Historisch begründete Anspruchshaltung - oder wie lange sollen/ müssen Verstärker halten?

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Angestoßen durch einen Kommentar über die neue Gibson Falcon Serie, kam die Frage auf, wie lange denn Verstärker halten müßten, die man heute neu kauft.
Insbesondere beliebte Modelle aus der Verstärkerhistorie sind ja gut gepflegt bereits viele Dekaden funktionstüchtig im Einsatz.
Doch vermittelt das tatsächlich den richtigen Blick auf die Haltbarkeit von elektronischen Produkten heutzutage?
Darf man denn diese Anspruchshaltung auch heute noch bei einem Neukauf als Voraussetzung nehmen?
Sicher hängt vieles an Konstruktionsweise (Röhre, Transistor,,etc.), Pflege und eventuell Lagerung.

Dennoch die Frage, was wäre eure Erwartungshaltung bei einem Neukauf? Wegwerfmentalität oder Langlebigkeit?
 
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Meine Erwartungshaltung bei einem Neukauf war/ist immer Langlebigkeit. Hat eigentlich auch immer gut funktioniert. Klappt leider heute auch bei bewusst etwas höherwertiger "Qualitätsware" nicht mehr immer :(
 
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Erst mal sollte ein Produkt so lange brauchbar sein wie es funktionstüchtig ist und das heißt so langlebig wie möglich.

Es hat sich in der Industrie (Beispiel: Drucker) eingebürgert, die Langlebigkeit von Produkten durch bewusste Eingriffe zu verkürzen und eine Reparatur zu verunmöglichen oder sehr teuer zu machen. Das geschieht aus Proftinteressen heraus und weil man es durchdrücken kann - es gibt nur wenige Anbieter auf dem Markt. Das sollte genau so verboten werden wie es verboten ist, zurückgeschickte, aber neuwertige Ware in den Schredder zu stecken. Das ist sozusagen von oben aufgezwungene Wegwerfmentalität.

Verstärker sind keine Modeartikel. Gerade Röhrenamps waren (und sind noch) Investitionen in die Möglichkeit, als Gitarrist lange Jahre den sound zu spielen, den man haben möchte - und das können locker 20 bis 50 Jahre sein. Röhrenamps haben Verschleißteile - die Röhren beispielsweise - der Rest hält 30, 50 oder 100 Jahre. Und das ist gut so und soll auch so bleiben.

Transistor-Amps haben nicht mal Röhren, und was da sonst mit der Zeit verschleißt, ist auch grundsätzlich ersetzbar und auch das sollte so sein.
Modeller funktionieren technisch wie Transistor-Amps. Das, was dort der Vorteil ist - nämlich viele unterschiedliche sounds - kann natürlich einem Verschleiß unterliegen: und zwar dem, dass die nächste Generation von simulierten sounds einfach besser ist als die vorherige. Im Grunde sollte man - wie man das von Computern kennt - einfach nur die software updaten und ist dann wieder auf der Höhe der Zeit. Etliche Anbieter sind auch so unterwegs.

Wenn man also zwischen hard- und software unterscheidet, ist die Erwartung, dass die hardware so lange wie möglich funktioniert, die einzig adäquate Erwartung eines Käufers. Und das ist bei Röhren- und Transistoramps ebenfalls so.

Es gibt ja seit längerem genug Einzeleffekte oder sonstige Modulationsmöglichkeiten, soundmässig auf dem Laufenden zu sein bzw. neue sounds zu kreieren.

x-Riff
 
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Kommt drauf an:
  • point to point gelötete Röhrenamps, kann amn immer reparieren, solange es die passenden Röhren gibt, sind aber teuer
  • einlagige Leiterplatten mit ausreichend Abstand zwischen den Leiterbahnen gehen auch noch
  • maschinell bestückte Transistorverstärker werden dann schon in Richtung unreparierbar sein, sind aber am billigsten
Ich persönlich plädiere klar für Langlebigkeit und wenig Elektroschrott
 
