Ist das wirklich so?
Auch wenn ich zwei Meter entfernt von meiner Kemper-Aktiv-Box sitze?
Müsste ich dann nicht die Digitale Bearbeitung (6,6 ms) und die 2 Meter Entfernung vom Speaker (6,6 ms) zusammenrechnen?
Ich denke auch, dass da der Hase im Pfeffer liegt. Ich spiele schon sehr lange mit 4KM über die Kombination aus Multis samt Pedal- und teils auch Ampmodelling, Röhrenpreamps und -endstufen. Ich habe mich zwar daran gewöhnt und die Vorteile haben für mich schon beim ollen Roland GP-100 (übrigens mWn das erste Gerät, bei dem der Hersteller den Begriff "Modelling" für Ampsimulationen verwendet hat) die Nachteile mehr als wett gemacht.
Aber dass sich das noch immer einen Spur zähler anfühlt als direkt anlaog, dass ist für mich bis heute und mit moderneren Geräten so geblieben, bis hin zum Axe-Fx II XL+ oder dem Kemper (den ich aber nur von wiederholtem Spielen in Läden auf Messen und bei anderen kenne).
Ohne das wissenschaftlich korrekt untermauern zu können, stelle ich immer wieder fest, dass die menschlichen Sinne und das Gehirn auf manchen Gebieten einfach extrem sensibel reagieren, vermutlich weil es sich dort als evolutionär vorteilhaft erwiesen hat. Und das äußert sich dann sehr oft nicht in exakten Beobachtungen, sondern eher gefühlsmäßig. Mehrere laute, weitgehend identische Geräusche mit einer minimalen Verzögerung lösen zB eine besondere Aufmerksamkeit aus. Nicht ganz unlogisch, denn was für eine PA mit vielen Boxen oder einen Full Stack gilt (der auch bei objektiv gleicher Lautstärke "größer" klingt, kann im Fall einer Horde wild trampelnder Büffel durchaus bedrohlich sein. Dass ein unterschwelliges Gefühl von Bedrohung auch Spaß machen kann, sieht man ja am Erfolg von Horrorfilmen...
Um zum Punkt zu kommen: was viele da irgendwo stört, ist vielleicht gar nicht so sehr die absolute Latenz, sondern das Auseinanderfallen von optischer Wahrnehmung und der Wahrnehmung des Geräuschs durch das Gehirn. Speziell die, die ihr Instrument noch auf analogen Amps gelernt haben, sind geprägt auf eine gewisse Abfolge von Anschlag und Tonereignis, und das durchaus in verschiedenen Entfernungen zum Amp, eben daheim direkt vor dem Amp, im Proberaum und auf größeren Bühnen. Und das irritiert dann einfach, wenn dass nicht mehr jeweils wie gewohnt korresponidert.
Wie gesagt, ich selber lebe lieber damit, als einfach trocken und ohne ausschmückende Effekte über den Amp zu spielen. Dafür spiele ich für meien Geschmack einfach nicht gut genug
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Gruß, bagotrix