Damit hier auch mal wieder was steht, möchte ich Euch meine Erfahrungen mit meiner 40th Anniversary Tele nicht vorenthalten, die ich jetzt seit 6 Wochen hier bei mir habe.
Ein Freund von mir hat (seit ca. 20 Jahren) eine 20th Anniversary Strat und eine der ersten Squier Teles aus den 80ern. Erstere ist eine sehr ordentliche Gitarre, zweitere zwar auch, aber mit 5,1kg doch ein gewaltiger Prügel. Meine erste Strat war anfang der 90er eine Squier, die ich schnell gegen eine Fender aus Mexiko getauscht habe. Damals waren Trem und Bundkanten noch richtige Probleme. Meine erste und bisher einzige Tele war eine mexikanische Deluxe mit "klobigem" Hals, irre guten Pickups und, in meiner Erinnerung, extremem Gewicht.
Ich mag Nato/Nyatoh/ wie auch immer geschrieben, da es ein idR. leichtes und günstiges Holz ist, das meiner Meinung nach mehr Vor- als Nachteile hat. Es ist fester als Pappel und schwingt "luftiger" als Linde. Ich habe eine RG und eine SingleCut aus Nato und obwohl beide nicht unterschiedlicher sein könnten, fällt das Holz weder hier noch da negativ oder unpassend auf.
Seit den 90ern hatte ich keine Tele mehr. Meine damalige, eine Mexikanische Fender, lag mir einfach nicht. Ich wurde mit ihr nie wirklich warm. Jedes Mal, wenn ich dann im Laden eine Tele in die Hand nahm, störte mich was dran. Mal zu schmale, dicke Hälse, dann die unsäglichen Jumbobünde, das Gewicht und wenns sonst nix gab, dann der Preis.
Nun lief mir für schmales Geld beim großen T eine B-Stock 40th Anniversary Tele über den Einkaufswagen, ich hatte mir ja schon im Laden mal eine angesehen, die aber dort 200,- mehr gekostet hätte. Beim Anspielen war da mein geringer Bedarf gegen den Preis nicht durchsetzungsfähig. Bei € 285,- brauchen wir nicht drüber zu reden. Also ab zu mir.
Wie gesagt: Tele war lange nicht meins, daher habe ich auch kaum Vergleich zu anderen Instrumenten, Squier mit ihren oft fürs Gebotene überzogenen Preisen, teils haarstreubend unnötigen Mängeln begleitet einen dennoch immer, selbst wenn man nicht will. Zuletzt hatte ich mir die Contemporary Strat HH mit Floyd Rose zugelegt als Bastelobjekt und war schon recht positiv überrascht. Da waren nur die Pickups der einzige wirkliche Kritikpunkt und das Halsprofil war nicht nach meinem Geschmack. Sonst aber nix zu meckern.
Ein Wort noch vorab zu Thomann und B-Stock: Wie bisher immer, kam die Gitarre tadellos, vollständig und rasch mit einem groben Setup und keinem augenscheinlichen Rückgabegrund. Besaitet war sie mit D'addario .10ern, also echt kein Grund zu meckern. Von daher Schnäppchenwarnung.
Ob die Squier Jubiläumstele ein Schnäppchen ist?
"Fancy" Optik mit der goldenen Hardware und dem "gebürsteten" Pickguard. Sie ist, wie erwartet relativ leicht (3,45kg) wohl eben durch das verwendete Holz, was ich als Vorteil empfinde. Der Hals ist mit dem Binding und den Block-Inlays schon mal "was anderes", er kommt mir flacher vor, als bei den anderen Squier Teles, die ich in der Hand hatte, was nicht zuletzt ein Grund war, mich für sie zu interessieren.
Meine hat am 1. Bund 19,8mm und am 12. dann 21,3mm. Der Hals ist "normalschlank", also 42mm Sattelbreite auf 10mm Spacing. Das finde ich recht angenehm.
Neck-Dive oder Kippen um die Längsachse gibt es nicht. Sie ist perfekt ausgewogen, die Gurtpins sind an der richtigen Stelle und sie bleibt wo man sie sich hinhängt.
Die Halsrückseite ohne Skunkstripe ist hochglanzlackiert, stört aber nicht so wie befürchtet. Die Lacke dürften inzwischen besser sein, als vor 10-20 Jahren.
Was der Sattel für ein Material ist, kann ich nicht sagen, ob es wirklich Knochen oder doch ein Kunststoff ist, jedenfalls ist er hervorragend verarbeitet und angepasst.
Die "schlanken" Bünde sind sehr angenehm und bis zum Ende sauber verarbeitet, hier gibts nichts auszusetzen. Wenn ichs nicht besser wüsste, würde ich meinen, dass der Hals vor und nach der Bundierung geplant und poliert wurde. Den letzten so perfekt abgerichteten Hals habe ich bei einer Ibanez Prestige erlebt. bei 22°C kerzengerade und lt. meinem Laserlineal keine Abweichung über 0,03mm. Die Saitenlage geht somit auch problemlos auf Ende der Saitenreiter runter, was aber weder praktikabel ist noch zu einer Tele passt. Ich hab mich um die 1,8mm eingefunden. Der Spannstab ist sehr leichtgängig aber die Einstellung absolut stabil.