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Der Techniker meines Vertrauens lehnt zwei bekannte Verstärkermarken kategorisch ab, dh. wenn damit jemand zu ihm kommt, schickt er sie weg. Weil er - um z.B. einen einfachen Widerstand zu wechseln schon 2 Stunden zerlegen muß, bevor er rankommt. Diesen Aufwand will er gegenüber Kunden nicht rechtfertigen. Dieses Problem ist kein Zufall oder Unfall, die Hersteller machen das halt.
Vor dem Hintergrund dieser Absichten stellt sich nichtmal die Frage, ob diese Amps lange halten, sondern daß man möglichst lange einen Bogen drum macht.
Ich bin der Meinung, daß man Amps und andere wichtige Geräte nur von Firmen kaufen sollte, die es zu schätzen wissen, daß der User Geld hinlegt und möglichst lange Freude dran haben will.
Wegwerfmentalität entsteht ja auch oft daraus, daß Hersteller durch Zwang das in den Wertstoffhof drängen, was nichtmal mit Sabotage von seitens des Herstellers schnell genug kaputt geht. (Handy, Drucker, PCs...)
 
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Da bin ich mal gespannt wie sich in dieser Hinsicht auf Dauer die AxeFx und Kempers & Co schlagen.
 
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Habe eine Mesa Boogie Dc5, der ist von 1994 und läuft noch mit den ersten Röhren, der Amp.vergangenes Jahr mal beim Tech zur Durchsicht ,bisschen was musste gemacht werden und er läuft besser als zuvor. Dann habe ich noch einen Marshall TSL 60 von 2001 also auch kein Jungspund mehr, über den Amp wurde auch einiges Schlechte geredet , Bias Drift betraf nur die Hunderter Serie, mein Amp hat noch nie einen.Tech gesehen und er klingt gut. Zu Hause ist noch der Engl Fireball 25, aber der hat erst zwei Jahre auf dem Buckel, dazu kann ich noch nicht soviel sagen, außer dass er gut klingt.
 
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Dennoch die Frage, was wäre eure Erwartungshaltung bei einem Neukauf? Wegwerfmentalität oder Langlebigkeit?
Ich bin jetzt 60. Wenn ich mir einen anständigen Röhren- oder Transistor-Amp kaufe und der noch tut, wenn ich nicht mehr tue, dann hat das Ding meine Erwartungen erfüllt.
 
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Das war auch früher schon die Frage. Da wurde gelächelt, wenn auf der Bühne Solton oder Dynacord standen, aber das waren äußerst stabile und unanfällige Amps bzw. PA-Anlagen.

Der Basser von damals (Ende 70iger Anfang 80iger) spielt heute noch mit dem selben Equipment. Dynacord Basscombo und Fender Presision Bass.
 
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Ich hoffe schon, dass mich mein SC20H überlebt. 😳

Klar, Verschleißteile enthalten. Röhren, ElKos...
Aber die Grundlage an sich sollte schon dauerhaft halten, an den Kauf eines solchen Gerätes gehe ich schon mit der Erwartung, dass es eine Langzeitinvestition ist. :)
 
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Ich bin der Meinung, daß man Amps und andere wichtige Geräte nur von Firmen kaufen sollte, die es zu schätzen wissen, daß der User Geld hinlegt und möglichst lange Freude dran haben will.
Wegwerfmentalität entsteht ja auch oft daraus, daß Hersteller durch Zwang das in den Wertstoffhof drängen, was nichtmal mit Sabotage von seitens des Herstellers schnell genug kaputt geht. (Handy, Drucker, PCs...)
Na ja, im Gegenzug erhält man heute Amps, deren Klangqualitäten früher auch nicht für das x-fache kaufbar waren. Integrierte Schaltungen sind halt günstiger, als handgelötete p2p-Verbindungen. (Vorsätzliche Obsoleszenz mal außen vor.) Und die deutlich weniger Platz bei Lagerung und Transport brauchen etc.
Nutzt noch jemand die unkaputtbaren 18"-Bassboxen aus zölliger Hartfaserplatte?
Die letzten Amps, die ich mir gekauft habe, sind die RX-Cubes von Roland (Git, Bs) gewesen, die ich seit ca. 10 Jahren bei mir habe und die hoffentlich noch lange tun werden. Ansonsten wird mir - allerdings ist das nur ein individueller Workaround - der Gebrauchtmarkt reichen.
 
