Soundcheck/Linecheck für wen eigentlich? Für die Fans oder die Musiker?

  • Ersteller noslash
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Zur Ausgangsfrage: Soundcheck, Linecheck, etc. - für wen?

Früher habe ich den Soundcheck für das Publikum gemacht und danach dann noch schnell einen Monitorcheck für die Band. Betonung auf "noch schnell." Im Lauf der Jahrzehnte habe ich gemerkt, dass die Gigs besser werden, je mehr Zeit ich auf den Monitorcheck verwende. Inzwischen bekommt meine Kombi aus Line- und Soundcheck vielleicht noch 20 bis 25% der Zeit, die mir für den Soundcheck steht, und den Löwenanteil verwende ich für den Monitorcheck. Den FOH-Sound kann ich noch den ganzen Abend lang optimieren, aber der Monitorsound steht, damit müssen meine Musiker dann arbeiten. Ich frage die Leute also, was sie auf dem Monitor haben wollen, stelle das grob ein, lasse die Band eine Strophe und einen Refrain spielen (und bitte sie darum, sich beim Spielen auf den Monitorsound zu konzentrieren), dann frage ich jeden, was er/sie anders haben möchte, dann noch eine Testrunde und evtl. noch eine, bis keine Wünsche mehr bleiben. Die Bands spielen und performen wesentlich besser, wenn sie einen guten Monitorsound haben, egal, ob konventionelles Monitoring oder IEM.

Wenn ich Festivals mische, bin ich ab dem zweiten Mal normalerweise auch in paar Planungsfragen mit eingebunden und dränge dann auf ausreichende Umbaupausen. Da es sich bei den meisten "meiner" Festivals um Veranstaltungen mit mehreren parallel laufenden Konzerten (oder Workshops o.ä.) handelt, kann das Publikum meist in eine andere Veranstaltung auf dem Festival gehen oder ganz was anderes machen, solange ich mit dem Soundcheck beschäftigt bin. Die Musiker mögen das, der Veranstalter sieht, dass alles harmonisch läuft, und üblicherweise werde ich für die Festivals dann immer wieder gebucht.

Eine lustige Abweichung davon hatten wir auf einem Festival Ende September. Wegen eines Druck- oder Kommunikationsfehlers stand der Einlass für eins der Abendkonzerte 30 Minuten zu früh auf dem Festivalplan - also eigentlich genau die Zeit für den Soundcheck. Sowas wie Einlasskontrollen oder Türsteher gibt es auf den Yogafestivals nicht - wenn Du ein Ticket für den Tag hast, kannst Du auch überall hin und gehst einfach in einen Veranstaltungssaal, wenn es Zeit ist. Wir zogen den Soundcheck also gezwungenermassen vor Publikum durch. Ich machte eine kleine Show daraus und sagte mit dem Talkback-Mikro über die PA (mit übertrieben dramatischer Stimme) sowas wie "Sehr verehrtes Publikum, nur wenigen Sterblichen ist vergönnt, was Ihr heute Abend hier erleben dürft - wir haben weder Kosten, Mühen noch Schmerzen gescheut, um Euch heute einen Soundcheck Eurer Idole bieten zu können. Seht Euren Lieblingen bei der Arbeit zu, seht sie schwitzen, seht sie leiden, seht, wie sie alles geben bei der Arbeit für einen guten Sound." Die Künstlerin und ich kennen uns nun schon gut zehn Jahre, sie ist da voll drauf eingestiegen und hat mit trockenem nordischen Humor mitgemacht. Auch ihre ganzen Mitmusiker ("... and friends") haben mitgespielt. Am Ende dann habe ich mit einem "Jetzt gildet's" den Konzertbeginn angesagt. Es war schön zu sehen, dass das ganze erleuchtete Yogapublikum auch auf etwas Blödsinn richtig positiv reagiert. Dummerweise sass der Veranstalter mit im Publikum und hat für nächstes Jahr eine Wiederholung meiner kleinen "Soundcheckshow" gefordert. Ich fühle mich unter Druck.

