Blockflötenunterricht an Schulen

  • Ersteller FK Morta
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- man muss auch passende Musik dafür haben, die Spaß macht.
... passende für die Schüler. Wenn diese die Melodien ihrer angesagten Hits auf der Flöte spielen könnten, dann wäre das sicher interessant. Und schwer sind die Melodien der meisten Rock/Pop-Songs ja nicht gerade.
 
Genau so. Zu meiner Grundschulzeit kam "El Condor Pasa" von Simon/Garfunkel heraus. DAS hätte ich gerne gespielt. Dann wäre ich wohl bei der Blockflöte geblieben. Und hätte sie nicht erst zur Abizeit mit Folk und alter Musik wiederentdeckt.
 
Daher würde ich Musikunterricht in Klassenstärke an der Grundschule anders angehen: Aufgrund des erwähnten Aufwands bei größeren Instrumenten würde ich nur kleine und günstige Instrumente in die engere Auswahl nehmen, aber dort dem Kind die freie Auswahl geben. Das kann dann tatsächlich die Blockflöte sein; aber es wäre z. B. genauso denkbar, dass nur das Mundstück der Blockflöte für die rhythmische Gestaltung benutzt wird. Zur Auswahl könnten ebenso viele Kleinpercussions aus dem Orff-Bereich stehen: z. B. Eggshaker, Maracas, Schellenkranz, Claves oder Apito sind alles Instrumente, die selbst in hochwertiger Qualität jeweils weniger als 20 € kosten und in jeden Schulranzen passen. Da dürfte für jeden Geschmack etwas dabei sein.
Man merkt, dass du noch keine Schulklasse unterrichtet hast, denn das ist reine Utopie.
Ich möchte das Grundschulkind sehen, dass ein Schuljahr lang fröhlich jede Woche für 2x 45 Minuten den Egg-Shaker spielt. Das machen die 5 Minuten, dann ist ihnen langweilig.
Dazu kommt die unterschiedliche Komplexität der Instrumente: Die Lernkurve bei der Blockflöte erstreckt sich über Jahre. Für Kleinpercussion ist die Lernkurve relativ kurz.
Wie machst du das mit Mitspielpartituren? Kopierst du jedesmal vorsorglich 200 Versionen für alle Instrumentkombinationen die auftauchen können?
Wie findet die Auswahl zu Beginn statt? Bekommen die Kids einen Auswahlbogen? Werden die Instrumente erstmal vorgestellt? Können sie später gewechselt werden, wenn klein Hänschen merkt, dass die Blockflöte doch cooler ist, als die Rassel? Wer organisiert das alles und in welchen Stunden?
Dann steckst du ewig Zeit in Erklärungen, weil du jedem Instrument seinen Rhythmus erklären muss - bei Grundschulkindern eher vormachen - was machen die anderen Kids in der Zeit? Unsinn mit ihren Instrumenten?
Du steckst da Stunden über Stunden an Organisation rein. Und dann mach das mal als Musiklehrer mit 16 Grundschulklassen und halte alles nach, viel Spaß.

Der Witz daran, dass alle dasselbe Instrument spielen, ist, dass es die gesamte Organisation vereinfacht. Die Eltern werden vorab informiert, dass die Kids Flöte lernen, der Betrag (für alle gleich!) wird mit dem Kopiergeld eingesammelt/überwiesen, die Schule bestellt einen Klassensatz Flöten. Alle haben die selbe, es gibt keinen Streit.
Man bereitet die Noten vor, hat vielleicht sogar ein Lehrwerk, das die Kids mit nach Hause nehmen können (auch wieder im Klassensatz gekauft). Im Unterricht kann man Gruppenweise zusammenspielen, alle hören schon ob es richtig ist, das Lerntempo ist angemessen hoch und vielleicht können die Kids nach einem halben Jahr auch "Morgen kommt der Weihnachtsmann" spielen.
Bitte stellt euch das nicht wie Einzelunterricht vor. Oder Kleingruppen. Eine Klasse erfordert viel mehr Organisation und Planung von Abläufen. Gerade in der Grundschule. Die Kinder sollten möglichst keinen Leerlauf haben, sondern immer beschäftigt sein und es geht viel langsamer voran, weil viel mehr wiederholt werden muss.
Freie Wahl etc klingt alles super, ist aber realitätsfern.
 