Die Brücke ist der erste kleine Schwachpunkt am Instrument. Die drei Reiter sind weder kompensiert noch aus Messing. Sie sind aus dem gleichen vergoldeten Blech, wie der Rest. Ist nichts, was ein Mangel wäre, aber kompensierte Messingreiter wären wohl machbar gewesen und würden sehr gut - auch optisch - passen.
Der zweite Kritikpunkt, der hats dafür in sich, sind die Mechaniken. Was soll das heutzutage? Ich kann mich nicht erinnern jemals so schlechte Mechaniken erlebt zu haben. Da ist mal eine halbe Umdrehung Leerlauf, dann wieder Gegenteilig, sie halten die Stimmung nur solange die Gitarre nicht bewegt wird oder man an einer Saite ankommt, sind als "Vintage Klusons" auch nicht nachjustierbar, also eigentlich nur zu ersetzen. Sie sehen bis auf die Farbe ja nicht anders aus, als auf den CVs, da kann ichs selbst nicht sagen, aber ich glaube nicht, dass die sonst auch so mies sind.
Das ist sehr, sehr schade, da sie optisch ja perfekt dazu passen. Ich muss dann schauen, was für Bohrungen da drunter stecken und was man als Ersatz nimmt. Das muss wirklich nicht sein. Ich gehe mal davon aus, dass das der Rücksendungsgrund war.
Die Control Plate ist sehr ordentlich, massives Blech, die (Fullsize) Potis arbeiten sehr gut und gleichmäßig, auch der Schalter macht einen sehr ordentlichen Eindruck. Die Buchse ist leichtgängig/locker, aber das ist nix, was man nicht in zwei Minuten beheben kann.
Was die Pickups angeht, so sind sie leider fern von was besonderes (was man sich erwartet, wenn man das da oben liest), aber für unter € 300,- in absolut Ordnung. Der "Radioempfang" ist mit dem Bridge Pickup recht stark ausgeprägt, die Mittelstellung ist richtig gut, was wohl durch die Schwächen der anderen beiden Stellungen entsteht. Der Neck Pickup bleibt halt, was Dynamik, Offenheit, Brillianz angeht stark hinter den Erwartungen zurück. Ich würde ihn als zahm bis lahm beschreiben. Da mein Exemplar schwarz ist, kann ich nicht sagen, ob die Pickupfräsungen geschirmt sind, schwarz sind sie jedenfalls.
Stärker verzerrt klingen sie natürlich "gut". Aber das ist ja nun nicht unbedingt Einsatzgebiet derartiger Gitarren. Ich habe sie an folgenden Amps gespielt: alter Peavey Classic 30, alter Marshall JTM30, neuerer DSL40, HT1 u. Engl Gigmaster. Der JTM30 passt richtig gut zur Tele, hier spielen Single-Coil Output, die Potis und die Eingangsstufe im Zerrkanal richtig perfekt zusammen. Clean bis Ende-Crunch ohne große Einbußen über das Volume-Poti regelbar. Am DSL OD1/2 werden die Nebengeräusche (In Bridge-Position sogar Radio Siebenürgen, wenn ichs richig vernommen habe) leider untragbar. An den Amps liegts nicht. Andere, auch Single-Coil Gitarren, haben diese Probleme nicht.
Auf meiner Einkaufsliste stehen somit Mechaniken, Saitenreiter und Pickups. Die Saitenreiter sind kein Thema, die bekommt man schnell. Bei goldenen Mechaniken im Kluson-Vintage Style siehts schon etwas anders aus, ausserdem muss erstmal eine raus, damit ich mir die Bohrungen und Befestigungen anschauen kann. Wie ist das bei Euren CVs? Sind das 10mm Löcher und sind die Fenderpunkterl vorhanden?
Beim Bridgepickup gibts ja einige Auswahl mit bekannten Eigenschaften und weniger Störanfälligkeit, hier ist auch das Goldkäppchen nicht das Problem wie beim Halspickup, wo ich dann wohl auf Dimarzio zurückgreifen werde, von dem ich mir deutlich mehr Dynamik und Offenheit erwarte. Oder es wird - pfeif' aufs Gold - ein Satz Fender Noiseless, mit denen bin ich auf meiner JapanStrat auch sehr zufrieden.
Mein Fazit ist daher durchwachsen:
Eine vervorragend verarbeitete Basis. Ein "leichter" Body mit einem hervorragenden Hals, optisch ansprechend verpackt
Leider verdoppelt sich der Preis fast, wenn man draus das Instrument macht, das man erwartet hat (ich rechte mal mit € 50-100,- für gute Mechaniken, ebenso für einen guten Neck Pickup und € 50,- für Saitenreiter und Versand - dazu noch Zeit und Nerven).
Dass man um € 300,- bis € 400,- kein Premium Instrument erwartet ist klar. Die Pickups könnte ich Squier ja als "Geschmackssache" durchgehen lassen, zumal die Mittelstellung eben richtig gut klingt und sich die einzelnen Schwächen zur Stärke auswachsen und die Barrels fallen unter ferner liefen. Aber die Mechaniken sind echt eine Frechheit. Ich kann mich nicht erinnern jemals so schlechte Mechaniken erlebt zu haben (und ich habe schon viele sehr billige Gitarren und China-Mechaniken um € 10,- erlebt und die waren alle besser). Hätte Squier da gleich ein paar Euro mehr reingesteckt für ordentliche / bessere Mechaniken, wäre das Fazit ganz klar begeistert ausgefallen.