Besitz

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Was sagt Ihr zu diesem neuen Text?

Besitz

Du musst noch
den Rasen mähen
Du muss noch
den Gehweg fegen
Du muss noch
die Hecke schneiden
Du muss noch
den Holzzaun streichen

Besitz besitzt Dich
Was besitzt Du?
Besitz besitzt Dich
Was besitzt Du?
Und wozu?


Du musst noch
die Reifen wechseln
Du muss noch
den Nippes drechseln
Du muss noch
den Safe aussaugen
Du muss noch
das Gold abstauben

Besitz besitzt Dich
Was besitzt Du?
Besitz besitzt Dich
Was besitzt Du?
Und wozu?


Wenn Du glaubst
dass Du bist
was Du hast
hast Du ganz schnell
Dein Leben verpasst

Wenn Du glaubst
was Du hast
das bist Du
lässt Dich Dein
Besitz niemals in Ruh


Besitz besitzt Dich
Was besitzt Du?
Besitz besitzt Dich
Was besitzt Du?
Und wozu?


Du willst noch mal
Oma besuchen
Du willst noch mal
was Neues versuchen

Du könntest Dich
doch leben lassen
bevor Dich Deine
Gefühle verlassen

Besitz besitzt Dich
Was besitzt Du?
Besitz besitzt Dich
Was besitzt Du?
Und wozu?
Wozu?
 
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Bei -Und wozu? will ich gern ein -Du? also: -Und wozu du?- ankleben.
Der Change-part mit Oma und etwas neues versuchen kommt gut! Aber da lese ich: Bevor dich deine Gefühle -hassen-.

Weil es ist eigentlich wirklich so, wenn man etwas tut, was man nicht will oder was einem eigentlich in keinster Weise entspricht, dann hasst man sich selbst.

ja was sagt man dazu, das ist eine ganz normale Sinnkrise. Und als Ausweg erscheint nur der Ausbruch aus den vorgegebenen Bahnen. So passiert das in Mitteleuropa ungefähr zehntausendmal in der Stunde. Zum Glück lebt man nicht im Zarenreich, sonst müsste man sich andere Ventile suchen.
 
Grund: was vergessen
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Wenn Du glaubst
dass Du bist
was Du hast
hast Du ganz schnell
Dein Leben verpasst
Ich wechsle meist probehalber die Perspektive, wenn ich im Text ein LD anspreche.

Hier würde ich also versuchsweise schreiben;

Wenn ich glaube
dass ich bin
was ich habe
habe ich ganz schnell
Mein Leben verpasst

Hm… ab Zeile 4 klänge diese Strophe nach einem Lehrer im Schüler: Ein unbekanntes Über-Ich ermahnt das Ich. Mein Ich spräche irgendwie doppelzüngig, Empfindest du das auch so?

Ich würde beispielsweise mal probieren

Wenn ich glaube
dass ich bin
was ich habe
frag ich mich
wer ich bin…

Damit wäre der Lehrer verschwunden. Nimm das nicht als Vorschlag, sondern nur als Bebilderung meiner Wahrnehmung und Reflexion, Deine Idee gefällt mir. :)
 
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Vielen Dank, @mocksuns und @Jongleur , für Eure Kommentare. Prima Gedanken! Da muss ich nun selbst erst einmal etwas drüber nachdenken :) .
 
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Das Thema selbst gefällt mir sehr gut.

Du musst noch
den Rasen mähen
Du muss noch
den Gehweg fegen
Du muss noch
die Hecke schneiden
Du muss noch
den Holzzaun streichen

Vielleicht fallen dir für diese Strophe noch ein paar andere Beispiele ein. Gartenarbeit in der freien Natur soll ja erwiesenermaßen Glückshormone freisetzen und ist zudem gesund – und dank Schrebergärten und Urban Garding auch nicht mehr zwingend an Eigentum gekopplt. Das nimmt deinem Anliegen natürlich ein bisschen die Schärfe.