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Ist interessant, was Du schreibst @Disgracer. Das deckt sich mit den Erfahrungen, die ich mit Kindern im Kindergartenalter habe. Die suchen sich ein Instrument aus und 2 min später wollen sie dann ein anderes ... Und als Pädagoge ist man ab einer gewissen Gruppenstärke inklusive ein bis 4 ADHS Kindern nur noch damit beschäftigt, die Gruppe zusammen zu halten und hat damit zu tun, dass kein Chaos entsteht.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Dann verwift man das, was man vorbereitet hat und singt nur noch ein Liedchen, bei dem jeder einfach Klopfen und Klappern kann, wie es man und Lust hat - den Rhythmus oder das kleine Arrangement, das man sich für die Kinder überlegt hat, schmeißt man dann fort und versucht es dann vielleicht ein anderes mal.
 
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  • Gelöscht von Claus
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aber reine Utopie ist das m.E. nur aufgrund völlig veralteter Unterrichtsstrukturen.
Leuchtet mir gerade nicht wirklich ein. In welcher ernsthaft realisierbaren "Unterrichtsstruktur" wäre das besser?
 
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... in Klassen bzw. Gruppen mit 5 Schüler*innen ...

Das Argument von @Disgracer ist ein sehr wichtiges. Hinzu kommt die deutsche Tradition der Blockflöte, auch und gerade durch die Jugendmusikbewegung. Hohner hat ja mal den IMHO durchaus intelligenten Versuch mit der Melodica als anderem Einstiegsinstrument gemacht; das hat sich hier aber auch nicht durchgesetzt.
 
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... nicht nur bei dir ...
 
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aber die Frage ist: Kann man ein Instrument in Klassenstärke lernen?

Hmh. Schwierig. Ich habe im Verein durchaus mal mit größeren Gruppen gearbeitet (allerdings Computer, nicht Musik), und, ja, Disgracer beschreibt das recht gut.

Bei uns gab’s die Blockflöte auch nicht an der Grundschule, sondern in der Krypta der Kirche, unterrichtet zwar schon von unserer Grundschul-Musik-Mathe-Reli-Lehrerin, aber eben separat und in… uff, denke halbe Klassenstärke, damals also so um die 10 Kinder. An fing das mit 6, weiß also nicht genau, wo meine Eltern das herhatten, Werbung in der Schule war es jedenfalls nicht… (allerdings wollte ich da noch nicht, bin mit 7 eingestiegen und eine ältere Schülerin hat mich in drei Wochen Sommerferien dahin gebracht, wo die anderen nach dem ersten Jahr waren).

Auch das war mitunter etwas schräg, aber beherrschbarer, und man hatte weniger sich querstellende dabei als es bei Klassenunterricht gewesen wäre.
 
