Das Tagpfauenauge

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Das Tagpfauenauge

Der Raum ist leer bis auf die Fliegenfalle,
die, übersehen, noch am Fenster klebt.
Ein Schmetterling hat sich darin verfangen,
der, rettungslos verlorn, noch immer lebt.

Er kann sein Flügelpaar nicht mehr bewegen,
nur seine Fühler rühren in der Luft.
Was soll ich tun, den Jammer zu beenden,
wo er, wie’s aussieht, doch nach Freiheit ruft?

Ich habe keine Nadel, ihn zu töten.
Die Umzugskisten sind längst fortgebracht.
Soll ich ihn mit dem Taschentuch zerdrücken?
Sonst quält er sich vielleicht noch eine Nacht.

Als ob mir seine Fühler etwas schreiben,
malt unablässig Zeichen das Insekt.
Ich seh’s und kann das Zappeln nicht ertragen,
wohl, weil sein wildes Fordern mich erschreckt.

Was musste er auch in die Falle flattern!
Er trägt die Schuld am Ungeschick allein.
Ich geh hinaus und lasse ihn links liegen.
So gleichgültig und grausam kann ich sein.
 
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Interessant. Normalerweise hab ich bei Texten sofort ein Gefühl und beinahe schon eine Liste, was mir gefällt, was nicht und wie ich es insgesamt finde.
Hier fühl ich mich von der Intuition verlassen und ungebildet ;-)

Ich find es toll beobachtet und geschrieben, hab aber gerade deswegen so ein zweifelndes Suchen:
Ist das schon rund und fertig?
Oder fehlt mir noch irgendwas?
Ist das ein Dinggedicht oder zumindest ein halbes und hab ich deswegen irgendeine Erwartung, vor allem an den Schluss, die nicht eingehalten wird?

Ich kann es nicht sagen und warte drauf, dass irgendeiner kommt, eine Ergänzung oder Bemerkung macht und dann wie so ein kleines Puzzlestück wo reinfällt.
 
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Ich kann es nicht sagen und warte drauf, dass irgendeiner kommt, eine Ergänzung oder Bemerkung macht und dann wie so ein kleines Puzzlestück wo reinfällt.
Interessant. Vielleicht kommt das ja noch.
Mein Problem ist eher, dass mir (noch) der Refrain fehlt.
:)
 
och mann, kannst du nicht irgendwie noch die Kurve zum Happy-End kriegen?
 
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och mann, kannst du nicht irgendwie noch die Kurve zum Happy-End kriegen?
Nein. Das war eine Klebefalle und der Falter hing mit den Flügeln dran. Ich hätte ihn ablösen müssen, was nicht ging. Also kein Happyend. :(
 
Das sollten wir auslagern:
"Die Verantwortung der Autor*innen für ihre Figuren" 🙃
 
hmm... finde ich nicht. Geht ja hier um den Text und da ja wohl auch um Aussage und Inhalt. In diesem Fall um das tragische Ableben eines Mitgeschöpfes durch eine hinterhältige Falle. Das muss man ja zumindest einmal sozialkritisch hinterfragen dürfen. Was machen derartige Texte mit unseren Kindern, Veganern etc. Machen wir bei den Gangsta-Rap Texten ja auch :cool:. Ok, da weniger wegen der Veganer...
 
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War ein Scherz, wenn auch einer mit background.

Hier im Text ist meines Erachtens nicht wichtig, wer den Klebestreifen dort hingetan hat. Das Dilemma liegt darin, dass das LI die verzweifelten, aber nutzlosen Bemühungen des Tagfalters sieht - und vorübergeht. Sozusagen unterlassene Hilfeleistung. Die aber nur zu erfüllen wäre, wenn sich das LI dazu durchringen würde, den Tagfalter zu töten. Und dazu scheint das LI nicht in der Lage oder willens.

x-Riff
 
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Jede dicke Fliege hätte ich ohne eure Einwände links liegen lassen können. Bei einem süüüßen Flatterfalter ist das natürlich ganz was anderes. ;)
 
So ist das. Mücken und Zecken auch.
 
@Liebe @Teestunde , sprachlich ist, wie immer, alles Ok!

Falls du vielleicht noch etwas unzufrieden sein solltest, dann könntest du dir eventuell einige dramaturgische Fragen stellen. Ich deute das mal an:

1. Wenn der Text allegorisch gemeint wäre, dann beträfe der Text mE eher zwei Menschen. Einer geht, einer bleibt schwer verletzt zurück. In diesem Falle erschienen mir hier manche konkrete Umzugsdetails überflüssig. Dann würde ich die Umstände tatsächlich bewusst dem Umfeld eines gescheiterten menschlichen Pärchens entnehmen.

