Lack auf Fender Stratocaster löst sich auf! Wie geht das?

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Hallo ihr!
Mir ist neulich von einem Gitarristen erzählt wurden das er mit seiner Stratocaster (Fender US, Reissue, 30 Jahre alt), einen Auftritt oder Proben hatte. Am diesem Tag war es sehr heiß, wohl über 30 Grad . Und natürlich hat der Gitarrist stark geschwitzt.
Nach geraumer Zeit soll - nach seiner Aussage- der Klarlack oder Lack weich und klebrig geworden sein, so das ein Abdruckmuster seines T-Shirts jetzt im Lack der Stratocaster verewigt ist.
Meine Frage an den Gitarrenbauer oder speziell Lackierer!
Wie ist das möglich? Es ist auf jeden Fall davon auszugehen, dass die Strat noch über den Originallack verfügt. Sollte es nicht der Originallack sein, stellt sich die, Frage was bei der Lackierung falsch gemacht worden sein könnte.
 
Das ist zwar sicher nicht gewollt, aber normal, wenn der unterstellte alte Nitrolack mechanisch (Reibung) und chemisch (Reaktion mit Feuchtigkeit (u. a. Schweiß) und physikalisch (Temperatur) belastet wird und reagiert.
Rory Gallaghers Strat war fast blank durch die eingetragene Belastung...
 
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Vielleicht hat der Gitarrist auch ein Mücken- , oder Sonnenschutzmittel benutzt. Dann ist es normal, dass Nitrolack sich mit solchen Mitteln nicht verträgt und mit weichwerden reagiert.
 
Frage was bei der Lackierung falsch gemacht worden sein könnte.
Gar nichts. Das kann eine normale Reaktion auf die bereits oben geschilderten Faktoren sein. Das ist nicht ungewöhnlich für Nitrolack.



Der erwähnte Rory Gallagher z.B. war bekannt für seinen überdurchschnittlichen Schweißfluss und zusätzlich sehr aggresiven Schweiß. Seine Gitarren - Lack und Brücken - sind davon regelrecht zerfressen worden.
 
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Mit dem Problem habe ich auch zu kämpfen....starker und aggressiver Schweiß.
Meist habe ich deshalb 2 Mikrofasertücher in Griffweite. Das eine ist feucht mit leichter Seifenlauge.
Damit wische ich dann zwischendurch immer mal über den Hals, und die Decke wo der arm aufliegt.
Mit dem anderen wische ich trocken nach. Ich habe aber auch schon mit einem strumpfartigen Schnittschutzärmel über dem rechten Arm gespielt.
Der saugt den Schweiß auf und lässt ihn nicht an den Lack.

sowas zum Beispiel:
 
Haben die Strats wirklich Nitrolack? Ich hätte da PU erwartet...
 
Zitat von Fender.com:

Das Nitrocellulose Lacquer Finish gehört zu den wichtigsten Features bei Fender E-Gitarren der Original-Ära. Ein Nitrolack-Finish lässt das Holz atmen und beeinträchtigt dadurch nicht das natürliche Resonanzverhalten. Mit den Jahren entwickelt es eine wunderschöne, dezente Patina.

Von den Mexikanischen weiß ich es nicht, würde da aber eher auf Polyurethan tippen
 
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Es gibt auch mexikanische Sondermodelle mit Nitrolack.
 
@KlampfenTom das steht da heute, aber das Instrument um das es geht müsste den frühen 90ern entstammen. Da war viel PU und Polyester in der Fertigung, was ja gegen so ziemlich alles inert ist. Daher eigentlich eine berechtigte Frage...
 
Es gibt auch mexikanische Sondermodelle mit Nitrolack.
Ausnhmen bestätigen die Regel :biggrinB:

Zur Verwendung von PU- oder gar Polyesterlacken bei Fender USA habe ich nichts finden können, aber auszuschließen ist das natürlich nicht.
 
Da war viel PU und Polyester in der Fertigung, was ja gegen so ziemlich alles inert ist.
Eigentlich ja, aber: Bei meiner meine 89er American Std. ist selbst der Polyesterlack eines Sommers stellenweise weich und klebrig geworden und hat gierig den schwarzen Flausch des Koffers absorbiert. Sie heißt seit dem "Die bärtige Lady" :sneaky:
Da die Kontaktstellen zur Haut betroffen sind, muss ein entspr. aufgebrachter Stoff (Sonnenschutzmittel?) in Kombination mit der Hitze in meiner Studibude das Maleur generiert haben. Die genaue Ursache konnte ich nie wirklich ergründen, hatte ich nie wieder.
Bei ungünstigen Konstellationen können also selbst Polylacke betroffen sein.
 
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Die Aggressivität von Schweiß wird wie mir mein Arzt erklärt hat überwiegend durch Salze und Fette bestimmt, die durchschnittlich zu 1% im Schweiß enthalten sind.
Welche Salze und in welcher Menge werden vom Stoffwechsel bestimmt. Dazu kommt noch ein geringer Anteil Harnstoff im Schweiß, und was Harnstoff (AdBlue) auch mit Autolacken anstellt, sollte sich mittlerweile nicht nur unter Dieselfahrern herumgesprochen haben.
 
