist es bei Dir hoffentlich nicht ;)
Ich hab tatsächlich zwei Wochen Baldrian genommen. Hat aber auch nichts gebracht. "Härtere" Sachen würde ich nicht probieren. Ich bin früher Marathon gelaufen und da gab es auch Leute die Asprin genommen haben. Aber ich finde entweder das ganze Paket, mit allem was dazu gehört oder ich lasse es.

ein Stück mit einzubauen, was Du schon länger gespielt hast
Das ist in der Regel nur ein Stück was jeder spielt. Aber ja, vielleicht müssen wir beim nächsten Mal was älteres nehmen.

wirklich technisch drüber stehen. A
Technisch ist das nicht schwer für mich. Bis auf den chromatischen Lauf je nach Tempo habe ich da wirklich überhaupt keine Probleme. Und musikalisch spielen liegt mir irgendwie. Mein Lehrer meinte sogar, er hat nur wenig Schüler, die richtig musikalisch spielen und zählt mich dazu. Deshalb ärgert es mich ja so. Ich glaube es ist hauptsächlich ein Konzentrationsproblem.

mit Radio dazu, einen halben Ton höher, nebenbei ein Gedicht aufsagen oder leichte Rechenaufgaben lösen
Das ist gut! Das werde ich noch probieren.
 
Ich hab tatsächlich zwei Wochen Baldrian genommen. Hat aber auch nichts gebracht.
Ich kenne Traubenzucker ab halbe Stunde vorher. Pfefferminzgeruch/geschmack hilft für die Konzentration. Baldrian beruhigt doch? Weiß nicht, ob das bei Dir nützt, bist Du denn sehr aufgeregt?

Aber da ist bei mir nicht dieser "jetzt gilt es" Gedanke.
Ja, das kann ich gut nachvollziehen.

Wie ist es, wenn Du dein Stück als Ganzes aufnimmst? Entspricht das ein bisschen diesem Gefühl?
Ich glaube es ist hauptsächlich ein Konzentrationsproblem.
Von außen schwer zu beurteilen, woran es nun genau liegt. Von dir aus wahrscheinlich auch, weil diese Situation ja so selten vorkommt.

Du machst ja schon sehr vieles richtig. Lass dich nicht zu sehr frustrieren - manchen fällt das tatsächlich schwerer als anderen. Wenn Du Dich wirklich sicher fühlst mit dem Stück und technisch keine Ursache feststellen kannst, dann würde ich die Vorspielsituation versuchen zu üben. So oft wie möglich Leuten vorspielen, und wenn es die Nachbarin ist. Oder Online Freundinnen oder Verwandten. Lass die Kamera mitlaufen und versuche hinterher zu analysieren. Während des Vorspielens aber mach einfach gute Musik. Sag Dir vorher, Du weißt, dass du es kannst.

Ansonsten geht vielleicht noch zu Hause so nah wie möglich an die Vorspielsituation ranzukommen und den Umgang mit Ablenkungen üben. Turner üben zB. vor großen Wettkämpfen mit eingespielten Buh-Rufen und Pfiffen, hab ich mal gehört. Platziere eine Ablenkung im Raum (Handy mit Wecker, der nach 1..2 min piepst, abgesprochene akustische Störung durch Mitbewohner oder ähnliches). Setz Dich auf einen Stift, der Dich piekst, lass Dich von einem Licht blenden (Handylampe) usw.

Und was auch noch geht, aber bisschen komplexer zu üben ist: Übe den Umgang mit Fehlern. Also dass man nach einem Fehler nicht rausfliegt, sondern weiterspielen kann. Die Akkorde helfen ggf., oder viele "Einstiegsstellen", vor allem nach kritischen Passagen.

Mach dir aber nicht zu sehr nen Kopp. Glenn Gould hat irgendwann auch nur noch Aufnahmen gemacht. ;)
Und langfristig weiter üben, bilde Dich technisch weiter, um so einfacher werden dann die jetzigen Stücke. Und weiter vorspielen. Das wird.
 
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Spiele (mit Pausen) Klavier seit dem 8. Geburtstag. Habe dann (u.a.) Gitarre dazu genommen.
Jetzt bei einer Hochzeit mit der Gitarre (sonst habe ich da den Rhythmus-Part) ausnahmsweise das Solo gehabt. Volle Kirche, 350 Leute. Das Solo beginnt - alles top.
Dann entdeckt mich die Photographin. und Zack: Zoom auf mich - Gehirn gelöscht! Rest vom Solo gnadenlos verkackt.
Hab es die nach bestimmt noch über 200 mal im Schlaf gespielt - immer fehlerfrei.