Die zweite Strophe beschreibt das Materielle schon besser: Gold, Geld, Auto. Das passt eher. Weitere Beispiele: Boot, Immobilien, Wertanlagen...

Der Change-part mit Oma und etwas neues versuchen kommt gut!

Finde ich auch. Allerdings gehört die Oma für mich schon in den Bereich "du könntest", da die Oma ja kein angehäufter Besitz ist, sondern bereits eine "menschelnde" Alternative.

Ich könnt' mal wieder
Oma besuchen
Ich könnt' nochmal
was Neues versuchen

bevor Dich Deine
Gefühle verlassen

Hierüber stolpere ich. Die Rechnung ist mir zu schlicht: Je mehr Eigentum und Verpflichtungen, desto weniger Gefühle. Na und? Dem "Gefühlsarmen" ist sein Mangel in der Regel nicht als solcher bewusst bzw stört er sich nicht daran. Insofern läuft die "Warnung" ins Leere.

Ich würde ihm eine vergnüglichere Alternative in den Kopf schreiben:

Ich könnt' die Korken
knallen lassen
Kopf in' Nacken
Hoch die Tassen

Wie man sieht, wird auch von mir die Ich-Perspektive bevorzugt – allerdings auch und vor allem in den Strophen. Das würde von Anfang an eine latent brodelnde Unzufriedenheit vermitteln, die für meinen Geschmack Voraussetzung für eine Erkenntnis und (bestenfalls freiwillige) Veränderung sein muss. Durch den Umweg über einen urteilenden, vermeintlich allwissenden Beobachter, dessen Sichtweisen und Wertmaßstäbe aber nun mal auch sehr subjektiv sind, fehlt diese gewisse Dringlichkeit: Das LD könnte ja auch sehr zufrieden mit allem sein und deine Meinung nicht teilen.



...
 
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Danke für die ausführliche Kritik, @antipasti
Die Anregunge für Strophe 1 find ich gut. Ich wollte da Beispiele bringen, die recht alltäglich sind und doch auch eben jemanden binden. die das Rasenmähen als last empfinden und nicht als Spaß. Dennoch: ich werde noch mal schauen, ob es da bessere Beispiele gibt. Die zweite Strophe soll dann das ganze überzeichnen... das Aussagen eines Safes ist ja eher bei weniger Leuten regelmäßige Tätigkeit als das Heckeschneiden.

Beim Teil mit den Alternativen (Oma / Neues) passt auch ein

Du wolltest doch ...

Und klar gibt's die, die eben einfach nur haben wollen und damit glücklich sind und ihr persönliches Glück aus ihrem Eigentum ziehen. Mehr, mehr, mehr. Die sprech ich nicht an, eher die, die das mitmachen, ohne darin ihr Glück zu finden. Es soll auch weniger Urteil als ein Augen öffnen sein für die, denen ihr (zu viel) Eigentum nicht die Erfüllung bringt, die sie sich davon versprechen.

@mocksuns - Sinnkrise ... hatte ich gar nicht so auf dem Schirm, kann da aber schon gesehen werden.
Aber nicht zwingend hier mit Selbsthass. Eher so gedacht: Dem gesellschaftlich akzeptierten Hedonismus folgend häuft das LD sein Eigentum an und ist dadurch nicht frei und unabhängig, sondern verpflichtet sich eben selbst dazu, sich um das Eigentum zu kümmern ... und unterlässt deswegen andere Tätigkeiten, die ihm mehr brächten.
Das "Gefühle verlassen" ist hier also als Art Warnung gemeint, dass es das LD gar nicht merkt, wie es immer weniger für eigene Gefühle empfänglich ist.

@Jongleur - dein Perspektivwechsel ist auch spannend. Es ist dann sogar mehr als ein Perspektivwechsel, es wird zur anderen Geschichte, zu einem anderen Text. Da weiß ich noch gar nicht, wo er hinführt (wenn man das angeht ...) :)
 
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die recht alltäglich sind und doch auch eben jemanden binden. die das Rasenmähen als last empfinden und nicht als Spaß.

