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Mesa/Boogie Mark III - DRGX No Stripe
Wie die meisten Leute sicherlich wissen, ist der Mark III Boogie der direkte Nachfolger der sehr gesuchten Mark IIC+ Amps.
Dieser Amp ist mittlerweile auch ein Klassiker, er wird aber gerne auch mal, als "der schrille Mark-Sound" abgestempelt. Andere sagen, der Amp ist klanglich quasi identisch zum Mark IIC+ da gehen die Meinungen sehr auseinander.
Was ist an der Sache dran und was stimmt den nun? Kann man mit dem Mark III ein klanglich gutes "Schnäppchen" erzielen (IIC+ sind mittlerweile gerne preislich fünfstellig), oder sollte man lieber einen Bogen um diese Amps machen?
Die Antwort ist ganz klar: "Es ist kompliziert...."
Falls einige Leute jetzt ein Deja Vu haben, mein JP-2C Review hab ich quasi genauso angefangen, und das Review hier werde ich ähnlich aufbauen. Und auch hier gehe ich auf Historie und Schaltungen ein, da es "den einen Mark III" nicht gibt, die Amps aus der Zeit sind Semi-Custom gewesen, und außerdem unterscheiden diese sich in der Handhabung von vielen anderen alten und neuen Amps doch deutlich.
Boogie Mark III Ära
Die Mark III Boogies sind von 1985 bis 1999 gebaut worden, wobei die meisten Mark IIIs vermutlich bis ca 1992 oder 1993 verkauft worden sein dürften, da sich zu der Zeit auch die Musiklandschaft klanglich sehr verändert hat und im Jahr 1990 der Mark IV A auf den Markt gekommen ist. Der Mark III ist aber noch eine ganze Weile im Portfolio geblieben, beide Amps hat Mesa/Boogie dann eine ganze Weile parallel produziert.
Das neue große Feature des Mark III gegenüber dem Mark II ist "Rhythm 2", das ist ein Gainboost, der direkt von der Mark IIC++ Modifikation abgeleitet worden ist. Der Amp hätte imprinzip genauso gut Mark IID heißen können, da die Schaltungen und die Funktionsweise gleich geblieben ist, lediglich das Middle-Poti hat jetzt die Rhythm 2 Pull Funktion, das Pilot Light ist nun Blau, anstatt rot und über dem Middle Poti steht "Pull Rhythm 2".
Vom Marketing Standpunkt ergibt Mark III aber defintiv sinn, da man ja jetzt "drei Kanäle" zur Verfügung hat, diese hießen damals in den Marketing Flyern "Clean Rhythm", "Crunch Rhythm" und "Boogie Lead".
Aus heutiger Sicht würde man den Amp wohl nur bedingt als Dreikanaler ansehen, da wir uns von der Verstärker-Entwicklung noch vor dem Soldano SLO befinden, sprich wie beim Mark II auch, ist es immer die gleiche Schaltung bzw. der gleiche Signalweg, indem man Gainstages rein- oder rausschalten kann.
Es gibt keine komplett getrennten Signalwege für Clean, Crunch und Higain. Wer jetzt aufgepasst hat, dem wird aufgefallen sein, dass sich beim Mark III dann vier Sounds ergeben, weil man den Rhythm 2 Gain Boost dementsprechend auch im Lead Modus aktivieren kann.
Genau, wie beim Mark II, gelten auch hier die typischen Kürzel, wie KG, HRG oder SX, da diese auch noch aus der Zeit stammen, als Mesa/Boogie Semi Custom Orders auf Bestellung gebaut hat, daher auch hier nochmal die Aufschlüsselung dazu:
Auch hier sind die Kürzel wieder in der Reihenfolge Endstufe, Hall, EQ und internationaler Trafo, bei meinem spezifischen Amp -DRGX- ist der Amp mit einem Simul-Class Output-Trafo, eingebautem Federhall, grafischem EQ und mit dem umschaltbaren Power-Trafo bestückt.
Bei den Mark IIIs hab ich auch schon interessante Varianten gesehen, wie eine H Endstufe, die ab Werk dann aber in Class A verdrahtet gewesen ist (40 Watt), oder Coliseum Amps, in denen der Simul-Class Output Trafo verbaut worden ist "KDRG".
Allerdings kann ich nicht genau sagen, bis wann Mesa/Boogie diese Produktionsweise mit den Austattungsoptionen praktiziert hat, meine Vermutung wäre 1993, als der Mark IV B rausgekommen ist. Der Mark IV ist meines Wissens nie Semi Custom gewesen, habe zumindest nie einen Mark IV zum Beispiel ohne GEQ gesehen. Die Rectifier aus der gleichen Zeit sind ja ab Werk in verschiedene Modelle unterteilt worden, wie zum Beispiel der Trem-o-Verb. Was natürlich seit der Produktionsumstellung auch heute immernoch möglich ist, sind Custom Farben.
Der Mark III ist als 12" Combo, 15" Combo, Short Head und Long Head erhältlich gewesen, das im Short Head und 12" Combo verbaute 17" breite Chassis konnte man natürlich auch mit dem passenden Rackmount-Gehäuse in 19" Racks einbauen.
Purple Stripe? Green Stripe? Black Dot? No Stripe? R?
Um das Thema komplizierter zu machen, gibt es natürlich, wie beim Mark II auch, diverse Revisionen. Allerdings hängen diese dann nicht dem Namenskürzel an, es gibt also keinen Mark IIIB oder Mark IIIC, sondern werden auf der Rückseite mit Edding farblich durch einen Strich von einem Permanent-Marker über dem Stromkabel angezeigt. Befindet sich zum Beispiel ein blauer Strich über dem Stromkabel, handelt es sich um einen Mark III Blue Stripe.
In der Mark II und Mark III Ära hat Mesa/Boogie quasi jedes Jahr von 1983 bis 1989 mindestens ein Facelift rausgebracht, beim Mark III sind das folgende:
Dann gibt es neben den Revisionen natürlich auch noch Werksmodifikationen.
Wer zum Beispiel ein mit Edding geschriebenes "R" neben dem Stromkabel findet, bei dem ist eine Reverb Mod installiert worden, die mögliche Brummgeräusche beim Federhall fixt.
Befindet sich auf der Rückseite ein zusätzliches Poti mit der Aufschrift "R2 Vol", so ist die Rhythm 2 Volume Mod durchgeführt worden, bei der für die Rhythm 2 Pull Funktion dann eine eigene Volume Einstellung möglich ist.
Ist über dem Stripe ein "3+" oder ein "3++" geschrieben, ist der Amp bei Mesa Boogie vom Voicing zu einem IIC+ oder IIC++ umgebaut worden.
Zu all dem reihen sich natürlich auch noch etwas einige Werkssonderlinge ein, denn Mesa hat natürlich nichts weggeschmissen.
So gibt es zum Beispiel Mark III Amps mit Mark IIC+ Frontblenden, wo Rhythm 2 von Hand nachbeschriftet worden ist. Genauso gibt es Mark IIIs, die übrig gebliebene Trafos vom Mark IIC+ abbekommen haben. Die frühen, über Mesa Deutschland georderten Boogies, haben gerne ein hellorangenes Schuko-Stromkabel gehabt, da könnte man im ersten Moment auch denken, das hat jemand nachträglich "drangebastelt", ist aber original.
Vom Gain-Level reihen sich die Revisionen wie folgt ein: Blue Stripe > Green Stripe > Red Stripe > Black Stripe/No Stripe > Purple Stripe
Was auf keinen Fall bedeuten soll, dass der Purple Stripe wenig Gain hat oder ein Medium Gain Amp ist, im Gegenteil, ich behaupte mal, selbst für heutige Verhältnisse haben die Amps noch sehr viel Gain. Metallica Brett und mehr können alle Mark IIIs mühelos.
Wer einen Klang so ähnlich wie möglich zum IIC+ sucht, ist meiner Meinung nach bis einschließlich zum Red Stripe gut dabei. Danach werden die Mark IIIs heißer und aggressiver, und auch obenrum etwas heller, was die Amps natürlich keines Falls schlechter macht, einfach nur ein wenig anders.
Ist das hellere Voicing das einzige, woran es scheitert sollte, dann hab ich einen Tipp an der Stelle: Bei den Revisionen hab ich den Kondensator gegen Masse erwähnt, das ist auf dem Mainboard als "C30" markiert und ist recht leicht bei V3B zu finden. Gerne von einem Tech einen 500pf (=Red Stripe Spec) oder 1000pf (=IIC+ bis Purple Stripe Spec) Ceramic Disc einlöten lassen, ist wirklich super easy, um die dazugewonnen Höhen zu entschärfen. Gefällt danach der Amp klanglich immernoch nicht, wird vermutlich auch kein IIC+ oder anderer Mark III gefallen.
Simul oder Nicht Simul, das ist hier die Frage!
Eine typische Option für Boogie Marks ist die Simul-Class Endstufe, früher ist das bei Mesa quasi die meist georderte Endstufe gewesen, heute hat das glaube ich nur noch der Mark VII, bzw. der Vorgänger Mark V in der 90 Watt Version.
