Ich hatte eine gute Zeit

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Hi in die Runde,
dieser Text ist noch extrem frisch - und will doch schon wissen, wie sein erster zarter Flaum sich noch im Nest ausmacht.
Hinweis in eigener Sache: Ich bin sehr wohlgemut, dass ich noch eine gute Weile zu leben habe und diese Zeit genieße - es ist weniger eine "Endzeitstimmung", die mich treibt, sondern eher ein Bild oder ein Wunsch: dass in dem Fall der Fälle ich etwas hinterlassen möchte, das an die Überlebenden gerichtet ist, jedenfalls an die, die mich kennen und mir nahe stehen.

Ich hatte eine gute Zeit

Wo immer ich jetzt bin,
bei Euch bin ich nicht mehr.
Ich weiß nicht, wohin es geht,
es kümmert mich nicht sehr.
Ich gehe mit Gelassenheit
(denn) ich hatte eine gute Zeit.

Es war nicht immer einfach,
es lief nicht immer fair.
Ich hatte immer vieles vor
und wollt´ noch immer mehr.
Doch ich gehe ohne Neid
(denn) ich hatte eine gute Zeit.

Vorbei, vorbei,
wie Wolken, die sich legen
spür ich nicht mehr den Regen
So frei, so frei
und es ist gut - es ist gut - es ist gut

Ich hab´so viel erlebt,
die Liebe hat mich oft gefunden
mich hat so viel berührt,
gefüllt, beschützt in vielen Stunden
Ich hab mich oft befreit
und hatte eine gute Zeit.

Ihr die Ihr an mich denkt,
hier und heute oder Morgen,
tut´s mit all Eurer Liebe,
denn ich war geborgen
und ich bin bereit:
ich wünsch Euch eine gute Zeit

Vorbei, vorbei,
wie Wolken, die sich legen
spür ich nicht mehr den Regen
So frei, so frei
und es ist gut - es ist gut - es ist gut

Wie immer gespannt auf Euer Feedback, darauf, was der Text bei Euch auslöst oder was Ihr sonst für Anmerkungen oder Anregungen beisteuern mögt.

Herzliche Grüße

x-Riff
 
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Ein schöner Text den sich jeder bereithalten könnte, für den er passt. :great:

Ansonsten sind bei einem möglichen Vortrag sicher einführende Worte nach deinem Muster stark anzuraten, um einem Erschrecken der nahen Umgebung vorzubeugen. :D
 
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Danke für Dein Feedback!

Ein, allerdings noch nicht sonderlich weit gereifter Gedanke, ist, dass das auf meinem Begräbnis bzw. der Trauerfeier zu hören sein wird. Soweit ich das irgendwann in Konzerten zu Gehör gebe, lebe ich ja noch und werde sicher ein paar Takte dazu sagen. :)

x-Riff
 
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Das ist schön.
Meine Mutter war gerne alt und hat das bis zuletzt durchgezogen auch als sie sich kaum noch selbst bewegen konnte.
Ihre letzen Worte waren meines Wissens : Es geht mir gut.
Vorher :Ich bin gerne alt, ich habe nichts zu klagen.
( glaube da hätte es schon einiges zu klagen gegeben ...)
Sie wurde aber auch wirklich alt positiv denkend und sterbend.
Vielleicht mindestens ziemlich sicher eingebunden in ein größeres wenn auch bewußt ihrerseits nicht genauer definiertes atmendes Ganzes.
Platz machen für nächste Generationen mußen seit je alle Creaturen und wollten auch manche.
Das liegt in unserer Natur.

:)
 
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Ich kann dein Anliegen empfinden. Bis auf: „wie Wolken, die sich legen,….“ Ich fühl leider nicht, wie Wolken sich legen.,,

Vielleicht etwas einfacher, nebulöser?

Vorbei, vorbei,
dem Wolkenziel* entgegen…, *dem nächsten Ziel entgegen
spür‘ ich nicht mehr den Regen
Der Weg ist frei
Und das ist gut - es ist gut - so ist es gut
 
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Das ist eine versöhnliche Botschaft, in schöne Worte gekleidet.

