Aber woran liegt das, dass sich Highgain nicht regeln lässt?
Auch wenn es bei den Gitarren gewisse Unterschiede gibt, idR liegt das ja doch mehr am Amp und dessen Einstellung.
HiGain wird dadurch erzeugt, dass mehrere Verstärkungsstufen hintereinander geschaltet sind, die alle übersteuert werden. Übersteuern bedeutet wiederum, dass die jeweilige Stufe technisch nicht mehr höher verstärken
kann, deshalb gerät sie in den Bereich, in dem beim Anschlagen vom Anstieg des Signalpegels am Eingang der Stufe immer weniger am Ausgang ankommt. Sprich, es wird nicht mehr linear verstärkt.
Dabei entstehen zum einen die geliebten Verzerrungen, zum anderen aber eben auch eine Kompression des Signals. Ab einem bestimmten Eingangspegel wird der Pegel, der in die nächste Stufe gelangt, einfach nicht mehr höher. Heißt aber umgekehrt, dass Du am Poti auch ziemlich weit zurückdrehen musst, bevor der Ausgangspegel zur nächsten Verstärkungsstufe überhaupt leiser wird und sich dort die Zerre reduziert. An dem Punkt bleiben dann halt nur noch wenige Millimeter am Volume übrig, in denen überhaupt noch was hörbares stattfindet.
Man könnte als Hersteller den Regelbereich jetzt natürlich extremer abstimmen, dh den Verlauf des Widerstandswertes auf der Bahn des Potis ändern. Dann hast Du aber das umgekehrte Problem, dass Du bei unverzerrten Sounds am Anfang des Regelwegs einen Kippschalter-Effekt bekommst - Du drehst von 10 auf 8, und kommt kaum noch was aus dem Amp. Da ein Modeller meist den Signalverlauf realer Amps rechnerisch nachbildet, gilt das Gesagte dort übrigens nicht weniger (außer bei speziellen Algorithmen, die das ausgleichen).
Für den Gitarrenhersteller ist der Regelweg am Poti also immer ein Kompromiss, da die Gitarre ja nicht nur für einen bestimmten Amp bzw. Sound funktionieren soll. Ich nehme das schon auch so wahr, dass manche PUs etwas mehr oder weniger Dynamik zulassen, und dass das nicht immer in direktem Verhältnis zu ihrem Output steht. Aber im HiGain-Bereich gibts auch für den knackigsten SC technische Grenzen.
Besser funktioniert es für viele schlicht mit weniger Gain am Amp, dafür mit einem vorgeschalteten Booster oder einem Overdrive mit mehr Level und wenig Gain. Ich habe zB einen J. Rockett Archer, den man sehr gut auch als "Always On"-Booster nutzen kann und der die Potitarbeit unterstützt.
Insgesamt besser geht es auch mit einem Röhrenamp, der schon gut in die Endstufensättigung gefahren wird. Dort hat man dann quasi eine zweite Kompression in der Endstufe, d.h. selbst wenn die Vorstufe deutlich weniger Saft bekommt (und dadurch weniger zerrt), wird der Amp insgesamt durch die Endstufe noch nicht deutlich leiser. Auch das kann man an vielen Modelling-Amps nachbilden. Dafür gibts dann neben Gain und Master idR noch einen gesonderten Level-Parameter. Ohne den macht ein Non-Master-Model eines Plexi ja zB auch wenig Sinn, und auch der Fender Deluxe wird gerne mit virtueller Endstufenzerre gemodelt.
Ein Hinweis noch: Ein Noisegate ist für die Potiarbeit meist sehr hinderlich. Sinkt der Eingangspegel zu stark, regelt das Gate noch weiter runter bzw. macht ganz dicht, denn oft wird der Schwellenwert direkt am Input abgenommen.
Gruß, bagotrix