und man hatte weniger sich querstellende dabei als es bei Klassenunterricht gewesen wäre.
Letztlich kommt es auf das Konzept an, dass dahinter steht.
Ich hab beispielsweise äußerst erfolgreichen Blockflötenunterricht in Klassenstärke in einem Praktikum gesehen:
An einer Gesamtschule in der 5. und 6. Klasse haben die Kids Musikunterricht bekommen, in dem ein großer Teil des Schuljahres als Blockflötenunterricht konzipiert war.
Der Hintergrund war, dass die Kinder dann ab der 7. Klasse die Möglichkeit hatten Bläserklassen als Schwerpunkt zu wählen. Und natürlich haben viele Kinder die Schule danach ausgesucht, weil sie das eben machen wollten.
Entsprechend hoch war die Motivation, weil sie eben wussten: Ich lerne jetzt zwei Jahre lang Grundlagen im Notenlesen und im Umgang mit einem Instrument und gemeinsamen Musizieren mit anderen und dann kann ich Querflöte, Horn, Tuba, Posaune, Trompete, Klarinette lernen, weil die Erwachsenen mir dann vertrauen, dass ich auch mit einem 1000€+ Instrument ordentlich umgehe und mich in die Klasse einfüge, keinen Quatsch mache und weiß, wie so eine Probe abläuft.
Für die Schule ist es quasi ein Testlauf: Wer schon mit der Flöte nicht ordentlich umgeht, sie kaputt macht oder die Proben ständig stört, der bekommt dann eben auch keine Leihtuba von der Schule und muss etwas anderes wählen.
Aber es ist für die Lehrperson unheimlich anstrengend mit 30 Kindern Blockflöte zu spielen. Der ganze Ablauf muss ritualisiert sein, zügig, keine Langeweile, klare Regeln wer wann spielt und wann nicht und die Lautstärke ist extrem hoch. Aber wenn solche Konzepte im Hintergrund stehen, mag das sinnvoll sein.
Ich persönlich möchte das nicht machen.
Ich unterrichte aktuell als studierter Musiklehrer parallel an einem Gymnasium und einer Gesamtschule, habe auch schon mehrere Jahre den Musikunterricht an einer Grundschule übernommen und bin froh, dass ich die Möglichkeit habe an einer der Schulen mit Keyboards zu unterrichten, wo jeder Schüler mit Kopfhörer hören kann, so dass es leise im Raum ist, wenn sie üben.
Bei der anderen Schule freue ich mich, wenn wir demnächst einen Klassensatz iPads rein für die Musik bekommen, wir haben bereits kleine Midi-Keys, die wir anschließen können.
Dann lassen sich jede Menge cooler musikalischer Dinge realisieren. Aktuell ist es kompliziert, weil zwar einige Schüler eigene iPads haben, aber man kann nicht immer davon ausgehen, dass genug vorhanden sind um in Klassenstärke zu arbeiten. Das ist sehr kursabhängig und ich plane meinen Unterricht nicht so, dass ich mit einer meiner 9. Klassen was mit iPads mache und mit den anderen in den Computerraum gehe und am Rechner arbeite. Das ist doppelter Aufwand, den ich mir spare, wenn ich einfach mit allen in den Computerraum gehe. (da brauche ich nur eine Projektidee + Arbeitsblätter + Anleitungen + Auswertung etc..)

Klassenmusizieren generell ist keine einfache Sache, insbesondere, wenn es um mehr als reines Musizieren geht (was in der Schule eigentlich IMMER der Fall sein sollte).
Mal als Beispiel was ich meine: Musizieren mit Idee/Konzept dahinter: Mit meinen 6ern lernen wir gerade über die Wirkung, die Musik auf uns haben kann. In dem Zuge haben wir Dur und Moll kennengelernt und die Kids haben dann auf Instrumenten "fröhliche" und "traurige" Lieder komponiert und musiziert. Anschließend haben wir geguckt, warum es bei manchen Liedern klar war, dass sie fröhlich/traurig klangen, wohingegen das bei anderen Stücken nicht eindeutig war. So haben wir auch gleich noch die Bedeutung der Terz für Dur/Moll mitgelernt. D.h. das Musizieren war Mittel zum Zweck. Klar werden sie dann auch sicherer im Notenlesen/-schreiben und mit rhythmischen Dingen, aber das ist mehr so ein Nebenschauplatz. Wichtiger ist die eigene Erfahrung (!) durch das Musizieren: "Ich kann ein Musikstück mit einer Intention komponieren. Wenn ich eine bestimmte Wirkung erhalten will, kann ich bestimmte Regeln einhalten, die mir dabei helfen. Fröhlich und traurig sind zwei grundlegende Extrema, die zu einem guten Teil an einen einzigen Ton einer Tonleiter geknüpft sind (nicht nur, wir haben z.B. auch darüber gesprochen, dass langsame Stücke eher traurig wirken)." Und wir haben auch noch Tonleitern und Vor/-Versetzungszeichen nebenher gemacht.
DAS ist ein Unterrichtskonzept.
"Ich drücke wem eine Flöte in die Hand und wir machen zusammen Musik" ist KEIN Unterrichtskonzept.
Vernünftige Lehrpläne (die die Schulen im Falle vom Fach Musik recht frei selbst festlegen können) haben solche Konzepte und Ideen und Anregungen. Nicht jede Schule macht das, nicht jede Lehrperson kann/möchte das und im Fall vom Fach Musik ist es leider so, dass es durch den massiven Mangel an studierten Musiklehrern auch viele Quereinsteiger, Leute mit Zertifikatskursen oder Lehrer gibt, die fachfremd unterrichten müssen, die dann solche Konzepte gar nicht umsetzen können, weil ihnen entsprechende Qualifikationen, Denkweisen oder schlichtweg die Zeit fehlt.
 