Imprinzip ist das nichts anderes, als ein Output-Trafo mit zwei Abgängen, das innere Röhrenpaar läuft dann in Class A/B und das äußere Paar gleichzeitig in Class A. Beim Mark II und Mark III ist das innere Paar dabei normalerweise in 60Watt Pentode verschaltet gewesen, das äußere Paar in 15Watt Triode. Es gibt eine Ausnahme, der Green Stripe, bei der Revision ist das äußere Paar in 25Watt Pentode verschaltet worden. Somit ergeben sich je nach Modell 75Watt oder 85Watt Ausgangsleistung.
Klanglich opfert die Simul-Class Endstufe gegenüber der normalen 100 Watt Class A/B Endstufe ein wenig Punch und Schnelligkeit im Lowend und etwas von der maximalen Hochtonklarheit. Dafür gewinnt man mit Simul-Class harmonische Komplexität , etwas angenehmere Höhen und mehr Obertöne, man kombiniert quasi die weiche Kompression und harmonische Komplexität von Class A mit dem Punch, Headroom und der Direktheit von Class A/B.
Ist das äußere Paar in Pentode verdrahtet, hat der Amp einen etwas breiteren Sound, mehr Punch, singt aber dafür etwas weniger, als bei der Verdrahtung in Triode.
Außerdem hat man beim Mark II und Mark III die Möglichkeit, bei der Simul-Class Endstufe diverse Röhrentypen zu mischen. Das inneren beiden Röhren sind dabei normalerweise 6L6GC, die äußeren Röhrensockel sind je nach Baujahr werksseitig mit 6CA7, EL34 oder 6L6GC Röhren bestückt. Hier scheiden sich die Geister, was die klanglich beste Bestückung ist, neben den genannten Röhrentypen passen natürlich auch Derivate davon, zum Beispiel 5881 oder KT77.
Drückt man bei einer Simul-Class Endstufe den Half Power/Class A Switch, wird übrigens das innere Röhrenpaar abgeschaltet es bleiben noch 15 Watt bzw. 25 Watt Leistung übrig. Hat man gemischte Röhrenpaare in der Endstufe, bleibt dementsprechend noch der EL34/6CA7/KT77 Klang übrig.
Ein kleiner Tipp zum 4x6L6 Matching an der Stelle, anders als beim Mark IV, läuft die Simul Class Paar beim Mark II und beim Mark III recht heiß, daher ist von Mesa ein anderes Matching der Color Codes empfohlen. Das wäre das innere Röhrenpaar auf Mesa Green gematcht, das äußere Paar auf Mesa Red, wer lieber einen heißeren Biaspunkt mag, nimmt innen Mesa Grey und außen Mesa Yellow. Innen kälter (Yellow, Red) geht natürlich auch, klingt dann halt etwas fade, außen heißer, lässt eben diese Röhren schneller verschleißen. Blue und White (noch heißer) sind laut meiner Info in dieser Amp- bzw Endstufenkombination nicht empfohlen.
Fender on Steroids?
Nachdem wir die "Basics" erledigt haben, lasst uns mal ein Blick auf den Amp selbst werfen.
Wie am Anfang schon erwähnt, sind die "drei Kanäle" immer der gleiche Signalweg, ist man im Lead Modus, sind alle Potis aktiv, und diese beeinflussen sich damit auch alle gegenseitig. Außerdem sind Boogie Mark Amps imprinzip stark hochgezüchtete und frisierte Fender Schaltungen.
Im Gegensatz zur deutlich gängigeren Marshall Topologie, bei der sich viele Higain Amps bedienen, ändert das an der Bedienung des Mark III einiges, da das Tonestack, also die Bass/Middle/Treble Regler, vor der eigentlichen Gain-Erzeugung sitzt und die Potis auch noch, wie beim Fender Blackface funktionieren.
Das macht den Regelweg der Drehregler ansich relativ groß, spielt man mit Gain, aber sehr ineffektiv als Klangregelung, da das Signal ja nach eben dieser noch sehr stark komprimiert und verzerrt wird.
Wenn wir uns das Control Layout mal ansehen und erstmal vom Lead Modus ausgehen, dürften einige Dinge auffallen:
Da wären zwei Gain Regler, Volume und Lead Drive, außerdem zwei Master Volume Regler, Master und Lead Master. Dann sind noch sieben der acht Potis mit Pull Option ausgeführt, das alleine sorgt für genügend Spieltrieb bei der Klangfindung, oder für totale Verwirrung!
Obendrauf kommen ein Reverb Regler, da der Amp einen eingebauten Federhall hat, und, um noch mehr Einstellungsmöglichkeiten zu bekommen, ein grafischer EQ mit fünf Bändern. Irgendwo braucht man ja noch eine Klangregelung, die dann auch effektiv am Endresultat etwas ändert. Zum Abschluss gibts noch einen EQ-Schalter, einen Full/Half Power Switch und wer das Presence Poti vermisst, das ist auf der Rückseite.
Fangen wir mit den Tone Controls an, wie ja eben schon erwähnt, sind diese zur Klangregelung im Lead Modus recht ineffektiv, aber was man an der Position im Signalweg damit machen kann ist, die Verzerrung selbst beeinflussen! Ist zum Beispiel die Verzerrung im Bassbereich nicht tight genug bzw. zu undefiniert, dreht man einfach den Bass Regler runter. Hat die Verzerrung in den Höhen zuwenig Gain, ruhig mal das Treble Poti auf 10 drehen und schauen, was passiert. Der Klang ist in den Mitten nicht solide genug, Middle etwas aufdrehen, bis es passt.
Schaut man sich jetzt dazu noch die Volume- und Lead Drive-Regler an, der erste ist der klassische Gainpoti, wie man es auch bei vielen anderen Amps vorfindet, direkt vorne nach der ersten Gainstage. Lead Drive ist ein zweiter Gainregler, etwas später im Signalweg, und jenachdem, wie man die Kombination der beiden Regler zueinander wählt, fühlt sich der Amp unterschiedlich an. Generell würde ich sagen, wenn Volume sehr hoch ist, ist der Sound sehr direkt mit viel Punch, ist Lead Drive sehr hoch und Volume etwas weniger, klingts etwas weicher, harmonisch komplexer und komprimierter.
Beide Sachen zusammen ergeben, mit fünf Potis ,relativ viel Möglichkeiten, um das Gain und das Feeling des Amps nach belieben zu formen.
Jetzt sind da noch Master und Lead Master, Lead Master sitzt vor Reverb und dem FX-Loop, Master sitzt danach, direkt vor dem grafischen EQ. Glücklicherweise sind Mark IIs und Mark IIIs keine Amps, die man super laut spielen muss, um den typischen Sound zu bekommen, aber jenachdem, wie man die Regler zueinander einstellt, bekommt man auch hier einen unterschiedlichen klanglichen Effekt. Einer von beiden auf 2, der andere dann auf ungefähr 3 ergibt schon einen sehr gesunden Sound. Ist Lead Master der leisere von beiden, klingt es, als wäre der Amp etwas weiter aufgedreht und klanglich ist mehr "Loudness" vorhanden.
Das Reverb Poti erklärt sich denke ich von selbst, das ist einfach nur die Lautstärke des Federhall. Im Lead Mode ist es durchaus möglich, dass man bei Reverblautstärken über ungefähr 4 ein Brummen wahrnehmen kann, dagegen gibt es, wie oben erwähnt, eine Werksmod, die das Problem behebt.
An der Stelle könnte man evtl auch noch erwähnen, dass der Federhall signaltechnisch vor dem Effektweg sitzt, benutzt man also den Effektweg und den Federhall gleichzeitig sollte man das im Hinterkopf behalten.
Bleibt noch der grafische EQ, das besondere an ihm ist -abgesehen davon, dass er Slider hat- der EQ ist aktiv! Bei den meisten Gitarrenamps ist die Endklangregelung passiv, sprich das Signal lässt sich nur in den -dB Bereich verändern, beim GEQ vom Boogie lässt sich das Signal auch boosten. Also auch wenn man zum Beispiel Volume 10, Treble 10, Bass 0 und Middle 0 einstellt, lässt sich am Ende trotzdem am GEQ noch ein deutlich zu dickes Lowend reindrehen.
Dadurch, dass auch hier fünf Regler vorhanden sind, also für Bass, Tiefmitten, Mitten, obere Mitten und Höhen, hat man auch hier genug Spielmöglichkeiten, um den eigenen Klang zu finden. Die EQ-Slider sind übrigens sehr empfindlich, ein Millimeter am 750hz Slider kann schon den Unterschied zwischen "Honk City" und "ich hör mich nichtmehr" ausmachen.
Der dazugehörige EQ Auto/Off/In Schalter beeinflusst, wann der grafische EQ aktiv ist, Off und On dürften logisch sein, bei Auto ist er im Lead Modus aktiv; im Clean Modus, mit oder ohne R2 Boost, wäre er dann deaktiviert.
Das Presence Poti auf der Rückseite ist beim Blue und Green Stripe wie beim Mark II ausgeführt. Das Ganze ist also recht empfindlich, und wird da vermutlich bei den meisten irgendwo bei 3-5 stehen. Von No bis zum Red Stripe reagiert das Presence Poti nochmal etwas empfindlicher, da ist vermutlich 2-4 realistischer. Generell wird die Boogie Presence Regelung relativ schnell giftig und fauchend, trägt aber definitiv zum Signature Sound bei.
