Wurlitzer 200 Austausch-Amp

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Hallo und eine Frage an die Wurli-Community: Ich besitze seit einem halben Jahr ein Wurlitzer 200 von 1970, das beim Kauf meinem ersten Eindruck nach eigentlich in einem sehr guten Zustand war. Hat sich dann aber doch schnell herausgestellt, dass einiges gemacht werden muss, sowohl an der Mechanik als auch an der Elektronik. Ich war dann beim Tom Wauch, der das Teil klavierbauerisch natürlich super überholt und auch den laut brummenden Amp überarbeitet hat (neue Kondensatoren, Widerstände…).
Problem: Mir brummt er immer noch zu laut, sowohl über die eingebauten Lautsprecher, als auch über den Aux out, der wiederum vom Level her (200er-typisch) sehr niedrig ist. Hinzu kommt ein pulsierendes Knacken bei eingeschaltetem Tremolo (hab ich fast immer auf niedrigem Level an). Es ist keine Erdungs-Brummschleife, ich habe bereits eine Line-Isolator Box dazwischen geschaltet. Eine Brummschleife hatte ich mal, als ich das Kästchen (PLI 05) noch nicht hatte - das klingt anders. Und es sind auch nicht primär die Pick-ups, die das Brumnen verursachen. Es ist zu mindestens ca. 60% auch dann noch vorhanden, wenn ich das Pickup-Kabel innen heraus ziehe, kommt also erst mal aus dem Amp selbst.
Letztes Wochenende hatte ich das Wurli dann bei einem Gig dabei, auch im ausprobieren, ob das Brummen über PA akzeptabel ist, und es war leider schon ziemlich hörbar. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich möchte mir den Austausch-Amp von Retrolinear, „Warneck Research“ direkt aus den USA bestellen. Hab auch schon ein ganz gutes Angebot von denen bekommen, macht mir alles einen guten Eindruck. Vorher wollte ich aber jetzt doch noch mal hier nachfragen, ob jemand mit dieser Firma, oder vielleicht auch konkret mit dem Warneck Amp, schon Erfahrungen gemacht hat? Man findet ja eigentlich viele positive Bewertungen über den Amp im Netz, der in Verbindung mit den mitgelieferten Reed Bar Shirlds das Brummen wohl ganz erheblich, vielleicht sogar bis annähernd null reduzieren kann. Zudem kann man ihn auch noch ohne jegliches Löten einbauen, was für mich auch nicht ganz unwichtig ist, da meine handwerklichen Fähigkeiten mehr als überschaubar sind. Vielleicht kann ja jemand kurz berichten?
 
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Ich würd das Geld sparen und es lieber nochmal checken lassen entweder von Jens oder von mir. Gerade beim 200 gibt's einiges, worauf man achten muss. Mach doch mal ein paar Bilder vom Innenleben. Insbesondere ist da die Schirmung der Netzspannung zu erwähnen. Das ist ein absolutes Muss, sonst bleibt's brummen. Das müsstest du übrigens auch mit dem Warneck Amp machen.

Und klar. Entweder reed Shields oder aber (und das bevorzuge ich) den Deckel mit Kupferfolie auskleiden und aus Masse legen. Hat denselben wenn nicht gar besseren Effekt und du bringst keinerlei Masse auf die Reed Bar auf, was unter Umständen zu Sustain Problemen führen könnte.

Es gibt von mir auf YouTube ein Vergleichsvideo vor der Überholung und nach der Überholung eines 200. Da kannst du den Unterschied ganz gut hören.
 
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Hey, vielen lieben Dank schon mal für die schnelle und kompetente Antwort! Also glücklicherweise brummt mein Wurli nach der Kur bei Tom Wauch schon mal nicht mehr ganz so schlimm wie dasjenige in deinem Video vor der Überholung.😅
Bzgl. des Warneck-Amps hast du mich jetzt natürlich schon ins Nachdenken gebracht. Rein von den Kosten her wird es wahrscheinlich kein großer Unterschied sein, ob ich den neuen Amp nebst Reed-Shields kaufe, oder es von euch noch einmal überarbeiten lasse…(?). Was Tom Wauch auch auf jeden Fall auch gemacht hat, ist die in liegenden Leitungen (audio und stromführend) voneinander zu trennen. Könntest du die Kupfer- Abschirmung vielleicht noch mal kurz erklären? Ich würde den Deckel von innen mit einer normalen KupferFolie komplett auskleiden und dann ein Stück Draht dranlöten, um es an Masse zu legen, verstehe ich das richtig? Und wie müsste ich die Netzspannung schirmen?
 
