Was man zu dem Thema auch noch reinwerfen muss, ist der Umstand, dass das Mastering klassisch eigentlich auf der Stereo-Summe passiert, an der man aber außer der Anpassung unterschiedlicher Lautstärken und gfs Klangprofile der Songs untereinander - um sie z.B. auf dieselbe CD zu bringen, nicht viel tun kann. Die einzelnen Spuren untereinander innerhalb eines Songs sind dann ja fix und nicht mehr veränderbar. Das gilt insbesondere für die Stereowirkung der Kanäle.
Das bedeutet, dass man eigentlich dem Erfahrenen auch den Downmix überlassen muss, damit er überhaupt eine Chance hat, etwas Durchgreifendes zu bewirken. Als Folge daraus kann man meines Erachtens nicht nach Songs, sondern muss nach Stunden abrechnen.
Als weitere Konsequenz der Betrachung muss man sich auch sofort fragen, was man mit einem 2-Kanal-Master-Plugin dann noch erreichen kann: Besonders die Bearbeitung der Stereobreite ist in aller Regel ineffektiv bis kontraproduktiv, weil man die Lage der Einzelstimmen nicht (mehr) in der Hand hat und in vielen Aufnahmen phasenabhängiges Stereo verwendet wird, welches man mit M/S grundsätzlich nicht richtig prozessieren kann. Eine totale Stereobearbeitung scheidet damit nach meiner Sicht bei so einem plugin meistens aus und ist vollständig im Schritt vorher zu erledigen, womit wir wieder beim downmix-Problem sind.
Was man da natürlich tun kann, ist Kompression und EQ - unbestritten, aber ich sehe das immer im Verbund mit dem downmix, weil man im Regelfall die Einzelspuren gegen andere verändern muss, um sie anzugleichen oder abzuheben. Ein typisches Problem sind Instrumente, die so - wie sie aufgenommen oder erzeugt wurden - an einigen Stellen im Song zu laut und an anderen zu leise wirken. Das kann man manuell oder auch mit einem langsamen Kompressor bearbeiten. Wenn man das dann hingedreht hat, kann man aber im Grunde nicht mehr nachher im Folgeschritt nochmal mit einem Mastering drüber gehen und alles stark verknautschen, weil größere Dynamikänderungen immer auch Stereobildveränderungen nach sich ziehen und sich so wegen der Maskierungseffekte und anderer psychoakustischer Wirkungen der Eindruck leiser Stimmen gegen laute wieder ändert.
Für mich ist daher der Master-Plugin ein Werkzeug, das "online" schon während des Abmischens mitlaufen muss, um die Wirkung zu haben und Änderungen während des downmixes beurteilen zu können. Da die DAWs das ja erlauben, gehe ich davon aus, dass die Meisten das auch so machen.
Gehen wir jetzt einen Schritt weiter und schauen uns an, was der Master-Plugin-bietet, dann ist das eigentlich genau das, was man schon bei den Einzelstimmen braucht, um sie zu bearbeiten. Daher sitzen bei mir in der DAW in sehr vielen Stimmkanälen vor dem Downmix solche Master-Plugin-Funktionen. In meinem FPGA-Mixer habe ich das auch drin und der kann - anders als fast alle Mischpulte und plugins - auch Phasenstereo individuell. D.h. es gibt bei mir schon immer zwei Pan-Regler, einer macht Delay, der andere Pegel. Mich wundert es nach wie vor, dass es das so gut wie nirgends gibt, ist es doch bei praktisch allen akustischen Aufnahmen mit einem Hauptmikrofon so, dass auch die Phasen des Stereosignals zum Bild beitragen. Bei AB ist es in den Tiefen sogar NUR die Phase.
Ich habe, als ich noch mit dem Rechner gemischt habe, immer einen Steinberg Stereo Wave Plugin genutzt, der das unabhängig und individuell einstellen konnte. Angewendet aber immer auf die Einzelspuren. Dort kann man dann auch entsprechende Effekte erzeugen, vor allem für den Hall. Auf die Mastersumme angewendet kann man da fast nichts verstellen, ohne den Mix total zu verdrehen.
Ich nehme an, der aktuelle OZONE kann das?