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Ich zweifle nicht an den Musikfähigkeiten des Klassenlehrers meines Sohnes, zumindes kann er gut Gitarre spielen und ist sicher nicht musikalisch unbegabt. Wie seine Blockflötenqualitäten sind kann ich gerade nicht beurteilen. ;)

Ok, ich sehe schon. Die Blockflöte scheint das praktikabelste Instrument für die Grundschule zu sein. Aber muss man überhaupt zwingend ein Instrument in der Grundschule lernen?

Wobei ich schon mitbekomme, dass der Musikunterricht bei meinen Kindern um Längen besser ist als es meiner je war. Bei mir war früher jede Musikstunde gleich. Es wurde ein Liederblatt ausgeteilt, das Lied wurde gesungen, etwas besprochen und dann konnten wir das Bild darauf ausmalen. Ich bin nie über eine drei hinausgekommen, weil ich nicht sonderlich gut singen konnte.
 
Aber muss man überhaupt zwingend ein Instrument in der Grundschule lernen?
Nein. Das ist reine Entscheidung der jeweiligen Schule.
Ich persönlich bin sehr zwiespältig was das angeht:
Generell halte ich es für eine absolut sinnvolle Idee, Kindern die Möglichkeit zu geben zu Musizieren. Das ist in vielen Familien nicht üblich und auch nicht auf dem Schirm der Eltern. Also Kinder in Kontakt mit Instrumenten zu bringen empfinde ich schon als wichtig. Viele haben auch wirklich Spaß daran (ganz grundlegend).
Die Kehrseite: In vielen Fällen ist dieser Erstkontakt auch abschreckend: Statt individuell gefördert zu werden (wie im Einzelunterricht) werden große Gruppen an Kids gleichzeitig unterrichtet. Konkurrenz entsteht, auch Frustration und Neid. Für die Lehrer ist es oft schwierig sich auf alle Kinder zu konzentrieren und individuelle Tipps zu geben: Wenn 30 Kinder spielen.. wer hört da raus, welches Kind den falschen Ton spielt?

