Wie heißt es so treffend: "Leute mögen was sie kennen, und kennen, was sie mögen"
Ein anderes, altes Musikersprichwort sagt "als Covermusiker muß man immer ein kleines bisschen Hure sein". Das muß ja nicht zwangsläufig schlimm sein, insofern man es nicht übertreibt.
Professionelle Bands, die rein von der Musik leben müssen, orientieren sich rein am Publikumsgeschmack, weil ihr Erfolg (und somit auch ihr Einkommen) vom Gunst des Publikums abhängt; ihr Erfolg wird an den Publikumszahlen gemessen - ist ja alles nachvollziehbar und legitim.
Etwas anders sieht es bei Amateur- und auch bei semiprofessionellen Bands aus.
Vor langer langer Zeit, als ich noch Student ohne Bafög war, spielte ich u.a. auch in einer Bierzeltband. Das Niveau war so tief, daß es schon gegraben hat, sowohl was das Programm (hauptsächlich Ballermann-Scheißdreck und Schlager), als auch was die Darbietung betrifft. Mich hat es nie gejuckt, weil die Gagen okay waren, und weil es mir von Anfang an klar war, daß ich hier rein für Geld, und nicht für meine Selbstverwirklichung spiele. Es war ein Job und ich ein Dienstleister; mehr nicht.
Jetzt (20 Jahre später) spiele ich in einer Hobbyband, die aus "Veteranen" besteht; manche von uns hatten früher bis zu 80 Gigs/Jahr gespielt. Wir haben auch (teilweise große) Auftritte, so 5-8 pro Jahr.
Geld mit Musik zu verdienen hat nicht mehr die höchste Priorität, weil (fast) alle Bandmitglieder einen normalen 40Stunden/Woche Job haben. Wir treffen uns alle 1-2 Wochen im Proberaum, spielen unser Programm durch und testen, ob das Bier im Proberaum in der Zwischenzeit nicht schlecht geworden ist. Und weil wir es uns erlauben können, spielen wir auch ausschließlich Songs, die auch uns Musikern gefallen, Songs, die wir gerne spielen, weil wir mit der Musik groß geworden sind; hauptsächlich 80er Rock, wie Toto, Journey, Van Halen, Maiden, AC/DC, ZZ Top, Whitesnake, Deep Purple, Guns N' Roses, Kansas, etc...
Songs wie von dr_rollo schon erwähnt, Narcotic, 500 Miles oder Seven nation army habe ich in meinem Leben schon oft genug gespielt (bzw. spielen müssen), bei solchen Songs kommt bei mir das Frühstück hoch... ich will solche Songs nie mehr spielen müssen. Musik ist mein Hobby und ich mache es freiwillig, in meiner Freizeit. Warum sollte ich dann Songs spielen, die mir nicht gefallen und die ich nicht spielen will? Dafür ist mir meine Lebenszeit zu schade.
Wir spielen unser Programm, ohne uns am Publikumsgeschmack zu orientieren und es kommt beim Publikum trotzdem sehr gut an... vielleicht gerade deswegen, weil wir uns nicht verbiegen, sondern und selbst treu sind und diese Echtheit der Spielfreude nimmt das Publikum auch war...
Es war traurig mitzuerleben, wie große und namenhafte Rock-Coverbands Anfang der 2000er Stück für Stück verschwanden... einige von ihnen haben von niveauvollem Coverrock auf Stimmungsscheiß umgesattelt ("...die Hände zum Himmel..."), aber das hat ihnen auch nicht mehr geholfen. In Oberfranken sind 80% der damaligen Tanzlokale, wo am Wochenende immer Live-Bands gespielt haben einfach verschwunden. Und in den übrig gebliebenen Tanzschuppen spielt dann freitags ein schw. DJ, weil der 200€ billiger ist, als eine komplette Band.
Mein Tipp an euch, wenn ihr nicht von der Musik leben müßt:
Spielt was euer Herz begehrt und habt Freude daran!
Viele Grüße,
Bowhunter