Ich finde die Kombination der Frage "Was bedeutet euch eigentlich das E-Gitarrenspiel?" mit den Thema "Verbesserung der Fähigkeiten, etc." etwas schwierig und versuche das mal ein bisschen zu trennen.
Aber ich finde es nett hier auch mal ein bisschen ernsthafter über so etwas zu quatschen.
Zu 1.
Das ist für mich ein kreatives Hobby, Entspannung, Abschalten. Ich habe Spaß wenn ich spiele, ich freue mich, wenn ich beim Spielen etwas neues entdecke, auf neue neue Ideen komme, wenn mir selbst etwas gefällt, dass ich mir aus meinem eigenenalten Hirn gedrückt habe, wenn ich für etwas halbfertiges noch etwas passendes finde um es weiterzuführen, etc.. Es gibt natürlich auch mal (wenige) Tage an denen ich irgendwie nicht so recht in die Gänge kommen. Dann ist es halt so. Manchmal übe ich dann ein bisschen an den Tasten oder mache halt mal etwas ganz anderes. Es gibt ja auch noch ein kleines bisschen Leben außerhalb der Gitarre. ;-)
Oft hilft es mir aber auch mich einfach mal "reinzuspielen". Machmal läuft es dann nach einer Viertelstunde doch irgendwie. Wenn nicht, dann hat das bei mir aber auch schon mal mit der allgemeinen Stimmung zu tun.
Insgesamt kann ich aber die Finger nicht von der Gitarre lassen. Das ist "im Alter" sogar immer mehr geworden. Die ersten Schritte auf einer klassischen Gitarre und in der Volkshochschule
begannen so etwa mit 14 Jahren. Wobei es auch bei mir immer mal Zeiten gab, in der ich weniger gespielt habe. (Job, Famile, etc.) Irgendwann habe ich aber angefangen einiges nachzuholen. Anfang des Jahres bin ich doch tatsächlich bereits 60 geworden und spiele immer noch. Heute auch wirklich oft, bzw. meistens jeden Tag. Manchmal nur eine Stunde, manchmal aber auch zwei oder (mit keinen Pausen) auch schon mal drei Stunden.
Mangels Mitspielern, bzw. passender Band, spiele ich auch gern akustische Gitarre und da eher ein bisschen Fingerpicking. Das geht auch alleine. Ein Weltmeister werde ich da heute sicher auch nicht mehr, aber immerhin gab und gibt es immer noch Fortschritte.
Wenn ich E-Gitarre spiele, dann laufen da schon ganz oft Drums dazu. Unterschiedliche Rhythmen lassen mich halt auch unterschiedliche Sachen spielen. Ich habe irgendwann auch mal schmerzlich gelernt, dass ich gerade das Thema Rhythmus zu sehr ignoriert habe. Irgendwann hat mich das wirklich sehr geärgert und frustriert.
Heute macht es mir Spaß mich durch ganz unterschiedliche Sachen zu spielen. Mal Blues, mal Reggae, mal eher etwas rockiges. Es macht doch voll Laune sich da auszutoben. Ich mache das manchmal ganz bewusst, dass ich mich durch ganz unterschiedliche Rhythmen klicke und versuche etwas zu finden, was da gut dazu passt. Da zwingt einen wirklich dazu auch mal die gewohnte Komfortzone zu verlassen und bringt mich mitunter auch auf neue Ideen.
Ich benutze da diverse Hardware, aber auch Drums am Rechner oder auch Youtube. Da gibt es echt gute Sachen. Das ist dann ggf. auch nicht ganz so stupide wie einige dieser 08/15 Hardware Rhythmus-Knechte. Ein klassisches Metronom ist sicher machmal besser für das exakte arbeiten an einem genauen Timing, aber wenn/dann benutze ich das Wittner klick-klack eher in Verbindung mit der akustischen Gitarre.
E-Gitarre spiele ich ja dann doch ganz gerne zumindest etwas lauter und dann mag ich es natürlich auch lieber, wenn es ein bisschen nach "Band" klingt. Backing-Tracks nutze ich natürlich auch. Macht ja auch Spaß.
Zu 2.
Hier fällt es mir auch nicht immer ganz leicht mich selbst zu disziplinieren. Grundsätzlich macht es halt Sinn, einen gewissen zeitlichen Anteil wirklich auf das zu verwenden was man NICHT kann, als nur das vor sich hin zu spielen was man bereits einigermaßen kann. Wenn ich so überlege was die Leute auszeichnet, von denen ich denke dass sie sehr viel besser spielen als ich, dann ist das wohl in erster Linie Disziplin und ein wirklich konzentriertes "richtiges" Üben.
Ich habe mal an einem Workshop von einem sehr guten Fingerstyler teilgenommen. Da hat dieser Künstler z.B. mal eine nette Geschichte nur zu diesem Thema erzählt, die mir bis heute sehr in Erinnerung geblieben ist. Sinngemäß ging es um die Zeit als besagter Künstler in Kanada lebte und als Jugendlicher mit einem Freund heimlich mit Papas guter Axt versuchten das Ding so zu werfen, dass es in einem Baum stecken blieb. Natürlich wurden sie erwischt, Papa warf die Axt locker in den Baum und die Kids bekammen eine deutlich Ansage. Aber irgendwann fragte der Junge seinen Vater halt warum er das denn kann und das bei ihnen nicht funktioniert. Die Antwort war (sinngemäß): "Weil ihr einfach nur werft und nicht übt."
Manchmal macht es zum Beispiel auch Sinn einen Gang zurück zu schalten und erstmal mit weniger komplexen Sachen etwas so zu üben und zu spielen, dass es gut klingt. Es frustriert sonst auch einfach schnell.
Der Rhythmus ist da neben einem möglichst konstant sauberen Spiel ganz entscheidend. Ich muss mich auch oft zwingen einige Teile wirklich langsam und sauber zu wiederholen. Gerade beim Fingerpicking auf der akustischen Gitarre. Gerade dieses "ad hoc" reproduziertbare saubere Spiel ist immer eine Baustelle. Aber es ist halt auch nicht befriedigend wenn irgendein Teil immer erst im dritten Anlauf klappt. Was mit allerdings immer ein bisschen hilft ist "warmspielen".
Aber wenn ich das nicht langsam und sauber (mit entsprechend vielen Wiederholungen) übe, dann fliege ich an einigen Stellen und bei etwas mehr Tempo aus der Kurve. Ist halt so. An manchen Tagen läuft es besonders gut, an anderen Tagen vielleicht nicht so sehr. Das gehört aber wohl auch dazu.
Die ganze Theorie finde ich heute übrigens auch ganz spanndend. Es ist mir früher deutlich schwerer gefallen hier einen Zugang zu finden.
Auch wenn ich hier sicher heute noch so einiges lernen kann. ;-)