Als beinahe schon fossiler Ü50er (besser U60) halte ich nix von technischen Ansätzen wie IEM, um den Sound im Bandraum in den Griff zu bekommen. Oldschool eben. Die einzige Technik, die man braucht, ist Potis entgegen dem Uhrzeigersinn zu drehen.
Ich behaupte mal, JEDE Band kann in "Zimmerlautstärke Plus" geil klingen, wenn man weiß, wie das funktionieren kann. Die meisten Amateurmusiker, vor allem die mit weniger Erfahrung, haben alle ein Problem gemeinsam, sie können nicht leise spielen. Hinzu kommen für jedes Instrument individuelle Baustellen, beispielsweise
- Drums: viele Drummer haben wenig Ahnung, wie man ein Drumset richtig, vor allem im Raum richtig stimmt. Dazu die Angst vor Obertönen, die zu ungeeigneter (sprich massiv gedämpfter) Befellung führt, die leise angeschlagen gar nicht mehr klingen kann.
- Bass: der Kombi aus Bass und Amp fehlt es an definiertem Klang, alles rumpelt und matscht nur. Basser drehen dann gerne lauter in der Hoffnung, dies ein wenig ausgleichen zu können.
- Gitarre: bei Gitarristen gibt es mindestens so viele Problemstellen wie Elemente in der Signalkette
. Während Bass und Schlagzeug meist zurückhaltend sind und sich als Sidemen sehen, haben Gitarristen häufig ein großes Geltungsbewusstsein.
- Keyboard: hmmm, da fällt mir grad gar nix ein, Keyboarder sind häufig die Pragmatiker mit gutem musikalischem Verständnis und Überblick. Technisch gesehen sind sie meist die "Opfer", weil sie keine eigene Verstärkung mitbringen und im Klangbrei untergehen.
Die häufig angebrachte Ausrede, man brauche eine gewisse Lautstärke, damit Proben Spaß machen und die Instrumente geil klingen, ist imho, sorry, totaler Schwachsinn. Man hört daheim gute Musik ja auch nicht bis an die Schmerzgrenze, damit sie "geil" klingt, und wenn ein Amp leise nicht klingt, hat man schlicht aufs falsche Pferd gesetzt. Da ist dann einfach jeder in der Band gefragt, sich Gear zuzulegen, die der Probensituation angemessen ist. Brachial laute Amps mit dreistelligen Wattzahlen brauchte man vor 50 Jahren, um Spielstätten zu beschallen. Heute lässt sich das alles mit 15 bis 20W (für Gitarren) locker regeln, laut wird es dann fürs Publikum mittels PA.
Thema Ohrstöpsel: ich habe immer Ohrstöpsel im Handgepäck, brauche sie aber fast nie, weil ich in jeder Band es sofort anspreche, wenn die Lautstärke die "Ohrstöpselschwelle" überschreitet. Dann regeln sich alle wieder runter, und selbst unwillige Gitarristen merken schnell, dass der Sound dadurch nicht schlechter, sondern schöner und transparenter wird. Die musikalische Arbeit wird durch moderate Lautstärke meiner Erfahrung nach ebenfalls deutlich effektiver.
Thema Aufstellung: es wird ja immer wieder geschrieben, stellt eure Amps erhöht oder wenigstens Richtung Ohren angewinkelt auf, damit alle Frequenzanteile die Ohren erreichen. Und alle Amps/Lautsprecher so im Raum verteilen, dass die jeweilige Schallquelle eindeutig ortbar ist. Also nicht sämtliche Amps nebeneinander an eine Wand. Ich kenne viele Proberäume, große wie kleine, unbehandelte wie akustisch "optimierte", ständig genutzte wie improvisierte (z.B. Konferenzräume eines Unternehmens), und in noch keinem gab es Probleme, den Sound in den Griff zu bekommen, die an der Raumbeschaffenheit gelegen hätten. Es sollte also auch bei Euch funktionieren!!!
Wenn man alleine gar nicht weiterkommt, wäre die Kohle vielleicht statt in IEM besser in einen Bandcoach investiert, der euch mit seiner Erfahrung unterstützt, mehr aus euren Möglichkeiten zu machen.