2. Wenn der Text nicht allegorisch gemeint wäre., dann beträfe er aus meiner Sicht, eher das Verhältnis von Natur und Mensch. In diesem Falle würde ich meine Bilder auf dieses Verhältnis reduzieren. Hier könnte beispielsweise provokant die Frage eine Rolle spielen, ob ein Schmetterling mehr oder weniger wirklich noch von Belang ist.…

Generell glaube ich momentan sowieso, dass sich Texter*innen immer etwas zu stark, der Gefahr aussetzen, ihre STORY-Bilder auszuschmücken, obwohl genau DAS eigentlich Aufgabe des Publikums sein sollte. Autoren sollten eher ein Paket interessanter Fragen, unaufdringlich in den Fokus des Publikums stellen. Vielleicht ist dabei das geheimnisvolle Paket interessanter, als die in ihm vermuteten, eigentlichen Fragen…. :unsure:

Erscheint dir (euch) das nachvollziehbar formuliert?
 
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Lieber @Jongleur interessant, auf was für Gedanken der Text dich bringt. Ich habe einfach ein tatsächliches Erlebnis vertextet. Alles so, wie es war. Meine genaue Schilderung ist im Gegensatz zu nur ausgedachten Sachen viel besser, dachte ich. Vor allem ist es "riskanter", weil Kritik viel tiefer geht, wenn man selbst das LI ist. Aber ich wollte es so.
 
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Ich finde den Text richtig gut. Warum? Wenn ich mir vorstelle, das zu performen, wird das eine ambivalente Figur, die es singt. Warum hängt der Typ den auch so eine Falle auf? Und dann kriegt er es nicht hin, das Tier zu erlösen. Wird sogar noch pampig am Ende... so in der Art könnten die Reaktionen sein. Es ist eine Geschichte und ich denke, sowas kennen wir alle.
Also Daumen hoch von mir.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

och mann, kannst du nicht irgendwie noch die Kurve zum Happy-End kriegen?
Bitte nicht!
 
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Ich finde den Text richtig gut. Warum? Wenn ich mir vorstelle, das zu performen, wird das eine ambivalente Figur, die es singt. Warum hängt der Typ den auch so eine Falle auf? Und dann kriegt er es nicht hin, das Tier zu erlösen. Wird sogar noch pampig am Ende... so in der Art könnten die Reaktionen sein. Es ist eine Geschichte und ich denke, sowas kennen wir alle.
Also Daumen hoch von mir.
Ja, als Theaterszene oder wenigstens -vorgang tatsächlich interessant. Man vergesse dabei aber nicht, dass eine Szene oder ein Vorgang nur EINE Szene in einem komplexen Script ist… also mit einer Vor- und Nachgeschichte.

Ein Songtext wiederum ähnelt in seiner Funktion eher einem Script oder wenigsten einem Vorspann oder Abspann. Sagt mir ein Blick auf meine Favoriten-Texte. Nenn es Geschmacksache! :)

Lieber @Jongleur interessant, auf was für Gedanken der Text dich bringt. Ich habe einfach ein tatsächliches Erlebnis vertextet. Alles so, wie es war. Meine genaue Schilderung ist im Gegensatz zu nur ausgedachten Sachen viel besser, dachte ich. Vor allem ist es "riskanter", weil Kritik viel tiefer geht, wenn man selbst das LI ist. Aber ich wollte es so.
Bitte beachte meinen Konjunktiv: „falls du unzufrieden sein solltest…
Gut- du bist es zufrieden. Folglich ist für dich ( und mich auch) alles in Ordnung!

P.S.
Ich habe einfach ein tatsächliches Erlebnis vertextet.

Die meisten meiner Zeilen basieren ebenfalls auf eigene Erlebnisse. Das macht allerdings EIN Erlebnis selten zu einem Text.
 
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Dann freut mich das echt. Ich WOLLTE ambivalent rüberkommen. Die Geschichte war dafür wie gemacht. :)
 
… Und ja: Ich habe mich an einer Liveperformance orientiert.
Ja, mit entsprechendem darstellerischen Talent kann ich mir das vorübergehend* sehr
unterhaltend vorstellen. :)

* nachträglich geändert.

Als komplexes Gebilde mag ich den Text weniger. Man stelle sich die komplette Situation als Tictoc- Video vor. Ist das Zufall, dass dort meistens RETTUNGEN gezeigt werden?
 
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Man vergesse dabei aber nicht, dass eine Szene oder ein Vorgang nur EINE Szene in einem komplexen Script ist… also mit einer Vor- und Nachgeschichte.

Ein Songtext wiederum ähnelt in seiner Funktion eher einem Script oder wenigsten einem Vorspann oder Abspann.
Mir erschließt sich auch nach mehrmaligem Lesen leider nicht, was Du sagen möchtest.
 
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