Ich glaube, die "Ich-Form" würde das bereits besser wiedergeben. Der alltäglich Stress des "kleines Glücks" mit eigenem Haus und Garten.

Und klar gibt's die, die eben einfach nur haben wollen und damit glücklich sind und ihr persönliches Glück aus ihrem Eigentum ziehen. Mehr, mehr, mehr.Die sprech ich nicht an, eher die, die das mitmachen, ohne darin ihr Glück zu finden.

Auch hier würde die Ich-Form das besser zur Geltung bringen.

Es soll auch weniger Urteil als ein Augen öffnen sein für die, denen ihr (zu viel) Eigentum nicht die Erfüllung bringt, die sie sich davon versprechen.

Das genau ist für mich der eigentliche Kritikpunkt am Text. Da stellt sich einer hin und erzählt dem eigentlich ganz zufriedenen Schrebergärtner/Häuslebauer: "Was du machst, ist voll bescheuert. Glaub mir, ich kenn mich aus."

Ein Autor sollte durchaus Augen öffnen, das ist gut. Aber nicht "von oben herab".

...
 
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Den Text in die Ich-Form setzen! "Ich muss noch den Rasen mähen...".
Im Refrain:
Besitz besitzt mich!
Was besitzt Du?
Besitz beschützt UNS, (!!!)
was beschützt Du?

Ziel sei es, Selbstironie einzuflechten. Selbstironie ist ein Zeichen von Größe. Gold und Rasen sind gut brauchbar, nur die Anspruchslosigkeit steht darüber.
Aber bitte keine plakative Banalität!
Im Kern läuft der Witz also dahin, dass der Besitzlose den Besitz beschützen will😂😁😀
 
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Durch den Umweg über einen urteilenden, vermeintlich allwissenden Beobachter, dessen Sichtweisen und Wertmaßstäbe aber nun mal auch sehr subjektiv sind, fehlt diese gewisse Dringlichkeit: Das LD könnte ja auch sehr zufrieden mit allem sein und deine Meinung nicht teilen.
Richtig, der „allwissende Beobachter“ empfiehlt sich als ordnendes Hilfsmittel beispielsweise in Romanen mit vielen Figuren. -

Songtexte hingegen konzentrieren sich meistens nur auf das Innenleben von 1-2 Figuren. Eine komplexe Aussage über ein Du, Er, Sie Es, Ihr …. klingt bei aller Entschiedenheit eher nach einer Vermutung als nach Wissen! Je komplexer so eine Vermutung ausfällt, um so fragwürdiger klingt sie in meinen Ohren!

Natürlich kann „Du musst noch den Rasen mähen“ auch eine distanzierte Aufforderung an sich selber sein. Aber das Unpersönliche, die Vermeiden von „ich“ erzeugt in mir meistens neben allen Ausrufezeichen auch Fragezeichen!

Gerade denke ich wiedermal darüber nach, wie wichtig das rechtzeitige oder gar permanente Nachdenken über die geeignete Erzähl-Perspektive ist.

Vielleicht würde ich dann unter all den Hook-Kandidaten die schöne Variante: „ Du sein oder Ich sein - Das ist hier die Frage!“ entdecken…:ROFLMAO:
 
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häuft das LD sein Eigentum an und ist dadurch nicht frei und unabhängig, sondern verpflichtet sich eben selbst dazu, sich um das Eigentum zu kümmern ..
He, gut. Das kann man sogar im Gesetzbuch nachlesen: Eigentum verpflichtet.
Ich glaube ganz sicher, wenn man gegen seine Natur handelt, wird man eher trauriger als glücklicher. Meine Begeisterung für deinen Titel rührt auch von einer persönlichen Entwicklung her, die sich mit deinem Erleben überschneidet. Im Job wird z.B. gerne gehört, wie du dich um einen Angehörigen kümmerst. Ein Telefonanruf vom Pflegefall wird jedoch nicht gern gesehen.
Diese Ambivalenz entlarvt die Doppelmoral unserer Gesellschaft. Und mit diesen Widersprüchen ist dein Essay ja gefüllt. Überraschend wohltuend ist immer nur, dass es Menschen gibt, die ähnliches empfinden.
 