Dann haben wir noch die ganzen Pull Optionen:
Außerdem gibt es für den Amp noch zwei Footswitches und ein Doppelfootswitch. Der Erste wird vorne unter der Inputbuchse eingestöpselt und schaltet die Lead Drive Pull Lead Funktion um, quasi der klassische Kanalumschalter. Der zweite wird auf der Rückseite eingestöpselt und schaltet Middle Pull Rhythm 2, dieser dient also als Clean/Crunch-Umschalter. Natürlich schaltet er nicht automatisch den Lead Modus ein oder aus, also muss man einen Pedaltanz ausführen. Der dritte Doppelfootswitch dient zur Fernsteuerung von EQ und Reverb.
Wenn man sich jetzt überlegt, welche klanglichen Optionen man oben hat, dass aber alles grundsätzlich der gleiche Signalweg ist, Master und Leadmaster ursprünglich dafür gedacht gewesen sind, den Clean und den Leadmodus auszubalancieren und man zwischen Volume und Lead Drive Werte finden muss, dass Clean, Crunch und Higain gut klingt, der wird sofort feststellen, wie kompromissbehaftet die Einstellungen sein müssen, damit das alles funktioniert. Gleichzeitig muss man ja auch noch Treble-, Middle- und Basswerte einstellen, die in allen Modi einigermaßen funktionieren, genauso die passenden Pull-Funktionen.
Die ganzen Möglichkeiten sind natürlich, wenn man gerne an Knöpfen und reglern spielt, toll, um seinen Wohlfühlsound aus dem Amp rauszuholen, allerdings gibts da auch sicher Leute, die etwas überfordert mit der Bedienung sind. Genauso kann man den Verstärker mit den ganzen Optionen natürlich auch so einstellen, dass er nicht wirklich toll klingt. Und mich wunderts auch nicht, dass die Rockstars das Teil eher auf "den einen Sound" eingestellt haben, und dann den zweiten oder dritten Sound aus den nächsten -evtl. sogar gleichen- Verstärkern geholt haben, wenn man überlegt, dass sich alle Gainstufen alle Einstellungen zusammen teilen.
Wie klingt so eine Kiste?
Jeder, der John Sykes (Whitesnake / Blue Murder Ära), Dream Theaters Images and Words, Metallicas Master Of Puppets oder Black Sabbath während der Tony Martin Ära schonmal gehört hat, um einige Beispiele zu nennen, der kennt auch den typischen Boogie Higain Sound, für den die Amps spätestens seit dem IIC+ so berühmt sind!
Für alle, die den Sound nicht kennen, der Amp hat relativ viel Gainreserven, das Gain ist sehr komprimiert und vom Voicing eher mittig und fokussiert, gerne kommt beim Mark III auch ein "cocked Wah Effekt" durch.
Die Mitten sind allgemein sehr dick und saftig im Klang, die Zerrstruktur ist deutlich mehr Säge, als rotziger britischer Crunch, dafür ist der Klang in den Höhen eher weicher und glatter. Das führt bei komplexeren Chords dazu, dass schöne Obertöne erzeugt werden und gleichzeitig die einzelnen Noten aber noch gut durchhörbar bleiben, ohne dass alles in einem kratzigen "KRRRT"-Ton endet.
Der Bassbereich kann dabei sehr tight sein, im oberen Bassbereich bzw. in den Tiefmitten klingt der Amp aber sehr muskulös, passend dazu sind die Harmonics, die man vom Presence Regler bekommt schon eher auf der brennenden Seite, was einem ein definiertes Attack gibt.
Der Tiefbass ganz untenrum ist im Vergleich zu einem alten Marshall oder auch einem Rectifier quasi nicht vorhanden, genauso ist es mit den Höhen im obersten Frequenzbereich. Die Höhen klingen allgemein, wenn man britische Amps gewohnt ist eher abgeschwächt bzw. etwas "stumpf".
Vom Feeling hat der Amp immer eine gewisse Elastizität, es fühlt sich irgendwie immer etwas knautschig und "bouncy" an. Beim solieren kann man damit und mit der erwähnten starken Kompression sehr singende violinenartige Sounds mit sehr langem Sustain erreichen.
Das erste Wort, was mir zu den Gainsound einfällt ist "geboosted". Der Amp klingt im Leadmodus gerne, als würde er einen etwas anschieben wollen, bzw. wie wenn man andere Amps mit einem Overdrive anstumpt. 80s Higain Fans und Fans von frisierten Marshalls aus der Ära kommen hier definitiv auf ihre Kosten, für Leute die den ganz klassischen 60s Marshall Crunch suchen, oder die bei dem Lead Mode gerne das Gitarrenvolume-Poti benutzen wollen, um zwischen Clean bis Brett zu wechseln, für die ist der Amp vermutlich nicht ganz das richtige.
Der Cleansound geht sehr stark in die Richtung Fender Blackface, die typischen L.A. Studio Clean Sounds sind damit gesichert, gerade wenn der Amp mit eingebautem Federhall kommt. Im Gegensatz zum typischen, mit zwei Federn bestücktem Federhall bei Fender Amps, haben Boogies allerdings drei Hallfedern verbaut. Das lässt den Reverb etwas mittiger, dichter und diffuser klingen, als man es von Blackface Amps gewohnt ist. Hat man den Reverb-Mod, um den Brumm zu fixen, wird der Reverb außerdem noch ein wenig dunkler, als man es von Vintage Amps gewohnt ist.
Der Cleansound lässt sich natürlich mit hohen Volumepoti-Werten auch in leicht angezerrte Territorien bewegen, allerdings klanglich dann immer typisch amerikanisch. Mit dem Rhythm 2 Boost ists definitiv verzerrt, und es lässt sich auch ein Midgain Sound rausholen, sprich Blackface goes to 11 (evtl sogar 12).
Zwischen den verschiedenen Stripes sind No, Black und Purple Stripe einem C+ am ähnlichsten, ab dem Red Stripe bekommen die Marks noch etwas mehr Gain obendrauf. Der Red Stripe ist in Rhythm 2 deutlich heißer, und auch etwas rauer, ich vermute Mesa hat einfach versucht Rhythm 2 etwas marshallartiger zu machen, um den Amp flexibler zwischen den drei Kanälen zu bekommen. Ab da sind auch im Lead Mode die Höhen etwas gröber, das typisch dunkle Topend vom Mark II bleibt aber noch erhalten.
Ab der Revision Blue Stripe werden die Höhen nochmal rauer, die Schaltung bekommt nochmal mehr Gain und die Höhen sind ab dieser Revision auch heller, das ist nach meinem Empfinden der aggressivste Boogie Mark-Sound, den Mesa jemals angeboten hat.
Beim Green Stripe ist das Gain wieder etwas entschärft worden, dafür klingen die Simul Class Amps jetzt etwas breiter und moderner dank der Pentode-Verdrahtung des Class A Röhrenpaars. Ich vermute, die Boogies sind damit etwas an den zu der Zeit dann sehr beliebten Soldano SLOs und deren Derivate klanglich angepasst worden.
Mark IIs und Mark IIIs klingen allgemein etwas offener und böser, als zum Beispiel der Mark IV. Nachdem die Mark IIIs klanglich immer aggressiver geworden sind, ist Mesa mit dem Mark IV in die Richtung IIC+-Schaltung zurückgerudert, allerdings klingt der Mark IV untenrum etwas weniger muskulös, der Cocked Wah Effekt ist auch weitgehenst Weg. Allgemein ist ein Mark IV etwas smoother, komprimierter und klingt etwas verfeinerter. Klanglich nicht so percussiv, wie ein Mark II oder III, sind dafür aber breitere Sounds möglich und er wirkt klanglich etwas moderner.
Bei der Wahl zwischen Class A/B und Simulclass Endstufe entscheidet vermutlich auch, ob man eher Lead- oder Rhythmusspieler ist. Der etwas sauberere und punchigere Sound der Class A/B Endstufe dürfte Rhythmusgitarristen etwas mehr zusagen, der etwas fluidere Sound der Simul Class Endstufe eher Leadgitarristen, eigentlich ist es aber nur eine Frage des eigenen Geschmacks.
Wie oben auch schon erwähnt, kann man ja bei Simul Class verschiedene Röhrenpaare mischen, die zwei gängigsten Varianten sind da aber wohl 4x 6L6GC oder 2xEL34 / 2x 6L6GC, dadurch lässt sich der Sound nochmal den Vorlieben anpassen. Mit der gemischten Kombination verliert der Amp etwas Lowend, wird dafür aber in den Höhen und den Tiefmitten etwas bissiger, das könnte ich mir sehr gut bei Thrash-Metal-Fans vorstellen.
Nur 6L6 ist dementsprechend die klanglich vollste und smootheste Variante, denke hier muss man einfach mal ausprobieren, welche Röhrenkombination einem am meisten zusagt.
Und wie ist dein Amp denn jetzt im Vergleich zum JP-2C?
Als ich meinen 1985 Mark III No Stripe mit dem 2016 JP-2C Limited verglichen hab, ist mir fast die Kinnlade runtergegangen, da ist mir erstmal aufgefallen, wie gut Mesa den JP-2C klanglich hinbekommen hat! Wenn jemand anderes die Amps spielen würde und die klanglich angeglichen sind, sogut es geht, würd ich mich echt schwer tuen die Amps auseinanderzuhalten, bei nem A/B Vergleich würd ich vermutlich verlieren.