Ein anderes Extrem, das ich seit etwa einem Jahr immer wieder mache, sind Open Stages oder Song Slams, bei er in relativ kurzer Zeit eine Menge Acts über die Bühne gehen. Soundcheck gibt es nur sehr kurz, ABER die Künstler sind das so gewohnt und erwarten auch gar nichts anderes. Wenn die sich auch nur halbwegs gut hören können, also so eine Art Skelett-Monitormix haben, bedanken die sich hinterher schon überschwänglich. Ich denke mir dann immer, wie geil das erst gewesen wäre, wenn wir fünf Minuten Soundcheck gemacht hätten statt anderthalb...

Ein ähnliches, aber doch wieder ganz anderes Extrem hatten wir gestern Abend - "Beatles vs. Stones Battle" war das Motto der Veranstaltung. Je eine Beatles- und eine Stones-Coverband haben immer im Wechsel ca. 25 Minuten gespielt, dann wieder die anderen. Jede Band war dreimal dran, mit zwei kurzen Pausen waren das über drei Stunde (plus nochmal 45 Minuten für eine Vorgruppe, die zwar richtig toll waren, aber mMn einfach zu viel für das Gesamtpaket). Auf der Bühne waren also zwei Bands komplett spielfertig aufgebaut, und wir mussten in Rekordzeit zwischen den beiden umschalten können. Zum Schluss gab es dann noch einen Song, denn alle zusammen performt haben - die Beatles haben gespielt, die Stones den Background gesungen. (So etwas gab es angeblich auch in der Realität, auf div. Songs beider Bands haben einer oder mehrere Leute der anderen Band im Hintergrund mitgespielt. Die Rivalität der beiden Bands war wohl eher ein Marketing-Gag.) Da aber das Monitoring der beiden Bands über IEM lief und komplett voneinander getrennt war, überwiegend ohne die Möglichkeit, der einen Band etwas von der anderen auf die Ohren zu geben, haben wir noch etwas konventionelles Monitoring nur für diesen letzten Song aufgebaut. Das wiederum hat aus Zeitgründen keinen wirklichen Soundcheck bekommen, so dass wir zur Orientierung lediglich das Summensignal dezent darauf gegeben haben. Eine Notlösung also für diesen Monitor.

Der langen Rede kurzer Sinn: Guter Monitorsound ist meiner Erfahrung nach essentiell für ein gutes Konzert. Warum?
- guter FOH-Sound, schlechter Monitor --> schwache Show von verunsichern Musikern, die in perfektem Sound übertragen wird - mag ich nicht
- schlechter FOH-Sound, guter Monitor --> tolle Show, die halt nur mittelmäßig klingt; als Gesamterlebnis allemal besser für das Publikum!
- guter FOH-Sound, guter Monitor --> na, da wollen wir doch alle hin, inspirierte Musiker, gute Show, guter Sound

Und darum tue ich alles dafür, dass die Musiker diesen guten Monitorsound auch bekommen. Bei Veranstaltungen, wo es aus Zeitgründen keinen richtigen Soundcheck gibt, versuche ich, in zwei Minuten etwas zu erzeugen, womit die Künstler arbeiten können. Den Ansatz "alles für den Mainact, nix für den Rest" finde ich, gelinde gesagt, beschissen, und zum Glück muss ich solche Sachen nicht mischen - und wenn doch, dann nur so, dass die Bands ihr fertiges IEM mitbringen und ich nur den FOH-Sound machen muss.
 
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und bitte sie darum, sich beim Spielen auf den Monitorsound zu konzentrieren
Bei gar nicht so wenigen Bands vermeide ich, die Musiker auf das Thema Monitorcheck zu bringen. da kann es passieren, dass sie beginnen sich zu sehr darauf zu konzentrieren, und dann kommt meist nur Blödsinn raus, weil plötzlich jeder alles hören will und dann Stress aufkommt weil das W3sentliche wieder untergeht.
ich versuche, die Bands, die ich dann meist zum ersten mal betreue, um verschiedene Songbeispiele, unter Einbeziehung aller zu verwendenden Instrumente und Konstellationen, anzuspielen. Da beistelle ich mal so in etwa den Monitor ein, und korrigiere nur dann, wenn ein Musiker explizit danach fragt. Denn dann bin ich mir sicher, dass da wirklich bedarf an der Korrektur besteht.
Das hat auch den Vorteil, dass die Band sich ganz ungezungen auf den Raum einspielen kann. Das fördert auch das Wohlempfinden und letztendlich über die verstärkte Spielfreude, die Qualität des Dargebotenen.
und ich hab so nebenbei die Möglichkeit etwas am Haus Sound zu schrauben.
das geht natürlich nur wenn man keinen all zu großen Zeitdruck beim Soundcheck hat.
 
