Das Rätsel lässt mich irgendwie nicht los... Wäre doch echt schade, die LP wegen sowas auszusortieren.
Ich hab mir mal die Abschirmung des E-Fachs angesehen. So wie das hier gemacht ist, halte ich das für kontrapoduktiv. Der Gitarrenbauer kann schon löten (es sind halt ne Menge Anschlüsse, und ich finde das jetzt nicht unsauber gemacht), nur ist der Aufbau der Abschirmung mMn doch eher suboptimal. Das gleiche gilt für die Signalführung. Ich hab jedenfalls noch nie gesehen, dass einer den Masseanschluss der Klinkenbuchse ans Gehäuse eines Tonpotis lötet und
getrennt davon ein unabgeschirmtes dünnes Kabel als Signalleiter verlegt. Das sind ja 30 cm oder mehr - und der Kabelkanal im Holz lässt sich ja auch schlecht abschirmen. Kein Wunder, dass da Einstreuungen reinkomment. Da gehört eine abgeschirmte Leitung verlegt, die vom Toggle Switch aus mit Masse und Signal direkt zur Klinkenbuchse führt.
Im E-Fach sehe ich Kupferfolie oben und ebenso auf dem Deckel. Alles schön verlötet und an Masse gelegt, so weit so gut.
Nur so ist das halt kein Faradayscher Käfig. Da die Seiten des E-Fachs nackt sind, haben wir oben und unten quasi zwei Antennen, die Störgeräusche einfangen und an Masse ableiten sollen - zugleich aber jeweils eigene Masseanschlüsse haben. Ich sehe hier überhaupt viel zu viele Masseleitungen. Das ermöglicht unnötige Potenzialdifferenzen, verschlechtert die Abschirmung eher und damit das Brummen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es sogar
weniger brummen würde, wenn man den Deckel und dessen Kabelanschluss weglassen würde. Auch die ganzen blauen Massekabel, die nur die Potigehäuse verbinden, sind komplett unnötig. Die Masseverbindung ist doch schon durch die Kuperfolie gewährleistet. Was man nicht genau sieht, ist ob nicht auch noch ringsum alle Potis verbunden sind. Einen solchen geschlossenen "Drahtring" sollte man vermeiden, bei der klassischen LP-Verdrahtung (ohne Abschirmung) sind die vier Gehäuse deshalb auch nur durch drei Drähte verbunden.
Die Metallfolie auf dem Deckel als solche ist nicht verkehrt, nur sollte sie keinen eigenen Masseanschluss haben. Wenn man schon rangeht, gehören die Seitenwände des Fachs schlichtweg auch abgeschirmt. Das kannst Du auch ohne Lötkenntnis selber machen, denn der schwierigste Teil um die Potis ist ja schon erledigt. Vor zig Jahren habe ich das erste Mal eine eigene Gitarre (aus Warmoth-Teilen) zusammengebaut und abgeschirmt. Ich hab dafür das Rockinger Shielding Kit verwendet - und wie ich festgestellt habe, gibts das heute noch quasi unverändert::
https://www.rockinger.com/parts/elektrik-knoepfe/abschirmung/1002/rockinger-shielding-kit?c=105
Da ich dem Abschirmlack nicht so richtig vertraut habe und bei Farbe eh immer dazu neige, damit rumzusauen
, war mir das sympathischer. Und was soll ich sagen, es hat nicht nur funktioniert, sondern die selbstklebende Folie hält auch 25 Jahre später noch einwandfrei.
So gehts: Die selbstklebende Kupferfolie hat leitenden Kleber, wenn man die Wände also ringsum mit leichter Überlappung beklebt, hat man eine durchgehende Masseverbindung. Dann musst Du nur noch zwei kleine Bänder (ca. 1 cm x 3 cm) aus der Folie schneiden. Eines klebst Du als Verbindung von der Seitenwand auf die Kupferfolie unter den Potis, das andere von der Seitenwand auf die Ausfräsung, in die der Deckel eingelassen ist, vorzugsweise über eines der 4 Schraublöcher. So wird die Abschirmung auf dem Deckel solide verbunden mit der Kupferfolie an der Seitenwand und damit der Folie auf dem Holz um die Potis. Eine Anleitung ist aber auch dabei.
Wichtig: Das Kabel, das an Deckel und Potigehäuse gelötet ist, wird abgeknipst. Optimal ist eine Abschirmung, bei der alle Abschirmungen nur untereinander verbunden sind, und der ganze Kram wiederum nur an einer Stelle mit dem Masseanschluss, also einem Potigehäuse.
Mit etwas Geschick lässt sich das ankleben, ohne die Potis zu entfernen. Wenn es irgendwo kleinere Lücken gibt (was zB an den Öffnungen für die Kabel unvermeidlich ist), ist das kein Beinbruch. Es heißt nicht umsonst "Käfig", nur so groß wie die Seitenwände sollten die Lücken eben nicht sein.
Zum Schluss noch eins: Die Gitarren waren gebraucht, und es gab schon so viele Tribute- und Studio-Varianten, dass ich jetzt auch nicht sagen kann, ob Deine Humbucker ab Werk Kappen hatten. Manch einer kommt auf die Idee, einfach mal Kappen aufzusetzen, sie aber nicht an der Grundplatte festzulöten. Meistens klemmen die sich fest und halten dann auch so irgendwie. Wenn man das so macht, kann es aber das Brummen ebenfalls verschlechtern statt abzuschirmen (was mal die Idee hinter den Kappen war). Wenn Du die Saiten tauscht, kannst Du also mal die PU-Ringe losschrauben und samt HB rausnehmen. Bei gleich zwei Problemkindern nicht die wahrscheinlichste Ursache, aber mal checken kann nicht schaden.
Gruß, bagotrix