Habe natürlich versucht einen fairen Vergleich herzustellen, bedeutet in meiner Welt:
Aber der Unterschied ist zwischen den Amps ist sehr gering, ist eigentlich zumindest auch von der Schaltung nicht verwunderlich, da die Mark III Schaltung (Anfang 1985) und die IIC++ (1984) Schaltung ungefähr ein halbes Jahr auseinander liegen.
Der Mark III wirkt dank der Simulclass Endstufe beim solieren auch noch ein bisschen elastischer und fluider und ich kann dann auch noch etwas leiser spielen, bei gleich aufgedreht klingendem Sound. Vom Gain Level und der Kompression sind beide Amps quasi identisch.
Wenn beide Amps so nah beieinander sind, warum dann überhaupt der Mark III?
Nunja, so großartig der JP-2C meiner Meinung nach ist, er kann genau zwei Dinge nicht, die ein alter Mark II oder Mark III kann, das erste wäre, man kann die Pull Shifts und den Volume-Regler nicht nach belieben einstellen, das zweite ist, dass er keine Simul-Class Endstufe hat.
Da ist dann in meinem Kopf immer so ein "was wäre wenn?" rumgeschwirrt.
Sprich, was wäre wenn der ++ Boost nicht an wäre, oder Pull Volume Bright etc. , oder was wäre wenn man die Endstufe mit 6l6GC und KT77 gemischt laufen lässt, würde mir das evtl. noch besser gefallen? Ein IIC+ "fully loaded", also DRGX kostet ja mittlerweile fünfstellig. Also ist ein IIC+ für mich aus dem Suchraster gefallen ist einfach nicht meine Preisklasse.
Die Mark IIIs hab ich klanglich auch immer sehr gemocht, also ist das natürlich als Alternative sofort in Frage gekommen, deshalb hab ich immermal wieder die Gebrauchtmärkte nach einem Purple Stripe oder Red Stripe abgesucht. Irgendwann ist dann ein No Stripe mit kompletter Historie, unverbastelt und im gepflegten Zustand aufgetaucht, mit Katalogen, Case Candy etc., das ist dann einfach so ein "jetzt oder nie!" Moment gewesen und ich hab zugeschlagen.
Und ja, der JP-2C ist so nah, an meinem Wunschsound, sodass ich definitiv ohne den Mark III auch glücklich wäre, aber der Mark III macht mir, zumindest momentan, ein klein wenig mehr Spaß, daher bin ich froh, dass ich den Amp gekauft habe.
Habe ihn anschließend übrigens auch geserviced, um ihn fit für die nächsten 20+ Jahre zu machen!
Fazit
Ein Mark III kann schon recht ähnlich zu einem IIC+ sein und die Mark III Schaltungänderungen der verschiedenen Revisionen sollten sich relativ problemlos von einem geeigneten Amp-Tech an die favorisierte Version anpassen lassen.
Klanglich sind meiner Meinung nach Mark IIC+, Mark III und Mark IV im Leadmodus deutlich mehr gleich, als das sie verschieden sind. Klar Bauteiländerungen über die Jahre und unterschiedliche Trafos der diversen Marks lassen die Amps auch ein wenig unterschiedlich klingen, aber da macht der physische Zustand des Amps bzw. der Verschleißteile mehr Klangunterschiede, als die Schaltungsänderungen. Habe oben im Review einfach etwas weiter ausgeholt, damit die vorhandenen Unterschiede der Amps klarer werden.
Der Mark III hat die meisten klanglichen Optionen aller Marks, da man dort die meisten Einstellmöglichkeiten bzw. Pull Option hat, allerdings sind alle Funktionen über alle Kanäle geteilt. Man muss sich bei dem Amp also entscheiden, ob man aus allen Optionen seinen einen Wunschsound baut, oder ob man Einstellungen findet, die in allen Kanälen funktionieren und damit dann lebt.
Wer getrennte Clean- und Gaineinstellungen braucht wird vermutlich zum Mark IV greifen, wer drei komplett unterschiedliche Sounds benötigt, wohl eher zum Mark V oder zum neuen Mark VII.
Der Mark IV hat einige Pull Optionen zusammengefasst, getrennte Potis für Clean und Lead, aber immernoch die zwei Gainregler um sich das Gain besser zu formen.
Der Mark V und VII hat deutlich mehr Voicings, dort dürfte Clean, Crunch und Higain als drei Sounds am einfachsten einstellbar machen, allerdings ist der erste Gainregler entfernt worden und hat intern festes Preset, je nach gewähltem Mode. Das lässt die Marks vor dem V gerne mal brutaler und fieser klingen, einfach weil man sich vorher deutlich mehr "Wand" und Gain einstellen konnte.
Mark IIs und Mark IIIs klingen allgemein etwas fieser und offener als der Mark IV, der ist smoother und mehr komprimiert, wobei der Mark IV A dem Mark III ähnlicher ist, als der B.
Allgemein ist die Verzerrung bei Boogies in der Mark II und Mark III Ära schrittweise heller und tighter geworden, aber auch gainier und später aggressiver.
Und ja, der C+ Trafo hat im unteren Mitten eine Massivität, die der III Trafo nicht hat, trotzdem sind die erreichbaren Sounds wirklich sehr ähnlich.
Klanglich sind die Marks aber meiner Meinung nach durch die Bank weg erstmal gut, man muss sich halt entscheiden, was einem gefällt und welche Optionen man benötigt.
Ich hoffe natürlich, dass euch der kleine Boogie Mark Exkurs gefallen hat,
Cheers!
Vielleicht mach ich auch, wenn ich Zeit finde, noch ein Video dazu, ansonsten werde ich auf andere Youtube Links verweisen!
---------
Hier noch die passenden Videolinks:
Zuerst einmal ein Video von einem Mark III Green Stripe, einfach um mal einen von den "unbeliebteren Stripes" zu nehmen, wo man ganz gut hören kann, wie so ein Mark III klingt:
View: https://www.youtube.com/watch?v=2UP9sHyBK8o
Dann hier noch ein Video, was zumindest aufgenommene Unterschiede zwischen Mark II, III und IV ganz gut darstellt:
View: https://www.youtube.com/watch?v=JpQC3Lwu9C4&t=383s
Hier noch ein Video, was die klangliche Flexibilität von Mark IIIs verdeutlicht:
View: https://www.youtube.com/watch?v=4pfmpCnwtmA
Und hier noch ein kleiner One Take, den ich letztens mal im Mesa Thread gepostet hab:
View: https://www.youtube.com/watch?v=pNU8z_1VRU8
Wie die meisten Leute sicherlich wissen, ist der Mark III Boogie der direkte Nachfolger der sehr gesuchten Mark IIC+ Amps.
Dieser Amp ist mittlerweile auch ein Klassiker, er wird aber gerne auch mal, als "der schrille Mark-Sound" abgestempelt. Andere sagen, der Amp ist klanglich quasi identisch zum Mark IIC+ da gehen die Meinungen sehr auseinander.
Was ist an der Sache dran und was stimmt den nun? Kann man mit dem Mark III ein klanglich gutes "Schnäppchen" erzielen (IIC+ sind mittlerweile gerne preislich fünfstellig), oder sollte man lieber einen Bogen um diese Amps machen?
Die Antwort ist ganz klar: "Es ist kompliziert...."
Falls einige Leute jetzt ein Deja Vu haben, mein JP-2C Review hab ich quasi genauso angefangen, und das Review hier werde ich ähnlich aufbauen. Und auch hier gehe ich auf Historie und Schaltungen ein, da es "den einen Mark III" nicht gibt, die Amps aus der Zeit sind Semi-Custom gewesen, und außerdem unterscheiden diese sich in der Handhabung von vielen anderen alten und neuen Amps doch deutlich.
Boogie Mark III Ära
Die Mark III Boogies sind von 1985 bis 1999 gebaut worden, wobei die meisten Mark IIIs vermutlich bis ca 1992 oder 1993 verkauft worden sein dürften, da sich zu der Zeit auch die Musiklandschaft klanglich sehr verändert hat und im Jahr 1990 der Mark IV A auf den Markt gekommen ist. Der Mark III ist aber noch eine ganze Weile im Portfolio geblieben, beide Amps hat Mesa/Boogie dann eine ganze Weile parallel produziert.
Das neue große Feature des Mark III gegenüber dem Mark II ist "Rhythm 2", das ist ein Gainboost, der direkt von der Mark IIC++ Modifikation abgeleitet worden ist. Der Amp hätte imprinzip genauso gut Mark IID heißen können, da die Schaltungen und die Funktionsweise gleich geblieben ist, lediglich das Middle-Poti hat jetzt die Rhythm 2 Pull Funktion, das Pilot Light ist nun Blau, anstatt rot und über dem Middle Poti steht "Pull Rhythm 2".
Vom Marketing Standpunkt ergibt Mark III aber defintiv sinn, da man ja jetzt "drei Kanäle" zur Verfügung hat, diese hießen damals in den Marketing Flyern "Clean Rhythm", "Crunch Rhythm" und "Boogie Lead".
Aus heutiger Sicht würde man den Amp wohl nur bedingt als Dreikanaler ansehen, da wir uns von der Verstärker-Entwicklung noch vor dem Soldano SLO befinden, sprich wie beim Mark II auch, ist es immer die gleiche Schaltung bzw. der gleiche Signalweg, indem man Gainstages rein- oder rausschalten kann.