Moin :)

Im Prinzip sowas hier: (..hat ein Kunde von mir selber gemacht...)

Die Kontaktierung kann über die beiden Stehbolzen für die Haube / Notenständer erfolgen:

20190119_191511.jpg


Das 'puckern' vom Tremolo ist beim 200 leider schaltungsbedingt (beim 200A ist das Tremolo anders angebunden). Man kann es aber bis zu 'ist-fast-verschwunden' reduzieren. Gefahr dabei ist, dass u.U. der Tremolo-Oszillator nicht mehr anfängt zu schwingen, wenn das Piano eingeschaltet wird, muß man ein wenig ausprobieren.

Die Warneck-Sachen sind gut (habe ein Piano mit dem Amp hier als Leihinstrument), kochen aber letztlich auch nur mit Wasser. Viel wichtiger ist saubere Leitungsführung, Erdung und Abschirmung.


Nachtrag:
Chris und ich haben vor gut einem Jahr mal diverse Nachrüst-Amps für Wurlitzer ausprobiert und vermessen. Im Endeffekt unterscheiden die sich kaum, die ganzen Sachen wie 'Special EQ curve', die da in machen Beschreibungen stehen, konnten wir nicht nachvollziehen. Im wesentlich arbeiten alle ganz normal linear.

Als einziger hat der Warneck einen 30Hz-Hochpass am Line-out. Das macht auch Sinn, falls mal im Piano was 'schief' geht, denn wenn mal ein abgebrochenes Reed ungünstig in die Pickup-Elektrode fällt, dann ballert es aber mal so richtig über grosse PA.... ;-)

Jenzz
 
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Genau.

Kurzum: Bei einem 200, bei dem keine Vorarbeit geleistet wurde (Netzspannung schirmen, weit weg von audio verlegen, Deckel auskleiden, Amp überholen, etc ), wird auch der Warneck oder ein anderer Amp keine Besserung bringen. Das musst du also so oder so machen.

Ich weiß nicht, was der Warneck kostet. Denke aber, dass ein Service bei Jens oder bei mir deutlich günstiger ist. Und man erhält eben das Original statt auszutauschen.

Achja, bei dem Wurli in dem Video war glaube ich noch nicht mal das Abschirmblech drauf. Deshalb hat es so dolle gebrummt. Aber das Video zeigt anschaulich, was machbar ist.
 
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Danke nochmal an euch, @Jenzz und @FantomXR, für die super-hilfreichen Experten-Tipps!
@Jenzz: Reicht es dann, wenn die Kupferfolie irgendwie eine Berührung mit den beiden Bolzen bzw. den beiden Schrauben, die man von oben her eindreht, hat? Und zur Kupferfolie noch: Wenn ich selbstklebende nehme, müsste der Kleber leitend sein, oder? Und muss man auch den Boden auskleiden,wie auf deinem Foto zu sehen?
@FantomXR: Der Warneck-Amp inkl. Shields) würde mich komplett mit Porto, Zoll etc., so 480,- € kosten. Der letzte Service (bei dem Amp ja überarbeitet wurde) lag da mehr als deutlich drüber… 😉
Hier mal noch Fotos vom überholten Amp:
 

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Preis geht in Ordnung. Wäre aber über meinem Kurs für eine Komplettkur des Amps und allem was dazu gehört.

Was ich sehen kann ist, dass die Netzleitung nicht geschirmt wurde. Beim 200A verläuft die Netzleitung in einem Metall Rohr hinter dem Amp. Ich wickle die Netzleitung in Kupferfolie ein und befestige diese dann mit KFZ Tape an der Amp Rail.
 
