Trotzdem zerbreche mich mir grad mal wieder den Kopf um diesen Blues Deluxe und Blues Deville (beides die Reissues) und finde noch keine Lösung.
Es ist mir ein Rätsel, warum Fender seine ureigensten und seit 'zig Jahren bewährten Schaltkonzepte verlassen hat, um solcherart - ich wage es gar nicht zu schreiben - (nur aus rein technischer Sicht gesehenen!) Fehlkonstrunktionen auf den Markt zu bringen. Ist mir schleierhaft!
Offenbar wollte man irgendwie mit Hängen und Würgen oder auf Gedeih und Verderb einen halberwegs verwendbaren Kompromiß zwischen Normal- und Drive-Channel hinbekommen, so jedenfalls mein Eindruck. Aber warum hat man dann nicht identische Preamps designed?
Man pflanzt nur zum Beispiel zwei Spannungsteiler in den Signalpfad, Gedöns im Signalweg; ein Gitarrensignal wird dadurch nicht besser, wenn klang- und phasenverändernde Bauelemente da drin liegen.
Diese Spannungsteiler: Während man an einer Stelle den Pegel absenkt (Ok, das macht durchaus sogar etwas Sinn, wird doch dadurch der Volume-Regler etwas besser handelbar), holt man an anderer Stelle aber wieder ein Maximum heraus. Warum?
Aber fange ich mal an und vielleicht finden wir ja gemeinsam einen Konsens, der wenigsten so halberwegs überzeugt. Sofern es überhaupt (noch) jemanden interessiert.
Ich habe mal den Preamp aus dem Schematic des Blues Deluxe und des Blues DeVille extrahiert und vereinfacht aufgezeichnet. Die Vereinfachung dient zum Verständnis der Vorgänge unter folgenden Voraussetzungen (Man ziehe zum Vergleich die Original-Schematics, aufgeführt in "Blues Deluxe/Deville Reissue, Release Date: 14-Dec-04, Rev. A" zu Rate):
Den schaltbaren Bright-Ko C23 mit seinen 470 pF habe ich weggelassen. Mit einer Strat braucht man den nicht zwingend bzw. man stelle sich einfach vor, dass er nicht benutzt wird. Ebenso habe ich C53 mit seinen 750pF weggelassen! Denn er ist im Normal-Channel überbrückt, er spielt als hier keine Rolle. Und ich betrachte nur den Normal-Channel.
Die Eingangswiderstände der nachfolgenden Röhrenstufen vernachlässige ich ebenfalls, wenn ich die Spannungsteiler betrachte. So ganz koscher ist das nicht, zugegeben. Denn so rechne ich mit unbelasteten Spannungsteilern, die in Wirklichkeit aber belastete sind eben aufgrund der Eingangswiderstände der Röhrenstufen. Da diese aber beim Blues DeVille und Blues Deluxe konstant bleiben, mag man mir diesen Fauxpas vielleicht verzeihen.
Wie die Herrschaften bei Fender auf die gemessenen Werte der NF-Spannung kommen, ist mir noch ein Rätsel, soll aber vielleicht auch erst einmal außen vor bleiben.
Hier also der Preamp in Stellung Clean vereinfacht umgezeichnet:
mit der Tabelle der zugehörigen Widertandswerte:
und hier vereinfache ich das noch einmal:
Darf ich das? Ich denke ja. Unter der Annahme, dass der Volume-Regler V voll zugedreht ist, liegt V parallel zu R52 parallel zu R44. Den daraus resultierenden Geamtwiderstand nenne ich R‘:
R52 || V || R44 = R‘
Der Schematic verrät: Die NF-Spannung an der Anode Rö1a ist beim Deluxe kleiner als beim DeVille. Das ist ok, denn der Gesamtwiderstand des Spannungsteilers, gebildet aus R9 und R‘ ist beim Deluxe kleiner als beim DeVille (R9 ist beim DeVille fast doppelt so groß, genau genommen 1,8x so groß wie beim Deluxe) und somit sinkt die anliegende Ausgangsspannung an der Anode.
Wie groß ist R‘?
1/Rges = 1/R1 + 1/R2 + 1/R3
=> 1/R‘ = 1/R52 + 1/V + 1/R44 = 1/240K + 1/250K + 1/510K
=> R‘ = 98,74 KOhm
=> R‘ ≈ 100 KOhm
Blues Deluxe R9 = 150 KOhm, Blues Deville R9 = 270KOhm (siehe obige Tabelle), somit beträgt der Gesamtwiderstand, gebildet aus R9 + R‘
beim Blues Deluxe: 250 KOhm
beim Blues DeVille: 370 KOhm.
Berechne ich nun die am Steuergitter (Gridstopper vernachlässigt) anliegende Eingangsspannung Ue1 an Rö1b für den Blues Deluxe und für den Blues Deville, so komme ich auf folgende Werte:
U2 = Uges * R2 / (R1 + R2)
=> Ue1 = Uges * R‘ / (R9 + R‘)
beim Blues Deluxe: Ue1 = 72 mV
beim Blues DeVille: Ue1 = 53 mV.
Das heißt, unter der Annahme eines unbelasteten Spannungsteilers ist die Eingangsspannung an Rö1b beim Blues Deluxe 1,36x so hoch, wie beim Blues DeVille.
Schaue ich auf den zweiten Spannungsteiler, den Fender vor Rö2a verbaut hat. Blues Deluxe, Blues Deville R8 und R102 (siehe wieder obige Tabelle):
U2 = Uges * R2 / (R1 + R2)
=> Ue2 = Uges * R102 / (R8 + R102). Wenn Uges nun 1V wäre, dann beträgt die Eingangsspannung Ue2 an Rö2a:
beim Blues Deluxe: Ue2 = 68,3 mV
beim Blues DeVille: Ue2 = 266 mV.
Die Eingangsspannung an Rö2a ist beim Blues DeVille rund 3,9x so hoch, wie beim Blues Deluxe.
Warum hebt man rein rechnerisch (wie schon geschrieben, die im Schematic eingetragenen Werte der NF-Spannung sind mir erst mal noch schleierhaft) die Eingangsspannung beim Blues Deluxe an Rö1b so an, um sie dann
beim Blues Deluxe dann wieder so dermaßen zu senken. Und beim Blues DeVille ist es genau umgekehrt mit wenigstens dem gerningfügigen, positven Nebeneffekt, dass dessen Volume-Regler nicht ganz so "pinzettenempfindlich" ist?
Zum Blues-Deluxe-Preamp des RI vs. der USA-Ausführung schrieb ich ja
hier schon was.
Hm.