Es gibt keine komplett getrennten Signalwege für Clean, Crunch und Higain. Wer jetzt aufgepasst hat, dem wird aufgefallen sein, dass sich beim Mark III dann vier Sounds ergeben, weil man den Rhythm 2 Gain Boost dementsprechend auch im Lead Modus aktivieren kann.
Genau, wie beim Mark II, gelten auch hier die typischen Kürzel, wie KG, HRG oder SX, da diese auch noch aus der Zeit stammen, als Mesa/Boogie Semi Custom Orders auf Bestellung gebaut hat, daher auch hier nochmal die Aufschlüsselung dazu:
- D = "Dual" = Simul-Class Endstufe (vier Endstufenröhren, ein paar läuft in Class A Triode/Pentode , ein paar in Class A/B Pentode, und das simultan)
- G = "Graphic" = grafischer Equalizer
- H = "Hundred" = 100 Watt Endstufe (Pentode, 4 Endstufenröhren)
- K = "Kill" (kein Scherz) = 180 Watt Endstufe (Pentode, 6 Endstufenröhen)
- R = "Reverb" = Federhall
- S = "Sixty" = 60 Watt Endstufe (Pentode, 2 Endstufenröhren)
- X = "Export"= Export Transformer (internationale Version, 100 - 240 Volts einstellbar)
Auch hier sind die Kürzel wieder in der Reihenfolge Endstufe, Hall, EQ und internationaler Trafo, bei meinem spezifischen Amp -DRGX- ist der Amp mit einem Simul-Class Output-Trafo, eingebautem Federhall, grafischem EQ und mit dem umschaltbaren Power-Trafo bestückt.
Bei den Mark IIIs hab ich auch schon interessante Varianten gesehen, wie eine H Endstufe, die ab Werk dann aber in Class A verdrahtet gewesen ist (40 Watt), oder Coliseum Amps, in denen der Simul-Class Output Trafo verbaut worden ist "KDRG".
Allerdings kann ich nicht genau sagen, bis wann Mesa/Boogie diese Produktionsweise mit den Austattungsoptionen praktiziert hat, meine Vermutung wäre 1993, als der Mark IV B rausgekommen ist. Der Mark IV ist meines Wissens nie Semi Custom gewesen, habe zumindest nie einen Mark IV zum Beispiel ohne GEQ gesehen. Die Rectifier aus der gleichen Zeit sind ja ab Werk in verschiedene Modelle unterteilt worden, wie zum Beispiel der Trem-o-Verb. Was natürlich seit der Produktionsumstellung auch heute immernoch möglich ist, sind Custom Farben.
Der Mark III ist als 12" Combo, 15" Combo, Short Head und Long Head erhältlich gewesen, das im Short Head und 12" Combo verbaute 17" breite Chassis konnte man natürlich auch mit dem passenden Rackmount-Gehäuse in 19" Racks einbauen.
Purple Stripe? Green Stripe? Black Dot? No Stripe? R?
Um das Thema komplizierter zu machen, gibt es natürlich, wie beim Mark II auch, diverse Revisionen. Allerdings hängen diese dann nicht dem Namenskürzel an, es gibt also keinen Mark IIIB oder Mark IIIC, sondern werden auf der Rückseite mit Edding farblich durch einen Strich von einem Permanent-Marker über dem Stromkabel angezeigt. Befindet sich zum Beispiel ein blauer Strich über dem Stromkabel, handelt es sich um einen Mark III Blue Stripe.
In der Mark II und Mark III Ära hat Mesa/Boogie quasi jedes Jahr von 1983 bis 1989 mindestens ein Facelift rausgebracht, beim Mark III sind das folgende:
- No Stripe/Black Dot (1985): Ur-Version des Mark III, CP1D Mainboard - Unterschiede zum Mark IIC+ sind unter Anderem ein größerer Kondensatorwert für das Presence Poti, etwas mehr Low End im Lead-Bereich der Schaltung und ein anderer Widerstandswert nach dem Lead Drive Poti. Der Power Amp ist einen Tick straffer als beim Mark IIC+.
- Black Stripe (1985): CP1E Mainboard - Bei Aktivierung vom Rhythm 2 Boost wird ein weiter Kondensator zugeschaltet; Schaltung ist ansonsten identisch zum No Stripe.
- Purple Stripe (1986): CP1F Mainboard - Lead-Bereich der Schaltung hat nun IIC+ Werte, außer der Widerstand am Lead Drive Poti, im GEQ ist ein Kondensatoer entfernt worden, der R2 Boost ist etwas abgeschwächt.
- Red Stripe (1987): CP1G Mainboard - Black Stripe Rhythm 2 Kondensator ist wieder entfernt, Pull Treble Shift wird jetzt automatisch aktiviert, wenn Rhythm 2 gezogen ist; der R2 Boost ist nochmal geändert, diesmal heißer, als alle Revisionen davor. Lead Drive Widerstand nach dem zugehörigen Poti hat nun auch C+ Werte, ein Kondensatorwert, der Höhen gegen Masse filtert, ist vom Mikrofarad-Wert halbiert, Pull Volume Bright ist abgeschwächt.
- Blue Stripe (1988): CP1G Mainboard - Lead-Bereich ist überarbeitet, der Amp ist deutlich heißer als davor; besagter Kondensator,der auf Masse liegt, um Höhen zu filtern, fehlt komplett. Das Presence Poti hat jetzt wieder die klassichen Mark II Werte, um das C+ Endstufenfeeling wiederzubekommen.
- Green Stripe (1989): CP1G Mainboard - Lead Bereich ist einen Tick zahmer gemacht im Vergleich zum Blue Stripe, Simul-Class Röhrenpaar ist auf ist Pentode verdrahtet.
Dann gibt es neben den Revisionen natürlich auch noch Werksmodifikationen.
Wer zum Beispiel ein mit Edding geschriebenes "R" neben dem Stromkabel findet, bei dem ist eine Reverb Mod installiert worden, die mögliche Brummgeräusche beim Federhall fixt.
Befindet sich auf der Rückseite ein zusätzliches Poti mit der Aufschrift "R2 Vol", so ist die Rhythm 2 Volume Mod durchgeführt worden, bei der für die Rhythm 2 Pull Funktion dann eine eigene Volume Einstellung möglich ist.
Ist über dem Stripe ein "3+" oder ein "3++" geschrieben, ist der Amp bei Mesa Boogie vom Voicing zu einem IIC+ oder IIC++ umgebaut worden.
Zu all dem reihen sich natürlich auch noch etwas einige Werkssonderlinge ein, denn Mesa hat natürlich nichts weggeschmissen.
So gibt es zum Beispiel Mark III Amps mit Mark IIC+ Frontblenden, wo Rhythm 2 von Hand nachbeschriftet worden ist. Genauso gibt es Mark IIIs, die übrig gebliebene Trafos vom Mark IIC+ abbekommen haben. Die frühen, über Mesa Deutschland georderten Boogies, haben gerne ein hellorangenes Schuko-Stromkabel gehabt, da könnte man im ersten Moment auch denken, das hat jemand nachträglich "drangebastelt", ist aber original.
Vom Gain-Level reihen sich die Revisionen wie folgt ein: Blue Stripe > Green Stripe > Red Stripe > Black Stripe/No Stripe > Purple Stripe
Was auf keinen Fall bedeuten soll, dass der Purple Stripe wenig Gain hat oder ein Medium Gain Amp ist, im Gegenteil, ich behaupte mal, selbst für heutige Verhältnisse haben die Amps noch sehr viel Gain. Metallica Brett und mehr können alle Mark IIIs mühelos.
Wer einen Klang so ähnlich wie möglich zum IIC+ sucht, ist meiner Meinung nach bis einschließlich zum Red Stripe gut dabei. Danach werden die Mark IIIs heißer und aggressiver, und auch obenrum etwas heller, was die Amps natürlich keines Falls schlechter macht, einfach nur ein wenig anders.
Ist das hellere Voicing das einzige, woran es scheitert sollte, dann hab ich einen Tipp an der Stelle: Bei den Revisionen hab ich den Kondensator gegen Masse erwähnt, das ist auf dem Mainboard als "C30" markiert und ist recht leicht bei V3B zu finden. Gerne von einem Tech einen 500pf (=Red Stripe Spec) oder 1000pf (=IIC+ bis Purple Stripe Spec) Ceramic Disc einlöten lassen, ist wirklich super easy, um die dazugewonnen Höhen zu entschärfen. Gefällt danach der Amp klanglich immernoch nicht, wird vermutlich auch kein IIC+ oder anderer Mark III gefallen.
Simul oder Nicht Simul, das ist hier die Frage!
Eine typische Option für Boogie Marks ist die Simul-Class Endstufe, früher ist das bei Mesa quasi die meist georderte Endstufe gewesen, heute hat das glaube ich nur noch der Mark VII, bzw. der Vorgänger Mark V in der 90 Watt Version.
Imprinzip ist das nichts anderes, als ein Output-Trafo mit zwei Abgängen, das innere Röhrenpaar läuft dann in Class A/B und das äußere Paar gleichzeitig in Class A. Beim Mark II und Mark III ist das innere Paar dabei normalerweise in 60Watt Pentode verschaltet gewesen, das äußere Paar in 15Watt Triode. Es gibt eine Ausnahme, der Green Stripe, bei der Revision ist das äußere Paar in 25Watt Pentode verschaltet worden. Somit ergeben sich je nach Modell 75Watt oder 85Watt Ausgangsleistung.