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Nabend :)

Genau, Netzleitung in Kupferfolie wickeln oder Schirmgeflecht-Schlauch über die Leitung ziehen, einschrumpfen und den Schirm mit der Erdung verbinden.

@danielw : Ja, die Kontaktierung kann über die Bolzen erfolgen. Falls Du unsicher bei den Verbindungen der einzelnen Kupferbahnen bist, kannst Du sie ja auch mit kleinen Lötpunkten verbinden / verlöten.

Es reicht, nur die Haube auszukleiden. Normalerweise ist bei einem 200 / 200A der Gehäuseboden leitfähig lackiert. Das im Bild ist ein 'deutsches' 201 Wurlitzer, dort ist der Boden oft nicht ordentlich oder gar nicht lackiert, daher dort die Schirmmaßnahmen am Boden.

Jenzz
 
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Blöde Frage vielleicht, aber ist die Netzleitung die Gesamtheit der Kabel, die hinter dem Amp entlang geführt sind (mit Kabelbinder versehen, siehe Fotos), oder muss ich aus diesem „Packen“ „die“ eine einzelne Leitung herauslösen und umwickeln? 🤔
Und noch eine nachgeschoben: Genügt ein einfaches Kupferband aus dem Bau/Gartenmarkt, wie es auch zur Schneckenabwehr am Hochbeet angeboten wird?
 
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Moin :)

Am besten schon die Netzleitung aus dem 'Kabelbaum' rauslösen, ja.

Und ja, Kupferband zur Schneckenabwehr... Nehme ich auch dafür.

Im ersten Step sollte es so sein, dass bei abgestecktem Pickupsystem (Chinch-Buchse) der Amp schonmal ruhig ist, dann sind die Einstreuungen der Netzleitung schonmal im Griff. Es gibt aber speziell beim 200 auch noch quasi 'intern' verdrahtete Brummschleifen. Die Verbindung rechter Hand zwischen dem Chassisblech und der Harp solltest Du, falls nicht schon passiert, abtrennen, den diese Verbindung gibt es schon über den Schirm des Pickupkabels.

groundloop_right.jpg


Ebenso ist die Buchse vom AUX-Out beim 200 keine isolierte wie beim 200A, sondern eine 'normale' Switchcraft, die direkt mit dem Montagewinkel verschraubt ist. Auch hier ergibt sich dadurch eine zusätzliche Erdung/Signalmasse-Verbindung, die eigentlich eher ungünstig ist.

Jenzz
 
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Bei mir sieht das so aus - ist das in Ordnung so?

Mein Amp wiederum brummt auch bei ausgestecktem Pickup-Kabel - es verstärkt sich allerdings schon deutlich, wenn es eingesteckt ist.
Die eigentliche Netzleitung im Kabelbaum erst mal ausfindig zu machen, ist für mich gar nicht so einfach… 😅

Und wieder einmal ein herzliches Dankeschön. Dieses Forum ist einfach Gold wert!
 

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Und wenn du schon dabei bist: die Netzleitung verdrillen / verseilen. Das bringt auch noch ein bisschen was ;-) da gibt's auch Video zu glaube von VintageVibe.

Übrigens verläuft in deinem Kabelbaum die Speaker-Leitung (also auch der Kopfhörerausgang) direkt neben der Netzleitung. Das trenne ich auch immer. Audio möglichst weit weg vom Netz.
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Wird das Brummen weniger, wenn du am Volume Poti drehst bei abgesteckten RCA?
 
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Wird das Brummen weniger, wenn du am Volume Poti drehst bei abgesteckten RCA?
Ja.
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Ich würd das Geld sparen und es lieber nochmal checken lassen entweder von Jens oder von mir. Gerade beim 200 gibt's einiges, worauf man achten muss. Mach doch mal ein paar Bilder vom Innenleben. Insbesondere ist da die Schirmung der Netzspannung zu erwähnen. Das ist ein absolutes Muss, sonst bleibt's brummen. Das müsstest du übrigens auch mit dem Warneck Amp machen.

