Musik als Klangrede von Nicolaus Harnoncourt
Vielen Dank für den Tipp.
Ich wünschte mir mehr solcher Verlängerungen nicht nur auf der Eins, sondern immer da, wo die schwereren Noten stehen und je nach Bedeutung einer Dissonanz z.B. um so mehr.
Endlich sagt das mal jemand. Für mich war das vor der Lektüre von "Der Barockpianist", den wir gerade noch in einem anderen Thread diskutieren, völliges Neuland. Ich dachte, man spielte immer, was da steht: Hat man beispielsweise im Barock einen 3/8-Takt mit drei Achteln drinne, so dachte ich mir: "Spiel drei gleich lange gleich laute Töne!" Ja wirklich??
Schaue ich in mein Lehrwerk, finde ich solche Aussagen wie in der Klavierschule von Türk von 1789: "So nothwendig jeder erste Ton eines Ab- und Einschnitts, der erwähnten Regel gemäß, einen Nachdruck erhalten muß, so nöthig ist dabei die Einschränkung, daß man nur die Anfangstöne, welche auf gute Takttheile fallen, merklich zu markieren hat." Will heißen: "Schlag die Töne, die auf einen betonten Taktschlag (=gute Takttheile) fallen, stärker an!"
Und es geht noch weiter. Liest man sich fest, merkt man, dass viele barocken Komponisten und Lehrmeister nicht nur die betonten Taktteile betont, sondern auch ein wenig länger gespielt haben. In meinem gedachten 3(8-Takt mit drei gleich langen Achteln, gehört die erste Achtel also länger als die anderen Töne. Das Ganze hat auch noch einen Namen: "inegales Spiel" oder "Inegalité". Plötzlich hört sich die Eurovisionsmelodie, die jeder kennt:
Nicht mehr so an, sondern so:
die Instrumente sind gut gestimmt
Ich finde es hervorragend, wie die Viola da Gamba sich mit dem Akkordeon zusammenfügt. Man kann wunderschön drin eintauchen. Bei dem Zeug, was ihr schreibt: Ist das Akkordeon eigentlich wohltemperiert gestimmt oder irgendwie anders? Warum hört sich das Ganze so sonor an?
hoffe es ist ok, wenn wir hier darüber diskutieren, nicht nur lobhudelnd sondern auch kritisch
Doch mach ruhig. Ich will dieses Phänomen verstehen. Du nimmst es ja anders wahr war als die Dame an meinem Telefon. Aber scheinbar macht das Ensemble seine Runde. Das Konzert von SWR2 war in Mosbach, also in Süddeutschland, schlug ziemlich ein. Weil man glaubt, das verkaufen zu können, hat ein Eventmanager in Süddeutschland zugeschlagen. So gibt es nun im Juni ein Konzert in Stuttgart:
https://www.easyticket.de/veranstaltung/musikfest-stuttgart-2023-les-inattendus/91977/ Offensichtlich flog das Ensemble bislang unter dem Radar des Akkordeonforums, was uns nicht so häufig passiert.
Jeder Durdreiklang klingt völlig anders, die Skala reicht von nahezu rein bis entsetzlich schief
Genau. Ein "Menuett in d-Moll" fühlt sich also anders an als ein "Menuett in a-Moll". Für mich klingt nichtwohltemperiert fremd, aber irgendwie "passender". Ich hab noch keine Sprache dafür.