Klanglich opfert die Simul-Class Endstufe gegenüber der normalen 100 Watt Class A/B Endstufe ein wenig Punch und Schnelligkeit im Lowend und etwas von der maximalen Hochtonklarheit. Dafür gewinnt man mit Simul-Class harmonische Komplexität , etwas angenehmere Höhen und mehr Obertöne, man kombiniert quasi die weiche Kompression und harmonische Komplexität von Class A mit dem Punch, Headroom und der Direktheit von Class A/B.
Ist das äußere Paar in Pentode verdrahtet, hat der Amp einen etwas breiteren Sound, mehr Punch, singt aber dafür etwas weniger, als bei der Verdrahtung in Triode.
Außerdem hat man beim Mark II und Mark III die Möglichkeit, bei der Simul-Class Endstufe diverse Röhrentypen zu mischen. Das inneren beiden Röhren sind dabei normalerweise 6L6GC, die äußeren Röhrensockel sind je nach Baujahr werksseitig mit 6CA7, EL34 oder 6L6GC Röhren bestückt. Hier scheiden sich die Geister, was die klanglich beste Bestückung ist, neben den genannten Röhrentypen passen natürlich auch Derivate davon, zum Beispiel 5881 oder KT77.
Drückt man bei einer Simul-Class Endstufe den Half Power/Class A Switch, wird übrigens das innere Röhrenpaar abgeschaltet es bleiben noch 15 Watt bzw. 25 Watt Leistung übrig. Hat man gemischte Röhrenpaare in der Endstufe, bleibt dementsprechend noch der EL34/6CA7/KT77 Klang übrig.
Ein kleiner Tipp zum 4x6L6 Matching an der Stelle, anders als beim Mark IV, läuft die Simul Class Paar beim Mark II und beim Mark III recht heiß, daher ist von Mesa ein anderes Matching der Color Codes empfohlen. Das wäre das innere Röhrenpaar auf Mesa Green gematcht, das äußere Paar auf Mesa Red, wer lieber einen heißeren Biaspunkt mag, nimmt innen Mesa Grey und außen Mesa Yellow. Innen kälter (Yellow, Red) geht natürlich auch, klingt dann halt etwas fade, außen heißer, lässt eben diese Röhren schneller verschleißen. Blue und White (noch heißer) sind laut meiner Info in dieser Amp- bzw Endstufenkombination nicht empfohlen.
Fender on Steroids?
Nachdem wir die "Basics" erledigt haben, lasst uns mal ein Blick auf den Amp selbst werfen.
Wie am Anfang schon erwähnt, sind die "drei Kanäle" immer der gleiche Signalweg, ist man im Lead Modus, sind alle Potis aktiv, und diese beeinflussen sich damit auch alle gegenseitig. Außerdem sind Boogie Mark Amps imprinzip stark hochgezüchtete und frisierte Fender Schaltungen.
Im Gegensatz zur deutlich gängigeren Marshall Topologie, bei der sich viele Higain Amps bedienen, ändert das an der Bedienung des Mark III einiges, da das Tonestack, also die Bass/Middle/Treble Regler, vor der eigentlichen Gain-Erzeugung sitzt und die Potis auch noch, wie beim Fender Blackface funktionieren.
Das macht den Regelweg der Drehregler ansich relativ groß, spielt man mit Gain, aber sehr ineffektiv als Klangregelung, da das Signal ja nach eben dieser noch sehr stark komprimiert und verzerrt wird.
Wenn wir uns das Control Layout mal ansehen und erstmal vom Lead Modus ausgehen, dürften einige Dinge auffallen:
Da wären zwei Gain Regler, Volume und Lead Drive, außerdem zwei Master Volume Regler, Master und Lead Master. Dann sind noch sieben der acht Potis mit Pull Option ausgeführt, das alleine sorgt für genügend Spieltrieb bei der Klangfindung, oder für totale Verwirrung!
Obendrauf kommen ein Reverb Regler, da der Amp einen eingebauten Federhall hat, und, um noch mehr Einstellungsmöglichkeiten zu bekommen, ein grafischer EQ mit fünf Bändern. Irgendwo braucht man ja noch eine Klangregelung, die dann auch effektiv am Endresultat etwas ändert. Zum Abschluss gibts noch einen EQ-Schalter, einen Full/Half Power Switch und wer das Presence Poti vermisst, das ist auf der Rückseite.
Fangen wir mit den Tone Controls an, wie ja eben schon erwähnt, sind diese zur Klangregelung im Lead Modus recht ineffektiv, aber was man an der Position im Signalweg damit machen kann ist, die Verzerrung selbst beeinflussen! Ist zum Beispiel die Verzerrung im Bassbereich nicht tight genug bzw. zu undefiniert, dreht man einfach den Bass Regler runter. Hat die Verzerrung in den Höhen zuwenig Gain, ruhig mal das Treble Poti auf 10 drehen und schauen, was passiert. Der Klang ist in den Mitten nicht solide genug, Middle etwas aufdrehen, bis es passt.
Schaut man sich jetzt dazu noch die Volume- und Lead Drive-Regler an, der erste ist der klassische Gainpoti, wie man es auch bei vielen anderen Amps vorfindet, direkt vorne nach der ersten Gainstage. Lead Drive ist ein zweiter Gainregler, etwas später im Signalweg, und jenachdem, wie man die Kombination der beiden Regler zueinander wählt, fühlt sich der Amp unterschiedlich an. Generell würde ich sagen, wenn Volume sehr hoch ist, ist der Sound sehr direkt mit viel Punch, ist Lead Drive sehr hoch und Volume etwas weniger, klingts etwas weicher, harmonisch komplexer und komprimierter.
Beide Sachen zusammen ergeben, mit fünf Potis ,relativ viel Möglichkeiten, um das Gain und das Feeling des Amps nach belieben zu formen.
Jetzt sind da noch Master und Lead Master, Lead Master sitzt vor Reverb und dem FX-Loop, Master sitzt danach, direkt vor dem grafischen EQ. Glücklicherweise sind Mark IIs und Mark IIIs keine Amps, die man super laut spielen muss, um den typischen Sound zu bekommen, aber jenachdem, wie man die Regler zueinander einstellt, bekommt man auch hier einen unterschiedlichen klanglichen Effekt. Einer von beiden auf 2, der andere dann auf ungefähr 3 ergibt schon einen sehr gesunden Sound. Ist Lead Master der leisere von beiden, klingt es, als wäre der Amp etwas weiter aufgedreht und klanglich ist mehr "Loudness" vorhanden.
Das Reverb Poti erklärt sich denke ich von selbst, das ist einfach nur die Lautstärke des Federhall. Im Lead Mode ist es durchaus möglich, dass man bei Reverblautstärken über ungefähr 4 ein Brummen wahrnehmen kann, dagegen gibt es, wie oben erwähnt, eine Werksmod, die das Problem behebt.
An der Stelle könnte man evtl auch noch erwähnen, dass der Federhall signaltechnisch vor dem Effektweg sitzt, benutzt man also den Effektweg und den Federhall gleichzeitig sollte man das im Hinterkopf behalten.
Bleibt noch der grafische EQ, das besondere an ihm ist -abgesehen davon, dass er Slider hat- der EQ ist aktiv! Bei den meisten Gitarrenamps ist die Endklangregelung passiv, sprich das Signal lässt sich nur in den -dB Bereich verändern, beim GEQ vom Boogie lässt sich das Signal auch boosten. Also auch wenn man zum Beispiel Volume 10, Treble 10, Bass 0 und Middle 0 einstellt, lässt sich am Ende trotzdem am GEQ noch ein deutlich zu dickes Lowend reindrehen.
Dadurch, dass auch hier fünf Regler vorhanden sind, also für Bass, Tiefmitten, Mitten, obere Mitten und Höhen, hat man auch hier genug Spielmöglichkeiten, um den eigenen Klang zu finden. Die EQ-Slider sind übrigens sehr empfindlich, ein Millimeter am 750hz Slider kann schon den Unterschied zwischen "Honk City" und "ich hör mich nichtmehr" ausmachen.
Der dazugehörige EQ Auto/Off/In Schalter beeinflusst, wann der grafische EQ aktiv ist, Off und On dürften logisch sein, bei Auto ist er im Lead Modus aktiv; im Clean Modus, mit oder ohne R2 Boost, wäre er dann deaktiviert.
Das Presence Poti auf der Rückseite ist beim Blue und Green Stripe wie beim Mark II ausgeführt. Das Ganze ist also recht empfindlich, und wird da vermutlich bei den meisten irgendwo bei 3-5 stehen. Von No bis zum Red Stripe reagiert das Presence Poti nochmal etwas empfindlicher, da ist vermutlich 2-4 realistischer. Generell wird die Boogie Presence Regelung relativ schnell giftig und fauchend, trägt aber definitiv zum Signature Sound bei.
Dann haben wir noch die ganzen Pull Optionen:
- Volume Pull Bright - ist die klassische Bright Cap am Volume/Gain Poti, wie man Sie auch zum Beispiel von Marshall kennt. Aktiviert lässt diese mehr Höhen im Signalweg, je niedriger Volume steht, desto mehr hört man den Effekt.