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Ich check nicht, wie die dritte Strophe zum Refrain bzw. zum Thema des Textes passt? :unsure:
 
Vielen Dank, liebe Kritiküsse, für Eure Statements!

@antipasti – Deinen ersten Gedanken hab ich aufgenommen. Es geht (mir) nicht um den kleinen Garten hinterm kleinen Haus und dann ist Rasen mähen vielleicht zu wenig. Also sind die neuen Beispiele etwas „größer“ gewählt. Es soll nicht das „kleine Glück“ angegangen werden, sondern das gedankenlose Sammeln von Besitz, der dem Besitzer keinen Nutzen stiftet, sondern nur Last ist – ohne dass es dem Besitzer bewusst wird. Von dieser Kernaussage konnte ich mich nicht lösen, auch wenn das durchaus „von oben herab“ wirken kann.

Mit der Idee, das Ganze in die Ich-Perspektive zu bringen, werde ich nicht warm (wohl auch, weil es mit mir nicht so recht funktioniert). Es wäre eben ein völlig anders gepolter Text.

Und es stimmt sicher, dass die Rechnung schlicht sein mag – an der Stelle ist es schon auch als Vorwurf an den Nimmersatten gedacht, der das nur ist, weil er meint, dieser Konvention entsprechen zu müssen und unreflektiert anhäuft.

@Poppotov - „Besitz beschützt uns“ ? Wovor? Ich krieg diesen Gedanken da nicht so recht rein.

@Uwi1976 – die dritte Strophe ist der C-Teil, der den Wechsel einläutet. Hier kommt die Sicht auf die negative Komponente von (zu viel) Besitz zur Sprache, um dann in der weiteren Strophe auf das zu verweisen, was fehlen kann, wenn man sich an (zu viel) Besitz klammert)

Also – die ersten beiden Strophen überarbeitet und ganz am Ende ein „Du“ von @mocksuns angehängt.
-------
Du muss noch
die Hecke schneiden
Du muss noch
den Holzzaun streichen
Du musst noch
die Reifen wechseln
Du muss noch
den Nippes drechseln

Besitz besitzt Dich
Was besitzt Du?
Besitz besitzt Dich
Was besitzt Du?
Und wozu?


Du muss noch
den Safe aussaugen
Du muss noch
das Gold abstauben
Du muss noch
das Poolwasser chloren
Du muss noch
auf die Komoren


Besitz besitzt Dich
Was besitzt Du?
Besitz besitzt Dich
Was besitzt Du?
Und wozu?


Wenn Du glaubst
dass Du bist
was Du hast
hast Du ganz schnell
Dein Leben verpasst

Wenn Du glaubst
was Du hast
das bist Du
lässt Dich Dein Besitz
niemals in Ruh

Besitz besitzt Dich
Was besitzt Du?
Besitz besitzt Dich
Was besitzt Du?
Und wozu?


Du solltest doch
Oma besuchen
Du wolltest doch
was Neues versuchen

Du könntest Dich
doch leben lassen
bevor dich deine
Gefühle verlassen

Besitz besitzt Dich
Was besitzt Du?
Besitz besitzt Dich
Was besitzt Du?
Und wozu?
Wozu?
Du?
 
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Von dieser Kernaussage konnte ich mich nicht lösen, auch wenn das durchaus „von oben herab“ wirken kann.

Die Aussage finde ich ja auch nach wie vor gut. Das "von oben herab" entsteht ja nur durch die Perspektive.