Letztlich kommt es da sehr auf die Umsetzung an.
Ich habe im JeKits Projekt in Dortmund gearbeitet, dort lief es so ab, dass ich in der 1. Klasse den regulären Musikunterricht übernommen habe. Dort wurden dann verschiedene Instrumente vorgestellt. So, dass die Kinder die Instrumente auch anfassen und "ausprobieren" konnten: Die städtische Musikschule hat Instrumentenkisten organisiert, die im Abstand von drei Wochen an den verschiedenen Grundschulen rotiert wurden. Man hatte dann z.B. für drei Wochen eine "Kiste" mit Streichern: Also ein paar Geigen, Bratschen, Celli, Kontrabässe. Dann nach drei Wochen bekam man die "Trommelkiste" mit verschiedenen Schlaginstrumenten etc.
Die Kids haben so die verschiedenen Instrumentengruppen kennengelernt und konnten dann aus einer begrenzten Auswahl ein Instrument aussuchen, das sie in der 2. und 3. Klasse lernen wollten.
Die Auswahl beruhte dann darauf was die städtische Musikschule an Lehrkräften zur Verfügung hatte, bzw in meinem Fall eine private Musikschule, die kooperiert hat.
Bei uns waren das: Keyboard/Klavier, Gitarre, Blockflöte und Geige.
Es gab aber entsprechend begrenzte Spots, weil die Lerngruppen begrenzt waren. Anfangs waren es 6 Kinder pro Gruppe, später 9. (9 empfinde ich schon als zu viel, selbst 6 empfinde ich als grenzwertig)
Gleichzeitig zu den kleinen Lerngruppen gab es ein "Orchester", wo alle Kinder des Jahrgangs die ein Instrument lernten dann zusammen spielen konnten.
(Und ja, da hat man dann 40 Kids, wo man Gitarren und Geigen stimmen muss, Stühle, Keyboards und Notenständer aufbauen, Noten verteilen und dann gemeinsam Musizieren.. etc.. kann man sich mal überlegen, wie man das organisiert.. wir waren zu zweit und es war super anstrengend)

Es hängt also hier sehr an den Umständen, am Lehrpersonal, dessen pädagogischer und organisatorischer Erfahrung, ob das ein sinnvolles Verfahren ist. Es gibt jede Menge positiver Erfahrungen, aber genauso auch jede Menge negativer Erfahrungen.

. Bei mir war früher jede Musikstunde gleich. Es wurde ein Liederblatt ausgeteilt, das Lied wurde gesungen, etwas besprochen und dann konnten wir das Bild darauf ausmalen.
Auch diese Art des Unterrichtens ist nicht vollkommen ausgestorben, wenn auch nicht mehr umbedingt zeitgemäß oder lehrplankonform.
Vor 50 Jahren war das aber die dominierende Art des Musikunterrichts.
Die Entwicklung der pädagogischen Konzepte ist da durchaus spannend, auch gerade in Bezug auf den politischen Einfluss.
Wirklich vertraut bin ich aktuell auch nur mit dem Lehrplan für NRW, in Bayern sieht das bestimmt auch wieder gleich anders aus, aber ganz generell ist die Erwartungshaltung schon deutlich universeller als reinen Gesangsunterricht zu machen.
In NRW sind diverse Themen(-blöcke) vorgegeben, die behandelt werden sollen. Die konkrete Umsetzung (also etwa die Verteilung der Themen auf die Klassenstufen) ist aber Sache der Schulen und hängt auch von Ausstattung mit Material und Lehrkörpern ab. Da sind also recht viele Freiheiten. Anders als etwa in den Hauptfächern. Das ist einerseits cool, weil man eben viele Freiheiten hat, aber andererseits gibt es auch viele Schulen, die es dann mit dem Lehrplan nicht so genau nehmen und alte Konzepte fahren.
Mal als Beispiel: Im Lehrplan steht "Höfische Musik im Barock". Jetzt kann ich eine 18 stündige Reihe konzipieren über politische Gegebenheiten, Musik an den barocken Höfen, Merkmalen von Barockmusik etc.. aber ich kann auch zwei Stunden zu Vivaldis Vier Jahreszeiten machen und den Kids sagen, dass die Musik auf den Schlössern von reichen Leuten gemacht wurde und dann 16 Stunden Blockflöte spielen.
Technisch hab ich dann dem Lehrplan trotzdem entsprochen, weil ich das Thema ja behandelt habe. Freiheiten und so ;-)
 
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Jekits gibt es bei uns an der Schule noch zusätzlich, aber die angebotenen Instrumente entsprachen nicht den Vorlieben meines Sohnes. Er will Schlagzeug lernen. Meine Tochter hat mit Gitarre im Rahmen von Jekits angefangen, aber der Lehrer passte so gar nicht zu ihr. Ich habe sie dann zu meinem privaten Lehrer wechseln lassen, sonst hätte sie abgebrochen.