- Treble Pull Shift - umgeht einen Widerstand zwischen zwei Kondensatoren im Tone Stack, aktiviert wird der Amp in den Höhen deutlich dicker, komprimierter und dunkler, wer den klassischen Boogie Higain Sound mag, aktiviert vermutlich diese Funktion.
- Bass Pull Shift - lässt an der Input Stage mehr Bass im Signalweg, bei Higain vermutlich bei den meisten deaktiviert, für Clean und Vintage Sounds eine interessante Voicing Option.
- Middle Pull Rhythm 2 - aktiviert einen Gainboost, fügt aber keine Gain Stages hinzu, funktioniert im Clean Modus und im Lead Modus. Im Clean Modus erhöht sich das Gain auf "Fender Blackface goes to 11". Im Lead Modus gibt es auch ein Tick mehr Gain obendrauf, außerdem ändert sich dort vom Klang und Feeling auch die Mitten ein wenig.
- Master Pull Deep - lässt mehr Bass nach der Gainerzeugung/vor dem GEQ im Signalweg, füllt den Tiefmittenbereich aber auch stark. Kann den Sound "boxig" machen, wer die typische "Petrucci Wand" mag, aktiviert die Funktion, wer den kantigen Tiefmittensound nicht ausstehen kann, lässt die funktion deaktiviert und kompensiert mit dem 80Hz GEQ Slider.
- Lead Drive Pull Lead - schaltet zwei zusätzliche Gainstages in den Signal, ist also der Umschalter zwischen Clean und Lead Mode. Ist Pull Lead deaktiviert, funktioniert auch das Lead Master Poti nicht.
- Lead Master Pull Bright - ein Höhenboost an der zweiten zusätzlichen Gainstage des Lead Modes. Wer den typisch etwas zu dunkel klingenden Leadsound mit dem lebhaften Hochton beim Anschlagsattack mag, aktiviert die Funktion. Soll der Sound lieber gleichmäßiger sein, dann eher diesen Pull Bright deaktiviert lassen und mit dem 6600Hz GEQ Slider gegenkompensieren.
Außerdem gibt es für den Amp noch zwei Footswitches und ein Doppelfootswitch. Der Erste wird vorne unter der Inputbuchse eingestöpselt und schaltet die Lead Drive Pull Lead Funktion um, quasi der klassische Kanalumschalter. Der zweite wird auf der Rückseite eingestöpselt und schaltet Middle Pull Rhythm 2, dieser dient also als Clean/Crunch-Umschalter. Natürlich schaltet er nicht automatisch den Lead Modus ein oder aus, also muss man einen Pedaltanz ausführen. Der dritte Doppelfootswitch dient zur Fernsteuerung von EQ und Reverb.
Wenn man sich jetzt überlegt, welche klanglichen Optionen man oben hat, dass aber alles grundsätzlich der gleiche Signalweg ist, Master und Leadmaster ursprünglich dafür gedacht gewesen sind, den Clean und den Leadmodus auszubalancieren und man zwischen Volume und Lead Drive Werte finden muss, dass Clean, Crunch und Higain gut klingt, der wird sofort feststellen, wie kompromissbehaftet die Einstellungen sein müssen, damit das alles funktioniert. Gleichzeitig muss man ja auch noch Treble-, Middle- und Basswerte einstellen, die in allen Modi einigermaßen funktionieren, genauso die passenden Pull-Funktionen.
Die ganzen Möglichkeiten sind natürlich, wenn man gerne an Knöpfen und reglern spielt, toll, um seinen Wohlfühlsound aus dem Amp rauszuholen, allerdings gibts da auch sicher Leute, die etwas überfordert mit der Bedienung sind. Genauso kann man den Verstärker mit den ganzen Optionen natürlich auch so einstellen, dass er nicht wirklich toll klingt. Und mich wunderts auch nicht, dass die Rockstars das Teil eher auf "den einen Sound" eingestellt haben, und dann den zweiten oder dritten Sound aus den nächsten -evtl. sogar gleichen- Verstärkern geholt haben, wenn man überlegt, dass sich alle Gainstufen alle Einstellungen zusammen teilen.
Wie klingt so eine Kiste?
Jeder, der John Sykes (Whitesnake / Blue Murder Ära), Dream Theaters Images and Words, Metallicas Master Of Puppets oder Black Sabbath während der Tony Martin Ära schonmal gehört hat, um einige Beispiele zu nennen, der kennt auch den typischen Boogie Higain Sound, für den die Amps spätestens seit dem IIC+ so berühmt sind!
Für alle, die den Sound nicht kennen, der Amp hat relativ viel Gainreserven, das Gain ist sehr komprimiert und vom Voicing eher mittig und fokussiert, gerne kommt beim Mark III auch ein "cocked Wah Effekt" durch.
Die Mitten sind allgemein sehr dick und saftig im Klang, die Zerrstruktur ist deutlich mehr Säge, als rotziger britischer Crunch, dafür ist der Klang in den Höhen eher weicher und glatter. Das führt bei komplexeren Chords dazu, dass schöne Obertöne erzeugt werden und gleichzeitig die einzelnen Noten aber noch gut durchhörbar bleiben, ohne dass alles in einem kratzigen "KRRRT"-Ton endet.
Der Bassbereich kann dabei sehr tight sein, im oberen Bassbereich bzw. in den Tiefmitten klingt der Amp aber sehr muskulös, passend dazu sind die Harmonics, die man vom Presence Regler bekommt schon eher auf der brennenden Seite, was einem ein definiertes Attack gibt.
Der Tiefbass ganz untenrum ist im Vergleich zu einem alten Marshall oder auch einem Rectifier quasi nicht vorhanden, genauso ist es mit den Höhen im obersten Frequenzbereich. Die Höhen klingen allgemein, wenn man britische Amps gewohnt ist eher abgeschwächt bzw. etwas "stumpf".
Vom Feeling hat der Amp immer eine gewisse Elastizität, es fühlt sich irgendwie immer etwas knautschig und "bouncy" an. Beim solieren kann man damit und mit der erwähnten starken Kompression sehr singende violinenartige Sounds mit sehr langem Sustain erreichen.
Das erste Wort, was mir zu den Gainsound einfällt ist "geboosted". Der Amp klingt im Leadmodus gerne, als würde er einen etwas anschieben wollen, bzw. wie wenn man andere Amps mit einem Overdrive anstumpt. 80s Higain Fans und Fans von frisierten Marshalls aus der Ära kommen hier definitiv auf ihre Kosten, für Leute die den ganz klassischen 60s Marshall Crunch suchen, oder die bei dem Lead Mode gerne das Gitarrenvolume-Poti benutzen wollen, um zwischen Clean bis Brett zu wechseln, für die ist der Amp vermutlich nicht ganz das richtige.
Der Cleansound geht sehr stark in die Richtung Fender Blackface, die typischen L.A. Studio Clean Sounds sind damit gesichert, gerade wenn der Amp mit eingebautem Federhall kommt. Im Gegensatz zum typischen, mit zwei Federn bestücktem Federhall bei Fender Amps, haben Boogies allerdings drei Hallfedern verbaut. Das lässt den Reverb etwas mittiger, dichter und diffuser klingen, als man es von Blackface Amps gewohnt ist. Hat man den Reverb-Mod, um den Brumm zu fixen, wird der Reverb außerdem noch ein wenig dunkler, als man es von Vintage Amps gewohnt ist.
Der Cleansound lässt sich natürlich mit hohen Volumepoti-Werten auch in leicht angezerrte Territorien bewegen, allerdings klanglich dann immer typisch amerikanisch. Mit dem Rhythm 2 Boost ists definitiv verzerrt, und es lässt sich auch ein Midgain Sound rausholen, sprich Blackface goes to 11 (evtl sogar 12).
Zwischen den verschiedenen Stripes sind No, Black und Purple Stripe einem C+ am ähnlichsten, ab dem Red Stripe bekommen die Marks noch etwas mehr Gain obendrauf. Der Red Stripe ist in Rhythm 2 deutlich heißer, und auch etwas rauer, ich vermute Mesa hat einfach versucht Rhythm 2 etwas marshallartiger zu machen, um den Amp flexibler zwischen den drei Kanälen zu bekommen. Ab da sind auch im Lead Mode die Höhen etwas gröber, das typisch dunkle Topend vom Mark II bleibt aber noch erhalten.
Ab der Revision Blue Stripe werden die Höhen nochmal rauer, die Schaltung bekommt nochmal mehr Gain und die Höhen sind ab dieser Revision auch heller, das ist nach meinem Empfinden der aggressivste Boogie Mark-Sound, den Mesa jemals angeboten hat.
Beim Green Stripe ist das Gain wieder etwas entschärft worden, dafür klingen die Simul Class Amps jetzt etwas breiter und moderner dank der Pentode-Verdrahtung des Class A Röhrenpaars. Ich vermute, die Boogies sind damit etwas an den zu der Zeit dann sehr beliebten Soldano SLOs und deren Derivate klanglich angepasst worden.
Mark IIs und Mark IIIs klingen allgemein etwas offener und böser, als zum Beispiel der Mark IV. Nachdem die Mark IIIs klanglich immer aggressiver geworden sind, ist Mesa mit dem Mark IV in die Richtung IIC+-Schaltung zurückgerudert, allerdings klingt der Mark IV untenrum etwas weniger muskulös, der Cocked Wah Effekt ist auch weitgehenst Weg. Allgemein ist ein Mark IV etwas smoother, komprimierter und klingt etwas verfeinerter. Klanglich nicht so percussiv, wie ein Mark II oder III, sind dafür aber breitere Sounds möglich und er wirkt klanglich etwas moderner.