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Der gemeinsame Konsens ist also schon, kein kurzlebiges Wegwerfprodukt zu kaufen. Dennoch auch interessant zu hören, dass die Tendenz schon irgendwie bei 10 Jahren plus liegt. Im banalen Vergleich mit einer Waschmaschine wäre ich um jedes Jahr froh, welches sie länger als die Garantiezeit durchhält. Denn auch da will ich ja für mein Geld möglichst lange Freude dran haben.
Beeinflußt also nicht doch die Geschichte über 50 Jahre alte Verstärker die Erwartungshaltung?
 
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Bislang habe ich immer primär auf den Sound und das Preis-Leistungsverhältnis geschaut. Oft steht dann ein markentes F oder *ox auf dem Amp. Komplettausfälle hatte ich toi,toi,toi noch keinen. Lediglich ein gepimpter Pathfinder 15 steht ohne Tremolo Effekt da. Ärgerlich, kann ich aber verschmerzen.
Meine Erwartungshaltung ist die, dass das fatale Abrauchen eines Amp die absolut Ausnahme sein sollte.
 
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Natürlich kommt es auch immer auf sachgerechte Behandlung/Nutzung/Lagerung an was
auf die Lebensdauer entscheidenden Einfluß hat.
 
Ich glaube, ich bin nicht ganz unschuldig an dieser Frage…:engel:
Als ich sie in den Raum stellte, habe ich mir über konkrete Zahlen auch Gedanken gemacht.
Ein Röhren Verstärker der jetzt/heute älter als 50 Jahre ist (Baujahr < 1970) ist zwar begehrt bzw. teuer, aber hat IMO seine Zeit hinter sich und ich persönlich würde sowas aus Gründen der Zuverlässigkeit nicht nutzen wollen bzw. kommt eine Überholung der Betriebssicherheit auch einem Neuaufbau gleich, was dann auch wieder gleichzeitig den Marktwert killt (…eine eh IMO in sich widersinnige Geschichte…)

Mein Lieblingsverstärker (Blackstar Series One 50) ist ein mehr oder weniger “typisch modernes“ Design, das aber mit überdimensionierten Bauteilen für Langlebigkeit bestückt ist bzw. damit beworben wurde. Nichtsdestotrotz wurde auch diesem Aufbau, der hohe Aufwand im Service Fall angelastet. Der Amp hat knapp 1000€ gekostet, ist jetzt 12 Jahre alt, hat einmal neue Röhren bekommen und tut immer noch. Das jetzt aber irgendwann mal ein Relais oder die Midi Steuereinheit ausfällt, damit muss ich rechnen. Mechanische Bauteile oder Speicher Chips haben nur begrenzte Schaltzyklen oder Lebenszeiten. Klar würde ich mich freuen, wenn eine notwendige Reparatur kein wirtschaftlicher Totalschaden ist, aber realistisch gesehen, kann ich davon nicht ausgehen. Ist Blackstar deshalb ein Scheißladen? Ich denke nicht. Wenn ich etwas haben will, was auch in 30 Jahren noch (einfach) reparierbar ist, muss ich möglichst einen Point-to-Point verdrahteten Einkanal-Verstärker nehmen, der eher 2000+€ kostet und keine Kanalumschaltung, Midi-Schnittstelle oder gar ein Audio Interface, wie mein neuer St. James, hat.
Ich denke also 15-20 Jahre Nutzungsdauer sollte bei einem Verstärker gut drin sein. In etwa wie bei einem (konventionellem) Auto…

(Bei der ganzen Computer Kompatibilität bzw. den Modelern kommt ja die divergierende Entwicklung bei der Software noch dazu. Da überlebt die Hardware meist die Schnittstelle. Mittlerweile bereue ich etwas den Kauf eines Mackie DL16 Digital Mixer mit Slot für ein IPad. Den Mixer nutze ich auch seit über 10 Jahren und da da praktisch nix mechanisches dran ist, läuft und läuft der. Es ist aber schon das zweite IPad drin und der aktuelle USB C Anschluß passt dann nicht mehr. Immerhin kann ich das Teil immer auch wie ein typischen „Stagebox Digital Mischer“ ohne IPad im Slot via Wlan nutzen… )
 