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Zumal grade heutzutage eine Menge Bands ihren fertigen Monitorsound fürs IEM schon mitbringen.
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... ganz ungezungen auf den Raum einspielen ...

Lass mich raten - Jazz? Ja, da gehen die Uhren etwas anders als in meinen Welten.
 
Lass mich raten - Jazz?
Naja, dort geht es meist eher darum sich mit den ganzen Substituten und Gastmusikern warm zu spielen. :)
aber ja, beim Jazz ist das eine durchaus gängige Vorgehensweise, und wenn es eben nur als mehr oder weniger gute Ausrede herhalten muss. Aber ich kenne es auch von anderen Projekten, wo das so gehandhabt wird. So lange nicht noch weitere drei Bands oder das Publikum schon mit deren Hufen scharren, ist das ok für mich. Gerade wenn ich die Band und deren Musik nicht kenne kann auch ich mich dabei warm mischen.
 
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Zumal grade heutzutage eine Menge Bands ihren fertigen Monitorsound fürs IEM schon mitbringen.
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Lass mich raten - Jazz? Ja, da gehen die Uhren etwas anders als in meinen Welten.

… das nennt man „Mischen Impossible“ !!

🤣🤣🤣
 
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wie ist das gemeint? bzw. warum “Nö“?
Naja. Das wurde hier ja schon alles ausgeführt. Ich kann nur wiederholen was schon gesagt wurde. Der Soundcheck ist für das Gesamtpaket. Da muss dann vor allem der Sound für die Musiker stimmen, da man auf diesen (während der Show) nur noch wenig eingehen kann. Natürlich gehört zum soundcheck auch der frontsound, zumal der oft auch erheblichen Einfluss auf den monitorsound hat.
Idealerweise läuft MEIN soundcheck folgendermaßen ab:
1. Check der einzelsignale
2. Check in Gruppen (z.b. ganzes drumset, super, jetzt mit Bass zusammen, klasse, danke)
3. Check gesamter frontsound (nur kurz)
4. Kopfhörer aufsetzen und den „Listen“ auf den ersten Monitor. „Was brauchst du? Gitarre? Ok.“ Am ersten Signal kann ich mich dann über die Kopfhörer schon orientieren, sodass Monitor für Monitor fix ein guter Sound entsteht. (Hier endet der offizielle soundcheck)
5. band legt los und ich korrigiere den frontsound bei voller Bude
6. bediene Effekte, Soli wenn nötig während der Show.
 
Ich würde probieren einen IR loader wie z.B. Mooer Radar in den FX loop einzubinden.

Auf den Fotos beim Thomann hat die kiste einen dry/wet regler, d.h. Wenn man den auf komplett dry stellt lann man den Loop vermutlich als Splitter missbrauchen.

Falls der loop in verwendung ist, wäre auch ein abgriff vom Speaker out mit geeigneter DI box denkbar, von der dann halt weiter auf IR-Loader.
Und Achtung ‼️ hier muss wie bei röhrenamps üblich zwingend auch eine Gitarrenbox oder Loadbox angeschlossen sein.

Mikro vor der Box wäre mir zu fehleranfällig, generell halte ich bei IEM setups einen Modeller, Kemper oder dergleichen für die Sinnvollste Lösung wegen reproduzierbarkeit. Wenn du vor jeden gig mikros positionieren und justieren musst verschenkst du einen Teil der Vorteile die so ein system bietet
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@dr_rollo

Der move mit dem Umstecken fürs IEM rack ist halt suboptimal, vor allem weil je nach Veranstaltung am Drumset die mikros variieren.

4 eigene mics an die drums und man kann eq und Gain im Normalfall lassen, hat sich bei uns bewährt.

Gitarren vocals und Samples sind DI signale vom Modeller an unser Pult, und von da aus ans FOH, daher ebenfalls immer identisch.

D.h. Es muss nix zwischengesteckt werden und man ist direkt nach dem Umbau startklar.
Nachdem wir jetzt in den letzten 5 Wochen kurzfristig drei Gigs mit dem Setup gespielt haben und ich mir daher wegen der Gitarre kurzfristig was überlegen musste, kann ich jetzt ein kleines Update dazu geben, wie ich das schlussendlich gelöst habe.

