Was kostet eine Gitarre, was ist sie wert?

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Hey,
war heute auf m Guitar Summit in Mannheim.
Hab dort viele Gesichter aus meiner Gitarren - Business Zeit wieder gesehen und ich hatte ne Menge geiler und noch geilerer Akustikgitarren in Händen. Ohne Frage - die allermeisten sind ihr Geld wert - seien`s die auf ihre Art immer noch unschlagbaren Seagull S6 für unter 1000, Hammer Eastmans für 2000-3500 Euro oder unglaubliche 5000.- plus Gitarren zB von Meigel, Joe Striebel oder von nem sehr guten griechischem Gitarrenbauer...
Das alles geht für mich vollkommen in Ordnung und lässt für mich keinen Zweifel an der angebrachten Fairness der jeweiligen Hersteller aufkommen, zumal die Instrumente teilweise einfach unverschämt gut waren.

Eines jedoch gibt mir zu denken: immer mehr fendereske Schraubhals E-Gitarren und deren Abwandlungen in Preislagen zwischen 3000.- bis 5000.- und teilweise noch drüber.
Natürlich sind das meist sehr geile Klampfen...die bei Freaks sofort so nen kleinen "Haben-will-Knopf" drücken...der Effekt ist bei mir allerdings sofort vorbei wenn ich dann Preise von 3500.- aufwärts sehe...warum?

Nun der gute Leo war ein genialer (Industrie-) Designer. Fender hat alles möglichst einfach konstruiert und stets darauf geachtet, dass viele Teile aus simplen Standard-Teilen wie Schrauben, Gewindestangen usw mit einfachsten Maschinen und Werkzeug von ungelernten billigen Arbeitskräften mit ein paar Handgriffen hergestellt werden können.
Auch die Holzkonstruktion war simpel...ein (anfangs fast rechteckiger-Telecaster) Korpus auf den ein simpel konstruierter Hals einfach parallel ohne definierten Winkel aufgeschraubt wird.
Das alles konnte mit (dank seiner Genialität mit erstaunlichem Endergebnis) in einer einfachen Werkstatt hergestellt werden....eigentlich war es sein Verdienst eine Low Budget Produktion zu entwickeln die mit echtem aufwändigen "Gitarrenbau"-Handwerk nicht viel zu tun hat und in der trotzdem brauchbare Instrumente entstehen.

So...und nun steh ich dort auf dem Summit und soll in dem Stil gemachte Gitarren für 3000-5000 Ocken bewundern? Nee Leute, da weigert sich was in mir.

Ich hatte meinen Kumpel Ralph dabei der sich mit Akustiks gut auskennt aber nicht mit Electrics...dem erklärte ich was ich meine...und plötzlich hatten wir ne geile Gitarre gefunden in der Art -
Toller Hals mit schöner Maserung und guter Bundierung, schöner schwingungsfreudiger Body mit geilem perfektem Lack in Sherwood Green, sehr schöne Hardware, perfekter Vintage-Look mit eigenständiger Note...Pickups sahen gut aus....Vintage Revo Series Colt HH Twin Hardtail...UVP 565 Euronen...und da gabs noch mehr ähnliches Zeugs zwischen 500-800 Euro!
Das ist doch angemessen...und da sehe ich auch wieder die Preisklasse die mbMn für ne gute Schraubhals-Gitarre angemessen ist.

Was meint ihr?

