Erklärung der Intervalle für Anfänger:
(Die ganze Geschichte mit den unterschiedlichen Temperaturen (= Stimmungen) kannst Du erst mal getrost weglassen. Das brauchst Du - wenn überhaupt - erst später.)
Man geht aus von der
Stammtonreihe (ich verwende die deutsche Schreibweise):
c - d - e - f - g - a - h - c - d - e - f - g - a etc. Da gibt es noch keine Versetzungszeichen (# oder b)
Jetzt ist es erstmal ganz einfach: Von einem Ton zu sich selber ist es eine Prime, zum nächsten Ton ist es eine Sekunde, einem zum übernächsten ist es eine Terz usw. (Quarte, Quinte, Sexte, Septime, Oktave, None, Dezime, Undezime, Duodezime, Tredezime).
Die Septimen wären z.B.
c - h,
d - c,
e - d,
f - e,
g - f,
a - g, und
h - a. Das wird also einfach aus der Stammtonreihe abgezählt. Es gibt noch keine Versetzungszeichen, und es wird bis hierhin nicht zwischen großen und kleinen etc. Intervallen unterschieden.
Nun muß man etwas wissen: Die Prime, die Quarte, die Quinte und die Oktave sind die sogenannten reinen Intervalle. (Das hängt mit den einfachen Schwingungsverhältnissen zusammen.)
Bei allen anderen Intervallen gibt es groß und klein, also kleine Sekunde und große Sekunde, kleine Terz und große Terz, kleine Sexte und große Sexte, kleine Septime und große Septime.
Hier kommt die Geschichte mit den Versetzungszeichen ins Spiel: Nehmen wir einmal das Beispiel Sekunde
c - d. Wir wissen, daß das 2 Halbtonschritte sind. Wenn jetzt einer von beiden Tönen ein Versetzungszeichen bekommt - also z.B.
cis - d oder
c - des - dann ist es nur noch ein Halbtonschritt. Jetzt muß ich also unterscheiden zwischen großen und kleinen Intervallen:
cis - d und
c - des sind kleine Sekunden,
c - d und
cis - dis sind große Sekunden.
Kann ich nun z.B. statt
c - des auch einfach
c - cis schreiben, und ist das dann auch eine kleine Sekunde? Nein! Wichtig für die Sekunde ist der Schritt in der Stammtonreihe vom Stammton
c zum Stammton
d, nur dann ist es eine Sekunde. Vom
c zum
cis wäre eine Prime, weil ja die Namen beider Töne mit "
c" anfangen.
Da sind wir wieder bei den reinen Intervallen angekommen. Die Prime ist ein reines Intervall, und bei den reinen Intervallen gibt es kein groß und klein, sondern
vermindert,
rein und
übermäßig. Das Intervall
c - cis ist also eine übermäßige Prime, obwohl es wie
c - des auch ein Halbtonschritt ist.
Beispiele: reine Quarte:
c - f. Übermäßige Quarte:
c -fis. Verminderte Quinte:
c - ges. Reine Quinte:
c - g. Übermäßige Quinte:
c - gis. Übermäßige Quarte und verminderte Quinte klingen hier genau gleich, aus musiktheoretischer Sicht ist es aber in großer Unterschied, ob
c - fis oder
c - ges notiert wird.
Wir sehen also: Es hängt nicht von der Anzahl der Halbtonschritte ab, wie das Intervall heißt, sondern von den Positionen der Töne in der Stammtonreihe. Von
fis' nach
f'' wäre also keine große Septime, sondern, weil beide Töne mit dem Stammtonnamen
f beginnen, eine verminderte Oktave. Deshalb muß die Frage, wie die große Septime vom
fis' aus heißt, korrekterweise mit
eis'' beantwortet werden. Die möglichen Septimen vom Stammton
f' aus:
f' - e'' (gr.),
fis - e (kl.),
fis - eis (gr.).
Und wie heißt dann das Intervall
fis - es? Eine Septime muß es ja sein, wg. Stammton
f und
e. Das Intervall ist aber kleiner als die kleine Septime
fis - e und wird dann - äquivalent zu den reinen Intervallen - verminderte Septime genannt und klingt genau gleich wie eine große Sexte. Rein theoretisch, aber in der Praxis wohl nicht vorkommend, gibt es entsprechend dann auch eine übermäßige Septime
fes - eis.
Wichtig: Jeder Stammton kann als Versetzungszeichen ein # oder ein
b bekommen, unabhängig davon, ob in der Stammtonreihe danach oder davor ein Halbtonschritt ist oder nicht.
Viele Grüße,
McCoy