Ich freue mich halt auch noch 2 1/2 Jahre Blockflötenunterricht, wo er jetzt schon ganz verzweifelt ist. Er überbläst die Töne. Sie klingen alle viel zu hoch. Ich habe ihm gesagt, dass es total unwichtig ist, ob er gut Blockflöte spielen kann. Aber er hat Angst, wenn er schlechte Noten bekommt, irgendwann nicht auf die Wunschschule wechseln zu können. Ich wäre froh, dieses Instrument gäbe es nicht und er hätte weniger Druck.
 
Ich freue mich halt auch noch 2 1/2 Jahre Blockflötenunterricht, wo er jetzt schon ganz verzweifelt ist. Er überbläst die Töne. Sie klingen alle viel zu hoch.
Dazu würde ich den Sohn ein Stück auswählen lassen, das er mag und zu dem es eine gute Blockflötenaufnahme gibt. Diese Aufnahme sollter er sich gerne in Ruhe ein paar Mal anhören. so dass sie ihm vertraut ist. Er kann sie dabei auch im Geiste mitverfolgen, wie er genauso spielt.

Zum eigentlichen Üben seines (spieltechnisch bewältigten) Stücks möge er es dann in die melodischen Phrasen unterteilen, sicherheitshalber die Atemzeichen eintragen und die Abschnitte der (oft zwei- oder viertaktigen) Phrasen so üben, dass sie zunehmend ähnlicher wie die Aufnahme klingen. Am besten wäre es, wenn man sich auch darüber unterhalten könnte, wie es ihm beim Üben nach der Klangvorstellung mit seinem Stück geht.
Falls die Methode gut anschlägt, kann man das ausbauen. Im umgekehrten Fall wäre bisher zuwenig an der musikalischen Erfassung des Stoffs gearbeitet worden. Dann bräuchte es kleinere Lerneinheiten oder einfachere Stücke und ggf. auch Wissensvermittlung sowie Übungen zur musikalischen Gestaltung durch Spieltechnik, damit Artikulation und Phrasierung/Dynamik beim Spielen auch tatsächlich zur Verfügung stehen.

Gruß Claus
 
Grund: Umformulierung
Zuletzt bearbeitet:
Aber er hat Angst, wenn er schlechte Noten bekommt, irgendwann nicht auf die Wunschschule wechseln zu können. Ich wäre froh, dieses Instrument gäbe es nicht und er hätte weniger Druck.
Tipp als Lehrer:
Sowas einfach mal beim Elternsprechtag freundlich ansprechen. Nach dem Motto: "Mein Sohn macht sich da Sorgen, gibt es einen Weg ihm diese Angst zu nehmen?"
Ich gehe mal stark davon aus, dass es dem Lehrer nicht darum geht, dass alle perfekt spielen, sondern mehr um die Auseinandersetzung mit dem Instrument und das Bemühen. Im Grunde wie in allen Fächern: Es macht nicht allen Kindern Spaß, trotzdem müssen sie ein bisschen lernen. Das ist ja auch ein Prozess über sich selbst zu lernen was man mag und was nicht. Die Auseinandersetzung ist Teil des Prozesses. Ich hatte jetzt bei meinen 10ern auch viele Kids, die Musik nicht mit in die Oberstufe mitnehmen, weil ihre Interessen einfach woanders liegen. Und das ist vollkommen in Ordnung und ich bin niemandem böse. Trotzdem mussten sie da jetzt 10 Jahre durch und sich mit verschiedenen Themen auseinandersetzen, damit sie sich ihre Meinung auf eigenen Erfahrungen bilden können. Und manchmal liegt es einfach am Fach, manchmal an der Lehrperson. Ich hab selbst Musik abgewählt, weil unsere Lehrer schrecklich waren. Aber ein bisschen Allgemeinbildung und Horizonterweiterung in allen Fächern empfinde ich schon als angebracht. Da sollte einfach jeder durch.
Um zu deinem Fall zurückzukommen: Auch mal rumfragen, wie das bei anderen Kids aussieht. Wenn es vielen so geht, kann man das dem Lehrer auch mal zurückmelden. Auf nette Art. Der Ton macht da viel aus.. "Einige Kinder haben das Gefühl, da viel Druck zu haben, muss das so sein, wenn man ein Instrument lernt, was doch eigentlich Spaß machen sollte?" ist deutlich besser als "Ihr Konzept ist sch****, unsere Kinder hassen Sie alle"... ;-)
(Und ja, ihr würdet euch wundern, was wir teilweise von Eltern zu hören bekommen...)
 