Gruß,
Bernie
 
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klares Jaein… ;)
1. Ich mache es mal an (meiner) Music Man Stringray Guitar (3k€) vs. Fender Player Plus (1k€) oder sogar Squier CV (500€) fest. Letztere sind sehr gute Instrumente, konnten aber mit etwas Investition nochmal erheblich aufgewertet werden. Die beiden Stringrays, die ich habe, sind dagegen perfekt, wie sie sind, schon ab Werk (…die zweite war modifiziert, aber die original Teile waren noch vorhanden und habe alles wieder zurückgebaut!).
2. Es ist schon so, dass die Preis-Leistungs-Kurve ab 1000€ stark abflacht und in der Region ab 3000€ es fraglich ist, ob da überhaupt eine Steigung real ist. Doch wenn in den Preiskategorien etwas dabei ist, was leider geil ist und nicht günstiger zu finden ist (Optik, Haptik, Sound,…), dann kostet es das halt. Ob es einem das dann wert ist, ist die andere Frage.
3. ( …und das ist jetzt eine natürlich zu hinterfragende Kopfsache...) Viele Gitarristen sind (immer noch) auf der Suche nach „dem“ Tone und nach dem Anfänger Instrument kommt dann auch etwas „Vernünftiges“, für vielleicht sogar 1000€ ins Haus. Schon geiler! Das geht ein Jahr gut und es kommt die Frage „…geht da noch mehr?“ usw…..
Diese Frage für sich selbst abschließend zu beantworten, hat für mich nur funktioniert, indem ich alle (nicht völlig absurden…) Preislimits beiseite geschoben habe und mir „objektiv“ das beste Instrument gesucht habe, das ich mir leisten konnte. Mehr ging also tatsächlich nicht (Frage oben, war also beantwortet…) ! Gleichzeitig war das ein professionelles Instrument, wo es auch keinen Zweifel mehr gab: …wenn es kacke klingt, liegt es nicht am Instrument! Damit war ich aber auch tatsächlich mit GAS, wegen „Höher, Weiter, Schneller“, durch.
Heute kann ich viel pragmatischer Gitarren kaufen und mal ist es eine Squier CV für 400€ die eine grandiose Basis hat und mal eine Haar für 2500€, die jede Suhr und Fender CS hinter sich gelassen hat.
Nix muss, aber man kann….
 
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Nun ja, nix muss und bei einem Preis von größer 3000€ kann ich als Rentner eigentlich nicht, weil ich dann für mehrere Monate weniger zu Essen hätte. Aber diese Mondpreise gibt es leider auch in anderen Produktsparten. Alles wird durch hohe Lohnkosten und hohe Rohstoffpreise begründet. Um 200% gestiegene Lohnkosten möchte ich als Lüge bezeichnen und gestiegene Rohstoffpreise sind auch nur damit zu begründen, weil Rohstoffe an Börsen gehandelt werden. Mit Knappheit hat das meiner Meinung nicht zu tun.

Zurück zu teuren Gitarren ( da sind schon geile Teile dabei, die auch bei mir GAS auslösen) ... sollen sie sich daran verschlucken. Ich hab aus früheren Zeiten meine Gitarren. Brauche nichts neues mehr.
 
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Reden wir jetzt über Preise oder mangelnde Innovation?

Die Preisdiskussion interessiert mich da nicht so wirklich, die Dinge werden sicherlich ihre Käufer finden und auch wenn es "nur" Strats oder Les Pauls sind, da ist halt eben die größte Nachfrage.

Was die Innovationen angeht bin ich bei Dir, sowohl bei den Akustikgitarren als auch bei den E-Gitarren ist da nicht mehr so viel Spielraum. Vielleicht reicht meine Vorstellungskraft da auch nicht aus um ein Gefühl dafür zu haben, was da noch kommen könnte. Trotzdem gab es ein paar Stände, an denen mal neue oder unübliche Sachen gezeigt wurden.

Beispielsweise:
  • Shark mit steckbaren Hälsen, eingebauten Effekten und Modulen für die Montage bzw. Austausch verschiedener Pickups (eigentlich ein Traum für Pickup Nerds).
  • ? (leider ist der Standplan nicht mehr abrufbar) mit E-Gitarren aus Aluminium, die (Überraschung!) nach E-Gitarre klingen.
Dazu kommen dann noch immer wieder neue/eigene Ideen was Farben und Formen angeht.
 
Eines jedoch gibt mir zu denken: immer mehr fendereske Schraubhals E-Gitarren und deren Abwandlungen in Preislagen zwischen 3000.- bis 5000.- und teilweise noch drüber.
Die Stratocaster hat 1954, in ihrem Erscheinungsjahr, einen Listenpreis von rund 250 Dollar gehabt. Das wären inflationsbereinigt rund 3000 Dollar heute (zzgl. Steuer). Also billig zu kaufen war eine Fender Schraubhalsgitarre damals zu Leo Fenders Zeiten auch nicht. Genau genommen sind die Fender Gitarren dank CNC und optimierter Fertigung heute sogar günstiger als damals. Go figure wie man über'n Teich gerne sagt 🤓.
 
