Wie bindet man die Mitglieder einer Band optimal ein und motiviert sie, (mehr) Aufgaben zu übernehmen?
Indem man sie das tun lässt, was sie am besten können und auch tun wollen.
Und wenn es nicht klappen würde? Und das niemand freiwillig machen will?
..und wenn das nicht fruchtet? Wenn man viel redet, aber nix kommt an?
Dann ... läßt man es sein. Und macht es
nicht selbst.
Die Folge wird sein, dass Dinge nicht funktionieren - die Auftritte verlaufen nicht gut, die Werbung nicht, die Band bekommt keine Auftritte mehr ... und es gibt Streß und Frust.
DANN erst erweist sich, ob für alle in der Band die Ziele auch wirklich gelebt werden und alle sie erreichen und das dafür tun wollen, was es braucht, um die gemeinsamen Ziele zu erreichen.
Meiner Erfahrung nach ist
grundlegend für den Bestand der geschilderten Struktur (Bandleader: Das ist aber wichtig; Bandmitglieder: tun nix oder zu wenig), dass Bandleader (oder jemand anderer) die Aufgaben übernimmt, welche die anderen nicht machen. Was zur Folge hat, dass ja alles funktioniert und die Bandmitglieder keinen Grund haben, ihr Verhalten zu ändern - weil es ja funktioniert. Solange Bandleader nur klagt, aber sein Verhalten nicht ändert (das heißt: losläßt und Aufgaben nicht weiter übernimmt), wertet die Band das in der Regel (und nicht unzutreffend) als vielleicht wichtig, zutreffend, bedauernswert - vor allem aber als folgenlos (Hunde, die bellen, beißen nicht). Was folgenlos bleibt, führt nicht dazu, dass Leute ihr Verhalten ändern. Und mal ehrlich: Warum sollten die ihr Verhalten ändern, wenn Du nicht bereit bist, Dein Verhalten zu ändern?
Aus meiner Sicht besteht die wichtigste Konsequenz darin, dieses gewohnte Spiel zu durchbrechen.
Da man am meisten Einfluß auf sein eigenes Verhalten und seine eigene Haltung hat, liegt dort das größte Potenzial.
Was aber bedeutet, dass man es aushalten muss, dass die Weigerung, weiter Aufgaben zu übernehmen, die man nicht übernehmen will, zum Scheitern der Band führen kann. Wenn man das für sich ausschließt, bedeutet das, dass man damit leben muss, dass es so weiter läuft wie bisher. Wenn man weder loslassen noch so weitermachen kann, führt es am Ende sowieso dazu, dass die Dinge den Bach runtergehen - zumindest man selbst wird so lange weitermachen, bis der Krug, der zum Brunnen geht, bricht: man hat seine ganze Energie einem Kampf geopfert, der nicht zu gewinnen (und damit sinnlos) ist.
Die Problematik auf das Feld der "Motivation" zu schieben, bedeutet, dem Grundwiderspruch auszuweichen. Der Grundwiderspruch lautet: "Bedeutet mir die Band mehr als anderen Bandmitgliedern? Und bin ich bereit, das auszugleichen oder mache ich nur weiter, wenn alle mit anpacken?". Damit bestreite ich gar nicht die erhebliche Bedeutung von Motivation.
Motivieren kann man aber nur, wo ein eigener Wille zu etwas vorhanden ist. Der kann durch Motivation gesteigert werden. Und es kann durch Motivation die Bedeutung, die etwas beigemessen wird, gesteigert werden. Wenn der grundlegende Wille und die Einsicht nicht in ausreichendem Maß vorhanden ist, wird Motivation zum Selbstbetrug und zu einer weiteren Aufgabe, die zu der eh schon großen Liste der Aufgaben des Bandleaders dazu kommt. Und im Grunde beweist sie auf´s neue, dass dem Bandleader die Band so wichtig ist, dass er bereit ist, eben alles dafür zu tun, dass es sie weiter gibt. (Siehe oben: dadurch gibt es keinen wirklichen Impuls und Grund, das eigene Verhalten zu ändern: weil ja alles funktioniert. In der Regel führt das dazu, dass die Bandmitglieder die ab und zu erfolgenden Motivations- oder Moralreden des Bandleaders über sich ergehen lassen.)
Wie ich persönlich mit solchen Situationen und Herausforderungen umgehe (die es bei weitem nicht nur im Bandkontext gibt)?
Ich frage mich tatsächlich (am Anfang besonders und zwischendurch immer mal wieder), was ich (ehrlicher- und ernsthafterweise) von dieser Band will, warum ich das mache und wie viel ich persönlich dafür tun will. (Bei mir funktioniert das nur, wenn ich die Bereitschaft habe, unterhalb des Bereichs zu gehen, der der Vernunft zugänglich ist: was bei mir die größte Rolle spielt, spielt sich sozusagen unterhalb der Wasseroberfläche ab, wenn man das berühmte Eisbergbild nehmen möchte.)
Was nicht ausschließt, dass ich beispielsweise am Anfang Aufgaben übernehme, die ich nicht dauerhaft übernehmen will, mit der Erwartung, dass andere sie dann übernehmen, wenn sie es können. Das kann sich einlösen oder auch nicht. Oder ich mache es gerade andersrum und mache am Anfang bewußt nichts und schaue, was passiert. Oder ich handhabe das flexibel und gehe situativ vor, was meine eigene Situation mit einfließen läßt. Letzteres ist eigentlich ziemlich inkonsequent, weil es ja ein wechselhaftes Verhalten einschließt. Eigentlich aber auch nicht, weil ich dadurch einbeziehe,
dass die Band nicht mein Leben, sondern Teil meines Lebens ist und eben - gerade beim Hobby - davon abhängt, was ich gerade an Ressourcen, Möglichkeiten und Motivation etc. habe. Was wiederum dazu führen kann, dass ich manchmal viel für eine Band mache und manchmal weniger und dass eben manchmal in der Band viel passiert und manchmal wenig. Was ich natürlich in der Band kommuniziere.
Das heißt, mein konkretes Verhalten in einer Band kann sehr unterschiedlich sein. Dennoch: wenn es nicht rückgebunden ist an meine eigentlichen Bedürfnisse und meine konkrete Situation, wird es auf Dauer nicht funktionieren. Und ich bin stets bereit, von einem toten Pferd abzusteigen. Und ich bin stets bereit, zu testen, ob das Pferd tot ist. Und mit der Konsequenz zu leben.
Herzliche Grüße
x-Riff