Was lerne ich daraus?
1. ich kann es nicht zurücknehmen!
2. ich konnte und kann es auf jeder Gitarre, zu jeder Tag und Nachtzeit perfekt spielen - die Situation hat mich voll erwischt.
3. Kopf hoch, Mund abwischen, weiter geht's.

Wenn Du Dir den Spaß an der Sache nimmst, weil es zu verbissen wird, tust Du Dir keinen Gefallen. Ernsthaftigkeit und Üben - Ja! Sich deswegen fertigmachen....ein No-Go!

Gruß Dirk
 
Ich kenne Traubenzucker ab halbe Stunde vorher.
Ich hab extra ein Duplo mitgenommen und das ca. 20 min vorher gegessen.


Du denn sehr aufgeregt
Das ist es ja. Meine Hände zittern ohne Ende und ich bin kurz vor Blackout. Ich kann kaum mehr gradeaus denken
Das kenne ich aus keiner anderen Situation von mir so. Auch bei Prüfungen nicht.


Wie ist es, wenn Du dein Stück als Ganzes aufnimmst? Entspricht das ein bisschen diesem Gefühl?
Da hat tatsächlich die Häufigkeit geholfen. Am Anfang war ich auch bei Aufnahmen super nervös aber ich konnte letztens sogar eine Videoaufnahme machen und es war gleich beim ersten Versuch so, dass ich zufrieden war (ein kleiner Verspieler war drin aber kein Vergleich zu den Verspielern beim Vorspiel). Da war ich auch aufgeregt aber so, dass ich noch vernünftig handlungsfähig war.

So oft wie möglich Leuten vorspielen
Das werde ich versuchen. Ich hab leider nicht viele Musik begeisterte Menschen in meinem Umfeld. Den Nachbarn hab ich tatsächlich kurz vor Weihnachten schon mal verpflichtet.


Also dass man nach einem Fehler nicht rausfliegt, sondern weiterspielen kann.
Das hab ich leider erst eine Woche vor dem Vorspiel ein bisschen geübt. Da hab ich z.B. einfach mal die rechte Hand komplett weggenommen.
Vielleicht hat mir das sogar den Hintern vor dem kompletten Rausfliegen gerettet. Und die Tatsache, dass ich wirklich in jedem Takt auch auswendig einsteigen konnte.
Was improvisieren angeht hatte ich meinen Lehrer im Herbst gefragt, ob wir das mal machen könnten. Aber er meint, da ich eh eher ein intuitiver Spieler bin, wäre das jetzt vor dem Mozart kontraproduktiv.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

deswegen fertigmachen....ein No-Go!
Hast ja recht :)
 
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Das ist es ja. Meine Hände zittern ohne Ende und ich bin kurz vor Blackout. Ich kann kaum mehr gradeaus denken
Mir haben oft die Knie gezittert, Nähmaschine wie verrückt. Ich musste die dann unter die Tastatur klemmen ;)

Ich war immer sehr aufgeregt, wenn "die Musikerpolizei" dabei war - also Leute, wo ich Angst vor Kritik oder Bewertung hatte. Wettbewerb ging komischerweise besser.

Das kenne ich aus keiner anderen Situation von mir so. Auch bei Prüfungen nicht.
Naja, lieber so als andersrum. Bei der Musik muss im Vorspiel alles passen, das ist schon etwas anderes. Bei Vorträgen, Prüfungen kann man sich korrigieren, das ist mir tatsächlich auch immer deutlich leichter gefallen.
 
Ob eine Indikation für die situative Anwendung von Betablockern besteht, ist eine fachäzrtliche Frage. Die früheren Erwähnungen zeigen mehrfach weltanschauliche Beurteilungen statt psychologisch/medizinisch fundierter Aussagen oder konkreter Erfahrungen.
Zur echten Lösung des Problems würde ich mich zu den Möglichkeiten einer mittelfristig erlernbaren Verhaltensänderung informieren, eine Erörterung dazu sprengt allerdings vermutlich den Rahmen des Themas in unserem Forum.

Gruß Claus
 
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