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Nun ja, man kann eine E-Gitarre für z.B. 700 € kaufen, man kann aber z.B. ein Tremolo für eine E-Gitarre kaufen, das alleine schon 700 € kostet. Body-Holz muss z.B. nicht teuer sein, außer man möchte etwas exotisches oder eine besondere Optik. Ähnliches gilt für den Hals, den man außerdem sorgfältiger anfertigen kann als bei günstigen Modellen. Alles in allem gibt es unter dem Strich Unterschiede zwischen einer 100 €, 500 €, 1000 €, 3000 €, 5000 € Gitarre usw.
 
Die Stratocaster hat 1954, in ihrem Erscheinungsjahr, einen Listenpreis von rund 250 Dollar gehabt. Das wären inflationsbereinigt rund 3000 Dollar heute (zzgl. Steuer). Also billig zu kaufen war eine Fender Schraubhalsgitarre damals zu Leo Fenders Zeiten auch nicht. Genau genommen sind die Fender Gitarren dank CNC und optimierter Fertigung heute sogar günstiger als damals. Go figure wie man über'n Teich gerne sagt 🤓.
Commodore 64 hat auch um 1.000 Mark gekostet. :)

Denke ab einer bestimmten Summe hat Gitarre so viel mit Musik zu tun wie LV Handtasche mit Transport von Kleinkram.

Wie jemand sagte, egal wie unsinnig manche Dinge erscheinen mag, man sollte dankbar sein, dass es jemand gibt der so etwas ANBIETET.

Andererseits, meine teuerste Gitarre hat 950 EUR gekostet. Jedesmal wenn ich sie wieder in die Hand nehme denke ich, wow, das ist eine besondere Gitarre. Das fühlt sich gut an. Zufall? Würde ich das auch sagen wenn ich deutlich teurere Gitarre hätte?
 
Die Stratocaster hat 1954, in ihrem Erscheinungsjahr, einen Listenpreis von rund 250 Dollar gehabt. Das wären inflationsbereinigt rund 3000 Dollar heute (zzgl. Steuer)
+1. In D-Mark waren das dann seinerzeit 1.000 DM. Zum Vergleich: Der Standard-VW-Käfer kostete 1954 3.800 DM. Also ein knappes Viertel.
Wenn ich das mit heute vergleiche, kann ich den aktuellen Golf in der Basisversion nehmen, der liegt bei 28.000 Euro "naggisch", also mit ohne alles.

Wenn ich danach gehe, sind also Schraubhalsgitarren bis 7.000 Euro überhaupt nicht teuer, sondern lediglich angemessen nach Industriestandard bereits - Custom-Shop und Master Built kosten demnach vollkommen zu Recht erhebliche Aufpreise :D.

Diese ganze Vergleicheritis berücksichtigt immer nur einen ganz kleinen Teil der Welt. Da sind Dinge, wie Produktivitätsfortschritte, Produktionsverbesserung, Globalisierung, Arbeitskosten, Lohn-Preis-Entwicklungen, Käufer-/Verkaufermarkt, Angebot und Nachfrage, ... und und und.
 
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Von mir auch ein klares "jein".

Bei guten in Serie und im Ausland gefertigten Gitarren, würde ich das schon ähnlich sehen, wie @OldRocker.
Vielleicht, je nach Gitarre halt, auch ein bisschen mehr in Richtung der 1.000 EUR Grenze.

Wenn du jedoch selbst eine simple Tele in Einzelfertigung, in Deutschland und mit der entsprechende Liebe und gutem Material fachgerecht zusammen klöppelst, dann muss halt auch entsprechend mehr kosten. Sonst kannst du das als Gitarrenbauer auch besser bleiben lassen. ;-)

Da muss dann jeder selbst entscheiden, ob einem das dann die Sache wert ist. Ich selbst habe z.B. auch nicht nur hochpreisige Gitarre, wobei da welche dabei sind, die sicher eher "unvernünftig" sind. Wobei ich auch nicht alles neu gekauft habe.