Leider kommt die Aussage auch in der überarbeiteten Version nicht so recht bei mir an. Zumindest nicht in den Strophen. Der Refrain ist dagegen ja recht eindeutig.

..
 
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Lieber @Frank_de_Blijen
Mit der Idee, das Ganze in die Ich-Perspektive zu bringen, werde ich nicht warm (wohl auch, weil es mit mir nicht so recht funktioniert). Es wäre eben ein völlig anders gepolter Text.
Hm… Ich kenne das auch… scheinbar fremde Verhaltensweisen in Frage stellen zu wollen, die mir in bestimmten Augenblicke. absolut „nicht passen“! Ich kenne das nur zu gut im Streit mit Nahestehenden. wenn ich mich angegriffen fühle. :unsure:

Aber gerade mit den engsten Partnern versöhne ich mich immer am aufschlussreichsten, wenn mir später klar wird, dass und wie sie mich schätzen. Plötzlich kann ich unsere Unterschiede wieder akzeptieren oder oft sogar mit Freude und etwas Stolz!

Noch schneller und unkomplizierter kann ich mich allerdings mit mir selber versöhnen - frei nach dem Motto: SO BIN ICH HALT! Und das impliziert eben, dass ich ich oft scheinbar widersprüchlich handle! Und wenn ich mich dann mit mir versöhne, verwandeln sich die einst großen Pläne in kleine Schritte - je kleiner die Schritte, umso besser passen dann jegliche Schattierungen von Erfolg und Scheitern eben doch zu mir!

Hast du Lust, etwas dazu zu sagen, bis zu welchem Punkt dein verstecktes LI „das Streben nach Besitz“ für „selbst-verständlich“ hältt? ;)
 
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Hast du Lust, etwas dazu zu sagen, bis zu welchem Punkt dein verstecktes LI „das Streben nach Besitz“ für „selbst-verständlich“ hält

Finde ich ein gute Frage. Würde mich ebenfalls interessieren.

Vielleicht ist die etwas großzügige Auslegung des Besitzbegriffs auch der Grund, warum mich die Beispiele nicht so recht erreichen wollen. Sie transportieren zumindest bei mir überwiegend eher ungeliebte, aber gelegentlich notwendige Alltagstätigkeiten als echten Leidensdruck durch die ungebremste Anhäufung von Besitztümern.

Ich muss auch manchmal Staub wischen. Oder die Wände streichen oder das Klo putzen. Dabei gehört mir das Zeug gar nicht.;)

Das heißt: Ich fände als Betroffener in diesem Text kein triftiges Argument, was mich zum Umdenken anregen könnte. Was bleibt, ist eben nur deine Behauptung, dass ich auf dem falschen Weg bin. Insofern ein Text für dich selbst und Eingeweihte. Kann man machen, ist legitim, aber auch eine verpasste Chance.

---
 
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tja -
Hast du Lust, etwas dazu zu sagen, bis zu welchem Punkt dein verstecktes LI „das Streben nach Besitz“ für „selbst-verständlich“ hältt
ich deute das mal so, dass Du mit dem LI eher mich selbst meinst?

Tatsächlich gab es schon so Erlebnisse: Ein Freund sagt zu einer Veranstaltung am Wochenende nicht zu, weil er nun mal eine Ferienwohnung sein eigen nennt - und da muss er nun jedes Wochenende hin. Er stellt das nicht infrage, sondern fährt.

Oder: Der Pool im Garten, durchaus lange von Kindern fröhlich bevölkert, wird nach wie vor gereinigt, befüllt, mogens auf- und abends abgedeckt ... und weil er nun mal befüllt ist, geht der Besitzer auch 3 x pro Saison dann rein, eher aus Pfichtgefühl (damit sich der ganze Aufwand gelohnt hat) denn aus Spaß am Schwimmen. Denn Pool abzuschaffen: Keine Option, obwohl es doch so naheliegend ist.