Ein wenig anders würde ich die Zeitformen wählen. Wenn die Botschaft schon vom Zeitpunkt nach dem Tod gesendet wird, wäre ich bei

Ich weiß nicht, wohin es geht,
es kümmert mich nicht sehr.
ich weiß nicht, wohin es ging
es kümmert mich nicht mehr

Ich gehe mit Gelassenheit
Ich ging mit viel Gelassenheit
Doch ich gehe ohne Neid
Doch ging ich ohne Neid

Das LI kann sich zwar noch weiter auf einer Reise sehen .... für mich passen die Zeilen nur besser, wenn sie schon in der Vergangenheit stehen.

VG
FdB
 
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Schöner und berührender Text.
Mit den Wolken und den Zeitformen habe ich kein Problem, das passt für mich.
 
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Ihre letzen Worte waren meines Wissens : Es geht mir gut.
Vorher :Ich bin gerne alt, ich habe nichts zu klagen.
Meine Mutter letztes Jahr und mein Vater zwanzig Jahre früher haben auch immer gesagt, dass sie über das Leben dankbar sind, das sie führen und vor ihrem Tod, dass sie ein erfülltes Leben hatten und loslassen bzw. gehen können. Das hat mir ein gutes Gefühl gegeben und eine Perspektive, damit gut umgehen zu können.

Sicher haben sie es auch uns zur Beruhigung gesagt, aber es hat auch gestimmt - das war zu spüren.

Im Grunde ist das die Aussage des songtextes und richtet sich demnach an die Verbliebenen.
Bis auf: „wie Wolken, die sich legen,….“ Ich fühl leider nicht, wie Wolken sich legen.,,
Tja - ich auch nicht. Aber ich weiß auch nicht, wie es sich anfühlt, auf der route 66 zu fahren und habe dennoch ein Bild und ein Gefühl dazu. Tatsächlich floss das Bild aus mir raus - was nicht wirklich das ultimative Argument für irgendwas ist. Aber es ist Grund genug für mich, dem erst mal noch nachzuspüren. Es ist aber auch kein Bild, das für mich einen "das muss aber so"-Status hat. Mal schauen ...
Das LI kann sich zwar noch weiter auf einer Reise sehen .... für mich passen die Zeilen nur besser, wenn sie schon in der Vergangenheit stehen.
Mit den Wolken und den Zeitformen habe ich kein Problem, das passt für mich.
Ich kann im Moment nur sagen, dass sich die Zeit für mich richtig anfühlt. Es ist Jetzt-Zeit, zu der ich das schreibe und zu der ich lebe. Aus dieser Zeit entsteht der song und für diese Zeit gilt er.
Das heißt für mich, dass alles schon Erlebte in der Vergangenheitsform steht. Alles, was noch kommt, steht in der Gegenwartsform (die irgendwie die Zukunft mitmeint, ohne sie explizit zu benennen).

Ich stolpere sozusagen auch nicht über die Zeiten. Fühlt sich stimmig an. Aber ich horch dem mal nach.

Vielen Dank für Euer Feedback und Eure Anregungen!

x-Riff
 
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Hi @x-Riff,

..das Thema ist gut, die Strophen sind schön, aber ein bisschen liest es sich für mich, als hättest du lauter letzte Strophen geschrieben..es wird resümiert..

..vielleicht könnte man etwas persönliches, individuelles vornan stellen, etwas was an jemanden gerichtet ist..

..bei Knocking on Heavens Door wird nach der Mutter gerufen und es werden Symbole des Western-Lebens (Badge, Guns) erwähnt..bei Le Moribond (das Original von Seasons in the Sun) verabschiedet sich der Sterbende, vom Freund, vom Pastor, seiner Frau und deren Liebhaber, im Parting Glass von seinen Kneipenfreunden, dazu gibt es eine Entschuldigung wegen unangemessener Scherze über andere..

..das ist alles schon speziell, aber gut um sich an den Song zu erinnern..