So richtig vom Hocker gehauen, hat mich da (ganz persönlich) übrigens auch nicht so wahnsinnig viel, auch wenn da natürlich sehr viel tolle Gitarren unterwegs waren. Ich bin aber bei E-Gitarren überwiegend eher ein Freund schlichterer Gitarren.

Bei einigen der kleineren Gitarrenbauern frage ich mich aber schon auch, ob die wirklich so viele Gitarre zu den teilweise schon heftigen Preisen absetzen, dass sich das aus ihrer Sicht wirklich lohnt. Ich habe da so meine begründeten Zweifel. ;-)
 
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Hier geht es um Gitarren und es ist reichlich unsinnig, hier Vergleiche zu ziehen mit Autos von anno Tobak und gleichzeitig "Vergleicheritis" zu beklagen. Und die Inflation bei Gitarren wurde vorab schon dargestellt, insofern auch nur unnötige Wiederholung 🤷‍♀️

Der Gitarren-Markt bedient die vorhandene Nachfrage in allen Preissegmenten und das ist doch auch gut so. Das ist eine Art Preis-Voodoo, ähnlich wie beim Klang-Voodoo, wo der geneigte und empfängliche Kunde eben das bekommt, was er zu zahlen bereit ist oder eben gerne lesen/hören/fühlen möchte. Und in den höheren Preissegmenten wird halt pro Stück deutlich mehr verdient, das ist ja nicht nur bei Gitarren so und daher für Verkäufer sehr interessant. Auch und gerade auf Messen wo man zeigt was man hat, also auch als gut betuchter Käufer :D

Es war erwartbar, dass diese Diskussion kontrovers wird, daher ist sie ja auch gleich im Biergarten. Das Ergebnis wird sein, dass verschiedene Meinungen dastehen und es bleibt beim Preis-Voodoo, ähnlich wie beim Klang-Voodoo. Und das wird so weitergehen, hier und in anderen Diskussionen, weil rationale Argumente auf gefühlte Argumente treffen und sich gegenüber stehen und manchmal rabulistisch aneinander vorbei geredet wird.
Insofern suum cuique und keep on rockin for a free world :rock:

Was die Innovationen angeht bin ich bei Dir, sowohl bei den Akustikgitarren als auch bei den E-Gitarren ist da nicht mehr so viel Spielraum. Vielleicht reicht meine Vorstellungskraft da auch nicht aus um ein Gefühl dafür zu haben, was da noch kommen könnte.

... mit E-Gitarren aus Aluminium, die (Überraschung!) nach E-Gitarre klingen.
Da wird doch wohl nicht etwa das innovative und legendäre Sound-Voodoo Pedal im Spiel sein... :w00t:
 
Bei einigen der kleineren Gitarrenbauern frage ich mich aber schon auch, ob die wirklich so viele Gitarre zu den teilweise schon heftigen Preisen absetzen, dass sich das aus ihrer Sicht wirklich lohnt. Ich habe da so meine begründeten Zweifel. ;-)
Ich bin mit einem Gitarrenbauer befreundet, der auch sehr hochpreisige Instrumente fertig. Der hat mir kürzlich gesagt, er findet es immer interessant, dass die deutschen bzw. europäischen Kunden erst 10x probe spielen, 100 Fragen haben, etc. Und aus den USA oder aus Asien kommen dann einfach die Bestellungen ohne vorherige Fragen. Ob das jetzt mit der Mentalität oder dem Geldbeutel zu tun hat, weiß ich auch nicht.
 
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"Vergleicheritis" zu beklagen
Ja, ... aber nein. Da Du lateinische Sprüchlein magst: "si tacuisses, ...".

Es ist hilfreich, Texte vollständig zu lesen und inhaltlich zu prozessieren. Dann fällt die Referenz an den Verfasser auch nicht "ass backwards" aus. "Beklagt" habe ich hier gar nichts.

Damit Ende OT und zurück zum Thema:

Preis-Voodoo ist tatsächlich ein mir neuer Begriff. Kann ich so in der Preisfindung auch nicht nachvollziehen oder beobachten. Hat mit Ton- oder Klangdiskussionen auch wenig bis nichts gemein :nix: .
 