Und klar. Entweder reed Shields oder aber (und das bevorzuge ich) den Deckel mit Kupferfolie auskleiden und aus Masse legen. Hat denselben wenn nicht gar besseren Effekt und du bringst keinerlei Masse auf die Reed Bar auf, was unter Umständen zu Sustain Problemen führen könnte.
Ich verstehe immer weniger, warum das dann beim großen Service, der sehr kostspielig war, nicht schon alles gemacht worden ist… 🤔
 
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Moin nochmals :)

So wie auf dem Bild ist es ok.

Da das Brummen ja auch ohne PU-System kommt und über das Volumepoti beeinflussbar ist, zunächst mal die Zuleitung zum Trafo 'behandeln', dann sehen wir weiter.

Bitte auch ein Bild machen von der Gegend Potis / Volume-/Netzschalter / Netzleuchte. Die Netzzuleitungen zum Schalter sowie die Kabel zur Netzleuchte möglichst weit weg von den Audioleitungen, die zu den Potis gehen.

Jenzz
 
Und gab es da nicht noch ein Massekabel vom Volumen Poti Masseanschluss an das Poti Gehäuse? Oder war das nur beim 200A? Die Verbindung macht ja auch gerne Probleme.
 
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Jep... Sowohl beim Volume als auch beim Tremolo geht meist noch der Masseanschluß aufs Potigehäuse, also letztlich dann auch wieder an die Erdung.


Jenzz
 
Moin nochmals :)

So wie auf dem Bild ist es ok.

Da das Brummen ja auch ohne PU-System kommt und über das Volumepoti beeinflussbar ist, zunächst mal die Zuleitung zum Trafo 'behandeln', dann sehen wir weiter.

Bitte auch ein Bild machen von der Gegend Potis / Volume-/Netzschalter / Netzleuchte. Die Netzzuleitungen zum Schalter sowie die Kabel zur Netzleuchte möglichst weit weg von den Audioleitungen, die zu den Potis gehen.

Jenzz
Hier die Fotos. Netzleuchte ist abgeklemmt, da sie kurz nach dem Service gequalmt hat. Kabel sind an einer Lüsterklemme hinter dem schwarzen Isolierband.
 

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Aloha :)

Die Kabel, die von den Potianschlüssen kommen sind viel zu dicht an den Kabeln (schwarz) von den Netzschaltern, so kann das nix werden. Am besten gleich nach unten hinter dem Potimontagewinkel unten langführen.

Das die Netzlampe aufgebrannt ist wundert mich nicht, die hängt ja voll am Netz (deren interner Vorwiderstand ist aber 'nur' für 115V ausgelegt), daher der 39K Vorwiderstand auf der Lötleiste...aber der ist ja nicht angeschlossen / ungenutzt :nix:

Jenzz
 
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Jup. An dieser Stelle ists wirklich wichtig, die Signale zu trennen. Wie Jens es sagt...

Und sage mal....die Elkos sind doch zum großen Teil auch immer noch die alten oder? Ich lese dort Mallory... das sollte alles frisch gemacht werden.

Und R42 (bzw R52, je nach Schaltplan) bitte auch raus. Das ist der Mikrofon - Eingang, der nur unnötige Störgeräusche einkoppelt. Da ist sowieso nix angeschlossen und der Eingang hängt frei in der Luft.
 
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Aloha :)

Die Kabel, die von den Potianschlüssen kommen sind viel zu dicht an den Kabeln (schwarz) von den Netzschaltern, so kann das nix werden. Am besten gleich nach unten hinter dem Potimontagewinkel unten langführen.

Das die Netzlampe aufgebrannt ist wundert mich nicht, die hängt ja voll am Netz (deren interner Vorwiderstand ist aber 'nur' für 115V ausgelegt), daher der 39K Vorwiderstand auf der Lötleiste...aber der ist ja nicht angeschlossen / ungenutzt :nix:

Jenzz
Puh, welche Kabel meinst du jetzt jeweils genau und wo sind die Netzschalter? Sorry, aber Elektro-Installation ist selbst auf Grundschul-Niveau völliges Neuland für mich…😅 Die Kabel jedenfalls, die am Lautstärke-Poti angelötet sind, haben meines Erachtens zu wenig Spiel, um sie woanders rum zu führen…?
 
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