Vielleicht ein Gate auf das Mikro legen? Mit kurzen Regelzeiten.
Bitte nicht! Das versaut jeglichen Anschlag. Die Nutzung von Gates als Rausch- oder Störunterdrücker ist eine elende Krankheit, die irgend ein Depp in die Audiotechnik eingeschleppt hat und jeder unerfahrene Hansi jetzt nachbaut! Das ist eine der dämlichsten Ideen, die man hatte. Das Rauschen stört faktisch nicht, das Gate clippt aber ständig Information weg. Bei Funkgeräten und Sprachaufnahmen werden dadurch Teile des Wortes verschluckt und bei Musik geht das überhaupt garnicht. Der Mensch kann mit seinem Ohr (und dem Gehirn) auch im Rauschen sehr viel leisere Signale noch wahrnehmen und dekodieren.
Störgeräusche des Klaviers bekommt man so gar nicht weg, weil sobald ein Ton einer Taste spielt, ist das Gate offen und das Klack der nächsten Taste kommt durch.
Gates kann man dazu nutzen, Schlagzeuge mit Obertönen anzureichern. Mehr nicht. Wenn man Rauschen wegbekommen will, dann braucht es Algorithmik. Etwas Wegnehmen kann man es durch einen schnell eingestellten Expander mit langsamem Release, der in echten Sprachpausen das Rauschen runternimmt.
Ich plädiere immer dafür, das drin zu lassen! Angeschaltete Geräte sind so auch leicht erkennbar!
Nimmt natürlich der Aufnahme so etwas ihren natürlichen Flair.
Es wird die Aufnahme total ruinieren! Es gibt bei Liveaufnahmen immer ein unterschwelliges Grundgerausch, wenn nichts los. Bei Stereoaufnahmen mit AB hört man eine Art von Weite - besonders in Kirchen. Nimmt man das am Ende eines Tracks weg, dann gibt es einen Riss! Der Grundklang springt einem förmlich kurz vor dem Sterben ins Gesicht. Auch da sieht man schon, wie unmusikalisch Gates sind. Am Anfang einer CD und am Ende immer Fading.
Andere Möglichkeit:
Mit einem zweiten Mikrophon auf einer anderen Spur die Tastaturgeräusche gezielt aufnehmen und um 180° phasenverschoben zur normalen Spur dazumischen.
Der Standardansatz.
Der funktioniert aber nicht bei so breit ausgesendeten Signalen wie bei einem Klavier, weil das nur für einen einzigen Punkt vom Winkel und der Phase her passt. Anders, als bei aktiven Absorbern in der Studioecke und an Fensterscheiben, bzw Gerätegehäusen (BTDT) ist der Schall nicht in diesem Punkt definiert und daher auch nicht dort durch Gegenschwingung zu vernichten. Das gilt auch für eine versuchte mathematische Vernichtung durch Abziehen.
Nur ein sehr dediziertes Signal - konkret das Sirren einer Lampe in 10m Entfernung zum Mikro kann man so direkt und ziemlich alleine aufnehmen und weitgehen phasenrein abziehen. Auch einen brummenden Trafo mit +/-100Hz und Oberwellen habe ich so schon minimiert.
Wenn man das so machen wollte, dann müsste man wirklich das Klavier abziehen, soweit es in dem Hauptmikro aufgenommen wurde und das geht nur im Mikro selber, so wie es bei ANC-Kopfhörern und Hörgeräten machen.
Mithin ist genau diese Funktion durch die Nutzung eines Nierenmikros ja erfüllt: Der von der Seite und hinten kommende Schall wird zunehmend abgezogen.
Das Nierenmikro macht das also schon und zwar auch ziemlich winkelgerecht, weil die weit außen liegenden Tasten etwas besser reinkommen, als die in der Mitte - dafür aber weiter entfernt sind.
Bei der zweiten Spur darf dann natürlich die Stimme gar nicht oder nur sehr wenig mit aufgenommen werden.
Wie beschrieben - das Nierenmikro hat sozusagen zweimal Membran - einmal positiv und einmal negativ. Unechte Nieren, die aus Doppelmembranen zusammengesetzt sind, machen es sogar elektrisch, indem sie das eine vom anderen abziehen.
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Noch ein Hinweis: Das Signal muss ->gegenphasig sein<-. Das "180° verschoben", das man immer hört, ist sachlich falsch und macht bei einem Musiksignal auch keinen Sinn. Das gilt nur bei einem Sinus, definierter Wellenlänge und bei genauem Hinsehen wäre das auch nur für einen mathematischen unendlichen Sinus exakt dasselbe! Bei einem akustischen Sinus, also einem echten Brummen aus einem Woofer, das einen Anfang hat und sich in der Amplitude noch ändert, klappt das nicht, das Signal bezogen auf eine Frequenz X um einen Winkel zu verzögern und abzuziehen - weil dann die erste Halbperiode keine Gegenschwingung hätte - woher auch! Bei stark ändernden Signalen würde auch die Amplitudendifferenz zuschlagen. Daher sollte man "Verzögerung" und "Phaseninversion" schön auseinander halten - insbesondere dann, wenn beide Effekte irgendwo zeitgleich vorkommen, wie beim Lautsprecherbau und Schallkompensation.
Den Vortrag musste ich einst einem "bachelor of arts" von der SAE halten, der die funktionelle Signalverarbeitung für einen Aktivabsorber definierte, die dann ein "bachelor of science" (früher "engineering") umsetzen sollte. Nach tagelangem MATLAB-Gehudele und etlichen Simulationen der Elektronik, der Akustik und der Signalprozessierung, hatten sie es dann endlich geschafft, das Kontersignal sowohl elektrisch, als auch akustisch in der Box kurzzuschließen und dafür zu sorgen, dass es im Testlautsprecher nur kurz knackte und danach sekundenlang hohl klang, bevor der energieraubende Kurzschluss die Endstufe brutzelte und rauschend und zischend abrauchen liess. Das ganze hörte sich etwa so an: "HMMMMP .ffffffffsssssssssssssP!
Da wurde an mehreren Stellen Phasenversch(r)obenes produziert, irgendwo zugemischt und abgezogen und sonstwie vermuckelt, inklusive vollständiger Destabilisierung der Regelkette. Eine grandiose Leistung deutscher Ingenieurkunst, und das nur - weil man unsauber definiert und Fachbegriffe durcheinander schmeißt.