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Ich hatte meinen Kumpel Ralph dabei der sich mit Akustiks gut auskennt aber nicht mit Electrics...dem erklärte ich was ich meine...und plötzlich hatten wir ne geile Gitarre gefunden in der Art -
Toller Hals mit schöner Maserung und guter Bundierung, schöner schwingungsfreudiger Body mit geilem perfektem Lack in Sherwood Green, sehr schöne Hardware, perfekter Vintage-Look mit eigenständiger Note...Pickups sahen gut aus....Vintage Revo Series Colt HH Twin Hardtail...UVP 565 Euronen...und da gabs noch mehr ähnliches Zeugs zwischen 500-800 Euro!
Das ist doch angemessen...und da sehe ich auch wieder die Preisklasse die mbMn für ne gute Schraubhals-Gitarre angemessen ist.
das war auch eher so meine Beobachtung. Der Trend, dass die Fertigungsqualität in den unteren Preisregionen sich weiter verbessert. Wenn ich an meine erste Stagg Les Paul Kopie von vor 25 Jahren denke, ist das kein Vergleich mehr.
 
Die Stratocaster hat 1954, in ihrem Erscheinungsjahr, einen Listenpreis von rund 250 Dollar gehabt. Das wären inflationsbereinigt rund 3000 Dollar heute
...das mag sein...und genau deswegen hab ich darüber nicht geschrieben...zu Leo`s genialem Design-Streich kam eben schon damals die Idee durch billige Produktion (davon sprach ich) mit heftig Marge ordentlich abzuzocken.

Mir ging es eher darum was ich haptisch in Händen halte. Ich hab meine vier Hauptgitarren teilweise oder ganz aus Teilen zusammengebaut - die letzten zwei mit handgebauten Hälsen von Sjak Zwier - was seiner Aussage nach keine anspruchsvolle und aufwändige Arbeit ist. Dadurch und durch die Tatsache, dass ich mich seit Jahren mit dem Thema beschäftige hat sich für mich sehr viel sozusagen "entzaubert", eine Schraubhalsgitarre ist für mich "Magie-freies" Klangwerkzeug, einer der Gründe warum ich solche Gitarren Band-technisch ausschließlich spiele.
Und wenn ich vor diesem Hintergrund ne 4000 Ocken Strat in Händen halte dann ist das für mich einfach auch vom Gefühl her nicht mehr stimmig - jenseits aller Argumente und sonstiger Betrachtungen...mir fehlt dabei sozusagen die "Erdung".

Und wenn ich dann vor dem Hintergrund meiner 1928er Gibson F5 Mandoline bei Eastman am Stand ne absolut top gemachte F5 Mando in der Hand halte (deren Bau ne Menge Arbeit ist!) die 2600.- kosten soll, dann spüre ich Magie...das ist die Gegenseite!
 
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zu Leo`s genialem Design-Streich kam eben schon damals die Idee durch billige Produktion (davon sprach ich) mit heftig Marge ordentlich abzuzocken.
Oh, warum so negativ belegte Formulierung? Ich hab nichts gegen das wirtschaftliche Grundprinzip von maximalem Gewinnstreben, weil nur so etwas z.B. Investitionen interessant macht.

Ich will aber auch noch mal darauf hinweisen, dass nicht aus Verkaufspreis minus Herstellungskosten der Gewinn berechnet werden kann. So hatte z.B. Leo Fender große Probleme mit den Hälsen und hat in beachtlichem Umfang kostenlos ausgetauscht. Die Kosten für Material, Herstellung bis hin zu Transport für jeden einzelnen Fall musste er vom Gewinn abziehen. Daher hatte er auch lange Zeit große finanzielle Probleme. Die wurden auch nicht besser, indem er schon damals Endorser kostenlos mit Gitarren und Amps ausstattete. Aber, Werbung ist wichtig, weil man sonst (fast) gar nichts verkauft, aber sie kostet halt auch Geld. Genauso wie Investitionen in Gebäude, Entwicklungswerkstatt (da wurden 100e von Gitarren und Amps "verheizt") u.e.a.m.