Rory Gallaghers Strat war fast blank durch die eingetragene Belastung...
Nicht ganz: Rory Gallagher hat den Lack seiner Stratocaster mit einem Rasiermesser und Schleifpapier runtergekratzt. Er hatte wohl eine Allergie gegen die Farbe, also hat er angefangen, den Lack selbst abzutragen. Ausserdem lag die Gitarre mal eine Weile (angeblich 2 Wochen) im nassen Strassengraben, weil sie geklaut und dann wiedergefunden wurde.

Eine gute Quelle dafür ist das Buch "Riding Shotgun: 35 Years on the Road with Rory Gallagher and Nine Below Zero" von Gerry McAvoy. Da erzählt Rorys langjähriger Bassist die Story von der Gitarre.

Eine andere Quelle ist ein Artikel auf Fender.com, wo diese Geschichte auch erwähnt wird. Leider finde ich den link nicht mehr – möglicherweise liegt der jetzt auch in einem Strassengraben.
 
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Mal abgesehen davon, was alles passieren kann - es gibt jede Menge ganz alte Gitarren, deren Lack exzellent in Schuss ist. Lacquer checking und Alterung und Risse und Platzer OK, aber stellt euch mal vor, wenn jede Gitarre mit Nitrolack nach einmaligem Spielen unter widrigen Umständen einen so deutlichen Lackschaden bekommen würde, da wären die doch alle mittlerweile blank bzw. 5 x nachlackiert. Sind sie halt aber nicht.

Insofern ... ist schon davon auszugehen, dass da was Ungewolltes passiert ist. 30+ Grad, heiß, womöglich feucht ... ist ja nix, was es nicht auch in Deutschland ab und an und in vielen Regionen der Welt auch länger und regelmäßig geben würde. Gut gemachter und ausgehärteter Lack ist jedenfalls "normalerweise" hart und resistent und widerstandsfähig, insbesondere bei kurzfristiger Exposition zu widrigen Substanzen. Darum lackiert man ja, nicht nur weil's schön aussieht, sondern weil es eben auch das Instrument schützt.

Ergo ... ist schon eher ungewöhnlich. Aggressiver Schweiß, vielleicht irgendwas in der Luft, vielleicht Substanzen in der Beflockung des T-Shirts ... können alles Faktoren sein. Aber ich würde schon sagen, dass eigentlich sowas wenn bei wiederholtem Auftreten und auch "dreckige Gitarre in den Koffer legen" passiert, und nicht weil's ein einziges Mal heiß und schwitzig war. (BTW meine knapp 30 Jahre alte US-Strat, damals "American Standard", hat einen knallharten PU-Panzer ... war aber "nur" das normale Modell und kein Sondermodell, hatte damals keine Ahnung was es noch so alles gegeben hatte...).
 
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wenn jede Gitarre mit Nitrolack nach einmaligem Spielen unter widrigen Umständen einen so deutlichen Lackschaden bekommen würde, da wären die doch alle mittlerweile blank bzw. 5 x nachlackiert. Sind sie halt aber nicht.
Vollkommen richtig! Wir gehen von einer extremen Ausnahmesituation aus, wo wahrscheinlich mehrere Faktoren zusammengewirkt haben, und die kann es immer wieder mal auf die eine oder andere Art geben
 
Guten Tag tintenschleuder,
Das von Ihnen beschriebene Phänomen klingt nach einer sogenannten "Erweichung" oder "Plastifizierung" des Nitrocelluloselacks, der häufig bei Vintage-Reissue Fender Stratocasters verwendet wird.

Nitrocelluloselack ist ein thermoplastischer Lack, der bei hohen Temperaturen und Feuchtigkeit weich werden kann. Dies liegt an seiner molekularen Struktur und der relativ niedrigen Glasübergangstemperatur.

Einige mögliche Erklärungen für diesen Vorfall:

Lösemittelrückstände: Wenn der Lack nicht vollständig ausgehärtet war, könnten Restlösemittel im Lack zu einer vorzeitigen Erweichung geführt haben.

Alterung des Lacks: Mit der Zeit kann Nitrolack durch Oxidation und UV-Strahlung spröde werden, was ihn anfälliger für solche Reaktionen macht.

Unzureichende Vernetzung: Bei der ursprünglichen Lackierung könnte es zu Problemen bei der Polymerisation gekommen sein, was die Widerstandsfähigkeit des Lacks beeinträchtigt.

Weichmachermigration: Chemikalien aus dem T-Shirt könnten mit dem Lack reagiert und als externe Weichmacher fungiert haben.

Falls es sich nicht um den Originallack handelt, könnte eine unsachgemäße Anwendung oder falsche Mischung der Lackkomponenten die Ursache sein. Mögliche Fehler wären:

Falsche Härterzugabe
Ungeeignete Trocknungsbedingungen
Verwendung inkompatibler Lösungsmittel
 
"Polymerisation" und "Härterzugabe" halte ich bei Nitrolack für ausgeschlossen.
 
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