Er überbläst die Töne. Sie klingen alle viel zu hoch.
Das ist oft so am Anfang, wie lang spielt er dann schon, wenn sie gerade erst angefangen haben? Und wie lange übt er so, wenn er überhaupt übt?

Ich freue mich halt auch noch 2 1/2 Jahre Blockflötenunterricht, wo er jetzt schon ganz verzweifelt ist.
Vielleicht wäre es eine Idee, dem Buben ein paar Stunden Unterricht zu spendieren? Schont dann auch das Gehör der restlichen Familienmitglieder.

Aber er hat Angst, wenn er schlechte Noten bekommt, irgendwann nicht auf die Wunschschule wechseln zu können
Zählt bei Euch die Musiknote zur Übergangsnote?
 
Ja, ich werde es mal ansprechen beim nächsten Elternsprechtag. Und nein, ich denke nicht, dass Musik den Ausschlag geben wird, welche Schulform es wird.
Vielleicht wären auch ein paar Stunden bei einem Blockflötenlehrer ratsam. Kann zwar auch spielen, aber ich kann auch schwimmen und trotzdem haben sie es bei mir nicht lernen wollen. ;)
 
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Ich muss sagen, dass ich sowieso keine gute Erfahrungen mit dem Musikunterricht in der Schule gemacht habe. In der Volkschule in Holland habe ich wenigstens bestimmte Lieder singen gelernt und damals habe ich auch im Kinderchor der Kirche mitgesungen. Es war nicht gerade auf einem sehr hohen Niveau, und ich kann auch nicht sagen, dass ich dadurch die Musik lieben gelernt habe, ich wenigstens einige Lieder. Im Gymnasium habe ich nur ein Jahr eine Stunde pro Woche Musikunterricht gehabt, aber es war alles so kindisch, dass ich froh war, nachher davon befreit zu sein. Um den Blockflötenunterricht habe ich immer einen großen Bogen gemacht, und ich muss auch sagen, dass es nicht besonders gut klingt, wenn eine ganze Schulklasse mit Sopranblockflöten die gleiche Melodie spielt.

Mein richtiger Zugang zur Musik hatte ich erstmals mit 16 als ich Klavierunterricht bekam. Wenn mir etwas Leid tut, dann ist es, dass ich damit nicht schon viel früher damit angefangen habe, denn es stellte sich heraus, dass ich eigentlich sehr begabt war. Später habe ich immer mehr Instrumente dazu gelernt, Gitarre, Gambe, Klarinette, Harfe und auch Blockflöte, was mir wirklich sehr gut gefiel. Und seit einigen Jahren spiele ich auch Kontrabass in einem Amateurorchester. Wenn ich mir etwas wünschen würde für die Schulen, wäre dass man die Kinder stimuliert Musikinstrumente zu lernen. Mein Jugend wäre wahrscheinlich viel interessanter wenn ich z.B. schon mit sechs mit dem Klavierunterricht angefangen hätte. Und es wäre schön wenn mehr Schulen auch richtige Schulorchester hätten. Ich kenne das leider nur von etwas elitäreren Schulen, aber viele Menschen, die ich später in den Orchestern kennengelernt habe, hatten einen solchen Hintergrund.
 

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