Gruß, Micha
 
Grund: Typo
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Ja Tatsächlich floss das Bild aus mir raus - was nicht wirklich das ultimative Argument für irgendwas ist. Aber es ist Grund genug für mich, dem erst mal noch nachzuspüren.
Lieber geschätzter @x-Riff: Du spürst also, wie eine Wolke sich legt? Ich könnte bestenfalls nur spüren, wie eine Wolke sich langsam auflöst…
Es ist aber auch kein Bild, das für mich einen "das muss aber so"-Status hat. Mal schauen ...
Ich will mal verraten, was mich diesem Thema bewegt: Ich kann immer seltener der momentanen Umgangssprache folgen. Sie entfernt sich immer mehr von meinen innerlichen Gedanken und Bildern.

Klar weiß ich beispielsweise, dass des Reporters „was ein Spiel“ besagen soll, dass das Spiel gerade erstklassisch sei, aber ich fühle, dass solche unsinnigen Inversionen unsere Kommunikation tatsächlich von Jahr zu Jahr mehr veröden und verblöden.

Wenn ich auf YouTube in eine neue Diskussion hineinschlittere, komme ich mir vor wie ein Dementer: ich verstehe kein Wort mehr! Weil die Diskutanten nicht etwa ihre Logik präsentieren wollen, sondern einzig und allein die Coolheit ihrer Gemeinheit!

Und hier meine These: Nur wenn man den Sinn der Sprache beherrscht, kann poetisch schreiben. Nur wer (s)einer Logik folgt, kann im besten Fall poetisch schreiben. Denn Poesie bedeutet für mich das Können, die Innen- und Außenwelt verblüffend zu verbinden.

Das ist jedenfalls mein größtes Vergnügen am lyrischen Spiel: ich will nicht von jeder Dumpfbacke verstanden werden, aber ihm soll wenigstens intuitiv die Lust am Hohn im Hals stecken bleiben! Und deshalb schreibe ich nur Bilder, deren abstrakte Bestandteile für mich zwingend verbunden sind. Allein schon, um das Abstumpfen meines Verstandes möglichst lange heraus zu zögern!
 
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Du spürst also, wie eine Wolke sich legt?
Wolken sind Nebel, klar kann eine Wolke sich legen. Als Tau auf die Wiese zB.
Ist natürlich keine Alltagssprache, aber ich finde da auch nichts falsches dran. Poesie halt.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

"was ein Spiel“
Für mich auch eine der blödsinnigsten Moderedewendungen. Ein Anglizismus mit Möchtegern-Cool-sein-Faktor.

Aber sagst Du zB etwas "macht Sinn"? Bis vor 20 Jahren "hatte" etwas Sinn, und es klingt für mich heute noch unschön, obwohl ich mich auch dran gewöhnt habe.

Die Sprache entwickelt sich, und nicht immer in dem Sinne, wie es uns gefällt.

"Hingehen und ..." etwas tun finde ich auch bekloppt, oder "am Ende des Tages". Aber was soll's, sich drüber aufregen bringt nix. Und schon gar nicht in Diskussionen auf YouTube, das halte ich für verschwendete Lebenszeit.

Ein guter Text besticht immer durch seine (oft versteckte) logische Klarheit.
Interessant, das hätte ich nicht als Kriterium gesehen. Wenn ich zB an Rilke denke, ist das für mich oft eher nebulös, aber trotzdem gut.
 
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Wolken können nicht vom Himmel fallen, weil sie nur dort entstehen, wo die Luft steigt. Las ich gerade in unterschiedlichen Quellen. Mein Gefühl betrog mich also nicht!

Ich verstehe so gut wie nichts von Meteorologie. Aber ich prüfe meine Bilder fast immer. Poetisch sind für mich keine Behauptungen, sondern nur scheinbare Behauptungen. Das ist für mich entscheidend!!
 
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Wolken sind ja nicht die Luft, sondern die Wassertröpfchen. Die können dann doch mal fallen. 🙂

Aber von fallen war ja gar nicht die Rede, ... dass der Tau sich auf die Wiese legt, ist mMn allgemeiner Sprachgebrauch ..

