KEHRREIM: So wie es endet, fängt es an

  • Ersteller Jongleur
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, wahrscheinlich liegt das an der besonderen Reimform.
Ja das könnte stimmen. Es ist vielleicht die Art. angstfrei zur Form zu finden. Die Schere im Kopf zu beobachten ohne ihr einen voreilig Zugriff zu gestatten.
 
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You've got to hide your love away... also darauf könnte es passen.
Ich lese nicht viel und höre kaum Musik. Einfach, weil unsere Erlebniswelt so vollgemüllt ist mit dem, was man tun sollte. Interessant aber, wie immer etwas durch meine Filterblase dringt. Hier ist es die Erinnerung an Hesse oder Michael Ende. Neue Deutsche Lyrik eben. Bite nicht falsch verstehen, das Konzept ist keine Kopie, sonder etwas Neues. Also den Kehrreim kenn man ja aus der Schulzeit. So mit Leben erfüllt hat man den aber schon lange nicht mehr gehört.
 
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Ich lese nicht viel und höre kaum Musik. Einfach, weil unsere Erlebniswelt so vollgemüllt ist mit dem, was man tun sollte. Interessant aber, wie immer etwas durch meine Filterblase dringt. Hier ist es die Erinnerung an Hesse oder Michael Ende. Neue Deutsche Lyrik eben. Bite nicht falsch verstehen, das Konzept ist keine Kopie, sonder etwas Neues. Also den Kehrreim kenn man ja aus der Schulzeit. So mit Leben erfüllt hat man den aber schon lange nicht mehr gehört.
Lieber @Scarmus, deine Kritik hat mich außerordentlich erfreut!! Herzlichen Dank!🥲

Denn du hast vermutlich meine Ansprüche sehr gut empfunden oder verstanden: einen theoretisch fundierten und jederzeit bewusste Umgang mit der deutschen Sprache zu erreichen! Dafür habe ich den Schreibstil meine Lieblingsdichter sehr lange und sorgfältig studiert. Seit einiger Zeit kann ich nun Goethes oder Rilkes Gedichte im Halbschlaf grammatisch und rhetorisch analysieren, wie beispielsweise einige Musiker aus dem Stegreif Jazz Songs.

Nach jahrzehntelanger professioneller Texterei begriff ich, dass sich der größte Teil der Themen seit vielen Jahrhunderten wiederholt. Neue Themen sind meistens alte Probleme. Es ist der bewusste Umgang mit der Sprache, der bei jeder Generation immer wieder neue Verblüffung auslöst.

Dafür sollte man als Texter die Möglichkeiten der Grammatik, Rhetorik und Poetik sorgfältig studieren. Schreiben bedeutet für mich: So mehrdeutig und „verschwommen“ wie möglich zu schreiben. Probleme nerven mE vermutlich nur deshalb, weil sie immer wieder, von der selben Seite mit der selben Lupe erfolglos betrachtet, so schnell und deutlich wie möglich artikuliert werden. Leider kapieren viele Musiker nicht, warum klassische Musik generell unverständlich ist und bleibt- und dennoch beliebt ist: Es ist das stark empfundene Unverstandene!

POESIE sollte nur so klar sein, wie Töne oder Sounds. Meine Lieblings- texte sind oft mit klaren Worten so verwirrend geschrieben, dass ich lange über den Inhalt nachdenken muss, bevor ich den bewusst geknüpften Knoten endlich lösen kann. Und dann staune ich über die Artistik mancher Texter. Randy Newman, Sting oder Paul Simon gehören ebenfalls zu diesen Künstlern. Hindernisse sind wie Blutdruck-Senker, die verwirrte Geister entschleunigen können.

Leicht zu schreiben ist zwar das schwerste, aber auch schönste Erlebnis . Wobei man dringend zwischen leicht und banal unterscheiden sollte. Jeder für sich!
 
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Leicht zu schreiben ist zwar das schwerste
"Einer muss sich immer quälen. Entweder der, der schreibt, oder der, der liest"
Sagte mir mein Ausbilder im Volontariat für Zeitungsartikel.
Hat er bestimmt selbst geklaut, egal - ist sicher allgemein gültig.

Also, lasst uns uns quälen :) das Ergebnis wird es rechtfertigen.
 
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Nein der, der der 7a dereinst derartig Derbes verdarb.
 
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Wir lachen beide, aber sowohl beispielsweise Rilke als auch viele zeitgenössische Texter bauen auffallend häufig auf solche unauffällig auffallende Klanggruppen wie Alliterationen, Assonanzen usw. Die kamen mir früher eher zufällig in den Sinn. Heute suche ich sie ganz bewusst und konzentriert bei der Entwicklung neuer Themen!
 