Und ja, so Punkte, an denen ich etwas mache, weil ich es habe (bzw. auch: hatte), ohne noch daran Gefallen zu haben, kenn ich auch.

In letzter Zeit hat mich das etwas mehr gedanklich beschäftigt: Was "braucht man" - und auf wie viel davon lässt sich bequem verzichten, ohne dass es Verzicht ist? Was macht das Leben sogar schöner, wenn es weg ist?

Das ist sicher für jede/n etwas anderes. Manche lieben ihre "Outdoor-Küche", mich würde so etwas stören. Und es ist auch sicher nicht verwerflich, seinen Spaß an seinen eigenen vier Wänden oder an der Gartenarbeit zu haben. Dann "muss" man das auch nicht, dann hat man Lust drauf. Wenn Du (@antipasti ) gern Hecke schneidest - tu's, freut mich, wenn Dir das Spaß macht und dann hol ich Dich mit der Zeile nicht ab. ... gilt auch, wenn Du gerne mit richtig Spaß Deinen Safe saugst :)

Dieses Zuviel tritt zwangsläufig bei den etwas Betuchteren auf, die neben (zu großem) Haus und (zu vielen, zu großen) Auto noch mehr Anhäufen und sich damit eben binden ohne es zu merken. ... Bei Euch scheint das nicht zuzutreffen, das ist doch dann klasse. Aber vielleicht kennt ihr ja Leute, die zuminest ab und zu diese Seite zeigen?

Klo putzen, Staub wischen ... das sind ungeliebte Tätigkeiten, denen man nicht entgehen kann (na gut, schon, aber ...) Hecke schneiden: Das ist schon selbst gewähltes Schicksal. Dem einen gefällts, dem anderen ist es Last.

Noch schneller und unkomplizierter kann ich mich allerdings mit mir selber versöhnen
... das ist schon mal eine gute Eigenschaft! .. und nicht immer einfach!
 
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Es geht ja nicht um asketische Lebensweise. Obwohl die bestimmt eine gesunde Einstellung ist.
Es gibt Dinge, die bestimmen uns, und es gibt Dinge, die wir bestimmen.

Aus dem Grund hat mich das Lied zuerst angesprochen, weil Besitz halt das Ich verschwinden lässt, wenn man zu viel will.
Und dann habe ich heute was gehört, dass unser Ich eigentlich nur eine Illusion ist und unsere Sinne uns das nur vorgaukeln. Da kommt man aber in ein Sachgebiet, wo Selbst-Reflektion gar keinen wirklichen Sinn mehr macht. Und die brauchen wir aber.
 
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Dem einen gefällts, dem anderen ist es Last.

Diese Freiheit, nach Präferenzen zu wählen, lässt du deinem LD aber nicht. Du sagst, es ist auf jeden Fall eine Last, die dem LD nur noch nicht bewusst ist.

Der Grund, warum ich so hartnäckig bleibe, ist, dass ich deine Kernaussage ja im Grunde teilen möchte. Mir fehlt nur der Fokus.


Ein Freund sagt zu einer Veranstaltung am Wochenende nicht zu, weil er nun mal eine Ferienwohnung sein eigen nennt - und da muss er nun jedes Wochenende hin. Er stellt das nicht infrage, sondern fährt.

Es besteht ja durchaus die Möglichkeit, dass er sich gern dort aufhält und die Zeit dort zu schätzen weiß. Und dafür eben auch in Kauf nimmt, auf andere Aktivitäten zu verzichten. (BTW: Ich selbst besitze keinen eigenen Garten und muss auch keine Hecke schneiden)

Problematisch wird es doch erst, wenn das Bewusstsein, die Wertschätzung für das Eigentum flöten geht und man im Prinzip gar keinen persönlichen Bezug mehr dazu hat. Wenn es nur noch ums Haben, Mehren und Zurschaustellen geht. Oder der Messie, der zwanghaft Besitz anhäuft, hortet und völlig den Bezug zur Realität verliert.

