Ich bin nun seit kurzem auch Besitzer eines Stage 4 Compact und möchte euch gerne meine ersten Eindrücke schildern.
Vorgeschichte: Ich hatte schon länger einen Lead A1, der mir soundmäßig extrem gefällt, aber für mich waren dann letzlich K.O.-Kriterien dessen klapprige Tastatur ohne Aftertouch und das fehlende Klartext-Display. Daneben hatte ich noch einen Stage 3 Compact, den ich viel zu wenig genutzt hatte (war eigentlich mal für ein bisschen Live-Musik gedacht, aber wegen Corona und überhaupt hatte sich das nicht ergeben). Beides tolle Geräte, aber für mich nicht "perfekt". Ich habe nun beide verkauft und praktisch "aus zwei mach eins" gemacht (s. im Anhang* unten noch den kleinen Umweg...).
Kurzer Überblick über meine persönlichen
Pros+Cons vom Stage 4 (Compact), den ich im Moment ausschließlich zuhause verwende:
Pro:
- Das neue Konzept mit den 7 Layern und Fadern sind schon großartig, ebenso die individuellen Effekte je Layer (außer Orgel).
- Die Auswahl, Vielfalt und Qualität der Effekte ist top.
- Die Bedienung wurde weiter verbessert (Shift-Funktionen können z.T. auch per kurzem Gedrückthalten gewählt werden). Das Panel ist auf den ersten Blick (und auch objektiv) völlig überladen, aber nach kurzer Eingewöhnung ist alles logisch und sehr intuitiv auf- und bedienbar.
- Die virtuell-analoge Sektion klingt weiterhin hervorragend
- Die Möglichkeit, für alle drei Sektionen mit Presets zu arbeiten, ist eine immense Bereicherung und Vereinfachung.
- Die 73er Waterfall-Tastatur spielt sich m.E. exakt gleich wie die vom Stage 3 Compact, wobei der dritte Sensor beim Klavierspiel nützlich ist. Sie ist der optimale Kompromiss für alle Spielarten.
Neutral:
- Die Orgel klingt wie die vom Stage 3, man kann sie aber auch mit Bordmitteln recht gut tweaken. Für den Bandmix absolut ausreichend, für die Jazzcombo eher nur mit Leslie oder Ventilator brauchbar.
- Den Song-Modus, den viele vermissen, habe ich nicht gebraucht, insofern fehlt er mir nicht.
- 2 GB Piano-Speicher reichen dicke und die 1 GB für Samples sind mehr als früher (die könnten nur eng werden für Leute, die vor allem eigene Samples laden wollen).
Kontra:
- Die generellen Einstellmöglichkeiten für den Hammond-Sound (im Sound-Menü) sind noch weniger als beim Stage 3 (da bietet selbst der Electro mehr), was ein Armutszeugnis für ein "Flaggschiff" ist. Die "Hammond" ist wirklich das Stiefkind im Stage.
- Die beiden "Pipe"-Orgeln klingen (wie im 3er) sehr steril. Da hätte man lieber die zauberhafte Barock-Orgel aus der C2/C2D (und wenn auch abgespeckt) reinpacken sollen, das wäre eine Bereicherung.
- Im Vergleich zum A1 vermisse ich Velocity-Morph und eine Vielzahl sehr brauchbarer Wellenformen. Die "Wavetables" im Stage 4 (und NW2) sind nice-to-have, aber irgendwie nicht der Knaller.
- Die Velocity-Empfindlichkeit (v.a. beim Filter) sollte man regulieren können, so ist sie nicht wirklich gut brauchbar.
Für mich war die "Umwandlung" von NLA1+NS3C in den NS4C eine vernünftig Entscheidung und auch aus finanzieller Sicht sehr unproblematisch. Für mich, der nur ungern VSTs verwendet und auch mit dem Kronos seine liebe Mühe hatte, sind die Nord-Instrumente perfekt
Es gibt wohl noch einige Bugs, die aber für mich nicht relevant oder eher untergeordnet sind. Der eine oder andere wird sicher noch gefixt.
*) Anhang:
Zunächst hatte ich nur den NLA1 verkauft und wollte eigentlich zum Wave 2 wechseln (bessere Tastatur, Display, individuelle Effekte usw.) hat. Aber ich habe ihn wieder zurückgegeben.
Für alle, die das "warum" interessiert, auch hier noch meine persönlichen
Pros und Kontras zum Wave 2 (auch im Vergleich zum Stage 4), die sich in der kurzer Zeit gezeigt haben:
Pro:
- hervorragende Tastatur (geschmeidig und viel leiser als das in meinem früheren NS3C und dem NS4C)
- 4 Morph-Quellen, inkl. Velocity (das vermisse ich leider so sehr beim NS4)
- Impulsmorph ist spitze (aber warum nur einer?)
- 2 x ADSR-Hüllkurve
Kontra:
- kein Flanger in der FX-Sektion (für mich viel wichtiger als z.B. Ringmodulation)
- Split-Möglichkeiten umständlicher und nicht so komfortabel wie bei der Stage-Serie
- Unisono für Samples nicht verfügbar (wie beim Stage 3/4 und NP5)
- nur ein Filter-Drive-Knopf, kein kontinuierlicher (morphbarer) Regler wie beim NLA1
- dafür, dass es sich um einen "Synthesizer" handelt, sind die Modulationsmöglichkeiten zu sehr begrenzt (nur 1 echter LFO, nur 2 echte ADSR-Hüllkurven)
- Auch hier habe ich viele der großartig klingenden und sehr nützlichen Wellenformen des NLA1 vermisst.
Fazit 1:
Für das, was der Wave 2 mir bot, fand ich ihn zu teuer. Und wenn man die Synth-Sektion des Stage 4 mit der des Wave 2 vergleicht, gibt es gar nicht so viele Unterschiede.
Auch wenn die Synth-Sektion im NS4 ein Kompromiss ist, ist das ein sehr guter, und ich kann damit die meisten Dinge tun, die ich auch mit dem Wave 2 hätte tun können.
Fazit 2:
Der gute alte (und oft belächelte) Lead A1 ist immer noch ein Tausendsassa, was die Klangmöglichkeiten und die einfache Programmierung angeht. Und er bot eine Bandbreite an Sounds (abgesehen von Samples), die weder Wave 2 noch Stage 4 bieten können. Ich hoffe wirklich, dass Clavia in Zukunft einen NL5/A2 anbieten wird, mit all den guten Eigenschaften des A1 und des NL4, im Formfaktor des NW2.