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Wer will, darf hier ebenfalls gern seine eigenen Erfahrungen preisgeben.
 
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Sagte mir mein Ausbilder im Volontariat für Zeitungsartikel.
Hat er bestimmt selbst geklaut, egal - ist sicher allgemein gültig.
Bestimmt geklaut, doch trotzdem gut.
Bin so hungrig nach sinnvollen Worten, dass ich dabei ganz vergesse, wieviel Blödsinn man dabei redet.

Doch die Weisheiten stimmen alle. Sie sind alle selbst erfahren worden.
Wer des Pudels Kern entdecken will, wird bald an die Endlichkeit des Lebens erinnert.

Wir sind nicht die neue Avantgarde.
Wir rezitieren nur, was richtig ist.

Und trotzdem ist es immerwieder schön, die Unendlichkeit in der Poesie zu entdecken.
LG
 
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Naja, von Klauen halte ich nichts. Aber ich benutze durchaus gern Redewendungen und gebe ihnen eine eigene Prägung. Auch Wendungen gehen mit der Zeit…;)
 
Diebstahl oder Klauen war auch nicht gemeint.

'Mit der Zeit gehen' schon eher.

Der Kehrreim ist ja eine althergebrachte Reimform. Ich habe gelesen, dass daraus sogar so etwas wie der Refrain entstanden ist!

Also ist der Kehrreim die Urform des Populistischen Liedguts.
 
Also ich kenne den Kehrreim aus dem Chor. Er besteht mMn aus dem vielfachen Wiederholungen einer identischen Zeile. „Das Wandern ist des Müllers Lust“ wäre so gesehen ein Paradebeispiel.
 
Aber Du hast doch den Kehrreim so heraus gestellt, also willst Du uns nicht sagen, warum Du das so getan hast?

Insbesondere in Bezug auf auf den nachfolgenden Text wäre das wohl sehr wichtig zu erfahren.
 
Aber Du hast doch den Kehrreim so heraus gestellt, also willst Du uns nicht sagen, warum Du das so getan hast?
Ich wage mal den Versuch einer Erklärung.

Seit einiger Zeit beschäftigt mich der freie Vers, worunter ich in DIESEM Falle mal speziell Gedichte ohne Endreime verstehe.

Irgendwann las ich im „Spiegel“ zum Thema Hirnforschung, daß Reime automatisch als besonders seriös, geistreich, bedeutungsvoll empfunden werden. Das überraschte mich, hatte ich doch bis dahin einen Reim eher vorrangig als Gedächtnis-Stütze wahrgenommen….

Gleichzeitig empfinde ich jedoch den End-Reim stets als eine riesengroße Gefahr, inhaltlich seine jeweilige Absicht laufend aus den Augen zu verlieren. Deshalb spielte ich die letzten Monate immer mal wieder mit dem „endreimfreien“ Vers. Und dabei erinnerte ich mich quasi automatisch an den Kehrreim - die identische Wiederholung bestimmter Zeilen einer Strophe.

Egal ob die Wiederholung am Anfang, in der Mitte oder am Ende einer Strophe stattfindet: Eine Wiederholung verleiht der entsprechenden Zeile von Mal zu Mal ein immer größeres Gewicht. Was für ein Zauber: dieses automatisch wachsende Gewicht ;)

Je länger ich mich mit dem Phänomen der Wiederholung beschäftigte, umso häufiger fiel mir die einmalige Struktur von „Das Wandern ist des Müllers Lust“ auf. Ein besseres Beispiel für die extreme Wirkung von Kehrreimen kenne ich nicht! Das Lied gilt als das bekannteste deutsche Volkslied. Interessant, nicht? :unsure:

Hier unterbreche ich mal meine Schilderung mit einer Frage: Was ist denn fragwürdig am identischen Kehrreim? Warum benutzt man lieber den ständig variierenden Endreim auf die Gefahr hin, inhaltlich sein Ziel pausenlos aus dem Auge zu verlieren?!? Ist der Mensch nicht verrückt?! :D

Je häufiger ich vor so etwas Ungereimten stehe, umso größer wird automatisch mein Verlangen, scheinbar Ungereimtes zu schreiben…Lieber @Scarmus, kannst du damit etwas anfangen? :unsure:

:hat:
 
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Was ist denn fragwürdig am identischen Kehrreim? Warum benutzt man lieber den ständig variierenden Endreim auf die Gefahr hin, inhaltlich sein Ziel pausenlos aus dem Auge zu verlieren?!? Ist der Mensch nicht verrückt?! :D