Bei der Wahl zwischen Class A/B und Simulclass Endstufe entscheidet vermutlich auch, ob man eher Lead- oder Rhythmusspieler ist. Der etwas sauberere und punchigere Sound der Class A/B Endstufe dürfte Rhythmusgitarristen etwas mehr zusagen, der etwas fluidere Sound der Simul Class Endstufe eher Leadgitarristen, eigentlich ist es aber nur eine Frage des eigenen Geschmacks.
Wie oben auch schon erwähnt, kann man ja bei Simul Class verschiedene Röhrenpaare mischen, die zwei gängigsten Varianten sind da aber wohl 4x 6L6GC oder 2xEL34 / 2x 6L6GC, dadurch lässt sich der Sound nochmal den Vorlieben anpassen. Mit der gemischten Kombination verliert der Amp etwas Lowend, wird dafür aber in den Höhen und den Tiefmitten etwas bissiger, das könnte ich mir sehr gut bei Thrash-Metal-Fans vorstellen.
Nur 6L6 ist dementsprechend die klanglich vollste und smootheste Variante, denke hier muss man einfach mal ausprobieren, welche Röhrenkombination einem am meisten zusagt.
Und wie ist dein Amp denn jetzt im Vergleich zum JP-2C?
Als ich meinen 1985 Mark III No Stripe mit dem 2016 JP-2C Limited verglichen hab, ist mir fast die Kinnlade runtergegangen, da ist mir erstmal aufgefallen, wie gut Mesa den JP-2C klanglich hinbekommen hat! Wenn jemand anderes die Amps spielen würde und die klanglich angeglichen sind, sogut es geht, würd ich mich echt schwer tuen die Amps auseinanderzuhalten, bei nem A/B Vergleich würd ich vermutlich verlieren.
Habe natürlich versucht einen fairen Vergleich herzustellen, bedeutet in meiner Welt:
- beide Amps haben die gleichen Röhrentypen, Hersteller und Fabrikate
- der Mark III ist geservict, sprich defekte Bauteile, verschlissene Elkos etc. sind getauscht
- beim Mark III sind alle Pull Shifts außer der Pull Bass Shift aktiviert, Lead Master ist auf 2 (so sind die JP-2C Gain Kanäle intern fixiert)
- beim JP-2C ist der FX-Loop an; der Reverb ist auch im Signalweg (bei trockenen Sounds dann auf 0 gestellt); Pull Presence aktiviert (IIC+ Presence Modus); das 16 Ohm Cab im 8 Ohm Speaker Output
- die Amps sind, sogut es geht, klanglich gleich eingestellt, nicht auf die exakt gleichen Poti- oder Sliderpositionen, da wären nichtmal die beiden GEQs des JP-2C identisch
Aber der Unterschied ist zwischen den Amps ist sehr gering, ist eigentlich zumindest auch von der Schaltung nicht verwunderlich, da die Mark III Schaltung (Anfang 1985) und die IIC++ (1984) Schaltung ungefähr ein halbes Jahr auseinander liegen.
Der Mark III wirkt dank der Simulclass Endstufe beim solieren auch noch ein bisschen elastischer und fluider und ich kann dann auch noch etwas leiser spielen, bei gleich aufgedreht klingendem Sound. Vom Gain Level und der Kompression sind beide Amps quasi identisch.
Wenn beide Amps so nah beieinander sind, warum dann überhaupt der Mark III?
Nunja, so großartig der JP-2C meiner Meinung nach ist, er kann genau zwei Dinge nicht, die ein alter Mark II oder Mark III kann, das erste wäre, man kann die Pull Shifts und den Volume-Regler nicht nach belieben einstellen, das zweite ist, dass er keine Simul-Class Endstufe hat.
Da ist dann in meinem Kopf immer so ein "was wäre wenn?" rumgeschwirrt.
Sprich, was wäre wenn der ++ Boost nicht an wäre, oder Pull Volume Bright etc. , oder was wäre wenn man die Endstufe mit 6l6GC und KT77 gemischt laufen lässt, würde mir das evtl. noch besser gefallen? Ein IIC+ "fully loaded", also DRGX kostet ja mittlerweile fünfstellig. Also ist ein IIC+ für mich aus dem Suchraster gefallen ist einfach nicht meine Preisklasse.
Die Mark IIIs hab ich klanglich auch immer sehr gemocht, also ist das natürlich als Alternative sofort in Frage gekommen, deshalb hab ich immermal wieder die Gebrauchtmärkte nach einem Purple Stripe oder Red Stripe abgesucht. Irgendwann ist dann ein No Stripe mit kompletter Historie, unverbastelt und im gepflegten Zustand aufgetaucht, mit Katalogen, Case Candy etc., das ist dann einfach so ein "jetzt oder nie!" Moment gewesen und ich hab zugeschlagen.
Und ja, der JP-2C ist so nah, an meinem Wunschsound, sodass ich definitiv ohne den Mark III auch glücklich wäre, aber der Mark III macht mir, zumindest momentan, ein klein wenig mehr Spaß, daher bin ich froh, dass ich den Amp gekauft habe.
Habe ihn anschließend übrigens auch geserviced, um ihn fit für die nächsten 20+ Jahre zu machen!
Fazit
Ein Mark III kann schon recht ähnlich zu einem IIC+ sein und die Mark III Schaltungänderungen der verschiedenen Revisionen sollten sich relativ problemlos von einem geeigneten Amp-Tech an die favorisierte Version anpassen lassen.
Klanglich sind meiner Meinung nach Mark IIC+, Mark III und Mark IV im Leadmodus deutlich mehr gleich, als das sie verschieden sind. Klar Bauteiländerungen über die Jahre und unterschiedliche Trafos der diversen Marks lassen die Amps auch ein wenig unterschiedlich klingen, aber da macht der physische Zustand des Amps bzw. der Verschleißteile mehr Klangunterschiede, als die Schaltungsänderungen. Habe oben im Review einfach etwas weiter ausgeholt, damit die vorhandenen Unterschiede der Amps klarer werden.
Der Mark III hat die meisten klanglichen Optionen aller Marks, da man dort die meisten Einstellmöglichkeiten bzw. Pull Option hat, allerdings sind alle Funktionen über alle Kanäle geteilt. Man muss sich bei dem Amp also entscheiden, ob man aus allen Optionen seinen einen Wunschsound baut, oder ob man Einstellungen findet, die in allen Kanälen funktionieren und damit dann lebt.
Wer getrennte Clean- und Gaineinstellungen braucht wird vermutlich zum Mark IV greifen, wer drei komplett unterschiedliche Sounds benötigt, wohl eher zum Mark V oder zum neuen Mark VII.
Der Mark IV hat einige Pull Optionen zusammengefasst, getrennte Potis für Clean und Lead, aber immernoch die zwei Gainregler um sich das Gain besser zu formen.
Der Mark V und VII hat deutlich mehr Voicings, dort dürfte Clean, Crunch und Higain als drei Sounds am einfachsten einstellbar machen, allerdings ist der erste Gainregler entfernt worden und hat intern festes Preset, je nach gewähltem Mode. Das lässt die Marks vor dem V gerne mal brutaler und fieser klingen, einfach weil man sich vorher deutlich mehr "Wand" und Gain einstellen konnte.
Mark IIs und Mark IIIs klingen allgemein etwas fieser und offener als der Mark IV, der ist smoother und mehr komprimiert, wobei der Mark IV A dem Mark III ähnlicher ist, als der B.
Allgemein ist die Verzerrung bei Boogies in der Mark II und Mark III Ära schrittweise heller und tighter geworden, aber auch gainier und später aggressiver.
Und ja, der C+ Trafo hat im unteren Mitten eine Massivität, die der III Trafo nicht hat, trotzdem sind die erreichbaren Sounds wirklich sehr ähnlich.
Klanglich sind die Marks aber meiner Meinung nach durch die Bank weg erstmal gut, man muss sich halt entscheiden, was einem gefällt und welche Optionen man benötigt.
Ich hoffe natürlich, dass euch der kleine Boogie Mark Exkurs gefallen hat,
Cheers!
Vielleicht mach ich auch, wenn ich Zeit finde, noch ein Video dazu, ansonsten werde ich auf andere Youtube Links verweisen!
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Beitrag automatisch zusammengefügt:
Hier noch die passenden Videolinks:
Zuerst einmal ein Video von einem Mark III Green Stripe, einfach um mal einen von den "unbeliebteren Stripes" zu nehmen, wo man ganz gut hören kann, wie so ein Mark III klingt:
View: https://www.youtube.com/watch?v=2UP9sHyBK8o
Dann hier noch ein Video, was zumindest aufgenommene Unterschiede zwischen Mark II, III und IV ganz gut darstellt:
View: https://www.youtube.com/watch?v=JpQC3Lwu9C4&t=383s
Hier noch ein Video, was die klangliche Flexibilität von Mark IIIs verdeutlicht:
View: https://www.youtube.com/watch?v=4pfmpCnwtmA
Und hier noch ein kleiner One Take, den ich letztens mal im Mesa Thread gepostet hab:
View: https://www.youtube.com/watch?v=pNU8z_1VRU8
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