Also würde ich in einem Gedicht auch der Wolke erlauben, sich zu legen. Jedenfalls sträubt sich da mein Sprachgefühl nicht 🙂

Edit: ich kam gerade drauf, an was das Thema mich erinnert: Adieu Emile
Hat natürlich eine etwas andere Aussage
 
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Lieber @opa_albin, wie sollen wolken sich ansonsten nebulös (deine Behauptung) legen? Wieso toleriert man Poeten als etwas schlampig schreibend? Für mich sollten Poeten ähnlich Wissenschaftlern schon logisch argumentieren können. Und weiß Gott, viele beweisen das auch.

Jeder Musiker, der etwas vom Fach versteht, argumentiert stundenlang, warum Sounds so und nicht anders produziert werden müssen. Ich finde derartige Statements übrigens spannend.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

mal fallen. 🙂

Aber von fallen war ja gar nicht die Rede, ... dass der Tau sich auf die Wiese legt, ist mMn allgemeiner Sprachgebrauch ..
:unsure: Antwortest du mir gerade ernsthaft? vielleicht googelst du doch erst mal nach Wolken, die sich legen..,
… was mE lediglich dem Reim Regen/Legen geschuldet ist.
 
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Wieso toleriert man Poeten als etwas schlampig schreibend?
Schlampig finde ich eine unfaire Unterstellung.

Jeder Musiker, der etwas vom Fach versteht, argumentiert stundenlang, warum Sounds so und nicht anders produziert werden müssen.
... und wie wir alle wissen, gibt es nicht DIE eine richtige Lösung.

Es ist nicht mein Text, also musst Du das am Ende mit x-riff ausdiskutieren.

Mich persönlich stört es nicht, und ich kann das Bild einer sich legenden Wolke nachvollziehen.
Erstens ist es eine poetische Formulierung, und wenn Du da anfängst, fehlenden Realismus zu kritisieren, kannst Du Dich glaub ich an Goethe, Rilke, Brentano und Co. jahrelang abarbeiten ;)

Zweitens, so als persönliches Bild: Ich haben mal im Gebirge auf einem Pass gezeltet, früh war alles neblig. Dann hat sich nach dem Sonnenaufgang die Wolke (== der Nebel ) nach unten hin aufgelöst. Dh man stand über der Wolke und sie ging immer weiter ins Tal zurück.
Ich finde, dafür kann man durchaus sagen, sie legt sich (auf die Landschaft).
 
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Ich finde die Formulierung "wie Wolken, die sich legen" gut und nicht im Widerspruch zur Natur. Nebel ist nichts anderes als eine am Boden liegende Wolke. Und als Bob ans Himmelstor klopfte, formulierte er ebenfalls "That cold black cloud is comin' down", ohne dass das bis jetzt jemanden gestört hat.

Mir gefällt das Gedicht, es vermittelt eine ruhige, friedliche Abschiedsstimmung mit Bildern, die jeder versteht. :cool:
 
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Interessante Diskussion!
Lieber geschätzter @x-Riff: Du spürst also, wie eine Wolke sich legt?
Nein. Und ich spüre auch nicht, wie eine Wolke sich langsam auflöst. Sowas kann ich nur entweder sehen/wahrnehmen oder eben nicht sehen/wahrnehmen. Deshalb schrieb ich:
Tja - ich auch nicht. Aber ich weiß auch nicht, wie es sich anfühlt, auf der route 66 zu fahren und habe dennoch ein Bild und ein Gefühl dazu.
Das ist für mich die Beschreibung der Wirkung gewisser Bilder (nicht aller Bilder): man selbst hat gar nicht die Wahrnehmung gemacht und hat deshalb auch kein eigenes Gefühl dazu - aber das Bild erzeugt dennoch eine Ahnung oder Vermutung davon, was gemeint sein könnte: Motorrad, Haare im Wind, durch eine großartige Landschaft fahren, Anhalten können, wo man will ... Freiheit, Ungebundenheit etc.
Und das ist es, worauf es mir ankommt.