Heutzutage gibt es ja Garantieansprüche, Endorser, die nicht nur kostenloses Equipment sondern direkt Cash bekommen, Namensnutzungsrechte für Signature-Modelle, weltweite Werbung, Support von Veranstaltungen/Konzerten, etc. Damit sage ich nicht, man muss mit Unternehmern Mitleid haben, sondern nur, dass man ihnen einfach neidlos ihren Job machen lassen soll. Dann braucht man auch nicht dankbar zu sein, dass es Hersteller und Produkte gibt, sondern das unternehmerische Risiko wird durch vernünftige Renditen des eingesetzten Kapitals (und Know-hows) für Investitionen interessant.
 
Und aus den USA oder aus Asien kommen dann einfach die Bestellungen ohne vorherige Fragen. Ob das jetzt mit der Mentalität oder dem Geldbeutel zu tun hat, weiß ich auch nicht.
Könnte auch mit dem Anreiseweg zum Ausprobieren zu tun haben ;-)
Abgesehen davon: Wenn du in US-Foren mitliest, dann setzt fast die gesamte Nation eine "XXX days return, no questions asked"-Philosophie bei allen Musikalienhändlern (inkl. "Luthiers") voraus, genauso wie eine "ich frage an, und weil ich es bin, krieg ich gleich mal 30%". Das heißt die bestellen ziemlich oft etwas und gehen dann davon aus, dass sie es bei Nichtgefallen einfach zurückschicken können. Ich habe schon ziemlich häufig empörte "Rants" gelesen, wenn das nicht so funktioniert hat.

Grüße,
Bernd
 
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Nun der gute Leo war ein genialer (Industrie-) Designer. Fender hat alles möglichst einfach konstruiert und stets darauf geachtet, dass viele Teile aus simplen Standard-Teilen wie Schrauben, Gewindestangen usw mit einfachsten Maschinen und Werkzeug von ungelernten billigen Arbeitskräften mit ein paar Handgriffen hergestellt werden können.

Alles richtig ... aber er hat dabei halt auch viel Potential liegen gelassen. Im Strat-Derivate sehr erfahren ist Tom Anderson, der auf meine Frage: Was kann man an einer Strat verbessern mal gesagt hat: "Kann ich ne Liste machen und wie viel Zeit hast du?" ...

Ne solide Basis kann man zu dem von dir gewünschten Preisschild wahrscheinlich herstellen - ja! Aber hätte es nicht schon immer Verbesserungspotential gegeben, dann wäre es Dave Schecter nie gelungen im Replacementparts Geschäft so groß zu werden. Und es würde auch keine gefühlten 1000 Hersteller geben, die die Strat "kopieren" - ein Gedanke der sich ja erst aus der Verfügbarkeit von Parts ergeben hat.

Bei den Preisschildern über 3000 EUR kommt es für mich darauf an, ob da Zeit (Gitarrenbau) und Parts eingeflossen sind, oder Swarovski und andere Kunst.

Wo ich ein "Problem" mit habe ist, dass z.B. bei einer CU Bestellung auch die PU spezifiziert werden, bevor man überhaupt eine Ahnung hat, wie das Holzkonstrukt klingt/schwingt. Da wird die spätere Veränderung per Bestellung vorweggenommen, basiert dann aber halt auch nicht mehr auf Erfahrungen mit dem Instrument und den tatsächlichen Wünschen des Käufers, sondern auf "Werbetext/Infotext".

Das für mich bessere Konzept wäre: Gitarrenbasis für X EUR ... Termin mit PU Ausstatter und einen Tag mal verschiedene Pickguards mit unterschiedlichen PU einbauen und hören ... alles vernünftig einstellen ... für Y EUR. Damit hätte man dann - auf den tatsächlichen Kunden abgestellt - die Änderungen die an sehr vielen Fenders im Laufe der Zeit vorgenommen wurden - direkt bei Kauf erledigt. Und ja, da würde ich (wegen der zu bezahlenden Zeit), auch ein 3000 EUR Preisschild für angemessen erachten.

