Aber wenn ich jetzt z.B. eine Creamback IR habe und sehe, dass der Original Creamback einen Frequenzgang von 75 Hz bis 5 kHz hat
Der Gitarren-Lautsprecher plus Mikrofonierung (deshalb auch die IR) bringt nur 100Hz bis 6000Hz
Die Zahlen kommen ja so schon mal nicht hin.
Ich bin mir jetzt nicht sicher, auf welchen Creamback du dich beziehst, aber egal welches Frequenzgang-Diagramm ich mir anschaue, es gibt immer noch was deutlich unter 75 Hz und über 5 kHz. Bei dem einen sind die Kurven steiler als bei dem anderen, bei dem einen weniger. Aber was ich früher einfach blind von anderen übernommen und geglaubt habe – nämlich dass Gitarrenboxen generell einen Frequenzgang haben, der nicht über 6 kHz hinausgeht, stimmt einfach nicht. Besonders entscheidend finde ich hier übrigens, mit wie viel und welchem Charakter an Verzerrung man spielt. Ein stark zerrender High-Gain-Amp produziert auch über 10 kHz relativ viel. Je nach Lautsprecher (G12T-75 zum Beispiel) kann ein High Cut bei 6 kHz einen
extremen Unterschied machen. Bei einem cleanen Vox mit Greenbacks dürfte das dagegen viel weniger auffallen. Vor allem, wenn man nicht sehr perkussiv spielt (aber auf die Spielweise müssen wir das Thema ja nicht zwangsläufig ausweiten ^^).
Um Eingangsfrage etwas konkreter zu beantworten: meine Low Cuts setze ich selten unter 100 Hz, manchmal drüber. Wenn ich ein Patch für ein fertig arrangiertes Lied meiner Band erstelle, höre ich es mir immer im Kontext an und setze einen Low Cut manchmal auch noch höher (110 Hz, wie Tragtop meinte, sind bei mir auch nicht selten). Also grob zwischen 90 und 110 Hz. Wenn ich den Sound dann mit meiner Band spiele, fehlt mir eigentlich nie was, auch wenn die Gitarre deutlich an Bass verlieren kann. Und ich denke, das ist der springende Punkt:
1. Eine Impulsantwort kann prinzipbedingt nicht einfach "nur" den reinen Lautsprecher erfassen und
2. hab ich ja gar nicht das Ziel einer perfekten Lautsprecherreproduktion, sondern ich möchte den Klang für den Mix optimieren.
Warum braucht es dann noch zusätzlich einen Hi-Cut bei 8khz und einen Low-Cut bei 80Hz.
Ich würde sagen: wenn du die Möglichkeit zum Aufnehmen hast, probier das mal aus.
Man kann dabei eine Menge spannender Sachen über Gitarrensounds lernen!