Selbstverständlich hat der Ansatz, den du (teilweise) verfolgst, genauso seine Berechtigung. Es ist ja völlig richtig, jemandem mal "lyrisch" auf die Schulter zu tippen und zu sagen: "Jetzt lass man alle Fünfe gerade sein und uns inne Kneipe gehen oder die Oma besuchen. Den Rasen kannst du auch morgen noch mähen." oder "Wozu brauchst du den Pool eigentlich noch? Schütt ihn zu.".

Aber um das zu vermitteln, schwankt mir der Text zu unentschlossen zwischen "scharfer Konsumkritik" und eben diesem "freundschaftlichen Rat" hin und her.

In der ersten und dritten Strophe sehe ich Durchschnittsbürger wie deinen Freund, die freiwillig alltägliche Dinge zur Instandhaltung ihres Heims verrichten, die sie natürlich auch mal zugunsten anderer Aktivitäten verschieben könnten. Ich glaube, diese Leute würde man mit ein bisschen freundlicher Überredungskunst eher erreichen als mit scharfer Kritik.

Jene folgt in Refrain und Bridge: Hier sehe ich Personen angesprochen, die sich über Statussymbole, Eigen- und Reichtum definieren ("du bist was du hast"). Die haben aber rein gar nichts gemein mit dem Häuslebauer aus der ersten Strophe.

Die zweite Strophe passt ein bisschen besser zum scharfzüngigen Refrain. Hier drängt sich aber die Frage auf: Wo ist der Poolboy? Wo ist die Haushaltshilfe? Wer so vollsteckt, putzt doch nicht selbst.

Du hast dich enschieden, deine "Zielgruppe" und den Besitzbegriff nicht näher zu definieren. Übrig bleibt hauptsächlich Diffusion.

Aber vielleicht kennt ihr ja Leute, die zuminest ab und zu diese Seite zeigen?

Selbstverständlich kenne ich Leute, denen ihr Eigentum verdammten Stress bereitet und die ich nicht darum beneide. Die finde ich aber in deinem Text nicht wieder, denn da geht es nicht ums Staubwischen und Reifenwechsel. Wenn du willst, kann ich dir als "Inspirationsquelle" von ihnen berichten.

Und was hinzukommt: Keiner von ihnen verzichtet auf soziale Nähe, "das wahre Leben" oder den Besuch bei der Omma. Dieser Zusammenhang ist ein rein subjektives Konstrukt.


...
 
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ich deute das mal so, dass Du mit dem LI eher mich selbst meinst?
Nicht unbedingt! Es bleibt ja offensichtlich offen, wer hier wen wahrnimmt, fragt, bewertet…
und da muss er nun jedes Wochenende hin. Er stellt das nicht infrage, sondern fährt.
Das erscheint aus seiner Sicht in Ordnung. Aus deiner Sicht scheinbar nicht. Dem auf den Grund zu gehen, könnte spannend werden.

Oder: Der Pool im Garten, durchaus lange von Kindern fröhlich bevölkert, wird nach wie vor gereinigt, befüllt, mogens auf- und abends abgedeckt ... und weil er nun mal befüllt ist, geht der Besitzer auch 3 x pro Saison dann rein, eher aus Pfichtgefühl (damit sich der ganze Aufwand gelohnt hat) denn aus Spaß am Schwimmen. Denn Pool abzuschaffen: Keine Option, obwohl es doch so naheliegend ist.
Vorstellbar! Auch eine spannende Geschichte! Zumal ich jemanden kenne, auf den das offensichtlich zutrifft. Könnte es sich hier nicht u.a. (!) um ein wertvolles Andenken an glücklichere Tage handeln?
In letzter Zeit hat mich das etwas mehr gedanklich beschäftigt: Was "braucht man" - und auf wie viel davon lässt sich bequem verzichten, ohne dass es Verzicht ist? Was macht das Leben sogar schöner, wenn es weg ist?
Verstehe ich angesichts meiner Büchersammlung nur zu gut. Aber ist es nicht zutiefst menschlich, dass wir uns von unseren wichtigsten Wegbegleitern so schwer trennen können?