Gruß
Martin
 
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Es gibt bei den Gitarrenfuzzies eh einen grundlegenden Widerspruch.
Einerseits wird gepredigt: "Du MUSST eine Gitarre anspielen, denn jede ist einzigartig und DIE Gitarre findet DICH." Andererseits bestellen viele dann eine Custom-Gitarre aus 9.000 km Entfernung oder kaufen ein "Wunderstück" bei Reverb (oder lassen gar eigene bauen) – merkt ihr den Widerspruch? 😉
 
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setzt fast die gesamte Nation eine "XXX days return, no questions asked"-Philosophie bei allen Musikalienhändlern (inkl. "Luthiers") voraus

Dass Rückgabe bei Bestellungen im Ausland nicht wie im Inland funktionieren, wissen die Amis schon (außer vielleicht ein paar Vollhonks). Was aber das Kaufverhalten der Amis von unserem maßgeblich unterscheidet ist, wie im übrigen Leben, dass sie einfach viel mehr ein "Just-Do-It"-Gen entwickelt haben, das mit der Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft von Anfang an zu tun hat. Dagegen gehört zum "Teutschen", dass er eben erst alles 1000-fach hinterfragt und klärt, bevor er überhaupt über eine Entscheidung nachdenkt (Ausnahmen bestätigen die Regel).
 
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Ich bin mit einem Gitarrenbauer befreundet, der auch sehr hochpreisige Instrumente fertig. Der hat mir kürzlich gesagt, er findet es immer interessant, dass die deutschen bzw. europäischen Kunden erst 10x probe spielen, 100 Fragen haben, etc. Und aus den USA oder aus Asien kommen dann einfach die Bestellungen ohne vorherige Fragen. Ob das jetzt mit der Mentalität oder dem Geldbeutel zu tun hat, weiß ich auch nicht.
Ich habe ja nun selbst gerade auf dem Summit unterschiedliche und auch eher etwas hochpreisige Gitarren präsentiert und würde es vielleicht gar nicht so sehr an der Herkunft festmachen.

Was mir in DE eher auffällt, das sind manchmal extreme Sonderlocken, die einige haben wollen. Völlig egal, ob das Sinn macht oder nicht. Ich würde eher sagen, je besser die Leute spielen, umso genauer wissen sie, was sie mögen und wollen. Profis labern meistens viel wenige herum, die spielen einfach. Südländer halt oft sehr viel lockerer und herzlicher. Wir haben da z.B. ein paar Spanier kennengelernt, die waren derart nett, da geht man dann echt als Freunde und mit einer Umarmung auseinander.

Etwas komplizierter ist das manchmal mit den "Youtube geschulten" und nicht selten etwas älteren deutschen Herren. So eher in meinem Alter. ;-)

Die erzählen dir erst eine Stunde, was sie irgendwo aufgeschnappt haben und wenn sie sich dann mal trauen etwas auszuprobieren, dann denke ich schon manchmal: "Was soll das eigentlich? Nimm doch irgendwas, was sich gut und angenehm spielen lässt und hol dich erstmal überhaupt ein paar schöne Töne auch der Gitarre." Oder stimm sie doch wenigstens. ;-)

Die stehen dann aber da und fangen an zu sabbern, wenn sie so manche tolle und teuren Gitarren sehen. Dabei wäre es (fast) völlig egal, was die spielen. Und glaubt mir, das sind echt nicht wenige. Da spielt auch oft dieser ganze Marken- und oder Personen-Kult eine große Rolle.

Aber selbst mir geht das doch manchmal so. Wir hatten z.B. zwei kleine (bisschen abgefahrene) akustische Bariton Gitarren dabei. Ich hole da wenig raus. Klingt dann auch bei mir völlig unspektakulär. Dann kommt so ein guter Fingerstyler daher, spielt und du denkst : "F***, was klingt das Ding doch klasse."

Die Deutschen labern meiner Meinung nach auch mehr über irgendwelche Features und viele Details. Vielleicht ist das aber auch manchmal einfach ein bisschen der leichteren sprachlichen Verständigung geschuldet.

@HD
Ich hatte übrigens auch mal eine fremde Gitarre in der Hand und konnte die mal bei uns am Kemper ausprobieren, da waren wohl Pickups von dir drin, wie man mir sagte. Klangen gut! ;-)
 
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