Je häufiger ich vor so etwas Ungereimten stehe, umso größer wird automatisch mein Verlangen, scheinbar Ungereimtes zu schreiben…Lieber @Scarmus, kannst du damit etwas anfangen? :unsure:
Oh my, das mal eine Antwort! Ein Reim ohne Reim, das würde sogar dem Matthias Reim gefallen:
Irgendwann las ich im „Spiegel“ zum Thema Hirnforschung, daß Reime automatisch als besonders seriös, geistreich, bedeutungsvoll empfunden werden. Das überraschte mich, hatte ich doch bis dahin einen Reim eher vorrangig als Gedächtnis-Stütze wahrgenommen….

Gleichzeitig empfinde ich jedoch den End-Reim stets als eine riesengroße Gefahr, inhaltlich seine jeweilige Absicht laufend aus den Augen zu verlieren. Deshalb spielte ich die letzten Monate immer mal wieder mit dem „endreimfreien“ Vers. Und dabei erinnerte ich mich quasi automatisch an den Kehrreim - die identische Wiederholung bestimmter Zeilen einer Strophe.

Egal ob die Wiederholung am Anfang, in der Mitte oder am Ende einer Strophe stattfindet: Eine Wiederholung verleiht der entsprechenden Zeile von Mal zu Mal ein immer größeres Gewicht. Was für ein Zauber: dieses automatisch wachsende Gewicht ;)

Je länger ich mich mit dem Phänomen der Wiederholung beschäftigte, umso häufiger fiel mir die einmalige Struktur von „Das Wandern ist des Müllers Lust“ auf. Ein besseres Beispiel für die extreme Wirkung von Kehrreimen kenne ich nicht! Das Lied gilt als das bekannteste deutsche Volkslied. Interessant, nicht? :unsure:
"Ein Gerdicht, das wächst." -Das kommt in mein Poesiealbum.
 
Oh my, das mal eine Antwort! Ein Reim ohne Reim, das würde sogar dem Matthias Reim gefallen:
Du hast Recht. Klingt komisch - ist aber durchaus ernst gemeint! Ich betrachte einen Identischen End-Reim im Prinzip weniger als Reim, sondern eher als Epipher.
"Ein Gerdicht, das wächst." -Das kommt in mein Poesiealbum.
Ja, identische Wiederholungen haben ein eigenes Gewicht. Reime nehme ich inhaltlich UND phonetisch wahr. Kehrreime hingegen verstärken vor allem die Intensität.
 
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Im Unterschied zu Musik kann man Text ja durchaus tiefer logisch überprüfen. Ein unbestimmter Eindruck, aus dem Bauch heraus, wie z. B.: "Das gefällt mir" muss beim Texten also eindeutiger sein, als beim Musizieren.

Aber was hier zu erst da war, der Text oder die Melodie, ist doch fragwürdig. Bei der Melodie von des 'Müllers Wanderlust' kann man jedenfalls wenig kreatives Element entdecken. Auch die Textgestaltung scheint in Folge spröde und autorotär. Deshalb ist es um so verwunderlicher, dass daraus so ein Text entstehen kann. Aber vielleicht hat noch ein anderes 'kreatives Element' dabei mitgeholfen...
 
Bei der Melodie von des 'Müllers Wanderlust' kann man jedenfalls wenig kreatives Element entdecken.
Dieser Meinung bin ich absolut nicht. Im Gegenteil! Der Text stammt aus den Zyklus der schönen Müllerin und wurde zuerst wohl vom Schubert vertont…und hätte mE auch in jede Oper gepasst. Ich behaupte sogar, dass das Liedtext extrem kreativ ist! Und zwar im Sinne einer seltenen Struktur!

Das Wandern ist des Müllers Lust ist über die Jahrhunderte eines der beliebtesten Volkslieder. Mich überrascht das überhaupt nicht!!! Warum siehst du keine kreative Elemente? Mich erinnern das kurze, mehrfach wiederholbare Motiv an viele klassische Motive der Konzertmusik!
 
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Warum siehst du keine kreative Elemente? Mich erinnern das kurze, mehrfach wiederholbare Motiv an viele klassische Motive der Konzertmusik!
Absichtlich habe ich etwas dicker aufgetragen, um etwas mehr zu erfahren. Doch die Hits aus dem 19.Jahrhundert sind genau so groß wie unsere heutigen Hits in elektronischer Form, wenn sie leider auch oft in industrieller Form von Fischstäbchen daher kommen.
 
Grund: was vergesen
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