Das geht in die Richtung von Bildern wie: "Die Sonne legt sich schlafen" oder "Der Mond wacht über uns". Jeder weiß, dass Sonne und Mond Himmelskörper und keine Lebewesen sind und demzufolge weder wachen noch schlafen. Und keiner hat bislang gefühlt, wie eine Sonne sich schlafen legt oder ein Mond wacht. Und gleichwohl werden mit diesem Bild Gefühle erzeugt, beim Autor und beim Publikum.
Deshalb trifft, lieber @Jongleur für mich auch nicht der Rekurs auf die Wissenschaft:
Wolken können nicht vom Himmel fallen, weil sie nur dort entstehen, wo die Luft steigt. Las ich gerade in unterschiedlichen Quellen. Mein Gefühl betrog mich also nicht!

Ich verstehe so gut wie nichts von Meteorologie. Aber ich prüfe meine Bilder fast immer.
Es geht nicht darum, was Wolken tatsächlich tun, bzw. genauer: Das, was Wolken oder die Dinge tatsächlich tun, reicht nicht aus, um die Tauglichkeit eines poetischen Bildes zu beschreiben oder aufzulösen. Genauso wie in dem sprachlichen Bild "Und die Atome tanzen Pogo". Jeder weiß, dass sich Atome bewegen, und zwar je nach ihrem Zustand unterschiedlich, und jeder weiß, dass Atome nicht tanzen und schon gar nicht Pogo. Gleichwohl funktioniert für mich dieses Bild sehr gut: denn es löst sofort Assoziationen und Emotionen aus: Atome, die sich normalerweise in einem geregelten Ordnungszustand befinden, tanzen aus der Reihe, gebärden sich wild (Pogo), kollern aneinander - Unordnung und Bewegung, Freiheit und Übermut, über die Stränge schlagen, Lust, aber alles im Sinne eines Spiels, weil Tanz.

Deswegen ist die Frage zu dem fraglichen Bild bzw. den beiden Zeilen nicht, ob es (rein) wissenschaftlich betrachtet, funktioniert oder richtig ist oder ob ich es fühlen kann, sondern einzig und allein, welche Assoziationen und Emotionen es auslöst und ob diese in ihrer Wirkung zu dem passen, was ich ausdrücken bzw. auslösen möchte.

Da ich das aber nur für (in der für mich begrenzten Zugänglichkeit) sagen kann, beschert mir Euer Feedback einen Reichtum, der wichtig für mich ist.
Meine Assoziationen und Emotionen zu den Zeilen
wie Wolken, die sich legen
spür ich nicht mehr den Regen
Wolken, die sich legen: Wolken kommen zur Ruhe (sich legen), sie entschwinden nicht, sondern bleiben in der Nähe, ja kommen näher, werden tendenziell faßbar: Emotion ist vorwiegend Ruhe
spür ich nicht mehr den Regen: etwas nicht spüren wird als gut empfunden, wenn das, was man spürt, unangenehm ist wie Ärger, Zorn, Unmut, Wut etc. Nichts mehr zu spüren wird als Zustand empfunden, in dem nichts mehr zu einem dringt: wer nichts mehr spürt, ist wie tot, ist tot. Regen wird in der Regel als unangenehm empfunden, etwas das man meidet und vor dem man sich schützt, mit einem Regenschirm, einem Hut oder indem man sich nach Hause oder in ein Cafe flüchtet - "I´m singing in the rain" nimmt dies auf und wendet oder bricht es gleichzeitig, in dem die Hauptpersonen aus dem an sich mißlichen Umstand etwas positives machen und im Regen tanzen - was wiederum Unbekümmertheit, Zuversicht und Behauptungswillen ausdrückt. In diesem songtext drückt der Umstand, den Regen nicht mehr zu spüren, aus, dass man nun vor Unbillen und mißlichen Situationen geschützt ist - das tangiert mich nicht mehr, dagegen bin ich gefeit.