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Ein gutes Beispiel ist auch mein alter Klemt Echolette M40 den ich mal für 20 DM am Flohhmarkt kaufte, der aber voll Funktionstüchtig war und mir weiter 20Jahre völlig problemlos/auch mit den alten Röhren diente/hab ihn dann verkauft.
 
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Vielleicht könnte man sich mal eine Metrik überlegen, die unabhängig von der zu Grunde liegenden Technik ist. Das altbekannte Preis-Leistungs-Verhältnis ist ja auch sowas, aber da definiert jeder die "Leistung" (damit meine ich nicht die Wattzahl) sehr individuell. Ist es nicht eher ein Verhältnis von Geld zu Spielstunden, was interessant wäre? Wenn man über die gesamte Lebensdauer eines Verstärkers sämtliche Ausgaben für Anschaffung, Wartung, Verschleißteile und Reparaturen summiert und dann in Bezug setzt zur erzielten Spielzeit, das ganze noch reziprok, damit im Gegensatz zum P/L-Verhältnis auch "höherer Wert ist besser" gilt, könnte man unterschiedliche Produkte recht bequem miteinander vergleichen:

Q_git := Spielzeit / finanzieller Gesamtaufwand mit [Q_git] = h/€

Mit dieser Metrik könnte man interessante Gedankenspiele machen und Vergleiche anstellen, z.B. ob man mit einem teuren, wartungsintensiven aber auch sehr langlebigen Amp ein höheres Q_git erzielen kann als mit einem preiswerten Amp, den man alle drei Jahre durch einen Nachfolger ersetzt.
 
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Die Erwartungen an einen Röhrenverstärker - insbesondere der „gehobenen“ Preisklasse jenseits der 2000€-Marke - sind sicherlich von den Geschichten über die „alten Schätzchen“ geprägt.

Letztere stellen ja gerade für viele Boutique-Ampschmieden die Blaupause für ihre Produkte dar: echter PTP- oder Turretboard-Aufbau mit soliden und großzügig dimensionierten elektrischen Bauteilen, keine Platinen und schon gar keine direkt auf Platinen gelötete Röhrenfassungen, Potis, Buchsen und Schalter.

Manch Boutique-Amp wird so geradezu zum kleinen Kunstwerk. Gerade Mark Bartel hebt das Binnenleben seiner Amps zum ästhetischen Hochgenuss:
IMG_4370.jpeg


Ob das in allen Fällen Langlebigkeit und gute Wartungs- und Reparaturmöglichkeiten sicherstellt, ist zumindest nicht unstrittig. Von den hier vertretenen Amp-Gurus werden ja auch manche Boutique-Amps durchaus kritisch gesehen (mangelnde Wärmeableitung, gezielt zu heiß gefahrene Röhren, …).

Was heißt das nun für mich? Hier werkeln ein Fender 64 Custom Princeton (Review) und ein Two-Rock Bloomfield Drive (Review). Beide sind handverdrahtet und nicht gerade Schnäppchen. Meine Erwartung ist, dass beide - von offensichtlichen Verschleißteilen wie Röhren abgesehen - wesentlich länger halten als die oben genannte Waschmaschine. Eigentlich erwarte ich, dass die Dinger halten, bis ich keine Gitarre mehr halten kann.

Warum? Keine Firm-/Software, keine anfällige und wegen übereifrigem Controlling und maximalem Gewinnstreben (zu) knapp dimensionierte Mikroelektr(on)ik, keine mechanischen Schwachstellen.
Vielleicht bin ich ein blauäugiger Nachhaltigkeitsfreak. Aber Fakt ist, dass sauber und aus wertigen Bauteilen aufgebaute elektrische Geräte durchaus langlebig sein können. Gerade die alten Schätzchen beweisen das…
 
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