Ich habe ganze Tagebücher verkramt und vergessen. Manchmal fällt mir eines überraschend in die Hände. Dann komme ich nicht aus dem Staunen heraus, wie sehr sich meine Erinnerungen in mir täuschen können .,,, ;)

Dieses Zuviel tritt zwangsläufig bei den etwas Betuchteren auf, die neben (zu großem) Haus und (zu vielen, zu großen) Auto noch mehr Anhäufen und sich damit eben binden ohne es zu merken. ... vielleicht kennt ihr ja Leute, die zuminest ab und zu diese Seite zeigen?
Kenne ich! Aber ob sie nun Millionäre oder Messis sind: Alles Typische verweist auf den
Typus! Und jeder Typus ist doch spannend und wird immer spannender, wenn man versucht, ihm schreibend näher zu kommen. Oder?
 
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Lieber @antipasti lieber @Jongleur

nochmals ein DANKE für Eure umfangreichen Antworten!

Ihr scheint wohltuend weit weg vom LD im Text zu sein! Finde ich gut! Und doch gibt's da diejenigen, die sich von ihrem Besitz besitzen lassen und es nicht so recht merken. An die - und nur an die - wendet sich der Text. Das sind vielleicht weniger, als ich vermute und ich gönne denen ihren Pool oder ihre Hecke, die das tatsächlich genießen (auch wenn ich dabei Grenzen sehe, nur haben die nix mit dem Text zu tun)

Es gibt noch einen weiteren Typus, den ich oben nicht genannt habe: Zu denen, denen ihre Aufgabe mit dem Besitz gefällt und denen, denen es eine Last ist, kommen noch die, die eben nicht merken, dass es eine (mittlerweile) überflüssige, nicht Nutzen stiftende Last ist.

Ich will ja auch nicht alle Menschen ansprechen. Wer macht das schon? Selbst wenn die Ärzte "Männer sind Schweine" singen, sind doch nur bestimmte Männer gemeint.

Ich geb Euch also komplett recht, es gibt Leute, die bei den im Text genannten Arbeiten Spaß haben, die Beispiele in den Strophen sind keine generellen Kriterien für übermäßigen Konsum. Das wird es erst durch das Müssen. Jeder Mensch, der gern Hecken schneidet, macht das ohne den Zwang. Diese brauchen sich also nicht angesprochen zu fühlen. Wer sein Glück im Ferienhaus findet, macht auch das richtig - und aus meiner Sicht gibt's dann auch die, die hinfahren, weil sich sonst der Kauf nicht gelohnt hätte und sie tun es, obwohl sie bei ehrlicher Analyse lieber irgendwo anders wären - zuhause, um die Fahrerei zu sparen, in einer anderen Stadt, um mal etwas anderes zu sehen, whatever. Sie müssen hin, weil sie den Besitz vor sich selbst rechtfertigen müssen.

Dass hier ein breiter Bogen vom "kleinen Häuslebsitzer" bis zum "Superreichen" entsteht ist auch meinem Eindruck geschuldet, dass der "besitzende Besitz" dieselbe Breite hat: Manche erdrückt schon ihr vergleichsweise kleines Vermögen, bei anderen geht es erst später los.

Bücher - ein tolles Beispiel, Jongleur! Lange dachte ich, dass Bücher nicht weggeben werden können. Durch regelmäßige Bücherei-Besuche und manches mitgenommene Buch aus Buchtauschablageplätzen hat sich auch da mein Blick erweitert. Da gab es durchaus Besitz, der mich besaß (und zum Teil noch besitzt ;)
 

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