Wie hängen nun Wolken und Regen zusammen?
Schon klar: Aus den Wolken kommt der Regen. Wolken, die abgeregnet haben, kommen zur Ruhe. Führen sie viel Regen mit sich, sind sie dunkel und schwer. Sind es viele dunkle, schwere Wolken, droht ein Gewitter oder Unwetter. Wolken, die sich abgeregnet haben, sind leicht, weiß und scheinen zu schweben. Wolken sind oben und berühren höchstens im Gebirge die Erde oder berühren das Flugzeug, das sich in ihrer Höhe bewegt. Wenn Wolken sich legen, habe ich nicht die Vorstellung, dass sie sich irgendwo hin legen: auf eine Wiese etwa ... legen gibt für mich hier keinen Hinweis auf einen Ort, sondern eher auf einen Zustand ...
In etwa also so: die Wolke schwebt weiter oben, ist aber nicht schwer und dunkel, sondern hat sich gelegt, ist zur Ruhe gekommen - und auf der Erde ist jemand, der den Regen nicht mehr spürt - und ebenfalls zur Ruhe gekommen ist.

Bei einigen scheint zumindest ein Teil davon auch so angekommen zu sein, etwa @opa_albin oder @MaxJoy - beim @Jongleur nicht.

Natürlich hat das Bild auch etwas mit dem Reimpaar legen und Regen zu tun. Wäre ich nicht auf einen Reim aus gewesen, hätte ich vielleicht geschrieben wie eine Wolke, die ruht spür ich nicht mehr den Regen. Aber indem ich das schreibe, merke ich, dass das in seiner Eindeutigkeit weniger transportiert als ich in das tatsächlich geschriebene Bild zu legen in der Lage bin.

Das Gefühl, dass ich mit dem Bild erzeugen will, hat mit Ruhe zu tun und damit, dass einen nichts mehr beunruhigt, nichts mehr kümmert. Gleichzeitig transportiert es so etwas wie Oben und Unten: Oben ist die Wolke, unten spürt man den Regen (oder auch nicht mehr). Und es liegt für mich auch Folgendes darin: eine Wolke besteht aus Wasserdampf. Ist viel Wasserdampf in ihr, wird sie schwer und blau bzw. dunkelt, senkt und erleichtert sich irgendwann, indem sie abregnet. Sie löst sich aber nicht vollkommen auf: etwas bleibt, das noch ihrer Substanz entspricht, wird bzw. ist aber leicht, weiß und schwebt unfaßbar über uns.
Das kann als Hinweis darauf gesehen werden, dass auch von uns etwas bleibt - sehr entfernt, aber nicht ohne Substanz. Das ist zwar sehr ins Weite gedacht bzw. assoziiert, kann aber sozusagen aus diesem Bild heraus aufsteigen ...

Nach dieser Betrachtung gefällt mir die Unauflösbarkeit oder das, was in dem Bild auf den ersten Blick nicht aufgeht (Was ist eine Wolke, die sich legt? Können sich Wolken überhaupt legen? Und was sind sie dann?), ganz gut und eigentlich immer besser.
Was nicht heißt, dass wenn es weiter wirkt, vielleicht noch etwas anderes oder ein neues Bild kommt.

Herzliche Grüße und Danke für Eure Eindrücke und Überlegungen!

x-Riff
 
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..vielleicht könnte man etwas persönliches, individuelles vornan stellen, etwas was an jemanden gerichtet ist..

..bei Knocking on Heavens Door wird nach der Mutter gerufen und es werden Symbole des Western-Lebens (Badge, Guns) erwähnt..bei Le Moribond (das Original von Seasons in the Sun) verabschiedet sich der Sterbende, vom Freund, vom Pastor, seiner Frau und deren Liebhaber, im Parting Glass von seinen Kneipenfreunden, dazu gibt es eine Entschuldigung wegen unangemessener Scherze über andere..
@michaw57 - interessante Frage!