Der Effektloop Powerball ist in Verwendung, da hängt einiges drin, was unser Gitarrist benutzt (Delay, Phaser, Reverb). Aber trotzdem holen wir uns das IEM-Signal der Gitarre jetzt aus dem Loop. Das letzte Effektgerät vor dem Return ist ein Marshall RF-1 Reverb Pedal, das charmanterweise zwei Ausgänge für den Stereobetrieb hat. Davon hatte unser Gitarrist bisher nur einen Ausgang in Verwendung, halt den zum Return vom Powerball. Nun habe ich kurzerhand einfach den zweiten Ausgang genommen und speise den in ein günstiges Harley Benton California Sound Ampsim-Pedal und das wiederum in eine DI-Box Richtung Rack.

Das California Sound ist hier so eingestellt, dass es keine eigene Verzerrung drauflegt (Drive-Regler auf null) und damit im Grunde nur als billige Endstufensimulation fungiert. Und was soll ich sagen, das funktioniert tatsächlich einwandfrei. Der FOH-Mensch nimmt das Gitarrensignal weiterhin per Mikro von der Gitarrenbox ab, die dann einfach so laut oder leise aufgedreht sein kann, wie er für den Sound vorne benötigt und unser IEM-Signal ist davon komplett unabhängig. In die Stagebox vom FOH gehen von uns also nur 3x Vocals + 1x Bass DI.

Ansonsten nehme ich die Drums nun per eigener Grenzfläche, Underhead + Overhead Mic für IEM ab, die stelle ich aber einfach fix parallel zur bestehenden Drum-Mikrofonierung vom FOH dazu. Alternativ bin ich schon länger am Überlegen, ob ich das in Zukunft vielleicht lieber über ein Yamaha EAD10 mache. Bei unserem Gig gestern musste ich unseren IEM-Mix nur minimal nachregeln, der von der letzten Probe drei Tage vorher hat als Basis schon sehr gut gepasst.

Das Rack muss ich bei Gelegenheit mal noch ein bisschen aufräumen und die Verkabelung ein bisschen hübscher machen, aber es erfüllt prima seinen Zweck. Feedback der Tonleute war jedes mal: "Achso, nur 3x Vocals und 1x Bass? Und eure Monitore muss ich auch nicht einstellen? Das ist super, erspart mir einen Haufen Arbeit!"

EDIT: wobei der zweite Ausgang an dem Marshall Reverb gestern kurzzeitig für einen "technischen Fehler" gesorgt hat, den wir erst gar nicht bemerkt haben. Bei einem beherzten Tritt auf den Schalter hat unser Gitarrist das Kabel Richtung Return vom Amp aus dem Pedal geschoben. Die Gitarrenbox war dann stumm, während wir die Gitarre aber weiterhin alle in unseren In-Ears hatten. Erst nach aufgeregtem Wedeln aus dem Publikum vom FOH ist uns das aufgefallen... :eek2:
 
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Beim california steht nix von Cabsim, mit ordentlichen Impulse response klingts vermutlich besser, in jedem fall aber cool wenns für euch klappt 😉

Falls noch, oder in Zukunft relevant, Flamma hätte sogar ein stereo, kann man vermutlich dann sogar für 2 Amps Mono nutzen:
Flamma FS07 Cab IR Loader
 
Ja, da steht nix von Cabsim, aber das California ist ein (sehr günstiges) komplettes Amp-in-the-box Pedal. Eine fixe, einfache Cabsim ist da schon mit drin, nur kann man die halt null konfigurieren und erst recht keine IRs drauf laden. Aber dafür kostet das Ding gerade mal 30 EUR... Gibt auf YouTube einige Videos zu den Joyo/Harley Benton Pedalen mit entsprechenden Soundbeispielen. Das war auch der Grund, warum ich das dann schlussendlich für den Einsatzzweck gekauft hatte, die 30 Tacken hätten nicht wehgetan, wenn's doch nix gewesen wäre.

Aber schlussendlich ist das nur eine Übergangslösung, bis unser Gitarrist sich selbst auf eine passende Loadbox mit Cabsim festgelegt hat, die ihm klanglich zusagt. Dann fliegt das California raus und wird dadurch ersetzt.
 

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