Der Text ist allerdings allgemein gehalten in dem Sinne, dass keine konkreten Personen benannt oder angesprochen oder keine persönlichen Erlebnisse genannt werden.
Bei ersterem bin ich mir sehr sicher, dass sich das auch nicht ändern wird. Ich schreibe und halte unter anderem Reden bei Veranstaltungen und nichts ist mir so unangenehm wie diese Pflicht des Grüßens, Dankens und name-droppings - denn man kann im Grunde nur etwas falsch machen: Alle kann man gar nicht nennen und die Nicht-Genannten fühlen sich immer irgendwie auf den Schlips getreten - und wenn man es kurz macht, ist es zu wenig, und wenn man es lang macht, ist es zuviel ... Im meinem persönlichen Fall gehe ich davon aus, dass ich mit den Personen, um die es geht, vorher eh in einem guten Kontakt stehe und das wäre für mich auch eher Inhalt eines persönliches Gespräches denn einer Erwähnung in einem song, der möglicherweise bei der Trauerfeier gespielt wird.

Ähnlich sieht es für mich auch mit konkreten Erlebnissen aus. Wenn ich nur je eins aus Kindheit, Jugend, Erwachsener, Älterer nehme, wird es sofort sehr voll, notgedrungen lang und hat einen Anflug von biografischen Stationen, die benannt werden - eine Art Lebensbericht.
Damit ist es für mich so wie oben: Wo anfangen, wo aufhören? Und: die Personen, die dabei sind, wissen davon eh und müssen nicht daran erinnert werden.

Allerdings: Das wäre durchaus ein Text, der des Schreibens Wert wäre. Momentan beschäftige ich mich eh ein bißchen mit meiner Biographie, biographischen Stationen und was sie für mich bedeutet haben - kann sein, dass dabei so etwas herauskommt. Was aber auch immer dabei herauskommt: das wird ein deutlich längerer Text als dieser hier - und wenn ich an die Trauerfeiern denke, die ich schon mitgemacht habe, ist dieser song mit einer Länge von vielleicht 5 Minuten (inklusive instrumentellen Passagen), sehr passend.

Eine gute Gelegenheit allerdings, auf den song hinzuweisen, der mich zu meinem inspiriert hat und mir bislang unbekannt war. Er wurde in einem anderen thread des Musiker-Boards gepostet:
Schandmaul "Euch zum Geleit"

Ein Lied, das mich seit meiner Jugend begleitet und in das ich jetzt gerade noch mal reingehört:
Hannes Wader - Kleines Testament

Herzliche Grüße

x-Riff
 
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..zur „Wolken - legen“-Diskussion möchte ich anmerken..es gibt als Stellschraube auch die Möglichkeit, die Wolken zu ersetzen..
Vorbei, vorbei,
wie Wolken, die sich legen
spür ich nicht mehr den Regen
So frei, so frei
und es ist gut - es ist gut - es ist gut

Nebel, Schleier, Winde, Wetter, Lüfte, wenn es ähnlich sein soll
Träume, Wünsche, Ziele, wenn man den meteorologischen Bereich verlassen mag..

..evtl will man dann das Verb der darauf folgende Zeile auch anpassen, statt spüren ließe sich sehen, fühlen, ahnen, atmen, brauchen, vergessen einbauen..

..mich hat an der Textstelle eigentlich allein der Vergleich „wie Wolken sich legen, spür ich nicht“ stutzen lassen..ich erwarte eher ein „wenn“..möglich wäre es dafür die Zeilen zu tauschen..

>>
Vorbei, vorbei,
Ich spür nicht mehr den Regen
wie wenn Wolken, die sich legen
<<
 
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... aber x-riff hat doch geschrieben, dass er nichts ändern möchte ... :unsure:

Ich finde, die Vorschläge ändern den Inhalt sehr und geben ihm eine andere Richtung.

Selbst von Wolken zu Nebel ist die Bedeutung eine andere - Wolken eher positiv annotiert, Nebel eher negativ/unklar ... bei mir jedenfalls.
Wetter und Lüfte sind dann noch weiter weg ... ist alles so ein bisschen "reim Dich oder ich fress Dich" ;)

aber trotzdem interessant, was es noch für Möglichkeiten gibt (y)
 
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